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UIro. 82.

Arenstag. 18. Juki 1893.

29. tatingang.

Württemberg.

Stuttgart, l3. Juli. Das königliche Hoflager ve> bleibt »och bis Ende dieses Monats in Friedrichshofen, worauf sich I. M. die Königin nach dem Nordseebad Norderney begiebt, während der König das Schloß Bebenhause» aufsucht, um der Jagd obzuliegen. In Bebenhause» werden zurzeit größere bauliche Veränderungen vorgeuomme», hauptsächlich auch mit Rücksicht auf de» be­vorstehenden Besuch des deutschen Kaisers. Ob die Majestäten später nock einmal im Schloß Friedrichshofen Aufenthalt nehmen, hängt von den Umständen ab. So viel darf schon jetzt gesagt werden, daß das jetzige Königs­paar sehr gen, am Bodensce weilt und daß für die folgenden Jahre jedenfalls dort längere Sommeraufenthalte i» Aussicht genommen sind. Das diesmalige Volksfest, welchem das Königspaar anwohnen wird, erhält nicht allein durch die Einweihung der neue» Neckar­brücke, »nd die im August zu eröffnende Caustatter Gewerbeausstelluiig, sondern auch durch eine vom württembergischen Obstbau- Verein hier veranstaltete Laiides-Obstaiisstell- u»g eine» erhöhten Reiz. Für die letztere Ausstellung, die während der Volksfesttage obgehalten wird, ist als Lokal, die städtische Reitballe gewählt Ivo,den. Nachdem in den meisten größeren Etablissements Stutt­garts sich die Verlegung des Zahltages vom L-amstag auf den Freitag vorzüglich bewährt hat, denkt auch die städtische Verwaltung daran, diese» Vorgang nachzuahmen.

Stuttgart, 13. Juli. Für die 50- jährige Jubelfeier des Würit. Gustav Adolf- Vereins am 18. und 19. d. Mts. in hiesiger Stadt liegt nuumehr das Festprogramm vor. Nach demselben ist Dienstag den 18. früh 10 Uhr im Saale der Evang. Gesell­schaft Festversammlung mit Begrüßung der Behörden und Delegierten, sowie Darbring­ung der Angebinde. Das Mittagsmahl ist auf 12V» Uhr im Herzog Christoph bestimmt. Um 2'/, Uhr beginnt die geschäftliche Ver­sammlung der Abgeordneten zur Beratung des Verteilungsplanes und der Verteilung der Augebinde. Lei dem um 6 Uhr i der Hospitalkirche stattfindenden Gottesdienste wird Dekan Weitbrecht die Predigt halten. Abends '/,8 Uhr ist im Festsaal der Lieder­halle gesellige Zusammenkunft mit lebenden Bildern, Gesangs- und deklamatorischen Vor­trägen. Bei dem Festgottesdienst am 19. i» der Stiftskirche, bei welchem der Verein für die klassische Kirchenmusik Mitwirken wird, spricht das Gebet Dr. v. Burk. Festprediger ist unser Landsmann Oberkonfistoralrat Dr. Köstlin-Darmstadt (früher m Friedrichshofen.)

Den Jahresbericht erstattet Hofprediger Dr. Brau». Ansprachen aus der Diaspora werde» halte» Pfarrer Schwarz ans Waiern in Kärnten, Oberkoiisistorialrat und Milglied des preußischen Oberkirckenrats Koch, Danzig, und Pfarrer Sckiniik von Vöcklabruck. Das Schlußgebet hat Skadtpsarrer Faulhaber übernommen. An das Festmahl uni 1 Uhr in der Llederhallc schließt sich ein Besuch der Friedenskirche und um 7 Uhr als Schluß eine gesellige Zusammenkunft im Garten des Schützenhauses.

Stuttgart, 11. Juli. Wie aus dem Nacktragsetat zu ersehen ist, und denR Nachr." ans Berti» depeschiert wird, sollen in Württemberg neu gebildet werde» 8 Jnfanterie-Halbbataillone, 1 Feldartillerie- abteilnngsstab mit 3 fahrenden Batterien; verstärkt werden 7 Jiifanterieregiinenter und das Trainbat., wofür erforderlich sind 8 Batallionskvmmandenre, 7 Hauptleute I. Klasse 15 Premier lieutenanls, 20 Sekondeiientenanls 9 Assistenzärzte, 1 Roßarzt, 8 Zahlmeister, 7 Büchsenmacher, t Waffenmeister, 15 Feld­webel, 15 Vizefeldwebel, 2 Portepefähnriche, 99 Sergeanten, 210 Unteroffiziere 8 Batail- lonstamboure, 1' Stabshautboist, 347 Kapi tulanten und 1784 Gemeine. Auf Würt­temberg entfallen an einmalizen Ausgaben 2 638616 Mk

Von der obern Nagold, 11. Juli. Die benachbarten Gemeinden, welche im Laufe des letzten Jahres Quellwasserversorgung ein­geführt haben, wie Warth, Egenhausen, Bö­singen fühlen sich h erüber bei dem heurigen trockenen Jahrgang besonders glücklich. Auch die Gemeinde Grömbach sah sich dieses Früh­jahr veranlaßt, Wasser aus dem Thal in den hochgelegenen Ort schaffen zu lassen. Nach Kröberschem Systen wurde die Leitung unter Baurat jSchwend in 3 Monaten fertig ge­bracht. Durch die Kraft des eingeleiteten Was­sers wird die Maschine bewegt und fördert täglich 35 000 Liter 130 Meter hoch. Tie Leistung kann noch gesteigert werden.

Bei einem Besuch in Ravensburg hat S. M. der König den Kandidaten der Deutschen Partei bei der letzten Reichstags- wahl, den katholischen Priester Prof. Dr. Jlg, der sich ganz auf den Boden der Militärvor­lage gestellt hatte, besonders ausgezeichnet. König Wilhelm redete Professor Jlg laut und deutlich, daß es die Umstehenden gut verstan­den, mit folgenden Worten an:Sie sind in letzter Zeit auch politisch thätig gewesen, ich habe die Sache mit großem Interesse verfolgt. Es ist sehr lobenswert von Ihnen, daß Sie in so ernsten Zelten für eine gute Sache eintreten ; es ist dies um so mehr anzuerkennen, wenn man sich solchen Mühen und Aufre­

gungen unterzieht, obwohl kein Erfolg in Aussicht ist." Auch die Königin ließ sich Prof. Jlg vorstellen und bemerkte ihm, daß sie sein Auftreten in der letzten Zeit mit In­teresse verfolgt habe.

Rundschau.

Berlin, 13. Juli. (Reichstag.) Nach dem Antrag Osans betr. Nichtabhaltung der Ma­növer wegen der Futternot erfolgt die 2. Lesung der Militärvorlage. Graf Hompesch (Zentr.) erklärt im Namen der Partei, daß er gegen die Darstellung des Reichskanzlers, als ob die Zentmmspartci eine politisch-demo­kratische sei, Verwahrung einlege. Das Zen­trum sei konservativ und so königstreu wie irgend eine Partei. (Lachen rechts.) Reichs­kanzler Gras von Caprivi drückt feine Freude über die Erklärung aus, will jedoch die Ent­wicklung der Dinge abwarten. Abg. Dr. Lieber tritt den Ausführungen des Reichs­kanzlers, betreffend die Umwandlung der Zen- trumspartci, entgegen. Redner erklärt, er sei sich bewußt, daß er dem Reichskanzler nie­mals Veranlassung gegeben habe, gegen ihn persönlich aufzutreten. Getreu dem Befehle des Herzogs von Nassau, habe er dem Könige von Preußen unverbrüchliche Treue gehalten. Nicht der leiseste Schatten falle auf seine Königs- treue. Wenn er die politische Veränderungen bespreche so sei dies sein gutes Recht. Den gebotenen Gehorsam habe er stets gehalten. Die Militärvorlage erklärt er für unannehm­bar da sie dem Volke dauernd eme zu hohe Belastung auferlege. Abg. Becky (freis. Volksp.) spricht sich in ähnlichem Sinne aus. Abg.

Z'mmermann (Antisemit) ist für die Vor­lage. Graf Moltke (konserv.) erklärt seine Partei könne es nicht verantworten, daß die Militärverwaltung die Mittel zur Heeresver- besserung vorenthalten würden (Beifall.) Der Reichstag nahm ^hierauf den Gesetzentwurf, betreffend die Friedenspräsenz drs deutschen

Heeres (Militärvorlage) mit 198 gegen 187 Stimmen an. (Bewegung und Beifall)

Für die Militärvorlage stimmten ge­

schlossen die Konservativen, die Neichspartci, die Nationolliberalm, die Polen, die freisin­nige Vereinigung und die deutsche Reform­partei, ferner vom Zentrum Prinz Urenberg und Lender, ferner Graf Bismark Schön­hausen, v. Hornstein, Prinz Carolath und Rösicke. Gegen Z 1 stimmen geschlossen die Sozialdemokraten, die deutsche und freisinnige Bolkspartei, das Zentrum mit den genannten Ausnahmen, die Welfen, die Elsaß-Lothringer und von den Wilden Bachmaier, Pachnicke, Sigl und der Däne Johannsen. Es fehlten