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I7ro. SO.

Donnerstag, 13. Juki 1893.

29. takii'gkMg.

Wür ttemb erg.

Stuttgart, 10. Juli. In der am Samstag, den 8. d. Mts. abgehaltenen außer­ordentlichen Gemeinderatssitzung wurde d i e Errichtung eines st ädt is ch e n Elek- tricitätswerks mit Stimmenmehrheit abgelehnt und der Antrag des Gemeinderats Dr. Schall angenommen. Derselbe hat fol­genden Wortlaut:Von der Errichtung eines allgemeinen Elektricitätswerkes ist zur Zeit abzu­sehen, weil ein dringendes Bedürfnis nach einem solchen nicht vorliegt, dagegen ein Aufschub um einige Jahre der Stadt eine Reihe wichtiger Vorteile sichern würde, ins­besondere die Möglichkeit, das Gas- und Elek tricitätswerk in einer Hand zu vereinigen und die Fortschritte der Technik, sowie die Erfahrung anderer Städte über den Regiebeteieb abzuwarten, bezw. zu verwerten.

Am letzten Samstag wurde dieSchwäb. Tagwacht" wegen eines in der Beilage enthal- nen Aufsatzes über die Notlage der Landwirt­schaft konfiszirt.

Mühlacker, ft I. Juli. Der 39 Jahre alte verheiratete Müller Karl Schäfer von der benachbarten Erlenbacher Mühle er­hielt zu den bereits erkannten 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus wegen Wechselfälschung von dem Schwurgericht Hcilbronn weitere 3 Monate Zuchthauszusatzstrafe wegen einfachen Bankerotts, Die Aktivmafse beträgt 38,658 Mk., die Schulden 100,460 M., somit 60, 802 Mark Ueberschuldung.

Zuffenhausen, 8. Juni. Heute Vormittag 8'/, Uhr ist ein großer Luftballon der kgl. bayr. Militär-Luftschifferabteilung auf einer Wiese nahe bei Zuffenhausen glücklich ge­landet. Der Ballon, mit 3 Begleitern besitzt, ist heute früh 3 Uhr in München aufgestiegen und hat um 6 Uhr Ulm passirt.

Eßlingen. Das XIV. Württ. Lan­desschießen findet am 1618. Juli d. I. in der neu erbauten Schießstätte hier statt. Zahl­reiche und wertvolle Ehrenpreise, worunter Ehren­gaben von Ihren Majestäten dem König und der Königin, sowie der Stadtgemeinde Eßlin­gen sind ausgesetzt.

SchwanAnläßlich der gestern Sonn­tag dabier abgehaltenen Fahnenweihe des Militärvereins entzündet« sich beim Abfeueru von Böllern ein Pulversack. Ein hiesiger Bewohner, der mit der Ladung der Böller beschäftigt war, wurde du rck Brandwunden erheblich verletzt. Eine Festtribüne stürzte während des Tanzens zusammen, wodurch eine^AnzahlP^^enverlch^wordeii sind.

Rundschau.

Karlsruhe, 8. Juli. Zuverlässigen Nachrichten zufolge werden die Kaisermanöver

des 13. und 14. Armeekorps wegen der Futternot uud der daraus resultierenden landwirtschaftlichen Not nicht staltfinden.

Grenzbach, 7. Juli. In der Nähe unserer Fähre ereignete sich gestern ein schreck­licher Unglücksfall. Gegen 4 Uhr Nachmit­tags ging der in den besten Jahren stehende Bäckermeister und Gastwirt Jausie aus Muttens mit seine» Kindern ai> den Rhein, um dort ein erquickendes Bad zu nehmen. Nasch seine Kleider ablegend, stürzte er ohne genügende Abkühlung in die Fluren und verschwindet, ohne daß Pan irgend welche Spur vor -hm sah. Ein Herzschlag hatte offenbar Miem Leben ein Ende gemacht. Welch ein Weh der Frau, als die Kinder, statt an der Hand des Vaters froh heimzu­kehren, blos dessen Kleider nach Hause zu­rückbringen? Wie ein Augenzeuge berichtet, hörte man keine Hilferufe des Mannes. Möge dieser Fall den Badenden zur War­nung dienen.

! Mosbach, 8. Juli. In hiesigem Be­zirke, im Odenwald«, und längs des Neckars ist der Obstsegen dieses Jahr theilweise ein beispiellos großer, speziell in den Höhelagen hängen die Obstbäume so voll, daß sie schon vor Wochen unterstützt wurden.

Vom Kaiser st uhl, 8. Juli. Nicht nur an geschützten Reblauben, sondern in den Rebbergen selbst findet man da und dort schon ganz ausgereifte Trauben. Wir haben aber auch die denkbar günstige Witterung, alle paar Tage einen Regen. Jst's nicht viel, so ist's doch immer etwas, immer wieder eine Erfrischung, reiche Regen hätten früher kom­men sollen, dann wäre dem Ausfallen der Beeren in den Stammböden mehr Einhalt geschehen. Mit der ,Ernte ist begonnen, dieselbe fällt nicht so ungünstig aus, im Gegentheil, man hört allenthalben ganz zu­friedene AeußerungeN.

München, 10. Juli. Der Prinz-Regent von Bayern bewilligte zu Gunsten der Pen- sionskasse für Journalisten und Schriftsteller ieinen Betrag von 5000 Mark.

Bayreuth, 10. Juli. In der Stadt 'Weiden ist die Gassabrik explodiert. Es sind zehn Häuser abgebrannt,

Weimar, 8. Juli. Unserem Großher­zog sind zu seinem 40jährigen Regierungsju­biläum zahlreiche Glückwunsch-Telegramme zu­gegangen, darunter vom Kaiser von Deutsch­land, von Oestreich, von Rußland, vom König von Württemberg und von Fürst Bismarck.

Berlin, 8. Juli. (Reichstag.) Die 1. Lesung der Militärvorlage wird fortgesetzt Gröber (Centr.): Meine Fraktion beschloß unter Zustimmung aller zahlreichen neuen Mit­

glieder , der neuen Vorlage gegenüber die gleiche ablehnende Haltung einzunehmen, wie gegenüber vcr ursprünglichen. Der Reichs­kanzler behauptet, daß wir zur Defensive stark genug seien, nicht aber zur Offensive. Wenn wir aber zur Defensive stark genug sind, so wird sich jeder hüten uns anzugreifen. Die nummerische Ueberlegenheit Frankreichs ist um so weniger von Bedeutung, als die dortige Bevölkerung immer mehr ab-, unsere immer mehr zunimmt. Und hat denn der mittel­europäische Bund gar keinen Wert? Wenn man glaubt, daß dieser einmal in die Brüche geht, warum arbeitet man nicht auf ein feste­res organisches Verhältnis zu Oesterreich? Die politische Notwendigkeit anlangcnd, so hat man auf die Studentenkrawalle in Paris hin, gewiesen, die die französische Regierung er­schüttert hätten. Eine Regierung, die durch solche Krawalle erschüttert wird, bietet keine Gefahr, ebensowenig wie ein Volk, das so korrumbiert ist, wie es sich in Frankreich ge­zeigt hat. Man hat stets gesagt, Deutschland werde nie angreifen; aber daß ein großes Heer in der Hand der Regierung eine starke Gefahr für einen ehrgeizigen Staatsmann ist, hat selbst Schorlemer zugegeben. Ein solcher Staatsmann kann dadurch leicht verführt wer­den, einen frischen fröhlichen Krieg zu beginnen. Die steigenden militärischen Lasten führen zu einer tiefen Erbitterung der Bevölkerung. Bei der ersten Vorlage war die Regierung so offen und ehrlich, daß sie die geplanten Steuern angab, jetzt dagegen ist es nicht offen gehan­delt, wenn man die Entscheidung verlangt, ohne anzugeben, woher die Mittel zur Deckung genommen werden sollen. Wir sehen die SaHe sür so geklärt an, daß wir eine Kom- misstönsberatung nicht wünschen. Wir werden die Vorlage einfach ablehnen. v. Bennig­sen (nat.-lib ): Die Regierungen erklärten oft genug, daß sie für sich allein nicht zu solchen Rüstungen greisen würden, daß sie es aber thun müßten wegen der geographischen Lage des neuen deutschen Nationalstaats, der umge­ben ist von Milttärstaaten ersten Rangs, di« sehr wohl eine Koalition gegen Deutschland bilden könnten, Staaten die von Jahr zu Jahr ihre Rüstungen erhöhen. Der Vorred­ner berief sich auf die französische Korruption; kann er aber behaupten, daß auch die franz. Armee korrumpiert sei? Die militärischen Au­toritäten Deutschlands behauplen im Gegenteil, eine so solide Armee habe Frankreich noch nie gehabt. In Frankreich herrschen Zustände, daß unser« Regierung vollen Anlaß hat, die dortigen Vorgänge sorgfältig zu beachten. In der Kommission ist unwiderleglich nachgewiesen worden, daß die Franzosen uns überlegen sind. Deutschland muß aber mindestens bei den