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Amts- und Au.;tigc-WM für Wildbad und Umgebung.

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Nro. S7.

Dienstag, 13. Juni 1893.

29. talii'gang.

Wür ttemberg.

Stuttgart. W-e derSt-A." erfährt, wird der König die diesjährige Frühjahrs­parade über die Garnisonen Stuttgart und Ludwigsburg am Samstag den 17. d. M. auf dem CannstatterExerzierplatz abhalten.

Nach demselben Blatte ist für das beurige Kaisermanöver vorläufig folgende Zeitein­teilung in Aussicht genommen : Sonntag 10. September Eintreffen des Kaisers in Karls­ruhe, Montag 11. Sept. Parade deS 14. Armeecorps bei Karlsruhe. Dienstag 12. September Parade des 14. Armeecorps bei Stuttgart. Mittwoch 13. Sept. Corps­manöver des 13. Armeecorps in zwei Par­tien gegeneinander. Donnerstag 14., Frei­tag 15. und Samstag 16. Sept. Manöver des 13. gegen das 14. Armeecorps. Wo die Manöver sich abspie'e» werden, läßt sich jetzt mit Bestimmung noch nicht sagen. An den Kaisermanövern wird auch das zum 15. Armeecorps abkommandierte 8. württem- bergische Infanterieregiment Nro. 126 Groß­herzog Friedrich von Baden, welches von Beginn des Regimentsexerzierens an zur 54. Infanterie Brigade übertrete» wird, teil­nehmen. Sodann wird über die Zeit der Corpsmanöver auf 14 Tage eine weitere Division, bestehend aus 12 Reserve Infanterie Bataillonen, welche in 4 Regimenter und diese in 2 Brigaden eingekeilt werden, for­miert. Kavallerie und Feldartillerie wird diese Division aus den Lintentruppen zuge­ieilt erhalten

Stuttgart, 8. Juni. Wie wir bereits vor längerer Zeit berichteten, ist man im Fi-I nanzministerium eifrigst damit beschäftigt, die neuen Finanzreformpläne des Ministers der' Finanzen fertig zu stellen und wie Herr von Riecke letzten Freitag in der Kammer der Standesherren andeutete, sind die Entwürfe nahezu fertig gestellt; am weitesten gediehen soll der Entwurf beteffend die allgemeine Ein­kommensteuer sein. Nach uns zugehenden Mit­teilungen wäre der Grundgedanke des Entwurfs der, daß auf Grund einer kontrollierbaren Selbsteinschätzung alle Einkommen von einem gewissen Betrag von (500 Mk. voraussichtlich) progressiv (bis zu einem gewissen Höchstbetrag) besteuert werden sollen. Bis jetzt bestand be­kanntlich in Württemberg nur eine partielle und nicht progressive Einkommensteuer für solche Einkommen die nicht anderweitig durch Ertrag­steuern belastet waren. Die Einführung diese? allgemeinen Einkommensteuer hat zur Folge Aenderungen an der Gewerbe und Grundsteuer. Hand in Hand mit diesen Reformen werden auch Aenderungen an den Katastergesetzen, an

dem Kapital-, Dienst und Berufseinkommen gehen. (Schw. B.)

3 Juni. Heute nachmittag halb 5 Uhr wurde Kammersänger Schütky, als er eben das mediko-mechanische Institut in der Eugenstraße betreten hatte, von einem Schlag­anfall betroffen; in wenigen Augenblicken trat der Tod ein.

Wie schon gemeldet, hat der Ober­bürgermeister Hegelmaier von Jllenau aus das Zeugnis mitbekommen, daß er geistig völlig normal unv überhaupt niemals geisteskrank ge­wesen sei, während bekanntlich das württem- bergische Medizinal-Kollegium ein gegenteiliges Gutachten über den Geisteszustand Hegelmaier's abgaben, indem es ihn als Hereditär mit dem Querulantenwahnsinn behaftet bezeichnete. Man wird sich aber wohl täuschen, wenn man glaubt, Hegelmaier könne nun ins Unendliche fort­fahren, der Staatsregierung Verlegenheiten zu bereiten; letztere kann es abwartcn, ob die Straf­kammer in Heilbronn, die gegenwärtig allein die Sache zu behandeln hat, dem wissenschaft­lichen Gutachten des Stuttgarter Medizinal- KollegiumS oder demjenigen der badischen Ir­renärzte mehr Gewicht beilegen will, oder ob Hegelmaier nun etwa noch in eine bayerische Irrenanstalt zur Beobachtung überwiesen wird. Nimmt die Heilbronner Strafkammer an, daß Hegelmaier geistig vollkommen normal sei, so muß sie ihn, ob sie will oder nicht, auf Grund des bekannten Urteils de- Reichsgerichts wegen falscher Beurkundung im Amte ver­urteilen und dann tritt erst der DiSziplinar- hof für Gemeinde und Körperschaftsbeamte ge­gen Hegelmaier in Thätigkeit. Der Spruch des Letzteren erscheint von vornherein gleichfalls nicht zweifelhaft. Die Heilbronner Tragödie wird und muß demgemäß doch ein Ende finden, und wenn die Heilbronner über Gebühr lange Zeit ihrem Oberbürgermeister das halbe Gehalt zahlen müssen, so können sie sich bei den Mitgliedern der dortigen Strafkammer dafür bedanken. Gewählt haben diesen Mann übrigens die Heilbronner selber.

Eßlin gen, 9. Juni. Kaum sind die Kränze verwelkt und die Guirlanden abge­nommen welche am Kriegerbundstag unserer schönen Neckarstadt ein reiches schönes Festge­schmeide gaben und schon wieder ist alles emsig und freudig bemüht, für die Stadt ein Fest­gewand herzustellen, wie sie es schöner noch nicht gesehen hat. II. MM. unser König und die Königin werden am nächsten Montag den 13. d. unserer Stadt den offiziellen Be­such abstatten, den manche andere Städte Schwabens schon hinter sich haben. Die Freude hierüber ist in allen Kreisen der Bevölkerung eine allgemeine und große. Der nächste Mon­tag wird zeigen daß die Liebe zum Königs­

haus? hier in der alten Reichsstadt eine sichere und gute Pflegstätte gefunden hat.

Rottenburg, 9 Juni. In aller Frühe füllten sich die Straßen der Stavt mit herbei­geströmten Landleuteu und es entwickelte sich schon in früher Morgenstunde überall ein be­wegtes Leben. Schon um 7 Uhr war die Domkirche bereits ganz gefüllt und die ganze Männerseite war zum größten Theile von geist­lichen Herren in Chorrock (über 100) und in bürgerlicher Kleidung besetzt und fortwährend kommen noch neu Ankommende hinzu. Als­bald traten auch hohe Persönlichkeiten in Uni­formen, hohe Beamte, die Professoren der kat­holischen Fakultät in ihrer Amtstracht, die Dom­kapitulare, die drei Bischöfe mit dem Erzabte in den Chor der Kirche ein, wo auch alle Plätze besetzt wurden. Um 8 Uhr begannen dieTrauermetten, welche von den vielen Geist­lichen mit gebetet wurden. Fortwährend strömten neue Gäste herbei und füllten sich alle Räume der Domkirche bis auf den letzten Platz. Von ihren königlichen Majestäten überbrachten 2 Abgeordnete in Uniform vor dem Beginn des Requiems 3 prächtige Kränze, welche zu den zahlreichen andern am Sarge niedergelegt wurden. Nach den Trauermettcn, welche b/4 Stunden in Anspruch genommen hatten, erfolgte dasjfeierliche Requiem welches vom Erzbischof von Freiburg gehalten wurde, während welchem der Domchor das vierstimmige Requem von Lotti mit Choraleinlagen präzis und rein exekutierte. Dasselbe dauerte etwa b/i Stunden. Darauf 'olgte die Leichenrede, welche der hochwürdigste Bischof Dr. v. Reiser von der Kanzel aus in wirklich Herz und Gemüt ergreifenden, tief eindrtngenden Worte hielt.

Rottenburg, 9. Jan. Die Beerdig« ungsfeier ist großartig verlaufen. Die Men­schenmenge war riesig. Beim Totenoffizium erschienen Vertreter des Königs (Frhr. von Neurath) und der Königin (Frhr. v. Raßler- Weitenburg ; dieselben legten je einen pracht­vollen Kranz am Sarge nieder; ferner Kult­minister v. Sarwey, vom kathol. Kirchenra, Buck und Ehrlenspiel, von der Kammer Prä­sident v. Hohl und Fürst v. Zeil, dann die Fürsten v. Wolfegg u. Hohenlohe-Jagstberg, weitere Adelige und Offiziere, Vertreter von der Großfürstin Wera, Herzog Albrecht und Herzogin von Urach, 150 Geistliche im ChorroH ebensoviel weitere, die gesamte Fakultät. Das Requiem hielt Erzbischof Roos von Freiburg unter Assistenz von Bischof Haffner von Mainz und Erzabt Wolter von Beuron. Nach­her Trauerpredigt im Dom von Bischof Wil­helm v. Reiser. Nach einer herrlichen Ein­leitung schilderte er den Verstorbenenen als