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Uro. S4.

Dienstag, 6. Zuni 1893.

29. takngang.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Juni. Wie man hört, ist der bekannte Ingenieur Oskar v. Miller von der Ausarbeitung eines Planes für das in Stuttgart zu errichtende Elektrizitätswerk zurückgetreten. Das ganze Projekt soll von dem städtischen Hochbautechniker Baurat Kölle in die Hand genommen werden, dem als tech­nische Sachverständige Professor Dietrich-Stutt­gart- und Professor Kohlrausch-Hannover bei- gegeben sind.

1. Juni. Die Bevölkerung Stuttgarts ist um ein großes Vergnügen gekommen. Dem Gigerl-Clown, dessen wir kürzlich Erwähnung thaten, ist von der hiesigen Hennandad be­deutet worden, daß ein Säulein als ein legaler Begleiter des Menschen nicht betrachtet werden könne und daß das Wiederauftauchen des genannten Säuleins in den Straßen der schwäbischen Metropole eine Geldstrafe zur Folge haben werde.

Neuenbürg. Hr. Amtsanwalt Eduard Faber wurde zum Amtsanwalt und Hilfsrich­ter dahier ernannt. Der seitherige Hr. Amts- onwalt und Hilfsrichter Dr. Schwabe wurde an Stelle des nach Rottweil als Untersuch­ungsrichter versetzten seitherigen Herrn Amts­richter Weber als Amtsrichter für Neuenbürg ernannt.

Rotten bürg a. N.. 1. Juni. Bischof Dr. Karl Josef v. Hefele'ist leider gefähr­lich erkrankt und soll heute früh um 3 Uhr eine Art Schlaganfall erlitten und das hl. Sakrament der letzten Oclung empfangen haben. Es wurde nach dem ersten Evange­lium während der Fronleichnamsprozession das allgemeine Gebet für den geliebten Oberhirten zum Himmel gesendet und Alles sieht voll banger Erwartung einer glücklichen Wendung des bedenklichen Zustandes des berühmten und gelehrten Kirchenfürsten entgegen.

Rottweil, 2. Juni. In der Sitzung der Strafkammer am letzten Mittwoch nach­mittag wurde der 24 Jahre alte Metzger Karl Fischinger von hier, welcher seinem Vater einen diesem von dem Kaufmann Julius Link be­hufs Aufgabe bei der Post anvertrauten Geld­brief mit 2127 Mk. Papiergeld entwendet hat und mit demselben entflohen ist, in Schaffhausen jedoch verhaftet wurde, wegen eines Vergehens des Diebstahls zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt.

Göppingen, 1. Juni. Der Stadt- gemeinde wurde unterm 13. Mai d. I. durch K. Verordnung die Ermächtigung erteilt, vom Bier und Fleisch örtliche Verbrauchsabgaben zu erheben. Der Zuschuß in den Einnahmen kommt der Stadt, die durch Ausführung einer Kanalisation, Anlage von Trottoir u. a. derzeit riesige Ausgaben hat, sehr zu statten.

Mit großer Freude wird ein Beschluß be­grüßt, den die bürgerlichen Kollegien in ihrer gestrigen Sitzung gefaßt haben: Errichtung einer städtischen Bade-Anstalt. Bisher waren wir Göppinger allein auf Wannenbäder an­gewiesen.

Laupheim, 2. Juni. In der sog. Hammerschmiede, einem Teil der Eßlinger'schen Fabrik, ereignete sich diesen Nachm, ein schweres Unglück. Ein Arbeiter war gerade mit dem Schleifen verschiedener Werkzeuge an dem großen Schleifstein beschäftigt, als dieser zer­sprang und ihn sehr schwer am Kopfe ver­wundete. Allgemeine Teilnahme wird dem Unglücklichen, einem sehr braven, sparsamen Mann und seiner Familie zu Teil.

Ulm, 1. Juni. Gestern beim Einfahren des Orientexpreßzuges wollte Lokomotivführer Speidel an seiner Maschine etwas Nachsehen. Kurz vor der Einfahrt in den Tunnel beugte er sich etwas heraus; hiebei schlug er den Kopf an die Mauer an und erlitt schwere Verletzungen. Ein Auge ist ganz verloren.

Rundschau.

Hornberg, 2. Juni. Unsere Stadt wird elektrische Beleuchtung erhalten. Der Vertrag mit dem Elektrizitätswerk in Triberg ist festgestellt. Zur Straßenbeleuchtung werden 6 Bogenlampen mit 45 Glühlampen, letztere mit 16 Kerzcnstärke verwendet. Mit der Leitung wird lautEcho vom Wald" sofort begonnen, in 2 bis 3 Monaten dürfte die­selbe beendet sein.

In Heidelberg ist einer Frau v. F , einer Russin, ein Perlenhalsband im Werte von 70 000 Mark entwendet worden, ferner eine Diamantbroche in Form eines Blumensträußchens im Werte von 5000 Mk. und ein aus 2 schlangenförmigen ineinander gewundenen Spangen bestehendes Armband mit 2 großen ovalen Opalen im Werte von 800 Mark. Der Gatte der bestohlenen Dame hat auf die Wiedererlangung der Schmuck­sachen eine Belohnung von 3000 Mark aus­gesetzt.

Berlin. 31. Mai. Die Vossische Zeit­ung schreibt: In den hiesigen industriellen Kreisen herrscht über die Angelegenheit der Preisvecteilung auf der Chicagoer Weltaus­stellung eine schwer zu beschreibende Verstim­mung. Man erinnert sich jetzt in ziemlich gereizter Weise daran, daß durch die Haltung der Reichsregierung lediglich zu Gunsten der amerikanischen eine deutsche Weltausstellung ver­eitelt worden ist. Eine Kundgebung in diesem Sinne wird vorbereitet.

2. Juni. Vorzügliches Paradewetter. Der Graf von Turin wurde von der Bevöl­kerung mit Zurufen empfangen. Die Um­gestaltung des Kabinets in Serbien erfolgt lt. Kreuzz. noch vor dem Zusammentritt der Skupschtina. Der Einfluß der KöniginMutter tritt mehr und mehr hervor.

2. Juni. Der Korpsbefehl für die heutige große Frühlingsparade enthält einen neuen Satz, der früher nicht darin vorkam. Es sollen sich nämlich bei der Kritik, die der Kaiser nach dem 2. Vorbeimarsch, wie üblich hält, nur die Generale, die Regiments- und Bataillons-Kommandeure an der bezeichnten Stelle aufhalten ; andern Offizieren rc. ist die Annäherung an die Stelle untersagt. Viel­fach folgert man daraus, der Kaiser beab­sichtige Eröffnungen zu machen, die gar nicht, oder nur amtlich an die Oeffentlichkeit kommen sollen.

Berlin, 2 . Juni. Die heutige Frühjahrs­parade über das Gardecorps verlief bei schönem Wetter in sehr glänzender Weise. Die Truppen waren in 2 Treffen aufgestellt. Den Ober­befehl führte Generallieutnant r. Winterfeld. Es erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch, zu­erst im Kompagniefront, dann in Regiments- kollonne. Bei dem Vorbeimarsch des 2. Gardere­giments führte der Kaiser dasselbe der Kaiserin vor. Unter dem glänzenden Gefolge befanden sich die Prinzen Leopold von Bayern, Fer­dinand August von Sachsen, Prinzregent Al- brecht von Braunschweig, der Graf von Turin und Herzog Albrecht von Württemberg. Die Parade war um 11 Uhr beendigt. An diese schloß sich eine längere Kritik des Kaisers an. Um 12 Uhr kehrte der Kaiser an der Spitze des 2. Garderegiments in die Stadt zurüA

vr. Engel, der Vater des Zonen« Tarifs, hatte sich an den General-Direktor der ungarischen Staatsbahnen mit der Frage gewendet, welche Erfolge ver Zonentarif in, letzten Jahre gehabt habe. Der Direktor Scho­ber antwortete, daß im vorigen Jahr die Ein­nahmen aus dem Personenverkehr wieder um 1,100,000 Gulden gestiegen seien und daß sie um noch weitere l'/r Millionen gewachsen wären, wenn die Cholera nicht die Zahl der Reisenden vermindert hätte. Der Frachtver­kehr ergab einen 2*/r Millionen Gulden höhe­ren Ertrag als im Jahre 1881. Die Aus­gaben waren nur um ein Geringes größer ge­worden.

Berlin, 2. Juni. Zur Durchführung der Sonntagsruhe für Industrie und Hand­werk soll anfangs Juli ein weiterer vorberei­tender Schritt erfolgen nnd alsdann die Kon­ferenzen mit den Vertretern derjenigen Berufs­zweigen beginnen, deren Wünsche auf Bedenken