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Uro. S1.
Dienstag, 8. August 1893.
29. lakngatig.
Württemberg.
— Am Sonntag den 13. August swird ein Sonderzug von Stuttgart über Calw nach Wildbad zur Ausführung kommen. Zu demselben werden Fahrkarten in Stuttgart, Calw, Liebenzell und Wildbad ausge geben. Abfahrt in Stuttgart 6.55 morgens, an in Calw 8.36, an in Wildbad 10.03 v r- mittags. Rückfahrt von da 8.00 abends, ab in Calw 9 30, an in Stuttgart 11.05 abends, woselbst noch Anschluß an den Zug nach Göppingen.
Stuttgart, 4. Aug. Das Urteil in der Privatklagesache des Frhrn. von Simolin- Bathorv gegen deu Redakteur der „Schwäv. TagwaäU", Geiger, wegen Beleidigung wurde heute Abend verkündigt. Die Berufung sowohl des Angeklagten als des PrivatllägerS wird verworfen. Der Angeklagte Geiger hat die Kosten der 2. Instanz zu tragen und die dem Privatkläger in dieser Instanz erwachsenen notwendigen Auslagen diesem zu ersetzen. Es bleibt also bei der 2monatlichen Gefängnisstrafe für Geiger, Wozu dieser von dem Schöffengericht verurteilt worden war.
Eßlingen, 4. Aug. Am 28. Juni errettete der 12jährige Eugen Lutz, Sohn des Schullehrers Lutz in Köngen, durch unerschrockenes mutvolles Vorgehen unter Einsetzen des eigenen Lebens beim Baden im Neckar einen älteren Genossen vom Tode des Ertrinken'. Unser König Wilhelm erhielt von der mutigen That des wackeren Jungen Kenntnis, ließ sich nach den näheren Umständen erkundigen und übersandte nun in den letzten Tagten dem jungen Helden zum Lohn und Zeichen königlicher Huld und Anerkennung eine prachtvolle goldene Taschenuhr, auf welcher das Bild Sr. Maj. zu sehen ist. Dieses Zeichen königlicher Huld macht den Jungen überglücklich und ist gewiß ihm Und anderen wackeren Jünglingen eine Aufmunterung zum f ischen Wagen in Wirken der Nächstenliebe und Menschenfreundlichkeit.
R ündcha ir.
Pforzheim, 3. Wg. (Ältertumsfunde.) Beim Abbrechen des Armbruster'schen Hauses in der Deimlingstraße wurden verschiedene Waffen, ebenso ein offenbar durch Säbelhiebe beschädigter Menschenschadel gefunden. Von besonderem Interesse ist eine zusammenlegbare Waffe mit schwarzem Holzgriff und starker ^tahlklinge, die ungeachtet des Rostes noch recht gut erhalten ist. Dieselbe besitzt eine äußerst starke Feder, die auch jetzt noch vortrefflich funktioniert. Ein leichter Druck genügt, um aus der bequem in der Tasche zu tragenden Waffe ein ganz respektables Mord
instrument herzustellen. Ueber das Alter der aufgefundenen Gegenstände lasten sich keine bestimmten Angaven machen, wahrscheinlich aber stammen dieselben aus dem 16. bezw. 17. Jahrhundert.
Freiburg i. B., 4. Aug. In Jhringen wurde am 30. Juli vorzüglicher neuer Wein ausgeschenkt. Es ist dies seit 70 Jahren das erste Mal, daß schon um diese Zeit neuer Wein ausgeschenkt werden konnte.
Karlsruhe, 2. Aug. Finanzminister Miquel hat den Vorständen süddeutscher Gastwirts-Verbände in Frankfurt eine Audienz zugesagt, in der die Frage des Flaschenbierhandels besprochen werden soll.
Wimpfen, 3. Aug. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde hier im Pavillon zum Badhotel Ritter eingebcochen. Entwendet wurden Tischgeräte und Cigarren im Werte von über 100 Mark. Von den Einbrechern ist bereits einet dingfest gemacht. Wie ermittelt wurde haben dieselben Burschen in gleicher Nacht auch der Kegelbahn des Gastwirts Leibfried in Jagstfeld einen Besuch abgestattet und sich dort aufgchängte Wäschegegenstände angeeignet. Der noch nicht ergriffene Gauner ist der 43 Jahre alte Schumacher K. Wagner aus Sontheim.
Aus Bayern. Fürst Bismarck hat, wie aus Landshut geschrieben wird, am Sonntag den Kapellmeister der Kurkapelle in Kissingen, Hrn. Schreck (früher Kapellmeister im ehemaligen 4. Jägerbataillon in Landshut) empfangen und demselben herzlich für Hessen neuen, dem Fürsten gewidmeten Marsch gedankt. Dieser enthält das Trio: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ: der wollte keine Knechte." ,,Ja," sagte der Fürst, „Sie ha- ben's getroffen. Dies Arndt'sche Lied ist mein Leiblied."
— Dr. Peters hat mit 4monatlichem Urlaub Berlin verlassen. Er wird sich am 11. August nach Amerika begeben und dort 2 Monate verbleiben. Er wohnt in Chicago dem ethnologischen Afrika-Kongreß bei.
— Die „Post" schreibt. „Gutem Vernehmen nach dürfte in Frankfurt der Vorschlag auf Heranziehung der Tabaksfabrikatsteuer zur Befriedigung der vorübergehend ge- stergerten Deckungsbedütfniste in den Reichsfinanzen beraten werden.
— In Folge der letztjährigen Cholera- Epidemie fielen dem Staat Hamburg 4200 elternlos gewordene Kinder zur Last.
— In Stahlberg (Thüringen) ging ein Wirt im erhitzten Zustande in den Keller, um Bier anzustechen. Nach der Rückkehr! in die Gaststube gewahrte er zu seinem I Schrecken, daß er nicht mehr ordentlich seben' konnte. Durch den plötzlichen Uebergang
aus der Wärme in die kalte Kellerluft ist die Sehkraft des Mannes gelähmt worden.
Kiel, 3. Aug. Während einer Schießübung auf dem Panzerschiff „Baden" platzte eine Granate, wodurch 9 Mann getötet und 18 verwundet wurden. Ein ausführlicher Bericht lautet: „Beim Scharfschießen auf Scheiben nahe Friedrichsort entzündete sich auf dem Panzerschiffe „Baden" gestern Nachmittag gegen 5 Uhr durch Herausspringen des Keils eine 96pfündige Granate. Neun Personen wurden getötet, darunter zwei Offiziere; vierzehn sind schwer, verwundet. Zwei Leichen wurden zerstückelt über Bord geschleudert und sind unauffindbar. Das Schiff „Baden" kam mit Volldampf in den Kieler Hafen, von dem aus die Verwundeten gegen 8 Uhr mittelst Tragbahren in das Marine- lazaret befördert wurden. Gegen 10 Uhr wurden die sieben Leichen in das Lazaret verbracht. Die toten Offiziere sind Unterlieutenant Zembsw und Lieutenant zur See Oels- ner. Letzterer wurde vollständig zerfetzt über Bord geschleudert, das Panzerschiff ist gering beschädigt. Für die Schwerverwundeten besteht wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens. Beim Ausschiffen und Transport herrschte die größte Stille, so daß das Unglück in Kiel noch wenig bekannt ist.
— Aus Ragaz wird der „N. Z Z." geschrieben: Am Montag stürzte ein Arbeiter vor dem Bade Pfäffers in der Gegend von Dorf Pfäffers über eine Felswand ab. Der Körper schlug oft auf Felszackm auf und liegt jetzt, gräßlich verstümmelt, am Fuße der etwa 500 Meter hohen Felswand.
— Eine unerwartete Entdeckung machte Pastor Müller in Atzbüll (Nordschleswig), als er am Sonntag die Kanzel bestieg. Auf dem kleinen Pult der Kanzel fand er ein sozialdemokratisches Flugblatt, welches dort fein säuberlich ausgebreitet worden war, offenbar in der Absicht, daß der Geistliche den Inhalt zum Texte seiner Sonntagspredigt wähle. Dem Pastor schien dieser Gedanke annehmbar; er hielt das Flugblatt empor und las es seinen erstaunten Zuhörern vor Nach der Verlesung begann er eine geharnischte Widerlegung und bekämpfte die sozialdemokratische Lehren mit durchschlagender Beredtsamkeit. Wie das Flugblatt seinen Weg auf die Kanzel gefunden hat, ist bisher rucht festgestellt worden. Ein Blatt meint, daß der sozialdemokratische Attentäter nach Oeffnung der Kirche die kurze Abwesenheit des Küsters, der sich zum Läuten in dem Glockenthurm begeben hatte benutzt habe, um geräuschlos auf die Kanzel zu schleichen.
London, 4 Aug. Einem der hiesigen brasilianischen Gesandschaft zugegangenen