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Nrs. SS.
Donnerstag
24. August 1893.
29. taiingang.
Württemberg.
Villa Seefeld, 20. Aug. Seine Königliche Majestät haben aus die Trauernachricht von dem in Ulm infolge eines Hitzschlags erfolgten Ableben des zu einer militärischen Hebung einberufenen Gefreiten der Reserve des Ins. Regls. Kaiser Wilhelm König von Preußen (2 württ.) Nr. 120 Postpraktikanten Höfel den Angehörigen Allerhöchst Ihre wärmste Teilnahme an dem erlittenen schmerzlichen Verluste aussprechen lassen.
Ludwigsburg, 18. Aug. Leutnant Schönlein vom 3. Jnf.-Regt., der in Untersuchung war, weil er sich m>t blanker Waffe gegen die Sicherheitsorgane stellte, hat sich nach der „Ulm. Ztg." heute vormittag erschossen. Die Schlußverhandiung gegen ihn war auf heute früh 10 Uhr anberaumt.
Dürrmenz-Mühlacker, 18. Aug. Gestern wurde hier ein Lokomotivheizer während des Dienstes von einem Hitzschlag betroffen. Der Ohnmächtige fiel gegen die Feuerung und zog sich schwere Brandwunden zu. Er wurde sofort ins hiesige Bezirtskrankenhaus verbracht.
Neuenbürg, 18. Aug. Auf dem heutigen Viehmarkt galten Kühe, welche zahlreich zugeführt waren, 100—280 Mk., Rinder 130 bis 141 Mk. Läufer und Milchschweine waren stark vertreten und wurden alle verkauft; elftere zu 26 —104*/e M. letztere zu 14 bis 220s M. per Paar.
U l m a. D., 21. Aug. Aus dem Manövergelände des 12. bayerischen Infanterie- Regiments trafen in der Garnison Neu-Ulm die Nachrichten ein, 35 Mann seien am Samstag vom Hitzschlag betroffen worden, drei an dessen Folgen gestorben. (Frkf. Ztg.)
Rundschau.
Karlsruhe, 18. Aug. Wegen der Erbauung der Nebenbahn Karlsruhe-Herrenalb hat der Stadtrat mit der Firma Sönderop u. Cie. in Berlin, die auch die Kraichgau und Pforzheim-Ettlinger Bahn zu bauen übernommen, nach dem vorliegenden Entwurf einen Bauvertrag abgeschlossen. Es ist nunmehr als sicher anzunehmen, daß die Bahn nach Herrenalb, der großes Interesse zugewandt wird, in kurzer Zeit gebaut wird.
Freiburg, 21. Aug. Am Freitag Abend starb nach schmerzvollstem Leiden der bei dem Turnfest verunglückte Turner, Heinr. Jaichner, Goldarbeiter von Brötzingen bei Pforzheim. Die Beerdigung fand gestern Abend statt. Zu derselben hatten sich drei hiesige Turnvereine und eine Abordnung des Brötzinger Turnvereins eingefunden, welche
Kränze auf das Grab nieserlegten. Ferncr bemerkten wir im Zuge der Leidtragenden Hrn. Oberbürgermeister Dr. Winterer und Vertreter des Haupiausschusses deS Turnfestes.
Man »beim, 18. Aug. Ein gestern in der Stadt verbreitetes Gerückt, wonach lner ein Cholerafall vorgekommen sein >oll, könne» wir nack eiuzogenen Erkundigungen dahin richtig stellen, daß der Sckreniernieister Lauer, am 16. ds. an Brechturchfall erkrankte und innerhalb weniger Stunden verschied. Die sofort eingeleiteten amtlichen Unter! uch- nngen haben auf das evidenteste ergeben, daß asiatische Cholera nicht vorliegt.
Kissingen, 21. Aug. Fürst Bismarck verläßt Kissingen am 28. August und trifft Abends 10 Uhr in Berlin ein; der Fürst reist nach der Ueberführung seines Wagens zum Stettiner Bahnhos sofort nach seinem Gut Varzin weiter.
W e i m a r, 21. Aug. Die Sozialdemokraten beschlossen gegen die geplanten Reichssteuern einen Protest im Großherzogthum circuliren zu lasten.
Gotha, 19. Aug. Der neueste Krankheitsbericht besagt: Die letzte Nacht verbrachte Se. H. der Herzog teils schlafend, teils bewußtlos. Die Nahrungsaufnahme ist gering, die allgemeine Schwäche andauernd.
Gotha, 21. Aug. Das Befinden des Herzogs ist hochkritisch. Der Herzog von Edinburg hat in Neinhardtsbrunn Wohnung genommen.
Gotha, 21. Aug. Der Herzog befindet sich andauernd in dem Zustand von Schlaf und Benommenheit. Die Schwierigkeit der Ernährung hat zugenommen. Auch die Atmung ist erschwert.
Reinhardtsbrunn b. Gotha, 21. Aug. nachm. Der Todeskampf des Herzogs dauert an. Die Katastrophe ist heute unausbleiblich. Alle Vorbereitungen sind bereits getroffen. Der Herzog von Edinburg mit Gefolge sind in Schloß Neinhardtsbrunn anwesend, die Herzogin von Edinburg ist nach Coburg abgereist. Dort, sowie hier, werden die Gala- Gerätschaften bereit gehalten. Die hiesige Schloßkapelle ist bereits schwarz drapiert. Das Staatsministerium ist hier anwesend.
Neisse, 20. Aug. Ferida, die 9jährige Tochter Emin Pascha's die seit einigen Tagen hier in der Obhut ihrer Tante, des Frl. Melanie Schnitzer, weilt, bildet den Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit. Das schwächliche Mädchen weist eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Vater auf, von dem sie den regen Geist und großes Sprachtalent geerbt hat. Die kleine Ferida spricht arabisch, englisch,
französisch, italienisch und deutsch, letzteres nicht so gut wie arabisch, aber bester als die übrigen europäischen Sprachen, wie auch die Tochter Emins mit Stolz betont, sie sei eine Deutsche. Als solche wird sie, sobald sie sich von der Reise erholt und Klima und Verhältnisse einigermaßen angewöhnt hat, auch erzogen werden. Für die Zukunft seines einzigen Kindes hat Emin Pascha vor seinem letzten, anscheinend verhängnißvollen Zug durch Niederlegung einer bedeutenden Geldsumme in Bagamoyo Sorge getragen.
Berlin, 18. Aug. Nach einer Mitteilung des Reichsversickerungsamts wurden im Jahre 1892 ausbezablt a» Altersrenten 51,1 an Invalidenrenten 1,3, zusammen 24,4 Millionen Mark Im Reiche machten die Invalidenrenten 6 Prozent der Rentenzahlungen überhaupt, in Preußen 5, in Bayern 10 aus.
— Der „Reichsanzeiger'' weist angesichts des Auftretens der Cholera in verschiedenen Staaten Europas darauf hin, daß ein erneuter Ausbruch der Cholera in Deutschland mehr als bisher zu befürchten sei. Es werden deshalb die im vorigen Jahr erlassenen Vorschriften zur Bekämpfung der Seuche in Erinnerung gebracht. Der „Reichsanzeiger" warnt vor unvorsichtigem Genuß rohen Obstes und Gemüses und vor Entnahme von Wasser aus den im vorigen Jahr verseuchten Flußläufen, und fordert zugleich auf, jede erdächtige Erkrankung ärztl>ch behandeln zu lassen und zur Anzeige zu bringen. Die weitere Ausbreitung der Cholerascuche sei im vorigen Jahre wesentlich durch Mitwirkung der Staatsbürger verhindert worden und es sei zu hoffen, daß dieselben auch in diesem Jahr es an der zur Vermeidung von Gefahren unbedingt erforderlichen Mitwirkung nicht fehlen lasten wollen.
Dortmund, 19. Aug. Heute vormittag 11 Uhr fand im Schacht Kaiserstuhl eine Wetterexplosion statt. Bis 70s Uhr abends wurden 52 Leichen zutage gefördert. Das Unglück ist wahrscheinlich durch einen Spreng- schuß hervorgerufen worden. Die sehr heftige Explosion verbreitete sich über die ganze Bau- abteilung, in der 100 Bergleute arbeiteten. Davon ist mehr als die Hälfte tot. Ueber 30 sind noch in der Grube; da Verschüttung eingetrcten ist, so wird die Leichenbergung erst an den folgenden Tagen möglich. Die Mehrzahl der Verunglückten ist verheiratet. Der Jammer der Hinterbliebenen ist entsetzlich.
Paris, 21. Aug. Die italienische Regierung hat der französischen mitgeteilt, daß sie als Sühne für die Unthaten in Aigues Mortes die strenge Bestrafung aller Schuldigen,