Amts- und Anzeige-Malt flr Wildbad und Umgebung.

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Urs. 101.

Donnerstag

31. August 1893.

29. latii'gang.

Württemberg.

Stuttgart. Die zu einem 4wöchent- lichen Zeichenkurs einberufenen 21 Lehrer hatten am Freitag ihre Abschiedszusammen- lunft in der Liederhalle. Dabei waren an­wesend die Letter des Kurses, Baurat Dol­metsch und Präs. Högg und die den Unterricht erteilenden Architekten Burkhardt und Zeichen­lehrer Ritter. Neallehrer Göhring Möckmühl hielt die Abschiedsr.de und sprach darin im Namen der Teilnehmer der hohen Behörde seinen Dank aus, welche zu genanntem Kurs einberufen hatte; er dankt- namentlich auch für den gediegenen Unterricht. Verschiedene weitere Reden machten in Abwechslung mit musikalischen Vorträgen den Abend zn einem sehr gemütlichen. Am Samstag waren die Arbeiten der Lehrer >m Zeichensaal der Le­gionskaserne ausgestellt; die Kommission soll sich befriedigt über die Leistungen ausgesprochen haben, so daß zu hoffen ist, daß auch im nächsten Jahr wieder ein ähnlicher Kurs in Stuttgart gehalten wird. Besonderes Inte­resse erregte auch die von der württ. Schul- banksabrik Ramminger und Stetter in Stuttgart, ausgestellte Schulbank Columbus, welche auf di« einfachste Weise in einen Zeichentisch um­gewandelt werden kann. Durch diese neueste Erfindung kann auch in Gemeinden, welchen die Mittel zur Erstellung eines besonderen Zeichensaales mit der erforderlichen Einrichtung fehlen, der Zeichenunterricht eingeführt weroen.

Alten steig, 28. Aug. Gestern nacht halb 10 Uhr brach in dem benachbarten Eb- hausen (Wöllhausen) Feuer aus. Rasch brann­ten 4 Gebäude nieder, 5 Familien sind ob­dachlos geworden. Versichert ist nur weniges. Einem Schuster verbrannte ein großer Vorrat fertiger Waren, einem andern Abgebrannten verbrannte eine größere Geldsumme. Das Feuer soll durch Waldstreu entstanden sein, die sich selbst entzündet habe.

Heilbronn, 25 Aug. In einer diese Woche hier stattgehabten öffentlichen Schuh­macherversammlung wurde beschlossen, über diejenigen Meister, welche die neue Werkstatt­ordnung nicht genehmigen, die Sperre zu verhängen. Die Arbeitszeit in dieser Werk­stattordnung ist auf 12 Stunden festgesetzt, Sonntagsarbeit soll wegfallen bezw. eine jede Ueberstunde mit 15 Pfg. extra bezahlt werden. 34 Meister haben bis jetzt ihre Zu­stimmung gegeben, 12 dagegen verweigerten dieselbe, weshalb über dieselben die Sperre verhängt werden soll-

Rundschau.

Baden-Baden, 28. Aua. Der Be­sitzer des franz. Rennstalles, Hr. Veil-Picard,

welcher mit seinen übrigen Sportsfreunden aus Paris hier weilte und dessen 2jähriger FuchS- hengstMelchior" am letzten Freitag den Zu- kunstsprcis mit 20 000 Mk- gewonnen, hat in dankbarer Erkennung für die freundliche Aufnahme, die er bei seiner Anwesenheit in Baden gefunden, die reiche Gabe von 1000 Mk. zum Besten des hier unter dem Protek­torat der Gcoßherzogin in Vorbereitung be, findlichen Marthahausbazars gewidmet.

Neustadt a. b. H., 27. Aug. Vom 1. Okt. ab haben die Rückfahrkarten auch auf der pfälzischen Bahn zehntägige Gültigkeit. (Jetzt fehlt für Süddeutschlaud noch Elfaß- Lothringen) Auch die hessische Ludwigs­bahn soll vom 1.Okt. ab dis gleiche Verkehrs- erleichterung einzuführen beabsichtigen. Bei dem engen Jneinandergreifen der pfälzischen und elsäßischen Bahnen in das Netz der hessi­schen und badischen werden auch die Direktio­nen der noch «usstehenden Bahnen sich der Reform der Rückfahrkarten nicht mehr lange entziehen können.)

Bei Freinsheim in der Nähe von Neustadt a. H. hat am Dienstag ein großer Waldbrand eintausend Morgen Forst ver­nichtet.

Aus Franken, 27. August. Der Gefamtbrandfchaden in dem abgebrannten Creußen bei Bayreuth beläuft sich auf fünf­hunderttausend Mk., die von den einzelnen Versicherungsgesellschaften zu zahlende Mobi­liarversicherungssumme wurde auf insgesamt 75 000 Mk. festgesetzt. Dis Brondversicher- ungssumm? für die abgebrannten Gebäude be­trägt 231000 Mk. Während des Brandes sind für 1400 Mark Schmucksachen gestohlen worden.

AusKissingen, 26. August wird denM. N. N." gemeldet: Der württemb. Ministerpräsident Frhr. v. Miltnacht be­suchte gestern den Fürsten Bismarck und konferierte lange mit ihm.

Die Nakoczi-Ouelle in Kissingen ist am letzten Freitag, wie von dort milgetheilt wird, ausgeblieben, ein Fall, der zu den größten Seltenheiten gehört. Bis Vormittags 10 Uhr wartete man vergeblich auf ein Wieder­erscheinen der Quelle.

Wiesbaden, 28. Aug. DerRh. K." meldet aus Rüdesheim, daß auf dem SchiffeFlora" ein Cholerafall vorgekommen sei."

Leipzig, 28. Aug. Eines qualvollen Todes ist hier ein l ljähriger Knabe gestorben, der mit einer Schreibfeder in einer Warze herumgestochen und sich dadurch eine Blut­vergiftung .zugezogen hatte.

R ein hards brun n , 25. Aug. Heute fand die Paradeausstellung der Leiche des

Herzogs im Saale des Erdgeschosses im Schlosse statt Von 9 Uhr ab sammelte sich ein zahlreiches Publikum vor dem Parkein­gang. Der Herzog liegt im offenen Sarg in der Uniform .seiner Halberstävter Kürassiere mit sanften ruhigen Zügen. Am Fuße d-r Sarges liegt ein Kiffen mit den Orden deS Verewigten, sowie zahllose Kränze. E ne Ehren­wache ist aufgestellt. Tausende von Menschen passierten in lautloser Stille ven Saal. Herzog Alfred ist heute mittag nach Coburg gereist.

Ko bürg, 28. Aug. Der Kaiser traf um 10 Uhr 40 Min. hier ein. Nach 11 Uhr kam der Zug mit der Leiche des Her­zogs Ernst an. 12 Oberförster hoben den Sarg auf den Leichenwagen, um 11^4 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. An der Spitze der Leidtragenden ging Herzog Alfred, rechts von ihm der Kaiser, links der König von Sachsen. Es folgten der Herzog von Connaught, Erbprinz Alfred, der Prinz von Wales, hierauf die Prmzen Wilhelm von Baden. Der Zug bewegte sich nach der Moritzkirche. Der ganze Trauerzug war mit Trauerfahnen, Obelisken und Flaggenmasten geschmückt. Krieger der Kriegervereine und Landwehrvereine bildeten Spalier. Die Straße war von Tausenden gefüllt.

Gegen die Regierungsübernahme in Koburg-Gotha durch den Herzog von Edin- burg polemisiert der Stöcker'fcheReichsbote". Es sei gegen das nationale Empfinden, daß ein englischer Herzog und Admiral Regent eines deutschen Landes und als solcher deut­scher Bundesfürst sein soll. Das deutsche Volk sei seit alter Zeit gewohnt, in seinem Fürsten seinen Führer zu sehen und sich nnt seinen Fürstenhäusern eins zu fühlen. Das sei aber nicht mehr möglich, wenn das natio­nale Gemeinschaftsband fehle und ein Aus­länder auf dem Thron sitze.Wir bedauern daß sich in unserer deutschen Verfassung keine Stelle findet, in welcher ausgesprochen ist, daß an einen auswärtigen Prinzen oder Für­sten niemals die Regierung eines deutschen Landes übergehen kann "

Grüneberg (Schlesien), 26. Aug. Die große Tuchfabrik von Janke u. Comp, mit Spinnerei und Weberei ist heute Nacht nis- dergebrannt. Der Schaden beträgt über eine Million. Sechshundert Arbeiter sind brotlos geworden.

Straßburg, 26. Aug. Die Vorberei­tungen zu den großen Manövern werden ge­genwärtig mit äußerstem Eifer betrieben. Das Verhältnis der Soldaten zu ihren Ouartier- gebern im Lande wird überall als ausgezeich­net geschildert; die eisaß-lothringische Bevöl­kerung interessiert sich in besonders hohem