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Amts- und Aycige-Alatt für Vildbaii «n!> Umgebung.

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Urs. SS.

Samstag 19. August 1893.

29. tstn'gang.

ausgejprochen, weil dadurch ein gutes Stück

Poesie" verloren gehe. MitJockele sperr"

Wür ttemberg.

Gestorben: 15. Aug. zu Gmünd Pri­vatier Gottlob Müller, früh, langjähr. Bahnhofrestaurakeur in Gmünd, 60 I. a.; 17. Äug. zu Stuttgart Oberbaurat im Kriegs­ministerium Richard Bok, Ritter des Ord. d. württ Krone, Ritter 1 . Klasse d. Fnedr. Ord., 54. I. a.

Der am 15. Aug. in Stuttgart hochbetagt verstorbene Kommerzienrat Ferdinand Schmidt der ältere, früher Teilhaber der Sensenfabrik Haueisen und Sohn in Neuenbürg, war einer der hervorragendsten Großindustriellen unseres Landes. Er hat die Senseniabrikation nebst verwandten Artikeln zu hoher Blüte ge­bracht, seine Fabrik in Neuenbürg ist eines der großartigsten Werke. Auf den Weltaus­stellungen der 50er und 60er Jahre bild-ten die geschmackvoll arrangirten Ausstellungen der Neuenbürger Fabrik stets einen bedeutenden Anziehunaspunit und erfreuten sich vieler Aus­zeichnungen. Im öffentlichen Leben zeichnete sich Schmidt mehrfach durch seine Kenntnisse und seine treffliche Gesinnung aus. So als Mitglied der Calwer Handelskammer. Eine Reihe von Jahren war er als außerordent­liches Mitglied in den k. Geheimerat zur Ver­tretung von Handel und Industrie berufen. In den Jahren 1863 u. ff. war Schmidt ein thätiges Mitglied des Schleswig-Holstein-Aus- schusses; der deutschen Partei gehörte er von! Anfang an als eifriges Mitglied an und leb­haft trat er in die Walchn im Sinne der nationalen Richtung ein; so insbesondere bei der Zollparlamentswahl 1868 und bei den folgenden Reichs- und Landtagswahlen. Auch in nationalen Kreisen wird man dem wackeren Manne ein dauerndes Andenken bewahren.

Seit einigen Tagen weilen die Herren Oberregierungsrat Schmidhauser und Abtei­lungs-Ingenieur Gugenhan von der Ministe- rial-Abteilung für den Straßen- und Wasserbau >n Oberndorf, um unter Beiziehung des K. Oberamts und der K. Straßenbau-Inspek­tion in Sachen der Aufhebung der Flößerei auf dem oberen Neckar thätig zu sein. Gegen die Aufhebung, die bekanntlich von den Land­ständen genehmigt wurde, haben sich verschie­dene Einsprüche erhoben, zu deren Beseitigung bezw. Ablösung die genannten Herren in ver­schiedenen Orten des Oberamtsbezirks die not­wendigen Verhandlungen einleiteten. Gegen die Aushebung der Flößerei, die so viele gewerb­liche Etablissements schädigt, die angesichts des billigen und raschen Eisenbahnverkehrs und nach Erstellung der nötigen Zufahrtswege, die Berechtigung ihrer Fortdauer verloren hat, hat sich s. Zt. in der Kammer auch der Ab­geordnete von Horb, Herr Lehrer Nußbaumer,

Werder, also in Zukunft die Herren St«denten in Tübingen die Männer mit den großen Wasserstiefeln nicht mehruzen" können. Im Enz- und Nagoldthal macht sich ebenfalls eine bedeutende Strömung für Aufhebung der Flößerei geltend, welche auch hier in Bälde deren vollständige Beseitigung zu Folge haben , dürfte.

Rundschau.

I Pforzheim, 14. Aug. Vergangene Nacht 10 Uhr ereignete sich auf hiesigem Bahnhof (württ. Strecke) ein bedauerlicher Un­fall. Ein Mann, Gg. Fr. Großmann von Höfen, wollte in den Wildbader Zug einsteigen in der Meinung, der Zug fahre schon ab, während derselbe aber nur zurückgestoßen wurde. Hie­bei kam Großmann unter den Zug und wurde demselben das linke Bein oberhalb des Knöch­els abgedrückt; der Verunglückte wurde in das städt. Krankenhaus gebracht.

Baden-Baden, 14. Aug. Die hie­sigen Badanstalten wurden deeser Tage von einer Kommission der württembergischen Re­gierung, bestehend aus den Herren Finamrat Geyer, dem hochbautechnischen Assessor Beyer aus Stuttgart und dem K. Badarzt Dr. Weizsäcker aus Wildbad besichtigt.

Aus dem Kinzigthal, 15. Aug. Von dem Obstreichthum in unserer Gegend machr man sich kaum einen Begriff. Wer durch das Kmzigthal reist wird staunen, wenn er die schwer beladenen, mit vielen Stützen versehenen Obstbäume sieht; giebt es doch Bäume, die ein Erträgnis von 6070 Sester abwerfen. Die Haslacher Märkte werden mit Obst geradezu überfüllt. In Folge dessen sind die Preise auch sehr nieder; man kauft den Sester Obst für 50 bis 60 Pfg. Die leeren Fässer werden jetzt schon mit Most gefüllt, der dieses Jahr auf 6 8 Pfg. pro Liter zu stehen kommt. Kann es wohl ein billigeres und gesünderes Hausgetränk geben?

F u r t w a n g e n, 15. Aug. Die Folgen des Zollkrieges mit Rußland machen sich laut Echo v. W." bei unserer Uhrenindustrie leider schon in unangenehmer Weise fühlbar. Ver­schiedene Bestellungen wurden bereits abgesagt und ziemlich bedeutende Partien von Uhren, welche zum Versandt bereit lagen, müssen zurückgehalten werden. Mit Spanien ist nun trotz aller Schwierigkeiten doch ein Handels­und Zollvertrag zu Stande gekommen. Seitens unserer Zollkommission wurden rechtzeitig die nötigen Schritte gethan, um für Uhren nicht nur einen niederen Zollsatz, sondern auch gleichmäßige Verzollung für fertige Uhren zu

erreichen. Es wird sich nun bald zeigen, ob etwas in dieser Beziehung e, reicht wurde.

Schwetzingen, 16. August. Der 20 Jahre alte Kaufmann Franz Kurz von hier hat einen Schwimm - Apparat erfunden, über den derMannh. Gen.-Anz." berichtet: Der Gebrauch dieses Apparates setzt jeden, wenn er auch der Schlvimmkunst vollständig unkundig ist, in den Stand, zu schwimmen. Der Apparat besitzt Flossenform, hat ein Gewicht von 8 Pfund, eine Länge von 80 Ctm., eine Breite von 38 Ctm., ist spitz auslaufend auf 1 Ctm., hoch 8^2 Ctm. Er besteht aus 6 Stoffen verschiedener Art und kommt für Gummi­fabriken am billigsten zu stehen. Die Ge­schwindigkeit beträgt 15 Kilometer oder 15,060 Meter >n der Stunde; gegen den Strom die Hälfte. Die Erfindung ist bereits beim preußi­schen Kriegsministerium eingereicht. Dieselbe ist schußdicht auf 10 Schritte gegen Revolver­kugeln, sowie dicht gegen Messerstiche. Ertrinken ist beim Gtbrauch des Apparates unmöglich n Zerstörung im Wasser ebenfalls Karlsruhe. In einem größeren Sägewerk des Großherzogtums Baden hatte der Beauf­tragte der Holzberufsgenossensckaft bei einer Revision des Beiriebs festgestellt, daß an verschiedenen Stellen der Sagemühle, ent­gegen de» Unfallveihütiingsvorichriften der Genofsenjchaft, keine Schutzvorrichtungen an­gebracht waren. Nachdem der Betriebsunter- nehmer der Aufforderung, diele Mängel zu beseitigen, wie sich bei einer wiederholten Be­sichtigung des Betriebs ergeben hat, nicht völlig nachgekommen ist, verhängte die Berufsgenossen- schast eine Geldstrafe von 100 Mk. Die hierauf von dem Betriebsunternehmcr einge­legte Berufung hat das Reichsversichcrungs- amt mit folgender Begründung zurückgewiesen: Ihre Behauptung, daß Sie die Anbringung ver Schutzvorkeh,ringen nicht für erforderlich gehalten hätten, ist hinfällig, da es nicht auf ihre Ansicht über den Wert oder die Entbehr­lichkeit einer Schutzvorkehrung ankommt. Ent­weder haben Sie die Unfallverhütungsvorschrif­ten der Genossenschaft zu erfüllen, oder im Falle der Zuwiderhandlung dieFolgen zu tragen.

Berlin, 15. Aug. DemReichsan­zeiger" zufolge wurden bei 3 polnischen Ar­beitern in Berlin Cholera-Erkrankungen bak­teriologisch festgestellt, die vermutlich aus Russisch-Polen eingeschleppt wurden. Von Sei­ten der Behörden sind die umfassendsten Maß­regeln getroffen worden, so daß die Erwar­tung berechtigt scheint, daß der Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Seuche vorgebcugl ist.

Die Morgenbläiter mahnen das Pub­likum nochmals, angesichts der vorgekommenen Chvlerafälle auf der Hut zu sein und vor-