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worfen habe. Er brachte den Zug zum Stehen; das Zugsperfonal konnte aber niemand finden. Ein Paffagier im Zuge gab im Aerger über den Aufenthalt den Befehl zur Weiterfahrt und ahmte dabei auch das Pfeifen des Zug­meisters nach. DaS ziemlich hinter dem Zug noch befindliche Zugspersonal blieb deshalb zurück und mußte in Höfen übernachten.

Aalen, 21. Aug. Das 3jährige Kind des Lokomotivführers R. hier gerieth letzten Samstag Nachmittag in einem unbewachten Augenblick an ein Gesäß, das mit Laugenstein gefüllt war. Es genoß eine Kleinigkeit davon und mußte in Folge dessen sein Leben las­sen.... .

Rundschau.

M a n h e i m, 23. Aug. Ein hies. Rechts­anwalt ist dieser Tage einem Schwindler zum Opfer gefallen. Zu demselben kam ein Herr und stellte sich als Möbelhändler aus Karls­ruhe vor. Er habe bei einem hiesigem Möbel- Händler eine Forderung von 1500 Mk., die er einklagen müsse. Der Anwalt versprach die Eintreibung des Betrages zu übernehmen wo­rauf sich nach Abschluß der nötigen Forma­litäten der angebliche Karlsruher Möbelhänd­ler entfernte, kurze Zeit darauf aber wieder erschien, um nach seinem Portemonnaie zu fragen, das ihm in V rlust gerathen sei. Da sich das­selbe mcht vorfaud, war der Karlsruher ganz untröstlich. Er w ffe nun nicht, wie er nach Karlsruhe zurückkomme, da außer seinem Geld auch sein Eisenbahnbillet fort sei. Der Anwalt erbot sich als Retter in der Not und übergab dem Fremden leihweise 20 Mk., mit welchen der Letztere, Dankesworte sttammelnd, davon trollte. Bald darauf sollte der gutherzige An­walt aber erfahren, daß er einem Schwindler zum Opfer gefallen ist. Er ließ dem hiesigen Möbelhändler einen Zahlungsauftrag zugehen, de» dieser aber nicht anerkannte, da er Nach­weisen konnte, daß er dem Möbelhänvler in Karlsruhe nichts schulde. Dieser Umstand machte dem Anwalt klar, daß er einem Schwind­ler 20 Mk. geliehen hatte.

Berlin, 22. Aug. Die heutige Num mer desSozialist" wurde beschlagnahmt wegen eines Berichts über den nationalen Sozialistenkongreß. In demselben wurden sie Attentate auf den Polizeirath Rumpf in Frankfurt als glänzende politische Thaien ge­leiert.

Oppeln, 22. Aug. Ein Wallfahrts­zug ist unweit Piekar von einem schweren Un­glück «betroffen worden. Durch Prozessions­musik scheu gewordene Pferde rannnten in den entgegenkommenden Prozessionszug hinein. Zwei Frauen wurden sofort getötet, zahlreiche Personen sind verwundet.

Aus Breslau wird der N. Fr. Pr. berichtet: Eine Aufsehen erregende Erbschaft ist der Stadt Görlitz zugefallen. In der vori­gen Woche starb die Witwe des früheren Redak­teurs der Niederschlesischen Zeitung, Breitthor, die den größten Teil ihres Bermögens, eine Summe von 800 000 Mk., der genannten Stadt vermacht hat. Die Erblasserin zeichnete sich bereits bei Lebzeiten als Wohlthäterin aus.

Anikffhalkklckks.

An den Unrechten gekommen.

Hnmoreskevoii Th. Müller-Plattensteiner

(Fortsetzung.)

Dem Herrn Julius Moser sank ob dieser Rede vor Verblüffung die Unterlippe herab so energisch hatte man, seit er sein unglück­

seliges Einjährigenjahr absolviert hatte, nickt mehr mit ihm gesprochen. Er öffnete und schloß probeweise ein paar Male den Mrknd, um zu erkennen, ob er noch dtir Sprache! mächiig sei, und dann wollte er losschieße»,! aber er kam nicht dazu, eine Hanbbewegung des Lieutenants schnitt ihm schon gleich das erste Wort ab.

Haben Sie denn einen Grund zu Ihrer Aversion vor dem Offizierstande, mein Herr? Dünkt Ihnen derselbe etwa nicht gut genug, um in nähere Veröindung mit demselben zu treten? Mein Herr, ich muß sie ernstlich bitten, mir Rede zu stehen! Ich habe keinen Pfennig Schulden, ich lebte ie>ther von der Gage und meinem schriftstellerischen Verdienste, ich bin aus guter Familie, genieße, wie ich glaube, die Achtung meiner Vorgesetzten, und einen tadellosen Ruf. Was haben LÜe also gegen mich?"

Herr Julius Moser war ganz baff. Er war daher gekommen, diesem L-.eutenaiit die Leviten zu lese», unv nun drehte dieser unangenehme Mensch beinahe den Spieß um . . . das märe so was . . . Donnei- wetter, da mußte man energisch entgegen- drücken.

Ich habe gegen Ihre Person eigentlich nichts, Herr Lieutenant", sagte er dabe> sest und polternd, aber von meinem Prinzipi kann ich nicht abgehen I"

So muß ich Sie bitten, mir doch noch nähere Gründe anzugeben, denn ich nehme auch aus Prinzip jede Beleidigung, welche dem Stande zugeschleudert wird, bei» ich auzugehören die Ehre habe, persönlich und von diesem Prinzip kann ich auch dem Later des von mir über Alles geliebten Mädchens gegenüber nicht abgehen."

Der Vater der über alles Geliebte» wippte mit seinem Hute auf und ab, es kochte fürchterlich in ihm aber der Lieu­tenant da vor ihm halte ihm durch die uner­wartete Energie, mit der er sein Glück ver­teidigte. doch zu sehr imponiert, als daß er sein Heil in einer weiteren Polemik hätte suche» möge», er wollte sich daher auf be­quemem Wege die Sache vom Halse schaffe» und mit einer stummen Verbeugung ver­schwinde».

Bon Armin, der hoch aufgerichtek vor ihm stand und aus dessen hübschem Gefickt ihm die Erwartung entgegenleuchtete, gab dies jedoch nicht z». Er zwang seine Miene zu einem ruhigfreundlichen Ausdruck und sagte: Sie müssen doch schlimme Erfahrungen mit unserem Stande gemacht haben, Herr Mo­ser, ich sehe es aümäblig ein, wie aber kam es, haben Sie gedient?"

Herr Julius Moser machte ein Gesicht, als ob er aus ein Sandkorn gebissen hätte. Der Lieutenant ersah seinen Vorteil und fuhr forl.-Ah, Sie haben gedient? Und wo, wenn ick trage» dars?"

Ja ich habe gedient, Herr Lieutenant, als Einjähriger, und die Offiziere dadurch kennen gelernt I Und frei, offen will ich gestehen, daß mir nicht einer dieser Herren so gefallen hat, daß ich mick hätte für de» Stand begeistern können; al>o wird es auch dabei bleiben, daß ich meine Tochter . . ." Ueber das Gesicht des Lieutenants ^ war während der Aussprache seines Gegenübers ein blitzschnelles Lächeln gehuscht er glaubte den Grund von dessen Abneigung gefunden zu haben und unterbrach ihn mm, um der Sache weiter nachzusorjchen:Das thut mir ja so herzlich leid, wenn Sie ans Vorgesetzte gestoßen sind, Herr Moser, deren Sympathie Sie nicht erringen konnten, aber gleich den

ganzen Stand deshalb zu verurteilen, das l geht doch zu weit! War es bei meiner Waffel, wo Sie dienten?"

Sogar in Ihrem Regimente ... bei der fünften Batterie . . . aber lassen Sie uns diese Unterredung abbrechen, die zu nichts führen wirb und zu Nichts führe» kann; ich empfehle . . ."

Der Lieutenant ignorierte vollständig, daß der Schwiegerpapa in sps den Rückzug an- trcten wollte, er ließ ihn vielmehr abermals nicht ausrede»:B-'> der fünfte» Bat­terie, sagen S'e, welcher Zufall, es ist die meine und ich kommandiere sie gegenwärtig in Abwesenheit des Batteriechefs ... ich schätze Sie auf 4749 Jahre, Herr Moser Sie müßte» also i» den Jahren 6769 Ihre» Einjährigen gemacht haben . . . ach, warten Sie dock mal . . Mit einer raschen Bewegung halte er sich seinem Schreib­tische zagewandt, auf dem ein Haufen großer Bucker ausgestapelt lag, und mit sicherem Griffe Halle er eines davon herausgezoge», 67 nicht?" nochmals fragend, worauf Herr Moser mechanisch »ickie.

Er machte aber dazu Augen wie ein Karpfen, der unversehens aufs Land geriet, er hatte eine unbestimmte Abnung, daß etwas Unangenehmes sin ihn passieren müsse, sich jetzt einfach drücken, ging schon gar nickt, al>o in Gotttes Namen abwarten die Helene krregte er doch nickt, und wenn er sick auf de» Kopf stellte. (Schluß f.)

KZI. Kurtftsgtsr.

Wllclbscl, 24 ^.llg. Km Lamstag Locket im Kgl. Kurtbsater kür l?rl. Lisa Hauer sum Lbrenabsnck ckis Kuickülrruirg ckesLrobsptsil" starr. Dis Künstlerin wird an ckisssrn ilrrsm Lsnsüsabsncks, äem letzten in äsr Laisou, aut eins um so re­gere Dsilnabwe ckes Lublikums rselinsn drücken, als Liumsirtbals geistvolles Lust­spiel cker Lrobsplsil in Lick. Lauer als Üortsnss unä Urn. Lmil Reu Lire als Larou Lggs swei selten vorsügliebs Ver­treter baden wird. Lrl. Lauer, ckis swar im Lauts ckisses Lpislplans in ilrrsm sigsnt- lielrsn Laebe nur wenig ausgetreten ist,' bat sieb jsckoob in allen ibrsn sonstigen Leistungen im Lublilcum ckurob ilrre ge­winnende Lisbsuswürckiglrsit uuck ilrre blen- cksoäs Li'sebsinung so rvarme A^mpatbisrr erworben, äass ibr Lkreuabeirck sieb tür ckis Lobsicksnäs su einer treunäiieben Erinner­ung gestalten äürtts!

Hb8vliikü vom lrValöo.

Du sebönsr, grüner, äunlrlsr ckVaick ckVis lieb' ieb Dieb so ssbr;

Dass ieb von Dir soll sebsiäsn balck, Uaebt mir äas Ickers Last sebwsr. leb bab' in ckir so insnebs Ltunck'

Naneb' selrönen V7sg gsmaelrt,

Duck mieb aus vollem lcksrssnsgrunck Lrtrsut an deiner Lraebt.

0 stille ckValckessinsamlrsit In ckir träum' ieb so gern,

Der Lion so trob, ckas Ickers so wert,

Vom ckVsltgst'risbs kern.

Kuli gsbt's sur Heimat balck surüob Ins stille traute ckcksim,

0 6ott srbalts mir mein Ocküelr Duck all ckis Lieben mein.

Kommt einmal wieder Ockiscksrwsb Duck reisst es mit Oswalt;

2u ckVilckbacks warmer tzuell ieb gsb'

2u dir du sebönsr ckValck. 7/. 7ck»