WMaörv KhvonN.

Amts- uv- Allzeigc-Dlatt str Witdbad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Illnstrirten Ko««tag»ökatt für Wildbad vierteljährlich 1 ^ 10 ^ monatlich 40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 3V ^ : auswärts 1 45 ^. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Jnlertionspreis beträgt für die kleinspaltige 8 Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä- testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben » werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra- ! batt. Stehende Anzeigen nach Uebevrinkunft. !I Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt. ^

U°ro. S2.

Donnerstag, 1. Juni 1893.

29. taiirgang.

Württemberg.

Gestorben: 30. Mai zu Stuttgart: Pianoforte-Fabrikant Eugen Kannhäuser, 50 Jahre alt.

Stuttgart, 27. Mai. In einer von etwa 7000 Personen besuchen Versammlung sprach heute Abend Bebel über die Neichstags- ivahl. In seiner zweistündigen Rede entwick­elte er unter stürmischem Beifall die Forder­ungen der Sozialdemokratie, polemisirte auf's Schärfste gegen den Kapitalismus und Mili- taris und schloß mit der Aufforderung, dem sozialdemokratischen Kandidaten die Stimmen zu geben.

Stuttgart, 30. Mai. Gestern (Mon­tag) Abend waren die Mitglieder der Kam- merfraktion der Deutschen Partei im Hotel Dirlamm vereinigt. Heute findet ein gemein­schaftliches Mittagessen der ganzen Kammer in der Bahnhof-Restauration statt. Der Schluß der Landtags-Session wird bestimmt am näch­sten Samstag erfolgen.

Nagold, 29. Mai. Die auf gestern Abend in den Gasthof z.Hirsch" Unberu­fene öffentliche Wählerversammlung hatte eine große Zuneigung gesunden. Herr Kommer­zienrat Sannwald eröffnet? mit kurzen Worten dir Versammlung und erteilte Hrn. Baron Frhr. Wilhelm v. Gültlingen das Wort. In sachlicher und leicht faßbarer Weise ent­rollte der Herr Redner den Anwesenden ein klares und umfangreiches Bild über die heu­tige politische Lage. Durch d e von militä­rischen Autoritäten gelieferten schlagenden Be­weise sei die Bewilligung der Militärvorlage rin unabweisbares Bedürfnis zur Erhaltung des deutschen Reiches und zur Förderung für Handel und Wandel. In diesem Sinne legte Hr. Freiherr Wilhelm v. Gültlingen es jedem ans Herz, sich nicht von den Unzufriedenen leiten zu lasten, sondern als national gesinn­ter Mann für diese, wenn auch schwer zu bringenden Opfer voll und ganz einzutretcn, da ein unglücklicher Krieg Deutschlands Ruhm leicht zu Schanden bringen kann und 1870/71, der Stolz des deutschen Reiches, nicht mehr wieder kommt. Mit einem von den Anwe­senden begeistert aufgenommenen Bravo endete der wohldurchdachte Vortrag. Es schlossen sich hieran noch mehrere andere Ansprachen, die ein interessantes Seitenstück zu den Wor­ten des Herrn Vorredners boten. Nachdem die Versammlung mit warmen und anerkennen­den Worten des Altreichskanzlers FürstBismarck gedacht, schloß Hr. Kommerzienrat Sannnwald, da sich Niemand zur Debatte meldete, mit weni­gen Worten die Versammlung.

Tübingen, 27. Mai. Gestern Nacht schnitt der Weingärtner Ehr. G. Kehrer seiner

11 Jahre älteren Ehefrau mit einem Hapen- mesier den Bauch auf. Die Beschädigte wurde in die chirurgische Klinik verbracht. Der Thä- ter ist verhaftet; er behauptet, von seiner dem Trünke ergebenen Frau gereizt worden zu sein.

Horb, 29. Mai. Gestern mittag wurde die hiesige Stadt mit sozialdemokratischen Flug­blättern überflutet und abends wollte der so­zialdemokratische Kandidat für den 8. Wahl­kreis, Schriftsetzer Karl Hildenbrand-Stuttgart, im Gasthof z. Sternen sein Wahlprogramm entwickeln. H'esige Bürger, welche bis zum Auftreten des Kandidaten nichts von seiner Anwesenheit wußten, gaben ihm, nachdem er mit seiner R de kaum begonnen, deutlich zu verstehen, er möchte solche beenden, worauf der Kandidat mit seiner jugendlichen Beglei­tung sich entfernte.

Waldsee, 28. Mai. Gestern abend 6 Uhr erschoß sich ein praktischer Arzt in einem Walde, nachdem er vorher einen Kranken­besuch gemacht und den Kutscher nach Hause geschickt hatte. Sein Hündchen hielt bei der Leiche Wache, bis dieselbe nach hier überführt wurde

Friedrichshafen, 26. Mai. Beim Holzsammeln wurde heute in dem St. Geor- ger Wald, nahe am Weg, die Leiche eines un­bekannten Mannes gefunden; sie muß schon längere Zeit gelegen haben; denn die Verwe­sung war schon stark vorgeschritten. Eine Wunde unter der Brust läßt auf ein gewalt­sames Ende schließen; das dazu gebrauchte Instrument fehlte, ebenso die Fußbekleidung; aber man will eher an einen Selbstmord, als an anderes glauben. Papiere, die bei der Leiche gefunden wurden, weisen auf die Schweiz als Heimatland hin.

Rundschau.

Pforzheim, 29. Mai. Die hiesige Stadt durfte letzten Donnerstag einen berühm­ten Mann der Gegenwart beherbergen: es war der Afrikareisende vr. Peters, welcher eine Einladung des kaufmännischen Vereins, wie der Kolonial-Gesellschaft von Baden aus, wo er sich zur Kur aufhält, freundlichst ent­sprochen hatte. Das veranstaltete Bankett nahm einen glänzenden Verlauf, wozu die Ansprache des Abgeordneten Wittum insbesondere beitrug, vr. Peters wurde an diesem Abend von bei­den Vereinen ein goldener Federhalter, mit Brillanten besetzt, zum ehrenden Andenken überreicht.

Karlsruhe, 27. Mai. Der badischen Korrtsp. zufolge nahm die ständige Tarifkom­mission deutscher Eisenbahnverwaltungen den Antrag Bayerns auf die allgemeine Einführ­ung der zehntägigen Dauer derRück-

fahrk arten an. Einen dahin gehenden Vorschlag wird sie der Hauptversammlung der deutschen Eisenbahnverwaltung unterbreiten.

Altbreisach, 26. Mat. Welch triftige Gründe die Regierung früher bewogen, daß sie den Bäckern und Metzger» die Brod- und Fleischpreise festsetzte, lernen wir neuer­dings immer mehr kennen. Schon seit Monaten müssen die Metzger ganz enorme Gewinne gemacht habe», denn, so schreibt man derFrb. Ztg.," zwischen dem Ankaufs- und Verkaufspreis ist eine Differenz von 100 Proz., sogar 1 Proz. höher als bei den Apothekern. Daß dies der Fall ist, davon haben wir uns heute ganz gut überzeugen können, denn ein Landwirt hier wollte einen Ochsen, der 3 Ztr. wog, verkaufen, wofür die Metzger nicht mehr als 90 Mk. boten. Der betreffende Landwirt ließ nun heute das Thier im Schlachthaus aushauen und ver­kaufte das Pfund Fleisch für 45 Pfg. Als die hiesigen Metzger dies hörten, gaben sie ihr Rindfleisch für 30 Pfg. das Pfund, wofür man bisher immer 60 Pfg. zahlen s mußte.

Lu d wi gsha fen, 27. Mai. Die hie­sige Badische Anilin- und Sodafabrik hat aus ihrem letztjährigen Betriebs-Ueberschuffe der Stadtgemeinde 30 000 Mk. überwiesen, und zwar sollen 20 000 Mark für Wasserwerks- zwecke, speziell für Brunnen, 5000 Mk. für Zwecke des Krankenhauses und 5000 Mk für einen noch zu bestimmenden Zweck Verwen­dung finden.

Meeting en, 28. Mai. Hier sind ca. 40 Familien an dem Genüsse von verdor­benem Kuhfleisch erkrankt; eine Person ist ge­storben. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Leipzig, 29. Mai. Zur Feier des 450jährigen Jubelfestes der Leipziger Schützen fand gestern ein Festzug durch die Stadt mit historischen Schützengruppen stakt, darunter dis Torgauer Geharnischten. 20 Musikabteilungen befanden sich im Zuge, an denen 100 Vereine und Korporationen teilnahmen. Der Zug dauerte fast 1 Stunde.

Hamburg, 28. Mai. Der Staat hat 20 000 Mk. zu Reiscstipendien für hiesige Gewerbetreibende zum Besuche der Weltaus­stellung in Chicago bewilligt.

Hamburg, 29. Mai. Die Chclerakom- mission des Senats teilt mit: Ein Comptoirbote in der Neustadt, welcher seit acht Tagen an leichten Durchfällen litt, begab sich am 27. Mai wegen Choleraerscheinungen in ärztliche Behandlung und starb am 27. Mai mittags die bakteriologische Untersuchung ergab gestern Cholera.