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Uro. 7S.

Sarnstag, 8. Jutt 1893.

29. ^aiipgang.

Wür ttemberg.

Nachdem Se. Maj. der König infolge der Ernennung des ritterschaftlichen Abgeordneten Frhrn. v. Gültlingen zum Landgerichtsrat die Anordnung der Neuwahl eines Abgeord­neten des Schwarzwaldkreises genehmigt hat, wird diese Wahl am 20. d. M.. vormittags 11 Uhr, auf dem Rathause in Reutlingen vor­genommen: werden.

Stuttgart, 5. Juli. Ihre Königlichen Majestäten haben dem K. Oberst u. Flügel- Adjutanten Grafen v. Scheler, Komman­danten von Stuttgart und der Gräfin von Scheler aus Anlaß des Ablebens ihres ein­zigen Sohnes, Forstreferendär in Wildbad, Allerhöchst Ihre innige Teilnahme auszu­sprechen geruht.

Der soz. dem. Neichstagskandidat >n 4. W. Kr. Predigtamtskandidat Th. v. Wächter teilt in der Tagwache mit, daß vom Konsi­storium seine Entfernunq aus der Liste der Predigtamtskand baten verfügt worden sei.

Durch Hagelschlag haben in Württem­berg verschiedene Gegenden schwer gelitten, namentlich die Aemter Tübingen, Urach, Ehin­gen, Blaubeuren, Kirchheim. Es fielen Körner bis zu Hühnereigröße; die Ernte wurde streich- weise zu b/l vernichtet.

Nagold, 6. Juli. Daß Lehrer Köbele in Klein-Popo Nagold in gutem Andenken hat, beweisen nicht nur die Grüße, die er mit jedem Brief an seine Freunde unv Bekannte schickt und die hiemit fumarisch ausgerichtet sein sollen, sondern auch die Lehrmittel, wo­mit er die Sammlung der Seminarschule be­reichert. Die letzte Sendung hat eine Anzahl von schönen interessantsten Tieren in Spiritus gebracht: eine etwa 1 in lange junge Riesen­schlange aus der Gattung Python (afrikanische Felsenschlange mit prächtigen Flecken), eine in Kamerun in Gemeinschaft mit Christaller eigen­händig gefangene etwa 80 om lange Horn­viper mit runder schöner Färbung und statt­lichen Giftzähnen, eine etwa 1 m lange Warn­eidechse (Monitor) und ein kleineres Exemplar derselben Gattung, ein etwa 60 om langes afrikanisches Krokodil, eine kleine Schildkröte, einen 'schönen Skorpion, einige Skolobcnder und asselartige Tiere, Nashornkäfer, Pracht­käfer u. a. m.

Ru « dscha «.

Das neueröffnete Augusta-Bad in Baden-Baden ist neben dem weltbe­rühmten Friedrichsbad, auf der Baustelle de« früheren Armenbades, errichtet. Der Bau nahm eine Bauzeit von 3 Jahren und einen Kostenaufwand von 860,936 Mk. in Anspruch,! einschließlich der inneren Einrichtung und der

1 Wasserversorgung, ausschließlich der Heil- s gymnastik. Das Augustabav ist ein Monu­mentalbau im Stile der italienischen Renaissance mit reicher Architektonik; es ist auch im Innern in künstlerischer Weise ausgeschmückt. Es ent­hält Waldbäder, Kaltwasserbad, Dampfbad, Gesellschaftsbad, Gesellschastsvollbad, laues Vollbad, Duschraum mit Vollbad, warmes und heißes Luftbad mit Abtrockcnraum und eine heilgymnastische Abteilung.

Berlin, 4. Juli. Der Kaiser sagte am Schluß der Thronrede bei Eröffnung des Reichstags: Geehrte Herren! Unter schweren Opfern ist es gelungen, die deutschen Stämme durch ein festes Band zu einigen. Die Nation ehrt diejenigen, welche für dieses Werk Gut und Blut eingesetzt und das Vaterland einem politischen und wirtschaftlichen Aufschwung zu­geführt haben, welcher, wie er den Zeitge­noffen zum Stolz und zur Freude gereicht, den nachkommenden Geschlechtern, wenn sie im Geiste der Väter weiter bauen, des Reiches Größe und Glück verbürgt. Die glorreichen Errungenschaften zu wahren, mi denen Gott uns in dem Kampfe um unsere Unabhängig­keit gesegnet hat, ist unsere heiligste Pflicht. Solcher Pflicht gegen das Vaterland werden wir aber nur dann genügen, wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um ein zuverlässiger Bürge des europäischen Friedens bleiben zu können. Ich vertraue, daß Mir und Meinen hohen Verbündeten Ihre patrio­tische und opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Ziels nicht fehlen wird.

Berlin, 5. Juli. Die Noidlandreise des Kaisers ist für dieses Jahr definitiv auf­gegeben. Es liegt in der Absicht des Kaisers, für den Fall, daß bis zum 1. August die Mi­litärvorlage erledigt ist, alsdann nach Cowes in England zu gehen.

Berlin, 5. Juli. (Reichstag.) Das Haus wählt mit 310 von 319 abge­gebenen Stimmen v. Levetzow (kons.) zum Präsidenten. 4 Stimmen wurden für Lieber (Zentr), eine für Ahlwardt abgegeben, v. Lc- vetzow nimmt das Präsidium mit einer An­sprache an, worin er sagt: Halten Sie mich für das, was ich vor allem sein möchte, für einen aufrichtigen, unparteiischen, unabhängigen Mann der bestrebt ist, auch an dieser Stelle dem Vaterlande zu dienen." Das Haus erhebt sich von den Plätzen zum Dank für die Mühe­waltung des Alterspräsidenten. Mit 300 von 313 Stimmen wählt das Haus sodann v. Buol (Zentr.) zum 1. Vizepräsidenten. Zum

2 Vizepräsidenten wählt das Haus mit 226 von 285 Stimmen Bürklin (nat.Iib.). (So­mit sind 2 Süddeutsche ins Präsidium be­rufen.) Zu Schriftführern werden durch Zu ruf gewählt: Braun, CegielSki, Hermes,

Holleufer, Krebs, KrotpatschekMer- bach, Pieschel; zu Quästoren: Rintelen, Böttcher. Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr.- Beratung der heute eingegangenen schleu­nigen Anträge betr. Einstellung des Straf­verfahrens gegen Müllller (freis. Volksp.), Schmidt, Meyer und Schulze (Sozialdemokraten) sowie Militärvorlage, erste Lesung.

Altona, 6. Juli. Seit acht Uhr wüthet ein großes Feuer in der Elbstraße. Des Feuer brach auf dem vierten Boden der Kaffeesotiranstalt von Stuecken und Andresen aus, verbreitete sich nach beiden Seiten und ergriff den großen Getreidespeicher von Georg Woemert und andere Nebcnhäuscr. Um Mitternacht hatte man ,eine Weiterverbreitung zu verhindern gehofft. Von Hamburg sind mehrere Dampfschiffsspritzen herbeigeeilt. Ter Schaden wird auf mehrere Millionen ge­schätzt.

(Unruhen in Paris.) Großartige Aufregung herrscht seit einigen Tagen in der großen Seinestadt. Die Kutscher sinken, die Herren von der sozialistischen Arbeiter­börse befinden sich in offener Auflehnung gegen das Gesetz und die Regierung. End­lich hat letzte» Samstag eine Studentende­monstration zu bedauerlicheu Ereignissen geführt, welche den Tod eines Teilnehmers und Verwundungen mehrerer anderer zur Folge gehabt haben. Wegen Vieser Vor­kommnisse mußte der Ministerpräsident am Montag in der Kammer scharfe Angriffe aus- halten und konnte einer Niederlage nur ent­gehen durch Annahme einer für ihn keines­wegs schmeichelhafte» Tagesordnung; sein Untergebener der Polizeipräfekt Lozs, wird wohl über die Klinge springen müssen. Was den Studentenkrawall aulaugt, so ist der­selbe eine echte Pariser Geschichte senem Ur­sprung nach. Um die Karnevalszeit hatten Pariser Kunstschüler einen Ball veranstaltet, der mehr unsittlich als künstlerisch war, trotzdem berichteten die Zeitungen in großer Breite über das lockere Vergnügen. Der Senator Verenger, Präsident eines gegen die Unzucht im Straßenlebe» (obscöne Schau­stellungen und Ausrufereien) gerichteten Ver­eins, denunzierte im Senate den Vorfall dem Justizminister und das Gericht befaßte sich mit dem Ball. Der Veranstalter desselben wurde zu 100 Frcs. Buße verurteilt, eben­so ein paar derDamen." Zwei von diese», die an einem andern ähnlichen Balle, dem Kal k'in äs Siövl«, in demselben Aufzug von Anzug kann man nicht reden teilgenommen hatten, erhielten noch ein paar Tage Haft zudiktirt. Irmuntett durch die würdelose Stellungnahme der Presse zu Gunsten der Verurteilten fasten die Studenten