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weiße Hülle, welche den Leichnam eines jungen Mädchens bedeckte, zierte kein Kranz, keine Blumenkrone, nicht eine einzige Knospe war auf der schlichten Bahre zu sehen, trotz der blüthenreichen Frühlingszeit.

Hinter den Trägern schritt langsam mit gesenktem Haupte, das Gesicht in den Hän­den verborgen, ein ärmlich gekleideter Mann der einzige Leidtragende ein Bild der Verzweiflung.

Beim Anblick des Festzuges wollten die Träger zurückweichen, um Platz zu machen, ober der Trauernde erhob seinen Kopf und starrte wild auf die fröhliche Menge, welche in ihrer reichen, glänzenden Kleidung und mit den lachenden, glücklichen Gesichtern seinem tiefen Schmerz Hohn zu sprechen schien.

Vorwärts I" schrie er mir heiserer Stimme de» Trägern zu, wobei seine verbitterten Züge einen Ausdruck annahmen, als wollte er all die feinen Herren und Damen unter seine Füße treten. Aber die Männer rührten sich nicht. Hierauf trat der Graf vor und sagte in ernstem Tone:

Achtung vor dem Tode, Freundei Gehen wir zurück und lassen die Bahre passieren!"

Dem wurde augenblicklich Folge geleistet, und der Leichenzug schritt an der prunkende» Menge vorbei, welche ehrfurchtsvoll Platz machte, indem die Damen sich bekreuzten und die Herren ihre Häupter entblößten.

Die Braut wurde beim Anblick der noch jugendlichen Gestalt unter der weißen Um­hüllung vom tiefsten Mitgefühl ergriffen. Sie löste einen Zweig blühender Orangen aus ihrem Bouquet und legte ihn sanft auf die Bahre.

Der ernste Leidtragende sah diese Hand­lung und seine Gesichtszüge milderten sich sin wenig. Dann barg er rweder sein Ge­sicht in den Händen und brach in leises Schluchzen ans.

Wer ist dieser Mann?" fragte Graf Clairville.

Ich weiß es nicht, Herr Graf," entgegnete I der Angeredete,er ist ein Fremder und kam Mir seiner Schwester vor einigen Tagen im Gasthof an; sie war schon fast todt, wie Jeder sehen konnte. Er scheint sie sehr ge­liebt zu haben, und als sie starb, fluchte er wie ein Heide und erhob drohend seine ge­ballte Faust zum Himmel."

Die Hochzeitsgesellschaft bewegte sich dem Schlosse zu, und das fröhliche Geläute der Glocken verwandelte sich in düstere Grabes­klänge, als die Bahre fick dem festlich ge­schmückten Kircheneingang näherte.

Wer war jene junge Dame?" fragte der Trauernde einen der Träger.

Das ist Mademoiselle de Elairville," war die Antwort, und der Fremde flüsterte leise.-

Möge sie immer glücklich seinl"

Dann trat er in die Kirche ein.

(Forts, folgt.)

Vermischtes.

Der Wasserstand des Rheins fällt noch stetig und hat gegenwärtig einen solchen nie­deren Stand wie seit Jahren nicht mehr. Die Schiffahrt gerät dadurch in eine sehr mißliche Lage. Schwere Lastkähne können vom Nieder­rhein höchstens noch bis Köln kommen, wo­selbst die Schiffe bereits lichten müssen

Ein Hamburger Taucher wurde dieser Tage nach Tirol berufen. Auf einer seiner Zeit veranstalteten Kahnfahrt auf dem dortigen Thiassee war ein junger Bayer verunglückt und hatte in den Fluten seinen Tod gefunden,

ohne daß es gelang seine Leiche aufzufinden. Die Angehörigen ließen nach derselben suchen, aber alle Beinühungen erwiesen sich als ver­geblich. Schließlich wandte man sich an einen Hamburger Taucher und beauftragte diesen mit dem Suchen nach der Leiche. Dem Taucher glückte es auch, die Leiche an einer sandigen, von Schlingpflanzen bewachsenen Stellein einer Tiefe von 20 w zu entdecken und heraufzu­befördern. Ec mußte, bevor er die Arbeit vollbrachte, wiederholt an die Oberfläche des Sees zurückkehren, da er infolge der äußerst kalten Temperatur des Wassers nicht länger als 20 bis 25 Minuten am Grunde zu bleiben vermochte. Erst nach viermaligem Untertauchen kam der Taucher an die fragliche Stelle. Der See mißt an der tiefsten Stelle 24 m; der Bodenwar vielfach mit Schlinggewächsen u. s. w. bedeckt welche die Ausfindungsarbeiten des Tauch­ers wesentlich erschwerten.

In einem bayrischen Dorfe wollte ein Regenschirmflicker eine Bäuerin von einem Unterleibsleiden befreien. Mit einem Rasier­messer schnitt er ihr den Bauch auf, beseitigte an­geblich ein Geschwür und nähte die Stelle wieder zu. Die Frau hofft man zu retten. Thatsächlich passiert.

In Pest starb in diesen Tagen eine alte Frau und hinterließ 2 Mädchen im Alter von 20 und 22 Jahren. Dieselben sind bild­schön, aber arm und verdienen als Putzma­cherinnen ihren Unterhalt. Die eine ist mit einem braven Buchbinder verlobt. Da ist w e der Blitz das Geständnis ihrer Mutter unter sie gefahren, das sie auf dem Sterbe­bette dem Geistlichen machte. Die beiden Mädchen sind nicht ihre Töchter, sondern die der reichen Gräfin R., die jetzt noch in Pest an der Seite eines Magnaten lebt. Die Gräfin R. wollte sich nach dcm Tode ihres ersten Mannes verheiraten, da schienen ihr aber ihre bciden Kinder im Wege zu stehen. Sie beredete die Kinderfrau, die beiden Kin­derchen inPflege" mit fort zu nehmen und sie dann irgendwo zu töten und zu beseitigen. Als Lohn bekam die Frau 2000 Gulden. Die gedungene Person gewann es nicht über sich, die beiden unschuldigen hübschen Kinder zu töten, sie behielt sie, zog später mir ihnen wieder nach Pest, gab sie für ihre eigenen Kinder aus und hat auf dem Sterbebett nun das Geständnis gemacht, daß die Mädchen die Kinder der Gräfin seien. Dadurch sind dieselben plötzlich sehr reich geworden, denn nun haben sie Anspruch auf die Millionen- Hinterlassenschaft ihres Vaiers. Ihre unna­türliche Mutter wurde bereits gerichtlich ver­nommen.

Ein Gemeiner des Jurjew'schen In­fanterie-Regiments in Düna bürg hat (so meldet man der K. Z. aus Petersburg) einen Baumkletter-Apparat" erfunden. Angeblich bewährte sich derSelbstkletterer" bei einem jüngst im Beisein ves Divisionskommandeurs angestellten. Versuch vorzüglich. Mit dem Ap­parat an den Füßen erstiegen Leute leicht und sicher hohe Bäume, auf Kommando hielten sie mitten im Klettern ein, luden bequem das Gewehr und feuerten. Ebenso leicht eistieg ein Soldat glatte Telegraphenpfosten. Der Russische Invalide" legt der Erfindung große Bedrutung bei für Erkundigungen, Waldver­teidigung, Zerstörung von Telegraphenleitungen u. s. w. Beim Gehen wie Reiten können die Leute den Apparat an den Füßen behal­ten. Nur müssen die Fußgänger dann größere Schritte machen als gewöhnlich.

Nach Nachrichten aus China ist das Unglück, welches sich in Kamli vor einiger Zeit während eines Festes ereignete, viel

schrecklicher gewesen, als zuerst berichtet wurde« Drei große Schuppen, in welchen sich 3000 Personen befanden, gerieten während einer theatralischen Vorstellung in Brand und der­selbe verbreitete sich so schnell daß die Mehr­zahl der Zischauer erstickte. Eine Bande gut gekleideter Chinesen schoß auf einen Schuppen, stürzte dann in denselben hin­ein, ergriff 3040 junge Mädchen und ent­führte sie Als die Dorfbewohner Hilfe leisten wollten zündete eine zweite Bande ihre Häuser an und plünderten die Läden, dann entwichen sie in Booten. Ueber 2000 Personen sollen umzekommen sein.

Einem Bürger von Wallen weil- Sirnach (Kanton Thurgau) ist letzte Woche das 25. Kind getauft worden.

(GrößteSchnellpresse der Welt.) Bei der Herstellung des New-PorkerHerald" wirkt gegenwärtig die neue sechsfache Schnell­presse von Hoe Co, in New-Aork, welche in einer Stunde 90,000 Exemplare, von je 6 Seiten desHerald" liefert; 90,000 in einer Stunde, bedeutet 1500 in der Minute und 25 in einer Sekunde, das heißt, die Presse wirft 25 gedruckte, geschnittene, gefalzte und gezählte Zeitungen in einem Zeitraums aus, der dem Menschen kaum genügt auf 3 zu zählen.

Von den Preisen, die aus der Chicäo goer Ausstellung gefordert werden, berichten- wie wir hoffen wollen, mit etwas Ueberlreibung, englische Blätter: Ein mit Schinken belegtes Vutterbrödchen kostet 2 Mk.; für den Gebrauch eines Tellers, um es darauf legen zu können bezahlt man 65 Pfg. Ein Glas Lagerbier kostet 2 Mk. Ein Essen, das aus einem Ge­richt Fleisch und Gemüse, Kaffe und etwas Nachtisch besteht, kann für die Summe von 12 Mk. erstanden werden. Es würde jedoch große Enttäuschung Hervorrufen, falls man sich oer Erwartung hingeben sollte, zu den ge­nannten Preisen Erfrischungen in guter Be­schaffenheit zu erhalten.

Oskar TieHes Muchsin

ist wohl unstreitig das beste Mittel der Neu­zeit, um die Ftiegenplage von Haus und Hof zu vertreiben. Die unermüdlichen Forschungen der bedeutendsten Koryphäen als Virchow, Koch und, anderer rc haben den emdenresten Beweis geliefert, daß die meisten ansteckenden Krankheiten als Cholera, Typhus, Scharlach, Pocken, Milzbrand rc blos a uf Verschleppung von Krankheitsst ffen resp. deren Bacillen und Keinun beruhen und daß zum großen Teil diese verderbliche Arbeit durch unsere Stubenfliege bewirkt wird. In richtiger Er­kenntnis dessen hat man bisher Gegenmittel angewandt, doch sind dieselben teils unbequem und unsauber, wie Leimruten, teils gefährlich wie Fliegenpapier wegen seines GiftgehalteS durch Uebertragung solchen Giftes auf Speisen auf Speisen und endlich auch unpraktisch wegen ihrer langsamen Wirkung.

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