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Nro. SS.
Aonnerstag, 3. August 1893.
29. Iski'gang.
Württemberg.
Stuttgart, 31. Juli. An Stelle des Prof. Dr. Häußermaim wird als Vertreter der techn. Hochschule hier Oberbaueat Prof, v. Tritschler, »ach Chicago gehen; derselbe wird am 10. August mit dem Dampfer „Fürst Bismarck" von Hamburg aus ab- reiseu.
Stuttgart, 31. Juli. Nach einem hier eingelaufenen Telegramm ist Ihre Mnj. die Königin heute vormittag halb elf Uhr wohlbehalten in Norderney angekommen.
— 31. Juli Der Wirtsverein Wildb ad hat beim Finanzministerium Beschwerde erhoben darüber, daß in Wildbad von Privatleuten Getränke verschlossen werden, ohne daß die betreffenden Privatleute zu Abgaben herangezogen werden. Das Finanzministerium hat nun dieser Tage dem genannten Verein eröffnen lassen, daß er die bctr. Privatpersonen unter Beibringung der nötigen Beweismittel namhaft machen möge. — Gegen dieses Ansinnen beklagt sich nun der Wirtsverein Wildbad, indem er nicht mit Unrecht hervorhebt, daß ihm dadurch eine Denunziationsrolle zufallen würde, während es doch Pflicht der Steuerorgane märe, nach den Ucbertrctungen der Gesetze selbst zu forschen.
Stuttgart, 31. Juli. Ueber die Thätigk eit und den Zweck der 8 Halbbataillone (vierte Bataillone), welche, wie der „Schw. Bot«" in Nr. 198 berichtet hat, mit dem 1. Oktober in Württemberg geschaffen werden, herrschen vielfach unklare Ansichten. Wir bemerken dazu, daß diese vierten Bataillone in erster Linie dazu berufen sind, die 3 andern Bataillone von allem zu entlasten, was der militärischen Ausbildung hinderlich sein könnte sie werden also namentlich übernehmen die Stellung von Ordonnanzen, Wachen, Osfi- ziersburschen; diesen Bataillonen werden ferner die Einjährig-Freiwilligen und Schullehrer zur Ausbildung überwiesen, ebenso die Oekono- miehandwerker und Musikkommandierten. Im Mobilmachungsfall bilden diese Halbbataillone vorerst den Stamm der Ersatzbataillone.
— Anläßlich der Annahme des Militärpensionsgesetzes werden zur Zeit auch in Württemberg die Pensionsverhältnisse der Militäranwärter neu geregelt. Es läßt sich nicht leugnen, daß durch die Annahme dieses Reichs- gesetzes die finanzielle Lage unserer Militär- anwärter in dankenswerter Weise wesentlich gebessert worden ist. Die Pensionskürzung bei Militäranwärtern, die in Zivildienst übertreten, fallt in Zukunft ganz weg; für solche, die im Staatsdienst Verwendung finden, tritt sie bei einem Gemeinen dann ein, wenn sein Ge-
sammteinkommen 500 Mk. übersteigt, beim Unteroffizier und Feldwebel im Fall einer Ucderstelgung des Gesamteinkommens von 900 Mk. bezw. 1400 Mk. Die hiedurch der bisherigen Handhabung gegenüber erzielte Aufbesserung beträgt für den Gemeinen 110 Mk., für Unteroffiziere 150 bezw. 200 Mk.
Stuttgart, 31. Juli. Die nunmehr veröffentlichten einschränkenden Bestimmungen über die diesjährigen Herbstübungen werden überall mit Genugthuung ausgenommen, namentlich auch der Umstand, daß die Kavallerie nur in ganz beschränktem Maßstab herangezogen wird und daß den Truppen die größtmöglichste Schonung der Felder insbesondere derjenigen mit Futterkräutern zur Pflicht gemacht wird.
Marbach, 38 Juli. Heute sind es 200 Jahre, seit im Jahre 1693 durch die wiederholten Einfälle und Raubzüge der Franzosen unter ihrem Dauphin und dessen Mordbrennern Montclar und Melac unsägliches Elend über Marbach und andere Gemeinden des Bezirks, besonders auch über die Stadt Großbottwar, gekommen ist. In jenen Schreckenstagen wurde Marbach des öfteren gebrand- schatzt, geplündert und zuletzt zum größten Teile niedergebrannt. Die Auszeichnungen in den alten Akten und Registern über die barbarische Zerstörungswut der Franzosen lauten schaudererregend und begründen die berechtigte Forderung eines stets starken deutschen Reichs zum Schutze gegen solche auch jetzt noch möglichen Gefahren von Seiten unseres Erbfeindes.
Höfen, 30. Juli. Nachdem in voriger Woche die Kirche, die an ihren sämtlichen Außenwänden ganz aus rotem Sandstein erbaut wird, im Rohbau fertig gestellt und die Spitze des steinernen Turmhelms mit einem weithin leuchtenden goldenen Kreuz gekrönt ward, so veranstaltete der Kirchengemeinderat zu Ehren dieses Ereignisses am gestrigen Samstag Abend eine kleine Feier, an der auch die bisher an der Kirche beschäftigten Arbeiter und die Bauleitung teilnahmcn. Vor der Kirche sangen die Arbeiter den Choral: „Nun danket alle Gott," worauf der Geistliche der Freude und dem Dank über den nun so weit geförderten Bau, der ohne jeden Unfall zu Stande kam, Ausdruck gab. Ein Abendessen vereinigte sodann die Anwesenden zu geselliger Feier. Nach den Planen des Münsterbau- , Meisters Prof. v. Beyer in Ulm erbaut, bietet die Kirche jetzt schon mit ihrem frühgotischen Stil und mit ihrer günstigen Lage auf einer Anhöhe im Dorf einen prächtigen Anblick, der sich noch wirksamer erweisen wird, wenn, was, in einigen Wochen geschehen wird, die davor! liegende Wirtschaft zur Sonne abgebrochen/
sein wird, wodurch ein großer freier Platz vor der Kirche geschaffen wird.
Tein ach, 25. Juli. Dank einer Stiftung der verewigten Königin Katharina feierte auch heute Teinach wieder sein „Jakobifest." Dasselbe gestaltete sich zu einem wahren Volksfeste und lockte ein außergewöhnlich zahlreiches Publikum an. Auch Se. Excellenz der Oberjägermeister v. Plato ist mit Familie von der Rehmühle aus hier eingetroffen.
Mundelsheim, 31. Juli. Gestern besichtigte O.St.- Rat vr. Paulus hier die Kilianskirche und sprach sich sehr befriedigt über die bis jetzt restaurirten Bilder aus; namentlich erregten die neuaufgedeckten Bilder, das jüngste Gericht und die Verkündigung Mariä, großes Interesse.
— Eine Frevelthat der niedrigsten Art, haben Bubevhände m dem fischreichen Sim- merner Bach vollführt, indem sie Fischgift ins Wasser gestreut und dadurch Tausende von Forellen getötet haben. Man ist den Thä- tern aus der Spur.
R « n - s ch a u.
München, 29. Juli. Daß sich die deutschen Feuerwehrleute auf das Löschen auch — des Durstes ganz gehörig verstehen, haben sie jetzt hier bei ihrem 14. deutschen Feuerwehrtage gründlich bewiesen. Das „Vaterland" berichtet: Im Hofbräuhaus wurden am Samstag, Sonntag und Montag über 400 Hectoliter Bier verzapft, an deren Vertilgung die fremden Feuerwehrmänner reichlichen Anteil hatten. Im Volksgarten in Nymphenburg wurden bei dem zu Ehren des Feuerwehrtages veranstalteten Volksfest nicht weniger als 220 Hectoliter zum Löschen verbraucht.
Berlin, 1. Aug. Eine gestern Abend 10 Uhr ausgegebene „Extra-AuSgabe des Reichs-Anzeigers" bringt die kaiserliche Verordnung über die Erhebung des Steuerzuschlags für die aus Rußland kommenden Waren zugleich mit einer Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 31. Juli.
Hannover, 31. Juli. Fürst Bismarck wurde bei seiner Durchreise auf dem hiesigen Centralbahnhofe von vielen Tausenden begeistert empfangen und begrüßt. Stadt- Direktor Tramm mit den Magistratsmitgliedern war erschienen. Auf die Begrüßungs- Ansprache des Stadt-Direktors Tramm dankte Fürst Bismarck. Er hob hervor, er habe früher nie gedacht, daß ein preußischer Minister und Kanzler so in Hannover ausgenommen werde. Nach einem Aufenthalt von 20 Minuten setzte sich der Zug wieder in Bewegung, während die Versammelten dem Fürsten stürmisch zujubelten und das Lied