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L^ro. TZ.

Samstag 26. August 1893.

29. lalu'gang.

Kerzog Linst von Sachsen- Koliurg-Kotlja

ist Dienstag Nacht 11^/4 Uhr an den Folgen des un angst erlittenen Schlaganfalls ver­schieden. Mit ihm ist einer der volks- tbümlichsten Fürsten Deutschlands zur ewigen Ruhe eingegangen, außerdem ein Mann, der sich um die deutsche Sache unsterbliche Ver­dienste erworben hat.

Der 75jährige, schon länger leidende Her­zog hatte sich kürzlich bei den Opernmuster­aufführungen in Gotha zu große Anstrengungen zugemutet, dazu sich gleich darauf bei einem Jagdausflug eine Erkältung zugezogen. An­fangs schien man zu hoffen, daß der überaus kräst ge Körper des Herzogs die Krankheit noch einmal überwinden werde, doch trat bald fast ununterbrochene Bewußtlosigkeit ein, und seit Tagen war der Kranke von den Aerzten auf­gegeben. Herzog Ernst hat einst, in der Zeit der deutschen Einheilsbestrebungen, zu den po­pulärsten deutschen Fürsten gezählt und es ist allbekannt, daß er in der herrlichsten Periode der deutschen Geschichte in der ersten Reihe derjenigen gestanden ist, welche die heutige Gestalt unseres großen Vaterlandes haben schaf­fen helfen. Kein Mann des Schwertes und der That, hat er mit dem wohlerwogenen Rat seines fein n Geistes, mit dem lebhaften Drang eines echt leutichen Herzens mitgewirkl an die­ser Schöpft? ng, die, bei der stark ausgeprägten, auseinandcrstrcbenden Art der Deutschen, für alle Zeiten als eines der bemerkenswertesten Er­eignisse der europäischen Geschichte betrachtet werden wird. Dafür gebührt dem jetzt Hin­geschiedenen für immer der Dank des ganzen deutschen Volkes. In seinem Lande war der Herzog, dem nur noch wenige Monate an der Vollendung des 50. Regierungsjahres fehlten, außerordentlich populär. Seit einem halben Jahrhunder tkristallisirte sich das gesamte Staats­leben der beiden Herzogtümer um seine Per­son, er war fast jedem seiner Unterthanen per­sönlich bekannt und so ist es natürlich, daß siin Hintritt eine schwer empfundene Lücke in den Koburg Gothaischen Landen reißt.

Ernst IV. (August Karl Johannes Leopold Alexander Eduard), Herzog zu Sachsen-Koburg und Gotha), in der Reihenfolge der Koburger Speziallinie Ernst II., Sohn des Herzogs Ernst III. (I) und der Herzogin Luise, einer Toch­ter des Herzogs August von Sachsen-Gotha- Altenburg, war geboren am 21. Juni 1818 zu Koburg, erhielt eine wissenschaftliche Bild­ung und zeigte besonders Neigung für Natur­wissenschaften und Musik. Nachdem er das Jahr 1836 in England, Frankreich und Bel­gien zuzebracht, studierte er in Bonn besonders

Staatswissenschaften und trat dann als Ritt­meister in kgl. sächs. Militärdienste. Nach ver­schiedenen Reisen in Spanien, Italien, Por­tugal und Afrika verließ er die sächs. Armee mit dem Rang eines Generalmajors und ver­mählte sich 3. Mai 1842 rwt Alexandrine Luise Amalie Friederike Elisabeth Sofie (geb. 6. Dez. 1820,) Tochter des Großherzogs Leopold von Baden.

Am 29. Januar 1844 folgte Ernst IV. seinem Vater in der Regierung. In den Be- wcgungsjahren 1848 bis 1849, in denen er durch rechtzeitige Konzessionen die Gemüter zu beruhigen wußte, gelang es ihm, die Herzog­tümer Koburg und Gotha durch eine gemein­same Verfassung zu vereinigen. Auch über­nahm er ein selbständiges Kommando im Krieg gegen Dänemark, und unter seinem Oberbe­fehl wurde der Sieg bei Eckernförde 5. April 1849 gewonnen. Nachdem die Plane für das deutsche Gesamtreich gescheitert waren, schloß er sich dem sog. Dreikönigsbündnis an und veranlaßte den Fürstenkongreß zu Berlin. Bei der persönlichen Freundschaft zwischen ihm und dem Kaiser Napoleon, den er auch zuerst von den deutschen Fürsten in Paris be­grüßt hatte, bemühte er sich 1854 beim Aus­bruch des Krimkrieges, eine Wendung Preußens zu Gunsten Rußlands zu verhindern; dagegen suchte er 1859 Preußen zur Teilnahme am Kriege gegen Frankreich zu bestimmen. Da er in dem bald darauf berufenen Bismarck nur die Reaktion verkörpert sah, setzte er seine Hoffnungen bezüglich einer zeitgemäßen Re­generation Deutschlands auf Oesterreich und war ein eifriger Teilnehmer am Fürstentag von Frankfurt 1863. Zugleich erlangte er in jener Zeit eine außerordentliche Popularität durch seine persönliche, zwanglose Teilnahme an Turn- und Schützenfesten, von welchen man damals das Heil erwartete, durch seine Be­günstigung des Nationalvereins und dergl. Nach dem Tode Königs Friedrichs VII. von Dänemarck trat E. beim Bundestag energisch für die Trennung der Herzogtümer von Däne­mark und die Nachfolge des Prinzen Friedrich von Augustenburg ein, suchte auch persönlich den Kaiser Napoleon III für diesen Plan günstig zu stimmen. Vor dem Ausbruch des Kriegs, im Mai 1866, reiste er nach Berlin, um den König dadurch, daß er ein Schreiben des österreichischen Ministers, Grafen Mens- dorff mitteilte, die von den Kaisern Franz Josef und Napoleon getroffenen Abmachungen enthüllte und auf die Jsolirtheit Preußens hinwies, zur Ei Haltung des Friedens zu be­stimmen. Als jedoch der Krieg ausbrach, stellte sich der Herzog entschieden auf die Seite von s Preußen und ließ seme Truppen zu der gegen

Hannover und die Südstaaten operierenden preußischen Armee stoßen, als deren Bestand­teil sie am 27. Juni 1866 an der Schlacht bei Langensalza teilnahmen. Nachdem er bei den Kapitulations-Unterhandlungen mit den Hannoveranern mitgewirkt hatte, folgte er einer Entladung in das Hauptquartier des Kron­prinzen von Preußen, in dessen Gefolge er der größeren Hälfte des böhmischen Feldzugs beiwohnte. Als Entschädigung für die Opfer des Kriegs, überließ ihm im Okt. 1866 die preußische Regierung die umfangreichen Wal­dungen in der Umgegend von Schmalkalden. Am Feldzuge gegen Frankreich 187071 nahm Herzog Ernst im Großen Haupt­quartier teil.

Seine Mußestunden widmete Ernst den Wissenschaften, der Naturkunde und der Musik. Bekannt sind seine OpernCasilda",Santa Chiara",Diana von Solanges". Ins Volk gedrungen ist unter anderem seine vielgesungene Hymne". Als Frucht einer Reise, welche der Herzog mit seiner Gemahlin und zahlreicher Begleitung (darunter Friedrich Gerstäcker) vom Februar bis Juni 1862 nach Aegypten und den nördlichen Gränzländern Abessyniens unternahm, erschien das Prachtwerk:Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-KoburgGotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und Bogos." Der Bruder des Herzogs Ernst, Prinz Albert, war der Gemahl der Königin Viktoria von England

Nachfolger des verstorbenen Fürsten ist nunmehr der Prinz Alfred von Edinburg, falls sich die Nachricht bestätigt, daß der eigent­liche Thronerbe der Herzog von Edinburg vor 8 Jahren zu Gunsten seines Sohnes auf die Erbfolge verzichtet hat. Prinz Alfred von Edinburg ist im Buckinghampalast zu London am 15. Okt. 1874 geboren und ist königl. preußischer Sekondelieutenant L I» suits des 6. thüringischen Infanterieregiments Nr. 95.

Württemberg.

Stuttgart, 22. Aug. Ein hartnäckig hier auftretendes Gericht will wissen, daß in den letzten Tagen zwischen einem Rittmeister und einem vor kurzem verabschiedeten Premier- Lieutenant des Ulanen-RegimentsKönig Karl" in der Schweiz ein Duell ausgefochten wurde, wobei einer der Duellanten schwer verwundet worden sei. Der Anlaß zu dem Duell wird in dienstlichen Angelegenheiten gesucht. Eine Bestätigung dieses Gerichts bleibt abzuwarten Neuenbürg , 22. Aug. Gestern Abend halb 10 Uhr glaubte der Maschinist des Zuges 146 zwischen den Stationen Calmbach und Höfen einen Mann bemerkt zu haben, der sich in selbstmörderischer Absicht vor den Zug ge-