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kvonik
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I5ro. SS.
Samstag, 10. Auni 1893.
29. lalirgang.
Württemberg.
— Für die Reichstagswahl haben sich die Komitee'S der deutschen, demokratischen und sozialdemokratischen Partei geeinigt, daß die Wahlzettel sämtlich von derselben Größe und von dem gleichen Papier sein müssen, ebenso daß der Name des betreffenden Kandidaten genau auf dieselbe Stelle gedruckt wird. Die Wahlzettel werden in der Buchdruckerei des Neuen TagblatteS hergestellt und hofft man, daß auch die Komitce's des Centrums und der Antisemiten sich diesem Uevrreinkommen anschließen werden.
Heilbronn, 7. Juni. Welch' schlimme Folgen es haben kann, wenn man ein Treppengeländer als Rutschbahn benützt, mußte gestern ein Knabe der Volksschule zu seinem großen Schaden erfahren. Er glitt nämlich auf dem Geländer aus und stürzte kopfüber in den Flur hinab, wodurch er sich schwere Verletzungen zuzog.
Heilbronn, 6. Juni.tzDem Schw. M. geht folgende Mitteilung zu: Oberbürgermeister Hegelmaier ist heute von Jllenau wieder hie- her zurückgekehrt, nachdem die Beobachtung seines Geisteszustandes in der dortigen Irren- Heilanstalt ihr Ende erreicht hat. Seine Entlassung konnte noch vor Ablauf der auf sechs Wochen festgesetzten Beobachtungsfrist erfolgen. Die Beobachtung fand durch 2 Irrenärzte in der sorgfältigsten Weise statt und wurden insbesondere auch eingehende Erhebungen durch Vernehmung der Familienglieder, des langjährigen Hausarztes u. f. w vorgenommen. Das durch den Direktor der Jrrenheilanstalt Geh. Rat Dr. Schüle erstattete Gutachten gelangt zu dem Ergebnis, daß H. vollständig geistig gesund ist und es auch früher immer war, während das K. Medizinalkollegium bekanntlich ihn für „unheilbar geisteskrank" erklärt hatte. Die Veröffentlichung des Gutachtens wird nächstdem ermöglicht werden.
Großbottwar, 7. Juni. Seit etlichen Tagen sind die Grab-und Betonirarbeiten zur Erstellung der Bahnhöfe bezw. Haltestellegebäulichkeiten an der künftigen Bottwarthalbahntrace begonnen worden. Ebenso nehmen die Güter- erwrrbungsvornahmen einen erfreulichen Fortgang. Um die Lösung dieser wichtigen Angelegenheit schneller zu erledigen, ist neben dem seither staatlich beauftragten Grunderwerb- ungskommiffär, RechnungSrat Fink von Stuttgart, ein zweiter Kommissär, Sekretär Ott von Stuttgart, jener zur Zeit in Marbach, dieser in Großbottwar, in emsiger Thätigkeit mit der Erwerbung beschäftigt. In 5 — 6 Wochen hofft die Kommission die Gütererwerb» ung zu beendigen. Die Planierungsarbeiten sollen dann sofort in Angriff genommen werden.
Als Termin zur Fertigstellung der Gebäude ist der Monat November bestimmt. Unsere Bevölkerung ist natürlich über das rasche Tempo der Bauarbeiten recht erfreut.
Calmbach, 5. Juni. Heute wurde hier unter sehr zahlreicher Trauerversammlung Kunstmüller Äug. Lutz, welcher nach längerem Leiden im Alter von 56 Jahren verstorben ist, zur letzten Ruhe bestattet. Der Verstorbene im ganzen Bezirk und in weiteren Kreisen bekannt, war ein äußerst thätiger Geschäftsmann, der seines wohlwollenden und tüchtigen Charakters wegen überall geschätzt und beliebt war.
Tübingen. Am 24. Mai fand im Gasthof „zur Ratstube" hier die 2. ordentliche General-Versammlung der Sterbe-Kasse für württembergische Gemeindebedimstcte statt. Dieselbe war von etwa 40 Mitgliedern aus allen Gegenden des Landes besucht. Der Verein, vom städtischen Steuerwachtmeister Mohr in Ulm ins Leben gerufen, besteht seit 2 Jahren und zählt heute 650 Mitglieder. Der Hauptzweck desselben ist die gegenseitige Unterstützung in Sterbefällen durch Gewährung eines Sterbegeldes, das durch Beiträge seitens der Mitglieder aufgebracht wird. Dieses Sterbegeld, welches bisher 460 Mark betrug, in der heutigen Generalversammlung aber auf 500 Mark erhöht wurde, wird sowohl auf Ableben eines Mitgl edes, als auch der Ehefrau eines solchen gewährt. Ein weiterer Zweck des Vereins ist die Wahrung gemeinsamer Stan- desinterefsen. Nach dem vorgetragenen Rechenschaftsbericht hat der Verein schon Bedeutendes geleistet. Im Rechnungsjahr 1891—92 betrug das ausbezahlte Sterbegeld in fünfzehn Fällen (ä. 460 Mk.) 6900 Mk., im Rechnungsjahr 1892 — 93 bei 19 Fällen 8740 Mark. Der Beitrag des einzelnen Mitgliedes bei einem Sterbefall beträgt 1 Mk. Aus dem Uebcrschuß der Beiträge und den Eintrittsgeldern wird ein Reservefonds gebildet, der am 1. April 1893 die Höhe von 5425 Mk. erreicht hat. Hiezu den Kafsenvorrat vom 1. April 1893 mit 946 Mk. gerechnet, er- giebt ein reines Vermögen von 6371 Mark. Das Aktivvermögen ist in sicheren Wertpapieren angelegt. Die Bildung eines Reservefonds ist deshalb notwendig, weil eine Sicherheit dafür geschaffen werden muß, daß bei einer etwaigen Verminderung der Mitgliederzahl infolge einer Epidemie, einer Mobilmachung rc. das Sterbegeld auf der gleichen Höhe belasten werden kann. Zudem ist beabsichtigt, den Sterbegeldsbetrag langsam, aber stetig zu erhöhen, ganz im Verhältnis zum Anwachsen des Reservefonds und der Mit- gliederzahl. Die reichlich bemessene und wohl
in den meisten Fällen sehr benötigte Unterstützung hat gewiß schon manchem Empfänger über große Sorgen hinweggeholfen. Die Beiträge können vyn jedem Angestellten aufgebracht werden, da und dort dürste sich auch die Gemeinde nicht allzuschwer entschließen, den kleinen Beitrag für ihre Bediensteten auf die Gemeindekaste zu übernehmen. Mitglieder können statutengemäß nur bis zum 45. Lebensjahr ausgenommen werden. Anfragen und Meldungen sind an den Vereins-Vorstand Steuerwachtmeister Mohr in Ulm zu richten.
Oberndorf, 7. Juni. Auf bedauerliche Weise verunglückte gestern früh dahier der ledige, im 40. Lebensjahr stehende Taglöhner August Müller. Derselbe litt seit vielen'Jahren an der Fallsucht und hatte auch heute wieder, nachdem er sich kurz nach 5 Uhr zum Holzmachen begeben hatte, einen Krankheitsanfall. Unglücklicherweise fiel er dabei mit dem Gesicht auf einen Sandhaufen und erlitt ehe der Vorgang bemerkt wurde, den Erstickungstod.
Tuttlingen, 7. Juni. In den Fluten der Donau wurde heute morgen 7 Uhr der Leichnam einer hiesigen Frau aufgefunden. Dieselbe soll sich gestern Abend von ihren Angehörigen entfernt und den Tod in den Wellen gesucht haben.
Runds chU
Wien, 7. Juni. Bei der Gräfin Eve- rilda Kaunitz in der Spiegelgaste wurde ein frecher Einbruchdiebstahl entdeckt, wobei Silber und Schmuck im Werthe von mehr als 10 000 fll gestohlen wurden.
Fünfkirchen, 7. Juni. In den Kohlenbergwerken der Donau-Dampfschiffahrts- Gesellschaft ist ein partieller Streik ausge- gebrochen. Gegen 800 Arbeiter sind heute nicht eingefahren. Zur Hintanhaltung von Ruhestörungen sind Vorkehrungen getroffen worden.
Brüssel, 8. Juni. Angesichts der Aufregung belgischer Arbeiter in Pas de Calais beschloß der Vorstand der Arbeiter-Innung ein Manifest an die französischen Arbeiter zn erlaffen, worin diese vor Ausschreitungen gewarnt werden.
Aus Monte Carlo wird gemeldet: Die Spielhölle hat wiederum ein Opfer gefordert. Der Schweizer Handelsreisenve Karl Schmidt stürzte sich von der Terrasse, nachdem er 20 000 Franks verspielt hatte, die er in Nizza für seinen Prinzipal einkassierte.
Wie man aus Rom meldet, werden die großen italienischen Heeresmanöver und die Feldmanöver sämtlicher 12 Armeekorps gegen Anfang September stattfinden. Bei dieser Gelegenheit werden 350 000 Mann unter den Waffen stehen.