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Mailand, 6. Juni. Ein furchtbares Gewitter mit Wirbelwind und Hagelschlag zer­störte die Ernte in den Provinzen Mantua und Verona. Von dem geschätzten Weine Valpolesella giebts Heuer keinen Tropfen.

Nim es, 6. Juni. Heute Nacht brach im Skala-Theater nach Schluß der Vorstellung Feuer aus, der Schaden, der dadurch ent­standen ist, beträgt 100,000 Fr. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.

Aus Belgrad wird gemeldet, daß Milija Petrovitsch, ein angesehener Bürger und Mitglied der Fortschrittspartei, im Hause des Radikalen Brezanatsch meuchlings ermor­det und furchtbar verstümmelt wurde. Die Regierung hat eine strenge Untersuchung des Mordes, der auf politische Beweggründe zu­rückgeführt wird, angeordnet.

Belgrad, 8. Juni. Die Wiederholung der politischen Morde verursacht das größte Aufsehen.

Lokale s.

Wild b ad, 9. Juni. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß die Ver­wendung der bisherigen Frachtbriefformulare für den innern Verkehr auf der deutschen Eisen­bahn nur noch bis zum Ablauf des Monats Juni ds. Js. gestattet ist.

kiMlönje-fLeksuZsIellung in ?fonrksim.

Dtorrcksilu.L. ckuui. Dis vor vsoigsu Dagsu in tsisrliccksr öVsiss sröllusts Lijou- tsris-D asckaus s tslluug gsvZckrt in ibrsr Vislssitigksit sin tardsuxrLodtigss Dilä uuä UdsitriD alle blrvartullgsu, clis wau suk als gssstst datts. 'Was uns llisr su daldtsrtigsr unä tsrtigsr ^Vars vorgs- kltckrt virä, ist ksius Durebseduittsvurs, souäoru äks gssoluuaekvollsts unck saudsrsts Arbeit, vslelis clis Ooläsehraisäskullst Ubsr- dauxt dsrvorbriugsu kauu. 8ovob1 äis kroäulrts äsr Dstampsrisu, äsr 6ravsurs, Dwaillsmalsr uuä soustigsa Lliltsgsssliättö, uls ausli äis Dr^suguisss äsr sigsut.liodsu 6oläsolimisäskuust in idrsu uusLliligsu ck'or- rusv, (vis 2 . L. lakslautsütLs > Dosen, Ltocckgriits, k'äebsr, goläsus OpsruglZssr, Diaäsws, Vroocksu, blaäsln, L,rwbänäsr, OlirrinAs u. s. v.) ssigsu äsn gsäisgsusu Osseckmask unä äis sorgkältigs ^rdsits- rnetdoäs, vslobs sied cksutLutuAs in äsr Lolimuelrvarsn-Illäustris so xrSodtig ont- laltst dadsn. Dinsn dssonäsrsn ^ULisck- rrnAspunktdiläso ssldstvsrstänälisd äis vislsn Lrillalltsaolisn, äarnntsr uamsutlisck äis kostbaren, bisr ausgstülrrtsn Lebwueksaobsn llbrsr Liöni^liebsn Lobsitsn äsr Orossdsr- Lvgiu von Laäsn unä äsr Llronprinssssin von Lobvsäsn, sovis äis slsktrisela bstris- bsnsn Liltsmasokillsu, vslobs aut äsm 6s- dists äsr ölsobuuik rssbt visls bisusrunASn Äutvsissn ^.Ilss in ^Usm sntspriobt äis ^usstsllunA äsr LsäsutunA äsr ktorLÜsimsr Inäustris, vslobs mit ibrsu 12 000 ^rbsi- tsrn unä sinsm jLbrliobsu Dmsst^s von «tva 40 UiUionsn ölarlr äis vsitvsrLvsig- tsstsn VsrbiuäunASn in allsn Dänäsrn äsr HVsIt uvtsrbält.

Tnkkrhslktndts.

Ire langen Handschuhe.

Hrau Werner hatte ihren Gatten pünkt­lich um 6 Uhr vom Bureau abgeholt, um mit ihm einenSchaufensterbummel" zu -machen. Das ist nun freilich etwas Schreck­liches für einen Mann. Die Kunsthand­lungen und Buchhändlerläden gingen so noch

an, zumal die teure Gattin nur kurze Zeit dort verweilt, aber ein Juwelen- oderMove- geschäft das hat eine gar große Anziehungs­kraft für das schöne Geschlecht, am meisten aber für jene, deren Portemonnaies nur be­scheidene Ausgaben gestattet. Da kam unser junges Ehepaar auch an die große Auslage der Handichuhfabrick H.

Ach sieh nur, Erwin, diese wunder­schönen dänischen Handschuhe, zwei, vier sechs, zehn Knöpfe!" Sag'Mizerl, möch­test Du sie besitzen?" Wo denkst Du hin, Erwin, die paffen nicht für unsere ein­fachen Verhältnisse."

Als aber Erwin am Abend ins Schlaf­zimmer trat, ertappte er seine kleine Frau am Spiegel, wie sie eben ihren entblößten Arm gegen das Glas hielt, und mit der Hand jene graziöse Bewegung machte, welche den in den Handschnhläden ausgestellten Holzhänden eigen ist.Kleines Närrchen," dachte er bei sich und ging, sich den Gut­nachtkuß zu holen.

Es kam Mizerls Geburtstag. Unter einem mächtigen Maiglöckchenstrauß, Mizerls Lieblingsblume, stand eine hübsche länglich schmale Kassette und beim Oeffnen derselben sahen Mizerls Augen etwas, das ihr Herz im Stillen aber auch nur im Stille» schon lang begehrte: behutsam nahm sie ein Paar hellfarbener, dreimal zusamme,«gelegter Handschuhe von feinstem dänischen Leder heraus, hob dieselben hoch in die Luft und drehte siech wie ein Kind in der Stube her­um und flog dann stürmisch in Erwiu's Arme:Du lieber Man», wie danke ich Dir," die einfachen Vechä'tnisse waren vergessen.

Nun lagen die Handschuhe schon seit Wochen in der Kommode und so ost Erwin frug:Warum ziehst Du die Handschuhe nicht an?" erwiderte sie ausweichend:Sie reuen mich." Da endlich wünschte er, daß sie die Handschuhe anziehe.Es geht nicht, Erwin!" erwiderte sie zögernd. Und warum?" Weil, weil nun, weil meine Toilette nicht dazu paßt."

Erwin Werner war Bankbeamter, er hatte ein sicheres, aber kein großes Ein­kommen und so sparte er. so viel er konnte, um seiner Gatlin zu den schönen Handschuhen auch ein schönes Kleid zu sckaffen, er hatte sie so lieb, sie war ja sein kleines Närrchen. Frau Marie aber suchte täglich etwas vom Hausgelds zu erübrigen, um wenigstens zu den schönen Handschuhen einen Hut zu haben. Da eines Sonntags endlich wurden die Handschuhe aus der Kommode geholt, an ihre Händchen gestreift und strahlenden Au­ges erschien sie vor Erwin. Natürlich mußte die schöne Toilette auf der Straße glänzen und so gings zur Parade. So ganz wohl war aber dem Mizerl doch nicht dabei, und sie kam ein über das andere Mal in Ver­legenheit, wenn Bekannte ihnen begegneten und ihre schöne Toilette bewunderten. Bald aber kam's bester und der nächste Spazier­gang ließ sie schon selbstbewußter austreten. Sie kam zu der Ueberzeugung, daß Kleider doch eigentlich die Menschen erst beachtens­wert machen. Oester wie sonst holte sie den Gatten zu einem Spaziergänge ab und endlich brachte sie's so weit, auch allein einen Schaufensterbummel oder Spaziergang zu unternehmen. Das traute Heim war ihr auf einmal zu eng, sie sehnte sich nach Luft und nach den Menschen.

Die eisten dänischen Handschuhe waren längst dahin, ein zweites und drittes Paar bereits angeschafft und jckes neue Paar um

ein Paar Knöpfe länger. Aber die Länge der Handschuhe bedingt die Art der Toi­lette und je länger dieselbe, je eleganter die Robe.

Erwin ich brauche so notwendig einen Abendmantel."Aber Marie daK traute Mizerl wollte nicht mehr recht über oie Lippen wirklich notwendig, woher soll ich denn das Geld nehmen"?! bracht er endlich über die Lippen.Dann als» nicht," erwiderte sie ganz einfach ohne zn schmollen,sei mit deßhalb nicht böse." O Wechsel Sie wußte genau wo sie den armen Mann zu fassen hatte; hätte sie trotzig gefordert oder gebeten, so hätte er gewiß ersterem energisch zu begegnen gewußt und die Bitte mit Vernunftsgründen bekämpft, aber diese scheinbare Fügsamkeit rührte eine gefährliche Seite in ihin und auch diesmal erhielt Marie das Gelb, um ihren Wunsch zu befriedigen. Wie es kam, daß er ihr's geben konnte, darüber dachte sie nie nach.

In einer der belebtesten Straßen der Stadt, in einem eleganten Caffee saßen zwei Herren plaudernd und die Vorübergehenden durch das Fenster musternd.Donnerwetter, wer war die hübsche elegante Dame, sie schien dich zu kennen!"Und ob sie mich kennt!" erwiderte der Angeredete, einen Moment zögernd, dann aber weiterplaudernd: Sie ist die Frau unseres ehemaligen Kas­siers, der wegen großer Unterschlagungen vor einem halben Jahr entlassen werden mußte, nachdem er 45 Jahre angestellt war, das unbedingte Vertrauen der Bank besaß und bis zu einem halben Jahr auch recht­fertigte. Der Arme konnte die Schmach nicht ertragen und schoß fick eine Kugel durch den Kopf."'Und seine Frau?!" Ja, werde einer aus den Frauen klug! anfänglich geberdete sie sich wie eine Wahn­sinnige und jetzt jetzt sucht sie beieits Trost in den Armen eines Andern."

Vermi s ch tes.

Nach der Nonnenkalamität droht den bayerischen Waldungen abermals eine Gefahr. Man hat in den Satatswäldern der Gegend von Straubing (Niederbayern) die Gespinnst- blattwespe (l-z-äa b^potropbioajin größeren Massen endeckt und auf 1 Q.-M. Bodenfläche bereis ca. 300 Larven gefunden. Wie es scheint, hat das Forstpersonal diese neue Gefahr noch rechtzeitig wahrgenommen.

(Ein Inserat von 1640.) Da­mals sah es doch ganz anders in Handel und Gewerbe aus! Man höre; Isaak Mackerl in Nürnberg zeigte im Jahr 1640 sein Geschäft folgendermaßen an:Isaak Mackerl, Barbier, Perückenmacher, Schulmeister, Hufschmied und Geburtshelfer, rasiert und schneidet die Haare vor zwei Krützer und Puttet und Pomade obendrein. Macht und flickt Schuh u. Stie­fel, läßt Ader und setzt Schrobkob ganz gern lernt in den Häusern Kondition und andern Tanz, verkauft Parfirmiry aller Art, Papier, Stiefelwichs, gesalzene Hering, Honigkung, Pürschen, Mausefallen und andere Konveks, herzstärkende Wurzel, Kartoffeln, Bratwurst und andere Gemüß. Isaak Makerl!" Welche Vielseitigkeit!

Wsttsf-Zlussioklsn

10. fluui: IVolbig mit 8ouususobsiu uugs-

usbw, vonig vLrmsr, viuäig.

11. fluui: ölsist cksitsr, värrusr.

12. fluui: 8eböu, varm, spätsr volkig n.

rsgsuclrobsuä.

13. fluni: wolkig, varra, viuäig, striob-

vsiss 6svittsrrsgsu unä llagsl.

14. fluui: Vsräoäsrliob, küblsr, lsbbukts

öVioäs.