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Berlin, 18. Aug. Die Einstellung der Rekruten erfolgt in diesem Jahre nicht erst im November, sondern bereits in der Zeit vom 14. bis 17. Oktober.
— Der 75jährige Herzog Ernst von Sachseu-Koburg-Gotha hat am 1. August eine» Schlazanfall erlitten, dessen Nachwirkungen noch immer fortdauern, indem die Nahrungsaufnahme sehr gering ist, und die Schwäche dementsprechend zunimmt. Thronerbe ist bekanntlich der 1844 geborene Herzog Alfred von Edinburg, der mit einer Schwester des Kaisers von Rußland verh. 2. Sohn der Königin Viktoria und des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, weiland nächst ältesten Bruders des Herzogs Ernst. Vor Jahren haben mehrere deutsche Blätter die Thronfolge eines englischen Prinzen in einem deutschen Lande als unmöglich bezeichnet; diese Stimmen sind aber inzwischen verstummt, da der Herzog von Edinburg seinen ältesten Besuch in Deutschland erziehen und studieren und nun auch als Offizier in das deutsche Heer eintreten ließ.
Danzig, 18. August. Das pyrotechnische Laboratorium ist gestern in die Lust geflogen. Der Inhaber wurde schwer verletzt.
Hamburg, 18. Aug. Bei der gestrigen Reichstags-Nachwahl wurde der Sozialist Mo lken bu hr (Berlin) mit etwa 5000 Stimmen Majorität gewählt.
Zermatt, 17. Aug. Ein englischer Student, 22 Jahre alt, der mit einem Kollegen und 2 Führern von Saas gekommen war, um sich über das Täschhorn nach Zermatt zu begeben, stürzte diese Nacht um 2 Uhr von einem Fellen, auf welchem die Gesellschaft Halt gemacht halte, um den Tag zu erwarten. Die schrecklich verstümmelte Leiche wurde 1*/« Stunden oberhalb Randa gefunden.
Paris, 18. Aug. In Aignas wurden in schweren Kämpfen zwischen italienischen und französischen 10 Arbeitern getötet nnd 26 verwundet.
London, 18. Aug. Die Arbeit wurde in Cumberland nach lOproz. Lohnerhöhung wieder ausgenommen. Einige Grubensitzer in Wales gewähren 20proz. Lohnerhöhung. Die Grubenarbeiter von Durham beschlossen, in den Ausstand nicht emzutretcn; sie handelten, wie die Grubenarbeiter von Northumberland, gegen den Rat des nationalen Bundes.
Thorn, 17. Aug. Einer amtlichen Drahtmeldung zufolge ist die Cholera in Ka- lisch (Russisch-Polen) ausgebrochen. Bisher sind 50 Erkrankungen und 18 Todesfälle vorgekommen.
— In Nordamerika nimmt der wirtschaftliche Krach immer größere Dimensionen au. Neuerdings hat auch die große Eisenbahngesellschaft Northern-Pacifice wegen der großen Verkehrsstockung und des großen Einnahmeausfalls ihre Zahlungen einstellen müssen. Die Northern-Pacifice ist die nördlichste der 3 von Nerv-Jork nach San Franziska führenden Eisenbahnlinien. Allem Anschein nach wird auch die Weltausstellung von Chicago mit einem großartigen Defizit enden und in den Vereinigten Staaten eine durchgreifende und anhaltende Geschäftskrisis nicht mehr aufzuhalten sein. Dies alles, obgleich die Heeresausgaben der Vereinigten Staaten lächerlich gering sind.
— Die Ausstellung führt fast mehr Arbeitslose als Besucher nach Chicago. In einer Rede sagte Bürgermeister Harrison, daß die Zahl der Arbeitslosen in Chicago zweihunderttausend betrage und daß, wenn der Kongreß nicht mit Geldmitteln zu Hilfe käme, der Ausbruch von Unruhen unvermeidlich sei.
Aus Bombay, 16. Aug. meldet die K. Z.: Die Unruhen sind von neuem ausgebrochen. Es kam zwischen den Hindus und Moslims zu ernsten, noch andauernden Kämpfen bei denen viele Menschen getötet wurden. Die Europäer allarmirten die Kanonenboote im Hafen, welche sich vorbereiten, im Notfall die Eingeborenenquarticre zu beschießen.
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In Schon ach, brachte eine Kuh ein Kalb zur Welt, welches einen Bulldoggenkopf und mit Klauen versehene Dachsfüße hat
— Einem Brauereibesitzer in Mainz hat vor einigen Tagen der Klapperstorch das 25 Kind gebracht.
— Die „Macht des Gesanges" verfehlt auch »och heute ihre Wirkung nickt. Der Schuhmachermeister H. in Berlin pflegte seit einiger Zeit abends den Stammtisch aufzusuchen. Die Wirkung blieb dann später in der Häuslichkeit nicht aus. An einem der letzten Abende hatte er seinen gewohnten Platz wieder eingenommen und klagte bei vorgerückter Stunde eiwas unruhig seinen Zechgenossen, daß ihm bei der Heimkehr nun wieder die gewohnte Gardinenpredigt bevoi- stehe. „Da werden wir Dir schon helfen," erscholl es aus der Tafelrunde. Kaum war später Frau H. im besten Zuge, ihrem Mann eine laute Gardinenpredigt zu halten, so erscholl plötzlich vom Hofe aus unter Leitung eines Musikers von acht kräftigen Männerkehlen das Abt'sche Lied „Flüstere linde, flüstere leise. Sieh ein Engel stehet hier." Die Wirkung war überraschend; vertaucht war der Zorn der Frau Meisterin und sie lud sogar die lustigen Sänger zu einem Glase Bier ein.
— Aus dem Festungsgefängnis in Span- dau entwich am Dienstag früh ein Sträfling. Gleich darauf wurde er von dem Aufseher vermißt, und man sah noch, wie er davonlief. Er wurde verfolgt und angerufen; er hörte nicht, da feuerte ein Posten und die Kugel durchbohrte ven Oberkörper des Flüchtlings. Der tötlich Verwundete wurde nach dem Gar« nisonlazareth geschafft. Er war ein Soldat des 3. Trainbataillons, welcher 8 Wochen Festungshaft zu verbüßen hat.
— Ein witziger Durchgänger ist der Uhrmacher Lemmes aus Wiebelskirchen, Kreis Ott- weiler, welcher vor Kurzem unter Hinterlassung vieler Schulden das Weitere suchte. Von der Schweiz aus benachrichtigte er seine trauernden Gläubiger von seinem Verduften mit der brieflichen Scherzfrage: „Welche Ähnlichkeit besteht zwischen Lemmes und der neuen Militär» Vorlage?" Die in umgekehrter Schrift beigefügte Antwort lautete: „Beide sind durchgegangen."
(Ein Skandal inMontecarl o. Aus Nizza wird geschrieben: Zwei Jungvermähltc machten ihre Hochzeitsreise und hatten die unglückliche Idee, auch Montecarlo besuchen zu wollen, das in den Reisehandbüchern gewöhnlich als ein Paradies auf Erden geschildert wird. In Montecarlo war natürlich ihr erster Gang nach dem Kasino, und, vom Glanze des rollenden Goldes geblendet, setzten sie sich zum Spielen nieder. Nach wenigen Minuten hatten sie alles bis auf einen Hnndertfrankschein verloren, den die junge Frau für die Rückreise nach der Heimath aufbewahren wollte. Aber der Ehemann, dem der Spielteufel, ven letzten Rest von Vernunft geraubt hatte, warf auch die letzte Banknote auf den verhängnißvollen grünen Tisch. Die Kugel entschied gegen ihn I und das junge Paar hatte sein Reisegeld ver- ' spielt. Die junge Frau aber, die den Ge
danken nicht fassen konnte, daß sie nun im fremden Lande ohne einen Heller Geld dastehe, warf sich plötzlich mit dem ganzen Oberkörper über den Tisch um rasch alles.Geld einzuscharren, dessen sie habhaft werden konnte. Was nun folgte, läßt sich eher denken als schildern. Polizisten, Kasinobeamte und Spieler stürzten auf die Frau und warfen den Ehemann, der seine Gattin wie ein Verzweifelter vertheidigte, zu Boden. Man hörte Jammern, Weinen, Schimpiworte, — dann war alles still. Die schrecklich zugerichteten Neuvermählten waren durch eine der berühmten Geheimthüren ins Freie befördert worden und das Orchester schickte sich an, zur Aufheiterung der aufgeregten Kasino Gesellschaft einen lustigen Walzer zu spielen.
— Eine Hexengeschichte wird aus dem Dorfe Lupest im ungarischen Komitat Arad berichtet. In diesem Dörfchen harte soeben ein armes altes Mütterchen die Augen für immer geschlossen. Da sie zu ihren Lebzeiten als arge Hexe verschrien war, so gab ihr Tod den Dorfbewohnern Anlaß zur Veranstaltung eines großen Freudenfestes. Während die Menschen über den Tod der vermeintlichen Hexe jubilierten, verendete einem Nachbarn der Verstorbenen eine Kuh. Für die in ihrem Freudenfeste gestörten Opfer des Aberglaubens lag es nun klar zu Tage, daß die verstorbene Alte das Hexengewerde nach ihrem Tode noch weiter trieb. Um ganz sicher zu gehen, veranstaltete der Gemeinderat eine Untersuchung, bei der „festgestellt" wurde, daß die Kuh thatsächlich behex: gewesen war. Nun galt es natürlich, die mittlerweile beerdigte Hexe zu verhindern, fernerhin ihr Unwesen in dem Kreise zu treiben. Der Gemeinderat wußte Rat. Man be>chloß, einen Hengst über das Grab der Hexe springen zu lassen, ein unfeblbares Mittel nach Ansicht der Weisen des Dorfes, die tote Hexe unschädlich zu machen. Man brachte den Hengst zur Stelle. Er scheute aber und sträubte sich auf das Hartnäckigste, über das Grab zu setzen. Die Aufregung der Dorfbewohner ging nun natürlich noch höher. In seinem Wahn beschloß nun der Gemeinderat, behufs Unschädlichmachung der toten Hexe das Grab zu öffne» und dne Leiche mit glühenden Gabeln zu durchstechen. Diese grauenhafte Prodeznr wurde thatsächlich ausgeführt, worauf die Dorfbewohner abermals ein großes Freudenfest veranstalteten, das indessen durch die Verhaftung des Ortsrates auf Anordnung der Behörde eine unangenehme Störung erlitt.
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