Amts- Mid Aycige Dlatt für Wildbad and Umgebung.
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Uro. SS.
Sarnstcrg, 17. Juni 1893.
29. ^aiipgang.
Wür t 1 eml> erg.
Stuttgart, 13. Juni. Der König und die Königin haben auf die Kunde von dem so erschütternd jäh eingetretenen Tode des Oberstlieutenants a. D. v. Moser sofort der Witwe auf telegraphischem Wege ihr aufrichtiges Beileid aussprechen lassen.
— Am 20. Aug. wird der Kölner Sängerkreis und am 7.-9. Sept. der Straßburger Mannergesangverein zum Besuch des Liederkranzes hier eintreffen und je ein Wohllhätig- keitskonzert veranstalten.
Bei dem Postamt Neuenbürg ist eine öffentliche Telephonstelle eingerichtet worden, welche am 15. Juni d. I. dem Betrieb übergeben «erden wird und mit dem Telephonnetz des Landes durch eine im Anschluß an die Neibindungs- anlage Stuttgart-Wildbad neu erstellte Telephonleitung Wildbad - Neuenbürg in Verkehr Jesetzt ist.
— Der neue württembergische Landesbischof (Bischof der Diöcese Rottenburg) Dr. Wilhelm v. Reiser ist am 13. Mai 1835 zu Egersheim bei Spaichingen geboren, 1859 erhielt er die Priesterweihe, 1861 wurde er Repetent, 1870 Direktor am Wilhelmsstift in Tübingen, 1877 Doktor der Theologie, 1879 Domkapitular. 1886 wurde er mit Zustimmung des Königs Karl durch Breve Leos LIII. zu Bischof v. Hefcles Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge und zugleich zum Titularbischof von Enos (Thrazien) ernannt. Der württembergische „Staatsanzeiger" sagt von dem neuen Landesbischof: „Die Gläubigen kennen ihn, sie wissen, daß er in den Fußstapsen seines ehrwürdigen Vorgängers seither gewandelt ist und ferner wandeln wird. Volles Vertrauen kommt ihm aus allen Herzen entgegen, und man weiß in Württemberg, daß er den Blick nicht nur auf die Wohlfahrt der katholischen Kirche, sondern auch auf das Iheure Vaterland gerichtet hält.
Rundschau.
Karlsruhe, 13. Juni. Ein Maurer auS Welschenreuth verletzte nach stattgehabtem Wortwechsel einen Maurer aus gleichem Ort in einem Neubau Kaiserstraße 116, mit einer Sprieße derart, daß derselbe lebensgefährlich in seiner Wohnung danieder liegt. Er wurde durch das Gericht dort einvernommen. Der Maurer wurde verhaftet.
St. Ilgen (A. Heidelberg), 13. Juni., Das Kind des Fabrikanten Reichert wurde von dem zweiten Sohne des Expeditors Ludwig aus Unvorsichtigkeit erschossen. Das Mitleid mit beiden Familien ist allgemein. Der Thä- 1er flüchtete sich vor Angst in den Wald und
es wird nach ihm gestreift, um ein weiteres Unglück zu verhüten.
München, 13. Juni. Die Leiche des Herzogs Max Emanuel wirb morgen in Schloß Biederstein aufgebahrt und am Donnerstag nach Tegernsee zur Beisetzung in der donigen Familiengruft übergeführt. Großer Militär- und Kirchen kondult findet nicht statt.
München, 14. Juni. Gestern nachmittag wurde im englischen Garten in unmittelbarer Nähe der Residenz ein Raubmord verübt. In dem Opfer desselben soll der Münchner Pfarrer Xaver Wild erkannt sein. Vom Thäter fehlt jede Spur.
— In dem bayerischen Ort Hegelhofen bei Weißenhorn verübte am Samstag früh ein I7jähriges Mädchen in einem Anfalle von Geistesgestörtheit eine gräßliche That. Sie schnitt ihrer Mut er den Hals durch, einem auf Besuch weilenden 11jährigen Knaben, dem Kind ihrer Tante, den Kopf ganz vom Leibe, nachdem sie das Kind zuvor erdrosselt zu haben scheint, und tötete sich dann selbst durch einen Schnitt in den Hals.
Aus Zittau, 12. Juni wird gemeldet: In NeugtNsdors fanden heute 4 Menschenleben den Tod in den Flammen. Das Feuer legte ein Wohnhaus in Asche, dessen Besitzer nebst 3 Kindern verbrannten.
— Ermordet und beraubt wurde in Groitzsch bei Leipzig der Wirtschaftsgehülfe Gorgi aufgefunden. Der Mörder ist ein Unteroffizier des Pegauer Karabinierregiments. Er wurde entdeckt, als er die Uhr des Ermordeten verkaufen wollte. — In demselben Orte wurde die Leiche eines Radfahrers gefunden, und zwar unter Umständen, welche ebenfalls auf ein Verbrechen schließen lassen.
Berlin, 12. Juni. Unter Berufung auf das Preßgesetz läßt der Polizeipräsident, erklären, daß die vom „Vorwärts" gebrachte Nachricht, die Regierung habe bei ihm über die Wirkung der Aufhebung des allgemeinen und direkten Wahlrechts Erkundigungen eingezogen, Erfindung ist.
Berlin, 15- Juni. Es verlautet, der Finanzminister Miguel sei entschieden gegen eine direkte Einkommenssteuer, dagegen unbedingt für die Reichs-Erbschaftssteuer. Die preußische Regierung halte an den Plänen fest, event. die Erbschaftssteuer in den Bundesstaaten einzuführen.
Berlin, 15. Juni. Dem Vorwärts zufolge erfolgte gestern die Verhaftung des soz.-dem. Reichstagskandidaten Kunert-Halle wegen Diebstahls, anscheinend im Zusammenhang mit den bekannten Militärgerichtser- tenntnissen.
Berlin, 15. Juni. Die Sozialdemokraten hielten gestern Abend hier ca. 20 Versammlungen ab; die Lokale waren teilweise so überfüllt, daß polizeiliche Absperrung erfolgen mußte.
— Der Besitzer eines Berliner Balllokals wurde zu 6 Monaten Gefängnis, 2000 Mk. Geldbuße und Ehrverlust auf gleiche Dauer verurteilt, weil er schon seit Jahr und Tag seinen Gästen statt Champagner alles mögliche Gesöff hatte vorsetzen lassen, das ihm gewisse Weinpantscher unter hochnoblen Etiketten geliefert hatten. Einer dieser K mpane wurde mit bestraft.
Berlin, 15. Juni. An der in der lezten Zeit ausgeführten Bereisung des Nordostseekanals haben außer dem Vizepräsidenten des preuß. Staatsministeriums, Staatssekrerär des Reichsamts des Innern, v. Bötticher, auch der preuß. Finanzmin. Miquel, der Staatssekretär des Reichsschatzamts Malzahn, mehrere Bundes« bevollmächtigte und der russische Botschafter Graf Schuwalow teilgenommen. Es wurde die ganze Strecke des Kanals von der Ostsee bis zur Elbe befahren und nur an einzelnen Stellen, wo die im Gange befindlichen Arbeiten es nicht zuließen, der Landweg zu Wagen benutzt. Für den öff. Verkehr ist bekanntlich die Strecke von Holtenau bis Rendsburg eröffnet. Der erste größere Dampfer, welcher auf Vieser Strecke verkehrt, ist der bei Sichan gebaute Dampfer „Berlin." Der Stand der Arbeiten berechtigt zu der bestimmten Hoffnung, daß im Jahre 1895 der ganze Kanal dem öff. Verkehr wird übergeben werden können.
Aus Arolsen, 11. Juni schreibt man dem Hann. Kur. über einen Unfall des Fürsten. Fürst Friedrich, der vorgestern von Berlin zurückkehrte, schwebte gestern infolge eines Unfalls in Gefahr. Bei einer Spazierfahrt, an der auch seine Schwester, Prinzessin Elisabeth, teilnahm, wurden in der Helfer Allee die Pferde plötzlich scheu und gingen durch. Der Fürst und seine Schwester wurden aus dem Wagen geschleudert. Glücklicherweise kamen beide ohne erhebliche Verletzungen davon. Die Pferde wurden alsbald eingefangen.
Breslau, 14. Juni. Die elektrische Straßenbahn wurde heute früh eröffnet.
Luxemburg, 13. Juni. Der von Paris mit 200,000 Frcs. flüchtig gewordene Kassierer wurde nebst seiner Frau hier verhaftet. Letzterer trug 172,000 Frcs. bei sich.
Metz, 13. Juni. Auf der seit gestern eingleisig betriebenen Strecke Pcltre-Courcelles stieß gestern der von Saarbrücken nach Metz gehende Personenzug 159 mit voller Kraft