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Amts- und Aimige Dlatt für M-bai, und Umgebung.
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Nrs. 7S.
Dienstag, II. Juki 1893.
29 . talii'gLlig.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Juli. Der Kriegsminister Generallieutenant Frhr. Schott von Schottenstei», begibt sich, begleitet von seinem Adjutanten, Major Funk, heule nach Berlin, um an den Verhandlungen des Reichstags über die Militärvorlage teilzunehmen.
Stuttgart, 7. Juli. Vcrlagsbuchhänd- ler W. Speemann von hier ist von Seiten der deutschen Reichsregierung als Preisrichter für die Presse und das Buchgewerbe bei der Weltausstellung in Chicago berufen worden. Hr. Speemann wird am 18. d. M. mit dem Dampfer „Havel" aus Bremen abreisen.
— Unter großer Teilnahme der Osfizier- korps der Stuttgarter Garnison und der höchsten Kreiic der Gesellschaft wurde gestern Nachmittag Georg Graf v. Schel er, Forst- referendär 1. KI. und Reserve-Vizewacht»,elfter des U>ancnregmie»ts König Karl auf dem Piagfriedhofe beerdigt. Vom k. Hofe waren anwesend Herzog Albrecht von Wüit- tcmberg, Herzog Wilhelm von Urach; Frau Herzogin Werra war durch Hofmarjchall v. Baldinger vertrete,,. Von hohen Offizieren und Beamten waren erschiene» der kommand. General v Wölckern, die Generale v. Linderst!,st, v. Knörzer, Frhr. Pergier v. Perglas, V. Wagncr-Frommenhausen, Präsident von Dorrer u. s. w. Das Ojstzierkorps des Ulanen-Regiments. Das Musikkoips desselben Regmts. unter Stabstrompeter Biey eröffnete die Feier mit dem Choräle „Jesus meine Zuversicht," Garnisonsprediger Prälat Dr. v. Müller sprach ergreifende Worte, und »ach demselben legte ein Freund des Verstorbenen Namens des Schwärzlocher Schießklubs, dessen früherer Leiter Graf Schelcr gewesen war, einen prächtigen Wald- kranz aufs Grab, als letzten Gruß vom Walde. Die Musik schloß den ernsten Akt mit dem Trostliede „Mag auch die Liebe weinen I"
— Der gestrige Donnerstag hat Gewitter und guten Regen und die letzle Nacht einige Abkühlung gebracht (l2° R.) Der Barometer verharrt seit mehreren Tagen genau auf mittel.
Neuenbürg, 7. Juli. Ertrunken ist gestern Nachmittag das Jahre alte Kind des Sensenschmieds Fr. Schmidt von hier. Es fiel in den Kanal der Enz beim hiesigen Turnplatz. Der 9 Jahre alte Bruder war ihm zur Beaufsichtigung beigegebeu gewesen.
Herrenalb, 5. Juli. Bei dem heutigen Langholzverkauf von über 1700 Festmeter wurden durchschnittlich 15°/o des Revierpreises erlöst.
Von der Nagold, 5. Juli. Die Aufhebung der Flößerei im würtlemb. Schwarzwald macht in den beteiligten Gegenden viel von sich reden. Eine Kommission, bestehend aus Wasserbautcchnikern, Ingenieuren und Geometern, ist von der Regierung beauftragt, das ganze Nagoldthal zu bereisen (ohne Zweifel auch die anderen Thäler, in denen Flößerei getrieben wird) und Erhebungen zu machen über Gefall, über die vorhandenen Wasserkräfte, über die bestehenden Mühl- und Sägwerke, über die Ufer des Flusses, über Holzmengen, die zu befördern sind, über die Verkehrswege längs der Ufer, über etwaige Anlagen neuer durch Aushebung der Flößerei notwendig werdender Straßen rc. — Die Heidelbeercrnte verspricht gut zu werden; sie hat bereits begonnen, doch wird noch nichts mit dem Reff geerntet. Auffallend ist, daß fast jede Ge. meinde diesmal bekannt machen li ß, in ihren Gemeindewaldungen haben keine fremden Beersammler Eintritt.
Rundschau.
Karlsruhe, 6. Juli. Ober-Nechnungs- rat Plock wurde gestern Nachmittag auf fernem Bureau nn Gebäude der Generaldirektion der Großherz. Staatseisenbahnen von einem Schlaganfall betroffen, der seinen alsbaldigen Tod herbeiführte. Kurz vorher hatte der Verewigte noch mit Kollegen sich sehr lebhaft unterhalten.
Karlsruhe, 6. Juli. Professor Dürr von hier ist am vorige» Sonntag bei einer Kahnfahrt im Rhein verunglückt und ertrunken. Es wird gemeldet, die Leiche sei in Leimersheim geländct worden.
— Die Stadtverordneten in Karlsruhe bewilligten den Betrag von 5000 Mark für die Fertigstellung von Plänen, Kostenanschlägen u Ertragsberechnungen einer Bahnvon Karlsruhe nach Herrenalb. Die Stadt selbst wird als Unternehmerin auftrctcn. Wenn das Projekt ausgearbeitet ist, soll die Ausführung einem Unternehmer übertragen werden. Seitens des Luftkurorts Herrenalb wird der Bau der Bahn eifrigst angestrebt und erwartet man namentlich auf württembergischer Seite, daß die Bahn die Unterstützang der Regierung findet.
Stafforth (A. Karlsruhe.) 4 Juli. Heute erhängte sich im hiesige» Gememde- wald der verbeiratete Landwirt Max Stöber, Vater von 7 Kindern. Motiv: Melancholie.
Vom Main, 6. Juli. Die jetzt zu Ende gehende Kirschenernte hat sehr reiche Erträge gebracht; einzelne Gemeinden lösten 90000 bis 100 000 Mark. Auch die übrigen Obstsorten versprechen eine gute Ernte. Die ersten Frühäpfel konnten schon zu Markt gebracht
werden. Seit voriger Woche färben sich die Frühtrauben schon, so daß die Weinernte Heuer früher als je zu erwarten ist.
Bonn, 5. Juli. Der unlängst flüchtig gewordene Inspektor des Schießplatzes in Wahn har 120000 Mk. unterschlagen. 6000 Mk. wurden bei seiner Frau in Danzig, 1000 bei einer Frauensperson in Köln gefunden. Ueber den Verbleib des Flüchtlings selbst fehlt noch jede Spur.
Berlin, 6. Juli. Die Konservativen im Reichstage beantragen Ermäßigung der Eisenbahiifracyltarife nicht blos für Futtermittel, sondern auch für Vieh, damit solches ohne große Kosten aus futterarmen Gegenden in futterreiche zur Mast geschafft werden könne.
— Der Reichstag begann heute die Beratung der Militärvorlage. Der Reichskanzler Graf Caprivi sagt, die Regierungen seien mit ihren Forderungen bis auf den Antrag Huene zurückgegangenen mit Rücksicht auf die wirtschaftliche und allgemeine Lage gegenüber dem Ausland um eine Debatte abzuschließen, welche im Auslande die Annahme Hervorrufen müßte als ob in Deutschland nicht mehr der Sinn vorhanden wäre, der alles an die Sicherheit Ehre und Zukunft Deutschlands zu setzen bereit ist. Die neue Vorlage verzichte auf nahezu i/s des zuerst verlangten. Graf Caprivi glaubtauch, daß Deutschland auch dann noch oas Gewicht seiner militärischen Kraft wird in die Wagscbale werfen können, was nötig ist im Interesse der Erhaltung des Friedens. Die auswärtige Lage sei nicht verändert. Die verbündeten Regierungen können nicht weiter nachgeben sie fürchten sonst Deutschland zu schädigen. Der Ruf nach einer Aenderung der Verfassung ist jetzt erheblich in oie Minorität gelangt. Was die gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit anbelangt, so legt die neue Vorlage klar auf fünf Jahre eine zwi« jährige fest. Die Frage hat nur einen theoretischen Wert. Wenn die jzweijährigc Dienstzeit sich bewährt wird keine Regierung dieselbe zurücknehmen können. Andererseits könnte keine Volksvertretung, wenn die Vorlage sich nicht bewährt die 2jährige Dienstzeit aufrecht erhallen, so vaterlandsfeindiich kann keine Partei handeln. (Rufe: Sehr richtig!) Was wir geboten, muß also jeder Partei genügen. Ich wende mich zur Deckungsfrage. Die Reichsverwaltung hat neue Steuerges^tze ausgearbeitet. Dabei soll die Rörsensteuer anders und ausgiebiger herangezogen werden. (Beifall) Zweitens sollen die Steuern auf die lcistungssähigsten Schultern gelegt werden. ^Wiederholter Beifall), oie schwachen Schultern dagegen sollen geschont werden. . . E.dlich beabsichtigen wir, die landwirtschaftlichen .Gewerbe von neuen