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Steuern frei zu halten. Lebhafter BeifallI Paris, 6.Juli. Gestern wurden wie- rechts. Rufe links: Natürlich gefällt daS Ihnen.), der Barrikaden errichtet. Auf die Polizisten,
Caprivi schließt: bei dem complizierten Mccha nismuS des Reiches, bei der Schwierigkeit des Gegenstandes sind wir nicht in der Lage, neue Steuervorlagen zu machen, können aber mit der Militürvorlage so lange nicht warten. Ich hoffe, daß Sie unseren Versicherungen Glauben schenken. Wenn wir die diesjährige Rekruteneinstellung versäumen, so würden wir einen ganzen Jahrgang verlieren, d. h. 50,000 Rekruten. Die Vorlage schafft schon in der allernächsten Zeit neue Cadres. Die Wehrkraft würde schon nach 14 Tagen eim erhebliche Verstärkung erfahren. Politische und wirtschaftliche Interessen zwingen uns, die Sache so schnell als möglich zu Ende, zu bringen. Die Unsicherheit bezüglich der Militürvorlage koste dem Erwerbsleben schon bisher so viele Millionen, wie die Militürvorlage auf ein Jahr (Unruhe und Widerspruch.) Unser Ansehen IM Auslande hat sich nicht gehoben, also machen sie im Verein mit den verbündeten Regierungeu dem jetzigen Zustand ein Ende. Geben Sie Deutschland das, was es braucht, um sich eines ruhigen Daseins zu erfreuen und mit sicherem Blick in die Zukunft sehen zu können. (Lebhafter Beifall rechts.) Payer (südd. Volksp ) führt aus, den Hauptgewinn des Wahlkampfes haben die Vertreter der einseitigsten Jnteressenpolitik, die Sozialdemokraten. Die Regierung werde sich diese Frage am besten beantworten können, ob die Reichstagsauflösung eine kluge Politik war. Nicht einmal das Durchgehen der Militürvorlage ist im neuem Reichstag gesichert, da viele Abgeordnete ihren Wählern bindende Erklärungen bezüglich der Forderung einer gesetzlichen zwc«- jährigen Dienstzeit abgegeben haben und auch in der Deckungsfrage. Wenn auch der Reichskanzler bezüglich der zweijährigen Dienstzeit persönliche Versprechungen gemacht, so kann das nicht genügen, denn der Mensch ist sterblich. Wenn jetzt noch, wie der Reichskanzler sagt, 90—100,000 Mann Wehrtaugliche nicht ein- gezogen sind, so ist diese Zahl eine große Versrubung für die Militärverwaltung, man sagt ja jetzt, daß man dem Reich für die Deckungsfrage einen Mann verschrieben hat, welcher nach seinen Erfolgen in Preußen ein Liebling der Götter, aber auch leider ein Agrarier ist. Wenn es nur der Reichsregierung mit der Erschließung neuer Sleuerquellen nicht geht, wie dem unglücklichen Schneidemühl mit seiner artesischen Quelle. (Heiterkeit.) Redner spricht sich schließlich gegen eine Kommissionsberatung aus.
Altona, 6. Juli. Bald nach Mitternacht gelang es, den Feuerherd in der Kaffee- sortieranstalt -stucke» und Andresen zu beschränke». Morgens 6 Uhr rückte die Hamburger Feuerwehr ab. Zwer Altonaer Feuerwehrleute sind schwer verletzt und etwa 400 Personen beschäftigungslos geworden. Im JW.ern wird das Feuer noch tagelang bren. nen. Sämtliche Speicher sind zerstört worden.
Paris, 6. Juli. Präsident Carnot ist heute nachmittag in die Sommerfrische nach Marly zurückgekehrt. Eine große Prozession in Armentisres, der Erzbischof Sonnois von Cambrai beiwohnte und die an 60000 Menschen angezogen hatte, wurde nach der „Slr. P." von. den Sozialdemokraten mit feindseligen Kundgebungen empfange». An mehrere» Punkten durchbrachen die Ruhestörer die Reihen der Gläubigen. Der von 9 Pferden gezogen» Prachtwage», auf welchem sich der Erzbischof mit dem Altarsakrament befand, sah sich genötigt, unterwegs umzukehren. Es erfolgten bei dem Umzug 12 Verhaftungen.
welche die Ruhestörer vertrieben, würben aus Hotclfenstern Revolver- und Gewehrschüsse abgefeuert und Eisenstücke geworfen; einige wurden verwundet. Auf dem Boulevard Voltaire wurden Pferdebahnwagen mit Petroleum begossen und angezündet.
Paris, 7. Juli. Im Quatier latin herrscht vollkommene Ruhe. Berittene Schutzleute nahmen einige Individuen fest, wende Kioske und Bedürfnisanstalten zerstörten und anzündeteu. I» der Nähe des Pere Lachaiie fielen Revolvcrschüsse, et» Manifestant und ei» Agent wurde» verwundet.
Lokal.es.
wildst ad, 9. fluli- Unsere in ihrer klatursckönkeit so sinziZen ^alazen scheinen In der letzten 2sit eines reit- und stellenveise in äer Bromeuads links äer Buz bemerkbar Aevoräsnen rviäerlloken keruckss rve^en in einigen Misskredit zu kommen unä es kehlt nicht an Stimmen, welche in allzu schnellem Urteil äie Ursache äes ermähnten Oeruclres näclrst- lieAsnä in manAslhakter UsinhaltunA von KVasssrakläuLeu, UaAerunZ von kcdkall- stoiten u. äsrA. stnäen ru müssen glauben. KVir sind in äer Bags zu versichern, dass letztere Ansicht «durchaus uuzutrekkeud ist — es ist in «dieser BezieliuuA vie immer von Seiten äer LadevervaltuuZ äas klägliche zur Uernhaltuog von Belästigungen geschehen; — äer spezifische Uährungsgeruch rührt vielmehr von äen Uinäsnl» äums n her. Der in trockenen unä varmen Sommern vis Heuer Vorzugs veiss an Uinäen auktretenäs sogenannte dlonigthau — als glänzenäer Anstrich äer Blätter sich äusssrnä — ist äen Bilanzen schäälich unä hemmt äie Untvicklung äer Blütchen, es tritt ein Oährungsprozess ein, velclier äen widerlichen Oerued erzeugt. Oieseihe Erscheinung trat nach vorliegeväsn Klitterungen äer Seddossgärtnerei Uuävigs- hurg Heuer auch au dortigen Uindsuallesn sowie nach ^.eusserungen von Kurgästen in verschiedenen anderen Städten zu Bage. — Bin ausgiebiger liegen würde deren Lade am hiesigen Blatze beschleunigen.
— 10. äuli. Oie gestrige Beleuchtung des Kartells zur „ultsu Binde" übte aut Kurgäste und Umwohner eins grosse Vn- zishuvgskrakt aus. Karten und Bokal waren dicht besetzt. Zahlreiche buntfarbige Bam- pions in hübscher Abwechslung zwischen den Bäumen verteilt, boten einen reizenden Anblick und Hessen im Verein mit bengalischer Beleuchtung den Karten in schönstem dächte erstrahlen. Oie Vorträge der hiesigen b'suer- wehrkapells trugen wesentlich zur Urhöh- ung des Ksnusses bei und batten sieb lebhaften Beifalls zu erfreuen. Uins dVivder bolung dieses Vbsnd-Vsrgnügsns in nächster 2sit würde seitens der zahlreichen Besucher gewiss mit Beenden bsgrüsst werden.
Wildbad, 10. Juli. Im Garten des Hrn. P. Kiefer z. kühlen Brunnen ist seit einigen Tagen eine interessante blühende Vucca recurvata pendula mit hübscher Blüte zu sehen Die Blumen sind weiß, glockenförmig, sechsteilig und hängend. Der Blütenstengel hat etwa 180—200 solcher Blüten angesetzt.
I Präsident der Dominikanischen Republik (St. 'Domingo) zu sein. Gen. Heürraux, so heißt tneser Musterpräsidcnt, argwöhnte, daß sein Schwager seiner Politik feindlich gegenüberstche; er lud ihn daher eines Tages unter vielen Frcundschaftsbezeugungen zum Frühstück ein und richtete kurz vor Beginn desselben folgende liebenswürdige Worte an ihn: „Iß und trink, lieber Schwager, so viel Du willst, denn nach dem Frühstück lasse ich Dich niederschießen, aber sei nur ganz unbesorgt, ich werde für Dein Weib und Deme Kinder sorgen!" Der Gast des Präsidenten lachte natürlich über den „gelungenen Scherz" und ließ sich das Essen gut schmecken. Heureaux hielt aber Wort, und nach dem Frühstück wurde sein Schwager in der That erschossen. Im April begab sich der Präsident nach Manzanillo, einem Hafenplatze im mexikanischen Staate Coliina, wo er an Bord sein s Kriegsschiffes „Der Präsident" eine Zusammenkunft mit dem Präsivenlen der Republik Haiti haben sollte. Bevor er St. Domingo verließ, li ß er seinen Mitbewerber um die Präsidentschaft, den General Marchena, an Bord seines Schiffes schaffen und in den Ballastraum schleppen; hier kettete er ihn eigenhändig an und führte ihn während eines ganzen Monats a's Gefangener mit sich herum. Das ist entschieden eine ganz neue Methode, politische Gegner unschädlich zu machen.
(Ist der Tod schmerzhaft?) Der englische Arzt B.ardshy hat sich eingehend mit der Erforschung dieser Frage beschäftigt und kommt zu dem Schluffe, daß der Tod in den meisten Fällen ein rein negativer Akt und völlig mit dem Verwelken einer Blume zu vergleichen sei. Der Empfindlichkcitsgrad der Zellgewebe, sagt Beardsley, steht in gewissen Verhältnisse zur Integrität derselben. Derselbe Reiz, welcher die Empfindlichkeit steigert, vermindert sie zuletzt, und das Alter hebt sie ganz auf. Jedes die Ernährung erschwerende oder hemmende Moment stört zunächst das allgemeine Wohlbefinden des Jndividums, bis durch die sich im Blute anhäufende Kohlensäure die Reizbarkeit der Nerven (Ganglien) vernichtet wird. In diesem Augenblicke tritt der Tod ein. Während die Zerstörung der Nervensubstanz vor sich geht, muß der Mensch eine Empfindung haben, derjenigen ähnlich, die dem Schlafe ober einer künstlichen Narkose durch Morphin vorangeht und die frei von Schmerzen ist. Abgesehen von den Hallu- cinationen, die sich aus einer gestörten Hirn- thätigkeit ergeben, können die Empfindungen nichts schmerzhaftes haben. Als Beweismittel werden die Vivisektionen, das Zeugnis von Totgeglaubten und in das Leben Zurückgerufenen, endlich die Angabe der dem Tode cntgegengehenden Personen angesehen, welche noch im Stande sind, die ihnen vorgelegten Fragen zu beantworten. Kleine Kinder sterben mit derselben heiteren Miene, die sie beim Schlafen haben. Personen, die sich durch Erhänken entleiben wollten und in das Leben zurückgerufen wurden, erklärten, daß auf eine kurze Bewußtlosigkeit die schönsten Hallucina- tionen folgten. Wir können aus eigener Erfahrung hinzufügen, daß Personen, die vom Blitz oder von einem elektrischem Strome getroffen wurden, nach ihrer Wiederbelebung gar keine Ahnung von ihrem Mißgeschicke hatten. Sowie das Bewußtsein erlischt, also auch in der Agonie, hört die Schmerzempfänglichkeit auf, weil die sensiblen Reize von den gelähmten Hirnganglien nicht mehr perzipiert werden.
Vermischtes.
— Ein Gemütsmensch scheint der Nat.Z zufolge der in der letzten Zeit vielgenannte
N«t»ri«ir bestätigt«« Lob '
. die Exped. d. Bl. eingesehen über! olltiml.Kabale b-i» »oabor
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