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Uro. S2.

Donnerstag, 8. Juni 1893.

29. talingang.

Württemberg.

Stuttgart. Nunmehr sind in der K. Münze hier auch neue Zehnmarkstücke mit dem Bilde König Wilhelm II. und der Jahreszahl 1893 erschienen.

Der kommandierende General v. Wal­kern begab sich gestern nachmittag in Beglei­tung des Chefs des Generalstabs, Oberst von Gilgenheimb und des Majors und Adjutan­ten von Marchthaler nach Heilbronn, um dort heute die Besichtigung des 1. Bataillons des Infanterie-Regiments Nr. 122 vorzunehmen. Nach Beendigung der Besichtigung begibt sich derselbe nach Mergentheim und besichtigt am Dienstag dort das 2. Bataillon genannten Regiments, fährt alsdann nach Gmünd, um am Mittwoch das 3. Bataillon genannten Regiments zu besichtigen.

Stuttgart, 5. Juni. DieHamb Nachr." besprechen heute in einem offenbar auf Bis­marck zurückzuführenden Leitartikel die Mög­lichkeit, daß der neugewählte Reichstag die Militärvorlage abermals verwerfen sollte. Wenn auch der wiederholten Auflösung des Reichs­tags wegen derselben Angelegenheit nach dem Buchstaben des Gesetzes nichts im Wege stehe so glaubt das Blatt doch, eine wiederholte Auflösung aus demselben Grunde widerspreche dem Geist der Verfassung. ' Die Regierungen haben sich gegen das Urteil der Reichsboten an die RekurSinstanz der Wähler gewendet und es gehe nicht wohl an, das Urteil des Richters, den man in letzter Instanz anrufe, nach dem es gefällt sei, für null und nichtig zu erklären. Die Regierung müsse in diesem Fall den Weg des Kompromisses einschlagen.

Cannstatt. Wie traurig manche Leute trotz günstiger Verhältnisse ihr Leben verfehlen, zeigt ein jüngst in Cannstatt vorgekommener Selbstmord. Vor wenigen Jahren hatte ein Kaufmann in Stuttgart ein junges, hübsches, wohlerzogenes und in einem Stuttgarter In­stitut ausgebildetes Mädchen geheiratet, die als Waise neben einer reichlichen Aussteuer ein Barvermögen von 29 000 in die Ehe brachte. Der Gatte etablirte ein Geschäft in bester Lage, kam aber immer mehr zurück, die Familie (zwei Kinder) zog nach Cannstatt und der Kaufmann wurde Reisender. Dieser Tage ging das Vermögen vollends zu Ende und die Frau mußte obendrein von ihrem Gatten den Vorwurf hören, daß auf ihrem Geld kein Se­gen gewesen. Als sie sich gegen die darin lie- gendeVerunglimpfung des Andenkensihrer Eltern verwahrte, die ihr Vermögen mit Mühen und Ehren erworben hätten, zog der Gatte einen Re­volver hervor undschoß sich tot. Durch den Schreck­en verfiel die in anderen Umständen befindliche Frau in eine schwere Krankheit; wenn sie aufkommt

ist sie mit ihren zwei Kindern der bittersten Armut verfallen.

Plochingen, 5. Juni. Heute wurde die Familie des Vorarbeiters Maurer in großes Leid versetzt. Die Frau und verwitwete Toch­ter desselben waren auf einem Acker an der Deizisauer-Straße beschäftigt und suchten bei Eintritt eines Gewitters Schutz unter einem Baum. Da schlug ein Blitzstrahl hernieder und schlug Beide zu Boden. Die Tochter scheint mit dem Schrecken davon gekommen zu sein. Die Mutter aber ist an der Seite und den Füßen schwer verwundet, so daß es fraglich ist, ob sie am Leben erhalten bleibt. Die Teil­nahme mit der auch früher schon schwer heim­gesuchten Familie ist allgemein.

Rotten bürg, 3. Juni. Am Fron­leichnamsfest nachts drei Uhr wurde Bischof v. Hefele von einem Schlaganfall gerührt. Obwohl sich der 83jährige Kranke wieder ein wenig erholt hat, ist doch wenig Aussicht auf Erhaltung seines Lebens vorhanden.

5. Juni. Bischof von Hefele ist heute vormittag, kurz nach zehn Uhr, verschieden.

Der an den Folgen eines Schlagan­falles verstorbene Landesbischof Karl Josef v. Hefele war geboren am 15. März 1809 zu Unterkochen, Ö.-A. Aalen, und widmete sich, nachdem er auf den Schulen zu Ellwan- gen und Ehingen vorgebildet worden war, zu Tübingen dem Studium der Theologie. 1834 wurde er dort Repetent am theologischen Kon­vikt, 1836 Privatdozent und 1840 ordentlicher Professor der Kirchengeschichte und christlichen Archäologie an der katholisch-theologischen Fa­kultät der Universität. 1868 wurde er vom Papste nach Rom berufen, um an der Vorbe­reitung des vatikanischen Konzils mitzuwirken. 1869 zum Bischof von Rottenburg ernannt, gehörte er auf dem Konzil zu den entschieden­sten und einflußreichsten Mitgliedern der Oppo­sition gegen das Unfehlbarkeits-Dogma. Mit der Mehrzahl der gegnerischen Bischöfe verließ er nach der Unterzeichnung einer Verwahrung gegen die Ausrufung des neuen Dogmas Rom und kehrte in seine Diözese zurück, später un­terwarf er sich jedoch. Die Litteratur der Kir­chengeschichte hat Bischof Hefele durch mehrere hervorragende Werke bereichert, von denen hier besonders die siebenbändigeKonziliengeschichte" erwähnt sei.

Ebingen, 5. Juni. Ein gestern Abend 6 Uhr hier ausgebrochener Brand, der aber, ehe noch die alarmierte Feuerwehr in Aktion treten konnte, gelöscht wurde, hatte die trau­rige Folge, daß sich der Hauseigentümer, der schon das Schlimmste befürchtete, in der Alteration auf dem Dachboden erhängte. Obwohl er bald entdeckt wurde, blieben doch alle Wieder­

belebungsversuche erfolglos. Dis allgemeinste Teilnahme wendet sich der unglücklichen Famlie zu.

Blaubeuren, 5. Juni. Die Schreck­enskunde von einem Doppel-Selbstmord durch­eilt soeben unsere Stadt. Ein Schuhmacher und seine Ehefrau, Leute in mittleren Jahren, wurden heute Nachmittag auf dem oberen Bo­den ihres Hauses erhängt aufgefunden. Un­günstige Vermögens-Verhältnisse scheinen die Veranlassung zu diesem verzweifelten Schritt gewesen zu sein. Das Bedauern mit den Un­glücklichen und deren zum Teil noch unerwach- senen Kindern ist allgemein.

Rundschau.

Heidelberg, 5. Juni. Der Fürst von Montenegro ist mit großem Gefolge hier ein­troffen und im HotelEuropa" abgestiegen.

Frei bürg i. B., 3. Juni. Von der 5. Kompagnie des 113. Regiments desertier­ten 3 Soldaten, von denen.'sich einer erhängte. Angeblich sollen Mißhandlungen die Veran­lassung znr Fahnenflucht gegeben haben.

Elzach, 4. Juni. Hier grassiert eine Diphteritis-Epidemie. Es sollen bis jetzt 34 Kinder der Krankheit erlegen sein, ebenso viele fehlen in der Schule. Auch Erwachseue werden von der Krankheit befallen. Trotzdem ist die Schule bis jetzt noch nicht geschloffen.

Sigmaringen, 5. Juni. Die Ein­richtungsarbeiten der elektrischen Beleuchtung in den fürstlichen Gebäuden und vielen Pri­vathäusern nehmen ungestörten Fortgang und werden bis zum festgesetzten Termin, Monat Oktober ds. Js. fertiggestellt sein. Die Kgl. württ. Eisenbahnverwaltung wird auf dem hiesigen Bahnhof gleichfalls die elektrische Be­leuchtung einführen.

Wiesbaden, 4. Juni. Prinz Fried­rich Karl von Hessen und seine Gemahlin Prin­zessin Margarete von Preußen sind heute abend im hiesigen Schlosse zu längerem Aufenthalte eingetroffen.

München, 6. Juni. Domdckan Enzler ist gestorben. Das Direktorium der deut­schen Landwirtschafts-Gesellschaft ist heute Mit­tag zum Prinzen Ludwig eingeladcn.

Nürnberg, 5. Juni. Das Schwur­gericht hatte sich heute mit einem vor 2*/z Jahren an Pfarrverweser Gindel in Möhren­dorf verübten Raubanfall zu beschäftigen. Am 23. Dez. 1890 hatte sich in der Wohnung des genannten Geistlichen eine Mannsperson eingefunden, die denselben durch einen Re­volverschuß am Halse verletzte und durch weitere Drohungen einen Geldbetrag von 250 Mark herauslockte. Der Thäter wurde kürzlich in der Person des Schneiders Berg- ner von. Hemhofen, zuletzt in Fürth, er­mittelt. Der Verbrecher, der außerdem noch