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auf einen Güterzug. Der Heizer wurde getötet, 2 Passagiere schwer, 11 leichter verwundet. Der Schnellzugbetrieb Metz—Saarburg—Straßburg wurde aufrecht erhalten.
Pest, 14. Juni. Der König von Italien wird ebenfalls zu den großen Manövern an denen der deutsche Kaiser, der Großfürst- Thronfolger,. und der dänische Thronfolger teilnehmen, erscheinen.
Pest, 15.,Juni. Der Pesti Naplo berichtet, angeblich aus verläßlicher Quelle, König Humbert werde gleichzeitig mit Kaiser Wilhelm bei den Herbstmanövern in Ungarn Gast des Kaisers von Oesterreich sein.
Paris, 12. Juni. Präsident Carnot wurde wieder von einem Unwohlsein befallen; Abends findet eine Beratung von 4 Aerzten statt, die entscheiden werden, ob der Gesundheitszustand die geplante Reise nach der Bretagne gestattet. (lieber das Leiden Carnots erhält der „Sprudel" von medizinischer Seite aus Paris folgende Mitteilung: Präsident Carnot, der schon seit längerer Zeit magenleidend ist, wozu sich vor etwa 3 Wochen Gelbsucht gesellte, hatte in der Nacht auf Mit- woch einen Anfall von Schüttelfrost mit furchtbaren Leibschmerzen, fortwährendem Erbrechen, Diarrhöe und Wadenkrämpfe, so daß man im Elysöe einen Choleraanfall fürchtete; es wurden die nächstwohnenden Aerzte rasch geholt und sofort ein Konsilium mit Prof. See veranstaltet, das einen Anfall von Gallensteinkolik konstatierte. Gegen Morgen, nach wiederholten Morphium-Injektionen, gingen 14 über erbsengroße Steine ab, worauf sich der Präsident erleichtert fühlte. Doch ist selbstverständlich eine große Mattigkeit noch zurückgeblieben. Carnot trinkt vorläufig zu Hause bis auf 45° erhitztes Karlsbader Wasser und wird später jedenfalls in ein Bad gehen müssen. (Uebrigens ist Carnot schon seit Jahren leberleidend und deshalb schon ehe er Präsident war, wiederholt in Vichy zur Kur gewesen.)
Paris, 15. Juni. Der Ausstand der Kutscher breitet sich immer mehr aus; es streiken jetzt er. 12000 Mann.
Kladuo, 12. Juni. Die Zahl der Ausständigen ist auf 930 angewachsen. Ruhestörungen find noch keine vorgekommen.
Belgrad, 9. Juni. Seit dem 3. ds. herrscht hier unterbrochen Regenwetter. Die Saaten sind beschädigt.
London, 15. Juni. Die englischen Behörden beschäftigen sich eingehend mit dem allmählichen Fortschreiten der Cholera in Frankreich. Nach den Berichten der englischen Consuln an das Ministerium des Innern kamen innerhalb der letzten Wochen in Lorient 500 Erkrankungen und 178 Todesfälle vorgekommen.
St Petersburg, 12. Juni, 3 U. 10 M- Minister v. Giers wurde vom Kaiser empfangen und übernimmt wiederum die Leitung des Auswärtigen.
New-Jork, 8. Juni. Eine geheime Verbindung vvn Chinesen beschloß, das Lokal einer andern Verbindung in die Luft zu sprengen. Die Polizei fand bei einer vorgenommenen Haussuchung Sprengstoffe und einen unterirdischen Gang zu den bedrohten Lokalitäten der andern Verbindung vor. Eine große Zahl Verhaftungen wurden vorgenommen.
Chicago, 15. Juni. In der Ausstellung sind, laut „Franks. Ztg.", 30 werthvolle Sachen, theilweise Eigenthum der Königin von Italien, entwendet worden.
Alexa » drien, 9. Juni. Infolge des Ausbruchs der Cholera in Mekka hat die egpptische Behörde die ganze Hedjazküste für! infiznt erklärt und, wie gewöhnlich zur Zeit
der Pilgerfahrten bei herrschender Cholera, strenge Gegenmaßregeln ergriffen. In diesem Jahre sind es doppelt so viel Pilger als im vergangenen. Den Suezkanal haben 40 000 bereits passirt, und wahrscheinlich wird die gleiche Anzahl aus den östlichen Ländern und durch Karawanen über Land nach Mekka kommen.
Kairo, 12. April. (Reutermeldung.) In den Steinbrüchen von Tuza bei Kairo versuchten 600 arbeitende Sträflinge zu entfliehen. 30 wurden durch Gewehrschüsse getötet, 11 entkamen, die übrigen wurden wieder eingefangen.
Tritkrhalikndks.
Ilm ein Modelt.
Nach dem Englischen
(Nachdruck verboten.)
„Endlich," sagte Richard Lacy mit einem Seufzer innerlicher Genugthuung, „endlich scheint mein Glücksstern aufzngeheii!" Er warf den eben empfangenen Brief hin, zündete seine Pfeife, die ihm während des Lesens ausgegangen war, wieder an und lächelte zufrieden vor sich hin. Ein alter Freund, namens Edmund Schelten, der als Novellist Ruhm und Vermögen erworben, hatte ihn dazu auserwähit, eine Prachtausgabe seiner berühmten Novelle „Clara Jngelow" zu illustrieren, und ihm sehr anständige Bedingungen geboten. Hier war endlich die Gelegenheit, ans welche Richard geharrt, seit er als siebzehnjähriger Jüngling nach London gekommen, die Gelegenheit, sein Können zu beweisen und zu verwerten.
Er war ein hart kämpfender, bisher erfolglos strebender Künstler, der bei Tage größere, nie zum Verkauf kommende Bilder malte, bei Nacht für das tägliche Brod kleine, mehr handwerksmäßige Arbeiten fertigte, wie er sie eben erlangen konnte. So erwarb er ein bescheidenes Einkommen, gerade genug, um mit äußerster Einfachheitzu leben i und ein Arbeitszimmer unter dem Dache> mit anstoßendem Schlafraum, sowie das! Arbeitsmatenal zu bestreite».
Die Situation war also keine glänzende zu nennen, und auch für die Zukunft hatte er wenig Aussicht, etwas anderes als ein schlecht bezahlter, darbender Handwerker- Künstler zu werden, wenn es ihm nicht gelang, irgendwie die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken. Allerdings war einmal durch einen besonderen Glücksfall eines seiner Gemälde in der königlichen Akademie ausgestellt worden, aber man hatte es totgeschwiegen, — nicht eine einzige Kritik war darüber erschienen, kein einziger illustrierter Katalog hatte seiner erwähnt. De» kostbaren Rahmen, mit dem er es eingeschickt, war er heute noch schuldig.
Aber jetzt, jetzt endlich lächelte Fortuna ihm. Als Illustrator eines berühmten Ro manes konnte es ihm nicht länger au Beachtung seitens des Publikums fehlen, und es handelte sich nur noch darum diese Beachtung durch gute Leistungen zur Theilnahme zu steigern. Auch paffende Modelle mußte er, namentlich zu den weiblichen Hauptfiguren, zu gewinnen suchen und hatte deshalb schon ein Gesuch in die Tagesbiätter gesetzt. Wenn sich doch nur etwas fände, das — — — Ein schüchrernes Klopfen an die Thür unterbrach seinen Gedankengang. „Herein !" ries er, und ein schlankes wohlgewachsenes junges Mädchen stand vor ihm. Sie war nicht gerade ideal schön, aber
Richard erkannte doch auf den ersten Blick d>e feine Form ihres Kopfes und ihrer Hand. Sie war dürftig aber mit jener ungesuchten, auf guten Geschmack begründeten Eleganz gekleidet, dir selbst dem ärmlichen Gewände einen Schein von Vornehmheit giebt. Zögernd und verlegen blieb sie an der Thür stehen, und Richard war es, der die Unterhaltung beginnen mußte.
„Gute» Morgen," sagte ec nach einer . Pause, „was steht zu Dienste»? Modell?" Sie nickte ernst und händigte ihm eine Karte ein. „Marie Blockwood" stand darauf. Augenscheinlich war das Mädchen eine Anfängerin bei dem Geschäft. Die alten erfahrenen Modelle kamen erstens nicht zu ihm, weil sie wußten, daß seine beschränkten Mittel ihnen keine großen Vorteile bieten konnten, und zweitens verriet das Benehmen dieser jungen Unbekannten, daß sie niemals zu solchem Zweck ein Atelier betreten hatte. Professionelle Modelle haben gewöhnlich etwas Theatralisches, Aufgeputztes und dabei handwerksmäßig Sicheres, während dieses Mädchen eine bescheidene Würde und edle Ein- sachheit zeigte, die ihn wider seinen Willen anzog.
„Gut," sagte er, „ich werde nächstens ein Modell Ihrer Art gebrauchen, darf ich fragen, weiche Bedingungen Sie stellen?" Sie nannte dieselben, — es waren lächerlich bescheidene. „Nun denn," erwiderte Richard, „so bitte ich Sie schon morgen herzukommen, und zwar vorläufig zu einer Probe. Nach derselben werde ich wissen, und Ihnen sagen können, ob Sie für meuieu Zweck geeignet sind." — „Sehr wohl, mein Herr, ich werde um 2 Uhr hier sein, danke Ihnen bestens." Nach diesen Worten und einem von ernstem Kopfneigeu begleiteten „Guten Morgen" verließ sie das Atelier. Der zurückbleibende junge Maier betrachtete noch lauge sinnend die Thür, durch die sie verschwunden, und suchte den Ton ihrer leisen, lieblichen Stimme sich in die Erinnerung zurückznrusen. „Alles in allem," sagte er sich, wird sie ein ganz kostbares Modell für Clara Jngelow ab- geben."
(Forts, folgt.)
Da der
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bereits in den meisten Familien als zuverlässiges Hausmittel vorrätig gehalten wird, so ist jede Anpreisung überslüsiig. Es sei hier deshalb nur für jen». welche dies altbewährte Mittel noch nicht kennen sollten, -die Bemerkung angefügt, daß der Anker-Pain-Expeller mit den besten Erfolgen als schmerzlindernde und heilende Einreibung bei Gicht, Rheumatismus, Gliederreißen, Hüftweh, Seitenstechen, Nervenschmerzen, Zahnweh usw. angewendet wird. Dieses Hausmittel ist sicher in der Wirkung und billig im Preis (SOPfg. und 1 Mk.die Flasche!). Nur echt mit „Anker"! Vorrätig in den meisten Apotheken; Haupt-Depot:
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