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Der Jüngling richtete ein Paar freier, furchtloser Augen auf den Sprecher und antwortete gelassen.-

Ich schulde Ihnen meines Vaters Tod. Ich bezahle stets meine Schuld!"

Henri!" rief eine Frauenstimme in flehendem Tone.

Carrier warf einen wütenden Blick um sich, während Henri de Kergouet abgeführt wurde.

Zwei Frauen standen nun vor dem Richter.

Sind Sie die Mutter jenes jungen Mannes?" fragte Carrier die Aelrere.

Ich bin seine Mutter, und dieses Mäd­chen ist seine Schwester."

Ihr Name?"

Nolande de Clairville, Marquise de Kergouet."

Der Richter blickte einen Moment scharf auf die Sprecherin, dann erklärte er die Untersuchung für beendet und fügte kurz hinzu:

Zum Tode verurteilt, alle Drei!"

Die Avgeurteilten wurden nun in ihren Kerker zurückgeführt.

Je zwei zusammengebunden, warf man die Unglücklichen in Boote und ruderte sie weit hinaus in die Loire, um sie dort durch Bajonett- oder Schwerthiebe zu töten und ihre Leichen ins Wasser zu werfen. Diese langsame Methode jedoch stillte noch nicht zur Genüge den Blutdurst Carriers, und >«r gab den Befehl, Hunderie seiner Opfer auf ein benachbartes freies Feld -zu beför­dern und uiederzuschießeu.

Die Marquise de Kergoue: und ihre beiden Kinder harrten in traurigem Schwei­gen der Vollziehung ihres Urteilsspiuches, als der Schließer die Zelle betrat und die junge Gräfin aufforderte, ihm zu folgen.

Oh, warum müsse» wir getrennt wer­den?" rief die Mutter in Verzweiflung.

Auf Befehl des Bürgers Carrier!" «rwiderte der Man».

Nach einer langen und thränenvollen Umarmung verließ das junge Mädchen ihre teure» Angehörigen und folgte dem Schließer zu dem gefürchteten Diktator, welcher sie mit ernstein Blicke musterte. Nachdem der Schließer sich entfernt hatte und er sich allein mit dem zitternden armen jungen Wesen befand, fragte er mit flüsternder .-Stimme:

Wie heißest Du?"

Nvonne de Kergouet."

Liebst Du Deine Mutter?"

Ja, mein Herr," antwortete das Mäd­chen, am ganzen Körper vor Furcht bebend.

Und Deinen Bruder was würdest Du thun, um sein Leben zu retten?"

Ich würde mit Freuden mein eigenes -opfern," rief das.Mädchen, eifrig.

Ich wünsche nicht Dein Leben, Kind, aber Dein Stillschweigen. Wie.alt bist Du?"

Sechzehn Jahre, mein Herr."

Dann hast Du noch nicht lügen ge­lernt. Höre zu. Hier ist ein Brief, welchen ich .Dir -nur unter der Bedingung anver- traue, daß Du Mw gelybst, densMew-mcht vor .Mitternacht,zu öffne». -Piyh mehr,Du darfst zu keiner Menschenseele etwas hq.ypn erwähnen. Versprichst Du mir dies Nun gut. Web!"

Das ge.ängstizte Mädchen »ahm den Brief, steckte ihn ;n den Busen und wurde nach seiner Zelle zurückgebracht.

Bevor sie Zeit .hatte, , auf-alle die bangen Fragen ihrer Mutter.-und ihres..Bruders zu -antworten, erschien ein Mann mit einer

Pistole in der Hand und bedeutete die Ge­fangenen ihm zu folgen. Indem er ihnen bei Todesstrafe die strengste Verschwiegenheit anempfahl, gab er N^onne seinen Arm, während Henri de Kergouet seine halbohn­mächtige Mutter unterstützte. Durch dunkle Straßen leitete er die Royalisten.

Ihr Begleiter gab ein Signal, auf welches augenblicklich ein Mann in einem Boot in der Dunkelbelt auftauchte.

Steigt ein!" sagte der Bootsmann mit leiser Stimme, und sobald sie sich gesetzt hatten, ruderte er fort in die Mitte des Stromes.

Sei mutig, kleine Schwester!" flüsterte Henri, in dem er I^onne an sein Herz drückte; dann erwarteten sie alle ergeben ihre letzte Stunde.

(Schluß folgt.)

Vermischtes.

Ein hervorragender Imker inFulda erhielt vor Kurzem ein Bienenvolk aus dem Kaukasus zugesandt. Die Bienen hatten die 500 Kilometer lange Reise trotz der großen Hitze ziemlich wohlbehalten überstanden. Der Eigentümer will den Versuch machen, die kaukasische Biene dort zu akklimatisieren, was für die Bienenzucht ein großer Gewinn sem würde, da die Zucht dieser Rasse bedeutend lohnender ist als diejenige der Krainer und Italiener. Man ist auf den Erfolg dieses Versuchs in Jmkeckrisen allgemein gespannt.

Durch die Schlußziehung der preußi­schen Klassenlotterw wurde in Barten st ein (Ostpreußen) nicht nur einem dortigen Geschäfts­inhaber, sondern auch seinen Gläubigern eine seltene Ueberraschung zu teil. Ueber das Ver­mögen des Kaufmanns war acht Tage vor Pfingsten das Konkursverfahren eröffnet worden und wenige Tage darauf fiel ein Gewinn von 30000 Mk.anf ein Loos, an welchem der Ge- ischäftisnhaber mit einem Anteil von drei Vierteln beteiligt war. Der Gewinn reichte vollständig aus, um die Schulden zu bezahlen. Vor etwa 10 Jahren gewann der frühere Inhaber dieses Geschäfts ebenfalls 30000

Der Pariser Chemiker Fournier will .ein sehr wirksames Mittel gegen die Seekrank­heit erfunden haben. Er nennt dasselbePe- lqgine." Eine Reihe von Experimenten, welche mit dem neuen Heilmittel auf dem Packetboot Gascogne" während,der Ueberfahrt von New- Jork nach Havre angestellt wurden, sollen er­geben haben, daß dasselbe auch die aller­schwersten Fälle innerhalb ein bis zwei Stunden beseitigt.

Die Spielbank in Monte Carlo macht augenblicklich wieder in unangenehmer Weise von sich reden. Im Verlaufe des jüngsten Freitag haben sich nicht weniger als vier Per­sonen wegen Spielverluste am grünen Tisch getödtet. Wir entnehmen einer Privatmitteil- upg desB. T." hierüber Folgendes:Nie­mals war dieschwarze Serie" in Monaco so.groß wie in diesemJahre. Es vergeht kein Tag, ohne daß Spaziergänger eine oder mehrere Leichen finden Es ist unter solchen U inständen nicht zu verwundern, daß die ausländischen FjWilien -hie zunächstgelegenen Luftkurorte meisten. Die Fremdenliste des Hotels zeigt in diesem Jahre bedeutend weniger geachtete und, pchtensivexte.Na.men. als-inden, Vorjahren. Das. zweideutige Element herrscht allein vor.

. tzMerk würdtgeWtrku » g.) Onkel: Es ist jcht,«nsio-furchtbar,heißes-Wetter!" Messe das Wetter ist

j?tzt -.so warm, daß die hundert Mark, die du.wir verzdrei,Uagen gegeben hast, schon -nif zwauziL-Markzusamüieugeschmolz-u sind!'

, (Tröstlich.) Richter:Sind Sie schon einmal bestraft?" - Angeklagter (weinend):Neinniemals!" Richter: Weinen Sie nicht! Sie sollen'sja werden!'

Rentier (einem Bettler 5 Pfennig gebend)Nun, lieber Mann, was werden Sie mit diesem Gelbe machen?" Bettler: Noch weiß ich es nicht, doch geben sie mir vielleicht einen Rat, ob es besser sei, Laura­hütte oder Kosel-Oderberger dafür zu kaufen.

Richter:Sie sind angeklagt, .unter dem Namen Schulze, Müller, Meier Schwinde­leien begannen zu habe», und es ist festge- ftellt, daß keiner dieser Namen Ihr richtiger ist."

Angeklagter:Aber, Herr Präsident, ich werde doch zu solchen Sachen nicht meinen ehrlichen Namen gebrauchen."

(Wie werden Badeschwämme gereinigt.) Verschiedene Seifen machen mit der Z-it die Badeschwämme schleimig und unansehnlich. Um diesen Uebelstand zu be­heben, möge man die Schwämme in lau­warmem Wasser, in dem man ein wenig Soda hinzuzesetzt hat, tüchtig auswaschen. Heißes Wasser vermeide man, da dieses, mit Soda vermischt, die Badeschwämme mürbe macht.

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ILorvllZpllSlrl, »»»»St, »17

rtoll», vr. voll 8ellll««nl, l . IVltt, »r. Slckvlrllllov, Vr. Vv. I-oiuol,

Dr. Uorstvr, Vr.8ntt1v1-, vr. volUko, vv. 8ok»»»kl»»ll»«ll und vv. troll «oliv» erprobten und als vorzüglich bewährtes Abführmittel empfohlenen Apotheker Richard Brandt'» Schwcizerpillen «ine Etikett« wie obenstehend das weiße Kreuz mit dem Nämenszug Iklelinrel Brandt'» in rothcm Grund tragen müssen und daß alle ander- aussehenden k'LIoolln»««» der Schien Apotheker. Richard Brandt'» Schwelzerplllen sind. Pa» »»ehrliche.Publikum möge sich nun vorsehen, daß es an seiner Gefunhhelt und an keinem Geldbeutel nicht zu Schaden komme.

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