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hängnisvolle Gabe hiermit zurück." Mit diesen Worten schleuderte sie die arme Uhr zu Boden. Die Glasglocke zerschmetterte dabei in tausend Stücke, die niedlichen Cupidos büßten Arme und Köpfe ein, die Blnmenge- gewinde zerbrachen in Atome, und von dem ganzen schönen, aber unglücklichen Kunstmerk blieb nichts als eine Masse unkenntlicher Trümmer.

O Sie thörichtes, unüberlegtes Mädchen," rief Georg ärgerlich.Nun haben Sie den Schaden angerichtel, ohne ein Wort der Erklärung anznhören."Ich will von Ihnen keine Erklärungen," erwiederte sie hoch­mütig und verließ das Zimmer.

Als sie die Treppe hinunterging, begegnete sie Frau Maienblüth mit ihrer Mutter, einer temperamentvollen, praktischen Frau, die ihre Tochter nicht ohne Mühe bewogen hatte, zu­rückzukehren, und wenigstens von ihrem Gatten eine Erklärung der allerdings gravierenden Vorfälle zu verlangen. Beide thaten, als bemerkten sie die Schneiderin nicht, warfen aber einander ausdrucksvolle Blicke zu, als sie hocherhobenen Hauptes an ihr vorüber­gingen. Die kleine Modistin war noch im Hause, als dessen Thür sich abermals öffnete und Thomas eintrat. Dieser junge Mann

hatte seine Braut, die er mit dem' Auge der Eifersucht überwachte, in das Haus des vermeintlichen Nebenbuhlers gehen sehen und war entschlossen, sie daraus, sei es mit Gewalt, fortzuführen.

Glücklicherweise kam in diesem Augen­blick Herr Maienblüth die Treppe herunter, und da er alle F'guranten der Komödie bei­sammen fand, bewog er sie zunächst, sich mit ihm in das Zimmer zu begeben, auf dessen Fußboden noch die Trümmer der Un­glücksuhr lagen. Es war Georg nicht leicht geworden, die wütenden Parteien, die alle gegen ihn eiferten, zum Mitgehen zu be­stimmen, und noch schwerer ward es ihm, namentlich der aufgebrachten, nein, empörten Schwiegermutter gegenüber zu Wort zu kom­men, aber endlich gelang ihm dies, und nun gab er unverzüglich die nötigen Er­klärungen. Das Ergebnis alles dessen war ein reumütiges Weib, zwei wieder ver­söhnte, ebenfalls reumütige Brautleute und eine zertrümmerte Uhr, die 400 Mark gekostet hatte. Ob die Beteiligten die em­pfangene Lehre und die Verdoppelung des liebenden Vertrauens zu einander als Ent­schädigung für die ausgestandenen Leiden betrachtet haben, davon meldet der Bericht­

erstatter nichts, nur soviel ist erwiesen, daß in den nächsten 20 Jahren Herr Maien­blüth keine ähnliche Uhr anschaffte.

Die Frauen find die besten Richter.

Bingen, Hohenzollern. Ich teile Ihnen mit, daß ich mich bei Verdauungsstörung stets Ihrer Apotheker Richard Brandt's Schweizer­pillen (L Schachtel Mk. 1. in den Apo­theken) mit gutem Erfolg bediene, welches bezeugt Frau Maria Müller. (Unterschrift vom Bürgermeisteramt beglaubigt). Man achte beim Einkauf stets auf das weiße Kreuz in rotem Grunde.

Zum Waschen des Gesichtes, des Halses, der Hände, überhaupt des Körpers, verwende man nur Doerings Seife mit der Eule. Dieselbe ruiniert nicht wie unsere modernen, scharfgelaugten Toilette-Seifen die Haut, sondern erhält sie schön, zart und weiß; sie ist die beste Seife der Welt und kostet nur 4-0 Pfg. per Stück; im Ver­hältnis zu den vielen billigeren schlechteren Seifen, die sparsamste und billigste. Käuflich in Wildvad bei A. Held. F. Schmelzle. Engros-Berkauf: Doering K Co. Frankfurt a. M.

An die Wähler

ll«8 VII. vvüktt. Wahlkreise«.

Der am 20. Februar 1890 auf 5 Jahre gewählte Reichstag wurde jetzt schon aufgelöst, weil die verbündeten Re­gierungen von ihm die Zustimmung zu der von ihnen zur Erhaltung und Sicherheit Deutschlands für notwendig erachteten Verstärkung unserer Wehrkraft nicht erlangen konnten. Die Neuwahlen wurden alsbald angeordnet. Auf den an mich er­gangenen ehrenvollen Ruf habe ich mich wieder in den Dienst meines bisherigen Wahlkreises gestellt. Der sogenannten Mili­tärvorlage, welcher lch anfangs bedenklich gegenüberstund, habe ich in der durch den Hüne'schen Antrag verbesserten und ge­milderten Gestalt zugestimmt. Ich werde dies auch ferner thun, weil ich mich von ihrer Notwendigkeit überzeugte, weil ich ihre Ablehnung für ein Verbrechen am Vaterland halten würde. Sie bringt persönliche Erleichterungen, indem die Dienst­zeit verkürzt wird und bei einem Krieg die älteren Jahrgänge geschont werden. Groß sind aber auch die geforderten Opfer an Geld; sie müssen auf die Schultern der Leistungsfähigen gelegt, hauptsächlich auf die großen Vermögen überwälzt werden. Klein sind diese Lasten im Vergleich zu denen, welche ein verlorener Krieg uns aufladen würde.

Die zu bringenden schweren Opfer müssen durch weise und ernsthafte Sparsamkeit gemildert und verringert werden. Hiefür werde ich eintreten.

Ich werde eintreten für gesetzliche Feststellung der zweijährigen Dienstzeit, für Verbesserung der Vorschriften über das militärische Beschwerderecht und für die Oeffentlichkeit des militärischen Strafverfahrens.

Festhalten werde ich an den verfassungsmäßigen Rechten des Volkes.

Mitarbeiten werde ich an der gleichmäßigen Förderung der Interessen der Landwirtschaft, des Handwerks und der Industrie, insbesondere werde ich eintreten für Erhaltung und Kräftigung des Mittelstandes in der Landwirtschaft und im Handwerk, in Gewerbe und Handel.

Die bei der Ausführung des Bersicherungsgesetzes hervorgetretenen Mängel sind baldigst zu beseitigen, hiebei ist ins­besondere auf Erleichterung der starken Belastung Bedacht zu nehmen.

Das Gesamtwohl des Vaterlandes, seine Wohlfahrt und sein Gedeihen, sein Ruhm und seine Ehre werden stets für mich maßgebend sein.

Demnächst werde ich in so viel als möglich den 143 zum Wahlkreis gehörigen Gemeinden mein Programm entwickeln.

Freiherr Wilhelm im ... .