paar am Bord ist gestern Vormittags aus der Rhede von Wisbiy eingeiroffen. Eine zahlreiche Menschenmenge befand sich auf dem Quai Die Hiuser und Schiffe waren reich beflaggt. Die Majestäten begaben sich um 5 Uhr 15 mit Gefolge an das Land und unternahm eine Fahrt durch die Stadt nach dem Ruinen. Abends fand ein Fest in den beleuchteten Ruinen statt, wobei Szenen aus dem kirchlichen Leben des Mittelalters und der Hansazeiten verbunden mit Gesängen zur Darstellung gelangten.
— In nnterrickteten Londoner Kreise» spricht man von einer beabsichtigten Verlobung des Großfürsten Thronfolgers von Rußland mit der 2 Monate jüngeren Prinzessin Viktoria von Wales. Die in der Verschiedenheit des Bekenntnisses liegenden Schwierigkeiten würden mit Einwilligung der Königin leicht zu beseitigen sein.
— Nach einer Meldung der „Times" aus Philadelphia haben die Direktoren der Baumwollenspinnerei in Amoskeag (New- hampshire) beschlossen, um eine Ueberpro- duktion zn verhindern, im August den Betrieb cinzustellen. Dadurch würden 8000 Arbeiter beschäftigungs os.
New Orleans, 22. Juli. Der eng lische Dampfer „City of Clife' wurde wegen Quarantänebruch zu 5000 Dollar Strafe ver- urtheilt und sofort mit Beschlag belegt.
Aus Brasilien, 19. Juli. Das Reu- terburcau meldet, daß in Santos Tausende von Menschen am gelben Fieber gestorben sind. Es herrschte allgemeine Geschästsstockung; 45 Schiffe im Hafen seien ohne Besatzung, 20 ohne Kapitän. Während des Monats Juni belief sich die tägliche Durchschnitsziffer der am gelben Fieber Gestorbenen auf 200. Hunderte von verwesenden Leichen schwimmen den Fluß hinab.
vermischtes.
— Ein furchtbares Unwetter, das seit 20 Jabren seines Gleiche» nicht hatte, ging Ende voriger Woche über Ostftiesland nieder. Der Schade» ist ein enormer. Wiederho t schlug der, Blitz ei» und zündele; ebenso sind mehreie Personen erschlagen worden. Auf den Weiden erschlug der Blitz zahlreiches Rindvieh.
— Um 211 Pfund leichter ist in der letzten Zeit die 47 .fahre alte Frau Schäfer geworden, welche i» Berlin seit 24 Jahren eine Gastwirtschaft betrieb. Frau Sch. ist wegen ihres kolossalen Körperumfanges im Osten Berlins wohl bekannt; sie wog nicht weniger als 380 Pfund. In diesem Zustand war ibr die Sonnenhitze besonders lästig; sie ließ sich im Geschäft selten sehen, sondern brachte ihre Zeit im eisgekühlten Bierkeller zu. Sie pflegte einen besonders gebauten Stuhl zu benutzen. Man erzählt sich in jener Gegend, daß sie eines Tages an einem gewissen Orte durchgebrochen sei und durch die Feuerwehr habe befreit werden müssen. Seit einiger Zeit wird sie vom Magenkrampf hcimgesucht und bat allmählig 2ll Pfund an Gewicht verloren, so daß ibr, obgleich noch das hübsche Gewicht von 169 Pfund vorbanden ist, ärztlicherseits Stärkungsmittel verordnet werden mußte».
(Ueberqnerung des Weltmeeres durch eine Brieflaube.) Ein Gasthof- besitzer aus Solingen reiste vor Kurzem nach Chicago. Bei seiner Landung in New-Dork ließ er eine Brieftaube, welche zu dieser Kraftleistung mitgenommen war, »»fliegen. Vor einigen Tagen langte die Taube mit der Nachricht: „Glücklich gelandet. Fritz"
in Solingen an. Das Thier hat den Weg von New-Iork nach Solingen in zwei Tagen zurückgelegi.
— Ueber die Erschließung einer Eisenquelle durch den Blitz berichtet man der „N Fr. Pr." : In den btzten Tagen ist in der Nähe Sais (in der sog. Tedaschlucht in Tirol) während eines Gewitters durch einen Blitzstrahl eine Eisenquelle erschlossen worden. Der Blitz schlug in ein altes Holz, das um Steine ausgestapelt war, spaltete letztere und entzündete das Holz Bald fiel auf, daß an der Stelle immer stärker Wasser ausrinne und bei näherer Besichtigung entdeckte man, daß durch das Spalten der Steine eine Quelle mit starkem Gehalt von schwefelsaurem Eisenoxidul und Magnesiumoxyd durch den Blitz ans Tageslicht gefördert worden war.
— Maria-Theresiopel (Ungarn.) Ein lustiger Husarenstreich erfreut gegenwärtig die Herren und ärgert die schönen Damen. In Maria- Theresiopel wuchs sich während der letzten Woche der Brauch heraus, daß die das Theater besuchenden Damm nicht allzu kleine Säckchen aus Plüsch mit sich führten, in denen sie ihr ganzes Rüstzeug, als Theaterglas, Bonbons, Taschentücher, Flacons und noch anderes bewahrten. Diese besackte Weiblichkeit bot einen droll'gen Anblick dar; besonders reizend sah es aus, wie diese verschiedenfarbigen dickbäuchigen Dinger aus den Logen Herabbaumellen und der Brüstung eine nichts weniger als geschmackvolle Dekoration gaben; das ewige Hantiren mit den Dingein war auch nicht geeignet, die Aufmerksamkeit für Vorgänge au? der Bühne zu erhöhen. Die Damen trieben ihr Spiel so lange bis der Wellenschlag dieser Mode seine Kreise durch die ganze weibliche Bevölkerung gezogen hatte, bis auch die „Hand, die Samstags ihren Besen führt', am Sonntag mit ihrem Säckchen neben dem Soldaten ihres Herzens im Olymp saß. Heute ist in Maria-Theresiopel oie Beutelmode tod. Und das kam so: Die Husarenosfiziere mietheten sämtliche Logen des Theaters und erschienen in denselben, am Arme einen ganz gewöhnlichen Futtersack, den sie gleich den Damen über die Logenbrüstung baumeln ließen. Der Spaß .rregte große Heiterkeit, und wahre Lachstürme tönten durch das Haus, wenn die Offiziere Kneifer, Mon- ocle, Bonbons und Taschentuch, manche gar eine Schnupftabakdose ihrem Säckchen entnahmen. Seither sind die Säckchen der Damenwelt von der Bildfläche verschwunden
(Ein neuesNahrungsmittel.) Geräuchert« Fischwurst ist das Neueste, womit das fischreiche Norwegen den deutschen Markt beschickt. In Altona ist eine Probesendung solcher Wurst eingeiroffen. Es sollen, falls der äußerst billige Artikel Anklang findet, große Massen davon nach Deutschland gesandt werden.
(Eine verdrehte Geschichte.) Er verkehrte mit ihr und sie Verkehrte mit ihm Er verkehrt, war sie, und sie verkehrt war.. Wie er sie sah hat sie ihm den Kopf verdrehe wie sie ihn nahm, hat er ihr den Namen verdreht. Nun kann man ihre Visitenkarte lesen von vorn oder von hinten, es bleibt sich immmer gleich, denn es heißt immer HOUV — NOK4.
(Gut gegeben.) „Versichre Sie, mein gnädiges Fräulein, ich muß mich mindestens einmal wöchentlich rasiren lasten!" — „Thät's bei ihnen vorläufig nicht auch ein Radiergummi?"
(Unterschied.) Der Landmann zeigt seinem Besuche den Viehstall — der Städter das Photographie-Album.
— Während eines furchtbaren Gewitters wurden, wie die Nowosti Duja melden, kürz- lichf in dem Flecken Duschny in Wolhynien 5 Personen unter folgenden Umständen vom Blitz erschlagen. An dem Unglückstage sollte eine Hochzeit in Duschny stattfinden. Der Bräutigam hatte seinen Wohnort unweit des Fleckens. Als der Hochzeitszug mit dem Bräutigam nach Tuschny unterwegs war, wurde er von einem furchtbaren Gewitter überrascht. Der Hochzeitszug erreichte ganz durchnäßt aber glücklich den Flecken, und bei dem ersten Hause wurde Halt gemacht, um sich umzukleiden. Der Bräutigam und die übrigen Gäste, die mit ihm die Fahrt gemacht hatten, bis auf zwei, die zur Braut eilten, um ihr die glückliche Ankunft des Bräutigams zu melden, betraten das Haus. Da schlug ein Blitzstrahl in das Haus und tötete auf der Stelle den Bräutigam und 4 seiner Gäste.
Die neue Erfindung Turpius.
Die Kunst des Menschenmords im Großen macht graußige Fortschritte. Heute ist es ein deutscher, morgen ein französischer und übermorgen ein österreichischer Erfinder, welcher die „Zivilisaiion" mit einer neuen Kriegsmaschine beschenkt. Gegenwärtig macht die Erfindung des französiichen Ingenieurs großes Aufsehen, und wenn auch sehr viel Ueber« treibung gemacht wird, so scheint es sich dennoch um eine Erfindung zu handeln, welche Beachtung geradezu abnöthigt und die Aufmerksamkeit aller Staaten Europas auf sich zieht.
Das System der Vertheilung des Inhalts der Bombe ist auf die Elektrizität und auf die E genschaften der stärksten Explosionsstoffe basirt
Das Geschoß selbst besteht aus einer cy- lindrischen Bombe von 1,50 Meier Höhe und 0,50 Meter Durchmesser. In der Mitte der Bombe befindet sich ein vertikaler Cylinder, welcher 50 Kilogr. Explosionsstoffe enthält. Der Mantel der Bombe ist von 476 kleineren Kanonenröhren, die je 70 Kugeln und 308 noch kleineren Bomben, welche je 126 Kugeln enthalten, und schließlich mit 200 Brandraketen besetzt
Diese Bombe wird durch ein lenkbares Luftschiff — das Turpin bekanntlich auch erfunden haben will — getragen, und jvon demselben aus auf den Feind geworfen. Sie kann auch durch ein Geschütz geschleudert w.-rden und zwar auf eine Meile Minimum Entfernung.
Wenn das furchtbare Geschoß seine größte Höhe erreicht hat, neigt es sich mit der Spitze nach unten und fällt bis 1—2 Meter Entfernung von der Erde. In diesem Augenblick gehen die mit Flintenkugeln geladenen kleinen Kanonen los, 33,320 Projektile, nach allen Richtungen der Windrose zerspringend, und zwar alle horizontal und auf mehrere 100 Meter Entfernung; ebenso werden im nämlichen Augenblick die 200 Brandraketen geschleudert. Sobald das Riesengeschoß den Boden berührt, explodirt cs und jagt die Stücke des Stahlmantels, sodann die mit, 33,800 Kugeln geladenen kleinen 308 Bomben nach allen Himmelsrichtungen auseinander. Alles, was sich im Umkreis von 150 Meter befindet, ist unrettbar verloren.
Der einzige Trost, welchen man angesichts solcher entsetzlicher Menschenmordmaschinen empfindet, ist der, daß sie es schließlich doch einmal sein werden, welche die Völker veranlassen, mit einander dauernden Frieden zu schließen, und zwar weil es bei der Anwendung solcher Kriegsmaschinen schließlich nur noch von mehr oder weniger großen Zufällen abhängen wird, wer Sieger und wer Besiegter wird. (Bad. Pr.)