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Amts- »nd Anzeigc-Dlatt für Vildba- vnd Amgebung.

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lüro. 8S.

Dienstag,

16. Mai 1893.

29. tski'gang.

Wür ttemberg.

Stuttgart, 13. Mai. Se. Maj. der König wird sich dem Vernehmen nach zu den Beisetzungsfeierlichkeitendes verstorbenen Fürsten Georg von Waldeck-Pyrmont nach Arolsen be­geben.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde die Exigenz von 500000 ^ zur Erbauung der neuen Ncckar- brücke genehmigt, nachdem der Berichterstatter Sachs, Minister v. Schmid und Reg.-Direktor v. Leibbrand die Forderung begründet hatten. Es folgen die Eingaben der Homöopathen; Berichterstatter Nußbaumer leitet die Beratung ein.

Stuttgart, 11. Mai. Die Aufbesser­ung der Gehalte der Stuttgarter Volks- und Mittelschullehrer ist in dem von uns berich­teten Sinne vom Gemeinderat einstimmig an­genommen worden. Außerdem soll an der Mittelschule die Zahl der pflichtmäßig zu er­teilenden Wochenstunden von 36 auf 25 resp. 28 herabgesetzt werden.

Stuttgart, 12. Mai. Die Sozialisten stellen Dietrich für Ulm, Schlegel für Eß­lingen auf. In Ulm wollen auch die An­tisemiten einen Kandidaten aufsüllen.

Stuttgart, 11. Mai. Wie wir be­reits gemeldet, hat sich die Kommission für das allgemeine Elektrizitätswerk in Stuttgart gegen den Betrieb in städtische Regie ausgesprochen und beantragt mit einer Privatgesellschaft vor­läufig einen Vertrag auf 10 Jahre einzugehen. Zu diesem Anträge wurde der Kommission ins­besondere von dem Kölner Oberbürgermeister Becker geraten. Unter den Privat-Gesellschaf- tcn, die bereits Offerten eingereicht haben, kommt in erster Linie Schuckert u. Cie. in Nürn­berg und erst in zweiter und dritter Linie Siemens und Halske und die allgemeine Elek­trizitäts-Gesellschaft in Berlin in Betracht. Die Zuleitung des elektrischen Stromes soll ober­irdisch geschehen, da sich der unterirdische Be­trieb nicht empfiehlt und noch weniger für die Straßenbahnen der Accumulatorenbetrieb, mit dem man auch in Württemberg zwischen Baien- surth und Niederbiegen keine günstigen Erfah­rungen machte. Auch stellt sich der oberirdische Betrieb als der billigste dar. Er kostet z. B. gegenüber dem Betrieb der Straßenbahn durch Pferde nur ein Drittel. Als einziger Oppo­nent ist in der Kommission vr. v.; aus­getreten, welcher gegen die elektrische Beleucht­ung überhaupt ist, und wenn dieselbe doch ein­geführt werden soll, für den Betrieb in städti­scher Regie ist. An eine namhafte Verwen­dung des elektrischen Stromes im Kleingewerbe sei wohl nicht zu denken, ebensowenig als sich das Nachtleben und der Fremdenverkehr selbst

durch die schönsten Bogenlampen nicht heben lasse. Im Stuttgarter Gemeinderat wird ine Sache erst in den nächsten Wochen spruchre f.

Stuttgart, 13. Mai. Zum Fest­schießen, das die Stuttgarter Schützengilde zu Ehren der Vermählung des Herzogs AI- brecht vom 14.16. Mai veranstaltet, sind viele Teilnehmer und Gaben angemeldet. Den 1. Ehrenpreis stiftete Herzog Albrechi, einen prachtvollen großen Silberpokal; die Stadt Stuttgart spendete einen silbernen Becher, der Oberschützenmeister, der Ehren- schützenmeistcr u. a. silberne Pokale. Montag vormittag 1(?/s Uhr erichm-t S. K. Hobelt ,ur Teilnahme am Schießen und wird da­rauf an dem ihm zu Ehren stattfindenden Frühstück teilnehmen.

Der hiesige Handelsverein hat vor einiger Zeit an die Gewerbevereine Würt­tembergs Fragebogen versandt, um zu er­fahren, ob nach der allgemein im Lande herrschenden Ansicht die geringe Erhöhung der Hausiersteuer den Hausierbetrieb einge­schränkt habe und namentlich auch, ob die Zahl der von auswärts nach Württtemberg kommenden Hausierer seither abgenomme» habe. Die Antworten sind noch nicht voll­ständig von überall eingelanfen, aber die bis jetzt eingelaufene» Berichte aus Würt­temberg verneinen die Fragen.

Schwann, 10. Mai. Am vergangenen Sonntag hielt der Enz- und Nagoldgau-Sän- gerbund imLöwen" dahier seine jährliche Gauversammlung ab. Es war eine große Anzahl Vertreter der einzelnen Bundesvereine erschienen. Hauptpunkt der Beratung war die Feststellung des am Sonntag 18. Juni in Unterreichenbach abzuhaltenden Gaufängerfestes. Entgegen dem sonst eingehaltenen Verfahren wird das Preissingcn diesmal schon Vormit­tags stattfinden. Die einzelnen Vereine, welche am Wett-Preissingen sich beteiligen, sollen dann gehalten sein, Nachmittags noch einmal in Abwechslung mit den Gesamtchören vorzu­tragen. Auch wurde beschlossen, wegen Ein­legung eines Sonderzuges, Vormittags etwa um dreiviertel 8 Uhr von Wildbad abgehend mit Eintreffen gegen 9 Uhr in Unterreichen­bach einzukommen. Nachdem die Preisrichter gewählt waren, schloß der Gauvorsitzende die harmonisch abgelaufene Versammlung mit dem Wunsche fröhlichen Wiedersehens in Unter- retchenbach.

Calw, 11. Mai. Das Gausängerfest des Enz-Nagoldgaues, der eine größere Anzahl von Vereinen mit 537 Sängern umfaßt, wird am 18. Juni in Unterreichenbach bei Calw statt­finden. Zunr Preissingen haben sich 8 Vereine angemeldet. Als Preisrichter sind berufen Se­minar-Oberlehrer Hegele in Nagold, Musikleh­

rer Haasis in Maulbronn und Hauptlehrer Eckert in Brötzingen-Pforzheim. Die drei ge­meinschaftlichen Chöre werden von Schullehrer Schramm in Neuenbürg dirigirt.

Nagold, 11. Mai. Die durch das hie­sige Blatt zu gestern Abend im Lokale des Hirsch zwecks Vorbesprechung zur Reichstags­wahl einberufene Versammlung hatte eine zahl­reiche Teilnahme deutscher Patrioten. Herr Kommerzienrat Sanwald leitete dieselbe, nach mannigfachen Erörterungen beschlossen die an­wesenden Herren einstimmig, 3 Herren zu wählen, die in Form einer Deputation Hrn. Frhrn. v. Gültlingcn persönlich dringend bitten sollen, wiederum als Neichstagskandidat in unserem Wahlkreise zu figurieren. Mit Bildung eines provisorischen Komitös aus 6 Herren endete der offizielle Teil der Ver­sammlung.

Tuttlingen, 12. Mai. Die Influenza tritt hier sehr stark auf, so daß gegenwärtig mehr als 500 Personen in unserer Stadt an der tückischen Seuche daniederliegen. Leider tritt sie bösartig auf und hat schon zahlreiche Opfer gefordert.

Lauphe im, 12. Mai. In Dorndorf wollte dieser Tage ein 49jähriger verheirateter Bauer aus einem nahegelegenen Waldtcil Langholz absühren. Plötzlich rissen die Stränge der Pferde; das sog. Wagschcit wurde mit solcher Gewalt gegen den Unterleib des Fuhr­manns geschleudert, daß er schwer verletzt wurde und infolge dessen nach einigen Tagen starb. Er hinterläßt 5 unversorgte Kinder. Im oberen Roththalc hatte ein Forstge­hilfe an den Ufern der Roth 2 zusammenge- bundene Fallen den schon längst ihr Unwesen treibenden Fischottern gestellt. Am audern Morgen befanden sich 2 Otternweibchen in denselben.

Ulm, 11. Mai. Als des Mordes der Klavierlehrerin Selma Reuß verdächtig wird jetzt von der Staatsanwaltschaft Ulm der am 24. August 1851 geb. Gypser Bartholomäus Stier von Egesheim, O.A. Spaichingen, steck­brieflich verfolgt. Ebenso wird nach einem 18jährigen Dienstknecht gefahndet, welcher am 6. ds. Mts in der Herberge zur Heimat in Ulm erklärte, er wisse, wer den Mord begangen habe, sage es aber nicht.

Ulm, 12. Mai. Gestern mittag 1 Uhr erschoß sich der Posten am Pulvermagazin hinter der Wilhelmsburg. Er gehörte der 5. Kompagnie des Grenadierregiments an und diente im 1. Jahr. Ueber den Grund der That ist nichts bekannt. Gestern abend hatten wir mehrere, zwar kur; andauernde, aber ausgiebige Strichregen. Die Riedwiesen sind zum großen Teil ausgebrannt.