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^reich und Rußland gut um 497 422 Mann, die Deutschlands allein um 1 051 971 Mann. An Landheer und Marine besitzt der Drei­bund 1 137 865 Mann, Frankreich und Ruß­land zusammen 1684 827 Mann, also mehr um 546 962 Mann. Die Zahl der ins Heer Eingestellten verhält sich zur Beoölker- ungsziffer wie folgt: Deutschlands 1,072°/«, Oesterreich 0,745°/«, Italien 0,785°/«, zus. <1,888°/«, Frankreich 1,293°/» , Rußland 4,008°/«, zus. 0,092°/«. Redner glaubt, baß angesichts dieser Zahlen niemand die Not­wendigkeit der Vorlage bestreiten werde. Jedermann werde zugeben müssen, daß bie Regierung mit der Aufstellung der Mili­tärvorlage nur eine Pflicht erfüllt hat, denn wir müssen unsere Heeresmicht so gestalten, daß wir, wenn der Krieg uns aufgedrungcn werden sollte, mit froher Zuversicht für die Ehre des Vaterlandes ein stehen können. Tie Regierungsvorlage verlangte eine Vermehrung von 72 037 Mann und 11 857 Unteroffi­ziere. Die Kosten beliefen sich auf 64 Mill. Als Gegenleistung war Einführung der zwei­jährigen Dienstzeit und Verjüngung der Armee zugesagt (nach welch letzterer die älteren Jahr- Zänge geschont werden sollen, während die jüngeren in einer Linie einrücken müssen). Nach dem Antrag Huene beträgt die Heeresverstär- Eung 60 200 Mann und 10 762 Unteroffi­ziere, also weniger um 12 837 Mann und 1095 Unteroffiziere. Die Kosten würden sich dann nur auf 55 Millionen belaufen, und -außerdem würden im ersten Jahr 4 Mill. er­spart werden. Bei der Widerlegung der Ein- nvände von seiten der Gegner der Vorlage be- ckont Redner, daß es sich um Ehre, Dasein mnd Zukunft unseres Vaterlandes handelt. Diese höchsten Güter können wir nicht mit einer minderwertigen Armee verteidigen und -schützen. Wir müssen unsere Armee in den Stand setzen, daß unsere Truppen nicht mit dem erdrückenden Gefühl, daß wir die Schwä­cheren seien, in den Krieg ziehen müssen. Nichts macht den Erfolg unsicherer. Es ist -unsere heiligste Pflicht, unsere Brüder so aus- zurüsten, daß sie bestehen können, wenn die Stunde der Gefahr naht. Redner wünscht daher Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Interesse der Landesverteidigung, wie sie -auch die Volkspartei schon längst gefordert hat. Auffallend ist nur, dah die Vorlage ge­rade jetzt auf so heftigen Widerstand von sei­len der Volkspartei und des Freisinns stößt. Jetzt sagen sie:Wir haben eine solch' gute Armee, daß sie siezen muß." Ja, wenn es mit dem Reden gethan wäre, aber die Feinde werden vor den Sprüchen eines Hrn. Payer, eines Hrn. Richter, eines Hrn. Dr. Lieber, eines Hrn. Bebel u. s. w. nicht Halt machen. Da gehört die That her und die Mannhaf­tigkeit. Auch das Zutrauen zur Diploma­tie helfe nichts. Bismarck allerdings sei es möglich gewesen, durch seine geniale Staats­kunst den Frieden zu erhalten, aber auch nur ihm, denn solch ein Mann erscheint (nach dem Urteil des jetzigen Reichskanzlers Caprivi, der doch kein Verehrer des Fürsten Bismarck ist), nicht alle Jahre, sondern höchstens alle 100 «der gar nur alle paar 100 Jahre. Wenn die Gegner behaupten, nur durch die Herr­schaft des Militarismus sei die Vorlage ins Leben gerufen worden, so sei darauf zu er­widern, daß viele sich dieser Phrase bedienen, ohne sich über deren Bedeutung klar zu sein. Daß in weiten Kreisen Unzufriedenheit und Verstimmung herrscht, verhehlt sich der Red­ner nicht. Er selbst bekennt sich auch zu denen, die nicht mit allem einverstanden sind, was der neue Kurs gebracht hat, insbesondere nicht mit der Behandlung des Altreichskanzlers,

ohne den ein deutsch«- Reich gar nicht bestehen würde. Aber die Sicherheit de- Vaterlandes fordert nun einmal diese Opfer, und wenn sie unbedingt notwendig sind, dann können und müssen sie auch gebracht werden. Deutschland ist keineswegs am Ende seiner Leistungsfähig­keit angelangt, wenn man bedenkt, daß Frank­reich fast die dreifache, Großbritanicn mehr als die doppelte Steuerlast zu tragen hat und nur Rußland noch um weniges hinter Deutsch­land jucücksteht. Mit der Beau- und Branntweinsteuer, weiche von der Regierung zur Deckung der Mehrkosten in Aussicht ge­nommen sind, kann sich Redner nicht befreun­den. Dagegen wünscht er, mit noch vielen anderen gleichgesinnten Reichsboten, daß die Börsensteuer bedingungslos herbeigezogen werde, um die erforderlichen Millionen zu liefern. Zum Schluß berührt Redner noch die Ge­fahre» einer Wiederablehnunz: Die 2jährige Dienstzeit könnte nicht einzeführt werden, unser Ansehen im Anslande würde geschwächt, die Sicherheit des Vaterlandes würde preis­gegeben, wir würden eine Einbuße an Selbst­gefühl erleiden, das Verkehrsleben müßte eine bedenkliche weitere Stockung erfahren, die älteren Jahrgänge könnten nicht geschont werden und der Krieg wäre im höchsten Grade wahrscheinlich und dann kämen zu den Geldopferu auch noch Blutopfer. Ent­schließen wir uns also, erster« zu bringen, um die letztere» zu verhüten; denn wir bringen sie ja nicht der Regierung, sonder» in erster Linie uns und unserem Vaterlande, das wir schirmen und ichützen möchten. Redner giebt sich der Hoffnung hi», daß die Wähler des VH. Wahlkreises, die unter 9mal 2mal nationalliberal und 7mal reichs­parteilich gewählt haben, es auch diesmal nicht fehlen lassen werden, durch ihre Stimme zum Gelingen der Vorlage beizutrage» und schließt mit dem Wunsch:Gott segne unser Vaterland." Eine von dem Hrn. Vo. sitzenden auf den Kandidaten ausgebrachtes Hoch, wodurch er diesem den Dank und die Zu­stimmung der zahlreichen Versammlung aus­drückte, wurde von diesem durch ein Hoch auf den Altreichskanzler Fürst Bismarck er­widert.

Hieraus ergriff Hr. Stadtschultheiß Bätz- ner das Wort und ermahnte die Wähler in patriotischer Weise, unter Rückblick auf die glorreichen Siege der deutschen Armee im Jahre 1870 für den reichstreuen Candidaten, Hrn. Landgerichtsrat v. Gültlingen, mit ganzer Kraft einzutreten und denselben am 15. Juni einmüthig zu wählen.

Erst spät trennte sich die Versammlung unter dem tiefgefühlten Eindrücke, daß die be­vorstehende Wahl in der That über die Sicher­heit, Ehre und das Gedeihen Deutschlands zu entscheiden habe, und daß Landgerichtsrat Frei­herr v. Gültlingen ein bewährter Patriot und ein aufrichtiger Freund des Volkes sei, der nicht nur schöne Worte mache, wie man sie anderwärts in Wahl-Versammlungen hören könne, sondern seine Liebe zu Reich und Volk auch durch Thaten beweise. Möchte jeder treugesinnte deutsche Mann am 15. Juni von seinem Wahlrecht Gebrauch machen und dabei der Losung folgen:Nicht die Partei, sondern das Vaterland!"

Vermischtes.

(Eine kolossale Germania aus Schokolade.) In Bezug auf das in Chicago ausgestellte Schokolade-Modell des Niederwald­denkmals dürfte folgendes erwähnungswert sein: Die Aussteller sind die Herren Gebr. Stollwerck in Köln am Rhein. Die Germania

ist nah dem Original des Professors Schilling in Schokolade aus einem Block gemeißelt und erreicht ein volles Drittel der Größe des gi­gantischen Ociginalsauf dem Niederwald. Mit dem das Modell überragenden Tempelqufbau aus massiver Schokolade besitzt das Ganze eine Höhe von reichlich 7 Meter. Es sind dazu über 300 Ztr. Schokolade Verwender, welche einen Wert von 28 500 Mc. repräsentieren. An Ort und Stelle kostet der Germania­tempel c». 50000 Mk. Somit dürfte daS Wirk wohl einzig in seiner Art dastehen.

Selbstmord eines Knaben aus hoff­nungsloser Liebe. In der MoskauerRuffk. Wed." ist zu lesen:In der lutherischen St. Petri Pauli-Kirchenschule erschoß sich während des Unterrichts der 14 Jahre alte Schüler der 3. Klaffe, deutsche Unterthan Friedrich Franholz. Aus einigen hinterlaffenen Briefen des Selbstmörders geht hervor, daß hoffnungs­lose Liebe ihn zum Selbstmord veranlaßt hat.

(Türkische G er ich ts p f lege.) Zu einem Kadi, der als kluger Richter bekannt war, kam ein t ein Bauer, um sich darüber zu beklagen, daß man ihm in der vergange­nen Nacht alle seine Bienenstöcke gestohlen haben.Komme morgen," sagte der Kadi, zur Stunde des Gerichts wieder und bringe alle Bauern seines Dorfes mit dir." Der Bauer gehorchte, am andern Tage zur be­stimmten Stunde füllte sich der Gerichtssaal mit dem Volke des Landes. Der Kadi über­schaute die Männer mit forschendem Blick, dann wie in heftigem Zorn, vor welchem alle erzitterten, fährt er den Kläger an:du plumper Gesell, wie kannst du so viele un­schuldige Leute vor das Gericht bringen, bist du denn blind, daß du nicht siehst, wie deine Bienen dem Diebe noch am Turban sitzen?" Augenblicklich greift einer der erschrockene» Bauern an seinen Turban und wird sogleich zum Geständnis gebracht, daß er der Dieb sei.

(Ein Gezeichneter.) Die Staatsan­waltschaft Wiesbaden verfolgt eben einen Schlosser steckbrieflich. Der Flüchtige ist einGezeich­neter:" auf der rechten Hand hat derselbe die Buchstaben 6l. II. mit der Jahreszahl 1879; auf den Armen: eine afrikanische Schlingpflanze, Das Kreuz der Ehrenlegion m:t der Inschrift: Kind des Unglücks," das deutsche Turner­wappen, einen Torenkopf mit der Inschrift: Gott mit uns," einen Anker und noch eine Anzahl Wappen, alles in blauer Farbe- towirt.

(Geraten.) Amme (dem heimkehrenden Hausherrn entgcgentretend:)Paar oder un- paar Herr Schluckerl?"Na, unpaar, will ich doch hoffen!"Geraten! Es sind Dril­linge!

Der 52mal bestrafte 43 Jahre alte Gärtner PH. Weißhardt von Lampoldshausen, wohnhaft zu Friolzheim, OA. Leonberg, war angeklagt, am 8. v. Mts. im Gasthaus zur Krone in Friolzheim durch zweimalige Aeußer- ung eines Schimpfwortes den deutschen Kaiser beleidigt zu haben. Das Landgericht Stutt­gart schickte ihn auf 4 Monate ins Gefängnis.

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