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Uro. 33.
Württemberg.
Gestorben: 28. Juli zu Stuttgart, Stadtpfr. Jos. Nath. Knapp, 1865 Repetent, 1869 Helfer in Crailsheim, 1881 Helfer an der St. Leonhardskirche in Stuttg., 1885 tit. Stadtpfr. und seit 1890 Stadtpfr. an der Stiftskirche, 54 I. alr.
— Se. Maj. der König hat das Oberamt Neuenbürg dem Verweser desselben Regierungsassessor Mai e r gnädigst übertragen.
Stuttgart,28. Jult. Wieder „Merk." hört, ist auf Befehl des Königs eine wesentliche Einschränkung der diesjährigen Mannöver in die Bahn geleitet und stehen die bezüglichen Anordnungen unmittelbar bevor.
Stuttgart, 25. Juli. Gegen den „Beobachter" ist von der K. Staatsanwaltschaft des Verfahren wegen Majestätsbeleidigung erhoben worden. Es handelt sich um einen am 13. Juli erschienenen Artikel über den Richtempfang der Bauerndepntation von Laichingen.
Stuttgart, 27. Juli. Seit Jahr und Tag haben sich auf dem Gebiete der Arbeitsvermittlung Mißstände ergeben, die bei dem Stadtrat von Stuttgart nunmehr den Plan zur Reife gebracht haben, auf Kosten der Stadt ein Arbeitsamt ins Leben zu rufen. Man hat erkannt, daß beim sogenannten Umschauen die Gefahr darin liegt, daß dasselbe zum BettU und Slromertum führt und eine Belästigung der Arbeitgeber mit sich bringt. Bei den privaten Vermittlungsanstalten sind die Arbeiter schon oft einer Ausbeutung ausgesetzt, die zuweilen ins Maßlose geht. Für die weiblichen Arbeiter und Dienstboten kommt häufig noch die weitere Gefahr in Betracht, daß sie nicht der Arbeit, sondern der Prostitution zugeführt werden. Es ist nun beabsichtigt, ein Arbeitsamt mit einer männlichen und weiblichen Abteilung unter der Aufsicht und Leitung einer Kommission von 15 Mitgliedern zu errichten. Den Vorsitz hat der Gewerberichter. Die Arbeitsvermittlung geschieht unentgeltlich. Die Betriebskosten werden etwa 5000 Mk. jährlich betragen. Es handelt sich in Stuttgart gegenwärtig um 74 000 Arbeitsstellen (44 000 für männliche 30 000 für weibliche Arbeitskräfte), die jährlich neu besetzt werden. Nach Einrichtung des Arbeitsamtes wird jeder Arbeitssuchende an dasselbe gewiesen, welches ihm unentgeltlich eine Stelle vermittelt. Wenn keine Arbeit vorhanden, so wird einer Anzahl von Leuten von der Stadt Beschäftigung gegeben. Erst wenn auch die städtischen Aemter keine Arbeit mehr haben, tritt eine Unterstützung seitens! der Armenbehörde rc. ein. >
Friedrichshafen, 28. Juli. Die
Königlichen Majestäten werden in den näch-
Aienstag, 1. August 189?
sten Tagen Friedrichshafen nach 5wöchigem Aufenthalt wieder verlassen. Se. Maj. der König wird nach Bebenhausen und I. Maj. die Königin nach Bad Norderney sich begeben.
Tübingen, 26. Juli. Am letzten Montag kamen hier nach der „Tüb. Ehr." 8 Viehhändler mit dem 8-Uhrzug an, die auf den Hechinger Markt wollten. Da der Zug aber nicht sofort Anschluß nach Hechingen hat, bestellten sich die Händler kurz entschlossen um 100 Mk. einen Sonderzug.
Riedlin gen, 28. Juli. Ein schauderhaftes Unglück passierte heute in dem nahegelegenen Altheim. Als nämlich der 50 Jahre alte Michael Sauter über einen Gartenzaun aus Bohnenstecken klettern wollte, rutschte er aus und fiel so unglücklich daß ihm ein 2 Vs Ctm. starker Stecken 25 Ctm. tief in den Unterleib eindrang. Obwohl der eingedrungene Stecken durch den zufällig im Ort gewesenen Arzt sogleich wieder herausgezogen wurde, ist nur wenig Hoffnung auf Lebenserhaltung vorhanden.
Ravensburg, 27. Juli. Wir sind in der Lage, von einem heiteren Fall der Steuerverweigerung berichten zu können. Erhält da unlängst ein hiesiger Steuerpflichtiger, Name und Stand thut nichts zur Sache, wegen rückständiger Steuer einen Zahlungsbefehl. Statt zu zahlen, schickte derselbe, der offenbar als „Handwerker" vergeblich auf Stadtarbeit gewartet, den Zahlungsbefehl mit dem Vermerk zurück: „Sie lassen mich immer unberücksichtigt; ich Sie auch. Wie Du mir, so ich Dir."
Rundschau.
Pforzheim, 28. Juli. Bei der heute stattgefunden Stadtverordneten-Wahl der 2. Klasse siegte der Vorschlag der bürgerlichen Vereinigung über den Anhang des Bankdir. Kayser und die Sozialdemokraten. Da in der 1. Klaffe voraussichtlich ebenfalls der Vorschlag der bürgerlichen Vereinigung Erfolg haben wird, so dürfte der bisherige große Einfluß des Obmannes des Bürgerausschusses, Bankdir. Kayser, als erloschen zu bet rächten sein.
Karlsruhe, 29. Juli. Die „Bad. L.-Ztg." berichtet: „Von zuständiger Seite geht uns die Mitteilung zu, daß das Kaiser- mannöver abgesagt ist, d. h. das Manöver gegen das 13. (königl. württembergisches Armeekorps bei Pforzheim bis Stuttgart finden nicht statt- Parade wird sein, und zwar jedenfalls wie es auch festgesetzt war, am 11. September. Ob hierauf noch ein etwa dreitägiges Manöver des 14. Armeekorps vor Seiner Majestät folgen wird, ist zur Zeit noch nicht bestimmt, aber man darf es vermuten."
29. latii'gang.
Manheim, 27. Juli. Der Fernsprech
verkehr zwischen Mannheim und Pforzheim wird am 1. August eröffnet. Die Gebühr für ein Gespräch von drei Minuten Dauer beträgt eine Mark. Zugleich ist die Erbaung eines dritten Fernsprechrohrs von Mannheim nach Frankfurt a. M. in Angriff genommen, nach dessen Fertigstellung Pforzheim auch zum Fernsprechverkehr nnt Frankfurt am M. zuge- lafsen werden wird.
Würz bürg, 27. Juli. Für Verlängerung der Mainkette von Miltenberg bis Kitzingen verlangt die Staatsregierung 6Vr Millionen. Die Legung beginnt im Sommer 1894.
— Eine für denUItramontanismus sehr bezeichnende Forderung stellt das ultramontane „Regensburger Morgenblatt". Es verlangt nämlich nichts weniger, als daß in den katholischen Katechismus ein Kapitel ausgenommen werde, das die Wahl ultramontaner Abgeordneter zur „Gewissenspflicht" macht und Wählen anderer Kandidaten und das Nichtwählen zu einer „fremden Sünde", bezw. einer „Todsünde" stempelt.
Berlin, 28. Juli. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Denkschrift zu dem dem Bundesrat vorgelegten Entwurf einer Verordnung, betreffend die Erhebung eines Zollzuschlags für aus Rußland kommende Waren. Der Zollzuschlag beträgt 50"/o der tarifmäßigen Eingangsangabe.
— In Straßburg stellte sich ein junger Mann aus Hagenau, der mit vier andern Kameraden vor 5 Jahren sich seiner Militärpflicht entzog und sich zur Fremdenlegion erwerben ließ. Nach ihrer Anwerbung wurden die fünf jungen Leute nach Tonking gebracht; vier davon fielen dem mörderischen Klima und den Entbehrungen zum Opfer, und der Ueberlebende wurde nach Ablauf seiner 5jährigen Dienstzeit entlassen und an Frankreichs Küste, aller Mitel bar, ans Land gesetzt. Das Leben bei der Fremdenlegion schildert er als ein hartes und menschenunwürdiges. Alle 5 Tage gab es nur 7 Sous Löhnung wovon auch noch Putzgeld und dergleichen beschafft werden mußte. Die Kost sei elendschlecht und dazu auch noch ungenügend, obgleich der Solvat hierfür einen bedeutenden Abzug erleide. Nach seiner Landung arbeitete der Entlassene als Taglöhner in Frankreich in Fabriken, um sich das Reisegeld verdienen zu können. Seine Sehnsucht war zu groß. Jetzt wird er nachträglich seiner Dienstpflicht im deutschen Heere genügen müssen.
Metz, 27. Juli. Der hier unter choleraverdächtigen Erscheinungen gestorbene Mann litt, wie die ärztliche Untersuchung festgestellt hat, an einem hochgradigen Herzleiden, das bei Hinzutritt von Diarrhoe schnell zum Tode