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U-ro. SS.

Sarnstcrg, 20. Mai 1893.

29. iakngang.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Mai. Seine König!. Majestät haben dem Staatsminister a. D. Frhr. v. Linden zu Neunthausen auf die An­zeige vom Ableben seiner Gemahlin Allerhöchst Ihre aufrichtigste Teilnahme an. dem erlittenen Verluste aussprechen lassen.

Stuttgart,17. Mai. (Zweite Kammer.) Vor Eintritt in die Tagesordnung interpelliert Gültlingen: Ob die Negieiung gegen die in Folge der Trockenheit eingetretene Notlage der kleinen Landwirte Maßregeln ergreifen und der Finanzminister Waldslreu und Waldgras umsonst oder billigst abgeben wolle. Konrad Haußmann beantragt die Dringlichkeit. Finanz­minister Riecke sagt rascheste Beantwortung nach Rücksprache mit dem Minister des Innern zu und teilt einstweilen mit, daß wegen der Streuabgabe bei der Forstdirekton bereits dringlich angefragt sei. Tagesordnung: Staatsschuld. Berichterstatter Schnaidt führt das Anwachsen der Schuldenlast auf die wenig produktiven Eisenbahnbauten zurück. Die Kommission beantragt Herabsetzung der Ausgaben für die Zinszahlung, indem drei- einhalbprozentige statt 4prozentige Anlehen für die Finanzperiode eingesetzt werden. Außer­dem giebt die Kommission die Erwägung an­heim, ob nicht die neu aufzunehmenden 37 Millionen durch eine Zprozcntige rückkäufliche Rente aufzubringen seien. Schließlich befür­wortet Schnaidt eine systematische Staats- schulventilgung. Gültlingen plaidiert gegen eine Herabsetzung des Zinsfußes. Er befürch­tet Courstreiberei. Der Finanzministcr er­örtert in längerer Ausführung die prinzipielle Seite der Frage. Insbesondere das Verhält­nis des Staatsbudgets zu den Eisenbahnen, spricht für einen Erneuerungs- und Reserve­fonds und für eine zielbewußte Staatsschuldcn- politik. Er kritisiert das bisherige Verfahren und hält den gegenwärtigen Verhältnissen eine dreieinhalbprozentige Verzinsung entsprechend; doch wisse man nicht, was in 23 Jahren geboten sei. Nach der Rede des Finanz­ministers, der die Anträge der Finanzkommis­sion zu der Staatsschuldentilgung zustimmend kritisiert hat, wurde letztere angenommen.

Das Festschießen der Schützengilde zu Ehren der Vermählung des Herzogs Al- brecht hat gestern abend seinen Abschluß ge­funden. Es wurde bis zuletzt fleißig geschossen. Bei dem gemeinschaftlichen Mittagsmahle ge­dachte Ob.Sch.Mstr. Frhr. v. Wöllwart mit warmen Worten der Verdienste des Ausschuß­mitgliedes Hrn. Fr. Gutekunst, welcher das Amt des Vergnügungskommissärs jetzt 25 Jahre mit Auszeichnung bekleidet. Redner beglückwünschte den Jubilar, dankte demselben

und überreichte ihm zum Andenken ein wert­volles Geschenk in Silber. Der große präch­tige Pokal, den Herzog Albrccht als 1. Preis gestiftet, siel Hrn. Reitz jnn. von Schwäb. Hall zu. Bei der Preisverteilung am Abend ließ derselbe den Pokal mit edlem Safte füllen und brachte mit dem ersten Trank ein be- geistert.s Hoch aus den Stifter aus, in wel­ches die Schützen jubelnd einstimmten. Hier­auf kreiste der Pokal unter den Anwesenden. Weitere Hauptpreise schossen: J.Blessing-Ravm- stein, G. Schenk-Blaubeuren, Burk-Eßlingen. Auf der Haupt-Scheibe Württemberg erhielt den 1. Preis Joscnhans-Stuttgart. Auf der Meisterscheibe hatte den besten Schuß: Ehningcr- Stuttgart, auf die Kehrscheiben Kentner-Heiden- heim, auf der Jagdscheibe: Josenhans-Stutt- gart. Einen Becher hat u. A. herausgeschossen: , Wilh. Treiber-Wildbad.

SNMtgart, 17.-Mai. Der auch in weiteren Kreisen bekannte und beliebte schwä­bische Dichter I. G. Fischer ist seit einigen Tagen lebensgefährlich erkrankt.

Aalen, 18. Mai. Gestern abend wurde auf dem hiesigen Bahnhof der Weichenwärter Wörner, welcher für den erkrankten Bahnhok- aufseher Dienste leistete, von der Nangier- maschine erfaßt und zermalmt. Auf dem Langert, einem Teil des Aalbuchs, wurde ge­stern nachmittag ein hiesiger Knabe von einem Kreuzotter in den Finger gebissen. Er hatte so viel Geistesgegenwart, daß er den Finger mit der andern Hand hinter der gebissenen Stelle festhielt und der Heimat zueilte. Hier wurde ihm sofort ärztbche Hilfe zuteil. Heute ist zwar die Hand noch stark geschwollen, wei­tere Gefahr scheint jedoch abgewendct zu sein.

Göppingen, 16. Mai. Auf dem Bahnhof in Eßlingen ereignete sich gestern ein schwerer Unglücksfall. Ein Reisender, der den Zug bei dessen Ankunft verlassen hat, um auszutreten, wollte wieder einsteigen, als sich der Zug eben in Bewegung setzte. In der Eile scheint er den Draht nicht in Acht ge­nommen zu haben, durch welchen die Bahn­linie von der Straße getrennt wird; er stürzte über denselben und fiel so unglücklich, daß sein Kopf auf die nächste Schiene zu liegen kam, durch die Wagenräder fast ganz vom Rumpfe getrennt wurde und der Tod sofort erfolgte. Der Verunglückte soll ein Zimmer­meister aus Schwieberdingen sein.

Heilbronn, 17. Mai. Die Gemeinde Thalheim setzt für jedes Simri getöteter Mai­käfer 64 Pfg. aus. Bis jetzt wurden 300 Simri abgeliefert.

Calw, 16. Mai. Letzten Sonntag hatte die sozialdemokratische Partei des 7. württb. Wahlkreises dahier eine Zusammen­

kunft, bei welcher als Kandidat Gottlieb Proß in Eßlingen proklamiert und bei der nach­folgenden Volksversammlung den Wählern vor­gestellt wurde. Es handelt sich natürlich nur um eine sog. Zählkandidatur.

Reutlin gen, 15. Mai. Heute früh berichtete man sich in hiesiger Stadt von zwei Selbstmorden. Einer der Unglücklichen, ein hiesiger Kaufman, hat sich, wie schon be­richtet, in Tübingen infolge trauriger häus­licher Verhältnisse das Leben genommen; der zweite, ein früherer Wirt von hier, von dem man vor einigen Jahren wegen der Untreue und Flucht seiner Frau viel sprach, hat sich in Stuttgart eine Kugel in den Kopf gejagt und liegt hoffnungslos darnieder. Und nun wird heute Nachmittag noch von einem dritten Selbstmord berichtet, den ein erst seit kurzem hier ansässiger Apotheker, der eine Droguen- handlung eröffnet hatte, durch Erhängen be­gangen. Ob ihn geschäftliche oder persönliche Gründe zu diesem unglückseligen Schritt trieben, muß erst noch aufgeklärt werden.

Rundschau.

Pforzheim, 17. Mai. Im Laufe des Sommers findet hier eine Bijouterie- Fachausstellung statt, die nach den ge­troffenen Vorbereitungen zu schließen, eine glänzende" in doppelter Beziehung ein­mal im Hinblick auf die zur Ausstellung ge­langenden Objekte und dann auch bezüglich des Arrangements zu werden verspricht. Was der Veranstaltung eine besondere Bedeu­tung verleiht, ist die Thatsache, daß unser Landesherr, Großherzog Friedrich, seinen Be­such in bestimmte Aussicht gestellt hat. Wenn man in Erwägung zieht, daß der Großherzog seit einer überaus langen Reihe von Jahren nicht mehr in unserer Stadt weilte, daß unter der hiesigen Geschäftswelt überhaupt, ob mit Recht oder Unrecht mag dahingestellt bleiben, die Empfindung herrscht, als ob Pforzheim von Karlsruhe aus etwas stiefmütterlich be­handelt würde, so ist es begreiflich, daß die Meldung von der Hierherkunft des Großher­zogs mit freudiger Genugthuung begrüßt wird.

Im Bezirksorte Steinegg sind in ver­flossener Nacht 3 Scheunen abgebrannt. Das benachbarte Rathaus war in großer Gefahr.

Von der Tauber, 15. Mai. Dis anhaltende Trockenheit und der sich stark fühl­bar machende Futtermangel haben einen be­deutenden Rückgang der Viehpreise zur Folge gehabt. In Würzburg kostet das Pfund Rindfleisch 50 Pfennig; im Taubergrund haben sich die Herren Metzger zu einem Ab­schlag noch nicht bequemen wollen, wiewohl das Fleisch in Bezug auf Güte hinter dem in

MM- Wegen der Pfingstseiertage erscheint am nächsten Dienstag kein Blatt. WU