4
Amts- und Anzrige-Dlatt str Wildbad «ad Umgebung.
Erscheint DteuStag, Do««erS1ag u Samstag.
Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Illnstrirte« Sonutagsökatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^. monatlich
40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ; auswärts 1 ^ 45 ^. Be
stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
! Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spätestens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr »rfgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebernnkunft. — Anonyme Einsendungen werden nich berücksichtigt.
27ro. SS.
Samstag, 13. Mai 1893.
29. laliiMNg.
Württemberg.
S t u t t g a r t, 10. Mai. Der Präsident -es K. Staatsministeriums, Hr, Staatsminister Dr. Freiherr v. Mittnacht, ist heute von Berlin zurückzekehrt.
— Unter den vielen Festgaben, welche der Prinzessin Pauline aus Anlaß ihrer Konfirmation dargebracht wurden, verdient diejenige der Stadtgemeinde Stuttgart besonders erwähnt zu werden: gespendet wurde ein Blumenkorb von nahezu 2 Meter Höhe, ein gärtnerisches Meisterwerk ersten Ranges. Der Korb, welcher auf schwarz-gelber Atlasschleife die Widmung „I. K. H. der Prinzessin Pauline als Festgruß zum 7. Mai, gewidmet von den bürgerlichen Kollegien der Haupt- und Residenzstadt Stuttgart" trägt, wurde am Samstag nachmittag durch den Verfertiger, Handels-> gärtner Fischer, nach Marienwahl befördert ^ und hat die lebhafteste Bewunderung aller Beschauer hervorgerufen.
— Es ist von Interesse, die Abstimmung der württ. Reichstagsabgeordneten in der Samstagssitzung des Reichstags kennen zu lernen. Von denselben stimmten in der entscheidenden Abstimmung über die Militärvorlage, d. h. in der Abstimmung über Z 1 des Antrags Huene, mit Ja: Graf Adelmann, Frhr. v. Gültlingen, Siegle und Weiß; mit Nein: Braun, Gröber, Hähnle, Hartmann, Haußmann, Kercher, Frhr. v. Münch, Payer, Pflüger, Rembold, Schnaith, Speiser. Abwesend wegen Krankheit war Härle.
— Der Ortsausschuß der deutschen Partei stellte gestern abend den bisherigen Reichstags- Abgeordneten Siegle als Reichstags-Kandidaten auf; er hat die Kandidatur angenommen.
— Wie man uns aus demokratischen Kreisen mitteilt, soll Friedrich Haußmann im 1. Wahlkreis (Stuttgart) als demokratischer Kandidat aufgestellt werden.
Eßlingen, 9. Mai. Immer näher kommen die Tage des Kriegerfestes heran. Die Zahl der Anmeldungen beträgt jetzt schon über 6000. Seitens der Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen wird das Fest dadurch unterstützt, daß eine einfache Fahrkarte, die hier von der Empfangskommission abgestempelt ist, zur freien Rückfahrt berechtigt. Die als Festplatz bestimmte Maille wird abends mittels 16 Bogenlampen in glänzender Weise taghell beleuchtet. Für Bewirtung wird durch 3 Bier-, 2 Weinwirtschaften, 2 Konditoreien rc. in ausgiebiger Weise gesorgt; die Verpachtung hat bereits stattgefunden.
Marbach, 9. Mai. In aller Frühe mahnte ein einstündiges Läuten der „Schiller
glocke" an den 9. Mai 1805, an den Tag, an welchem Schiller der Welt entrissen wurde. Um 11 Uhr fand eine Ausschußversammlung und um 8 Uhr abends eine Generalversammlung des Schillervereins statt.
Dürrmenz-Mühlacker, 8. Mai. Im Gastof zum Adler fand gestern nachmittag eine Hauptversammlung der Bienenzüchter des mittleren Enzgaus statt. Der Verein zählt 59 Mitglieder und hat laut verlesenem Kassenbericht ein Vermögen von 206 Mk. 21 Pfg. In künftigen Hauptversammlungen soll, wie dies schon länger in ähnlicher Weise bei den landw. Vereinen üblich ist, eine Verlosung von Bienengerätschaften rc. stattfinden, wobei jedes anwesende Milglied ein Freilos bekommt. Der Vereinsvorstand, Lehrer Kugler von Lien- j fingen, hielt einen äußerst interessanten Vortrag über Bienenzucht und Bienenpflege.
Calmbach, 9. Mai. Vergangene Woche machte die Ehefrau R. zweimal auf dem Speicher ihrer Wohnung einen Selbstmordversuch. Sie wollte ihrem Leben durch Erhängen ein Ende bereiten. Jedesmal wurde sie durch die Zwischenkunft von dritten Personen an der Ausführung ihrer Absicht verhindert. Die Frau H. K. hat die betr. Frau R. bei der Entwendung von Brennmaterial angetroffen; dies soll die Ursache der Selbstmordversuche sein.
Herrenalb, 9. Mai. Heute früh brachte ein hier in Arbeit stehender Mann von Dobel die Nachricht ein, daß oben im Walde ein Toter liege und daß er in demselben den Albert Dußler von hier erkannt habe. Bald auch verbreitete sich das Gerücht von einem Mord. Dußler, ein Mann Ende der 20ger Jahre, ist seit einiger Zeit Stellvertreter des K. Forstwächters von Rothensol. In dieser seiner Eigenschaft soll er am Abend zuvor in Dobel gewesen und von da aus sich bei Nacht auf den Heimweg begeben haben, der ihn durch die ihm anvertraute Hut führte. In dem sogenannten Brentemvald, einem Abhange Herrenalb zu, muß er bei der großen Dunkelheit der Nacht in Folge Fehltritts so unglücklich gestürzt sein, daß sich sein Gewehr entlud und ihm der ganze Schuß in den Oberschenkel drang. Der Unglückliche mußte, wie die Spuren auf dem Wege zeigen, einen fürchterlichen Todeskampf ausgestanden haben, bis er endlich seinen Verblutungen erlegen war; doch mag auch die damalige kalte Nacht den Tod beschleunigt haben. Ein Verbrechen scheint hie- nach ausgeschlossen. Das Gericht hat sich an Ort und Stelle begeben. Dußler war ein beliebter Mann, er hinterläßt eine arme, bedürftige Frau und vier kleine Kinder, welche
I nun durch den in Ausübung seines Dienstes so ^'jäh Verunglückten verwaist sind. (Enzth.)
Nagold, 9. Mai. Durch die neuer- baute Naturheilanstalt des Herrn Rudolf . Fröhlich, Praktikers der Homöopathie und Naturheilkunde hier, hat unsre Stadt als Kurort einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Die günstige Lage am Rande des Waldes mit Blick auf Nagold und seinen schönen Schloßberg, die Gelegenheit, Dampf-, Kräuter-, Fichtennadelbäder, kalte und einfache warme Bäder, sowie Kneipp'sche Güsse zu genießen, auch die Vorzüge der Massage- oder Knetkur und der Kuhne'schen Kur an sich zu erproben, hat schon seither manche Gäste angezogen, und die Kunde von den erzielten Erfolgen dürfte bald den Ruf des jungen Unternehmens in weitere Kreise tragen und dauernd begründen. Die Preise sind, wie aus den vom Besitzer gratis zu beziehenden Prospekten zu ersehen, äußerst mäßig. Bemerkt sei noch, daß auch Kinder angenommen werden.
Freudenstadt, 10. Mai. Die Volkspartei will für den 8. Wahlkreis als Kandidaten den Musikalienhändler Oskar Galler aus Stuttgart aufstellen.
Göppigen, 8. Mai. In unserer Frauenarbeitsschule war in den letzten Tagen eine Ausstellung, die in hübscher Anordnung und Auswahl dem Beschauer einen richtigen Ueber- blick dessen bot, was in dieser Schule gelernt wird. Das Nützliche war dabei mit dem Schönen verbunden: neben Bett- und Leibweißzeug, Stil- und Spitzensticharbeiten waren Bunt-, Gold- und Spitzenstickereien, prächtige Sträuße, künstlicher Blumen, gestickte Einbünde zu Albums und Gesangbüchern, geschmackvolle Buntstickereien zum Schmuck der Wände, Teppiche u. Vorlagen aller Art zu sehen. Alles bekundete den Fleiß und Eifer von Lehrerinnen und Schülerinnen.
Jsny, 9. Mai. Nachdem schon gestern vereinzelte Schneeflocken zur Erde fielen, erschien beim heutigen Erwachen das ganze Algäu im Weiß des Schnees. Nur in den Niederungen vermochten die Sonnenstrahlen im Laufe des Tages die winterliche Hülle zu beseitigen, während unsere Berge noch am Abend Schnee zeigten. Der Minimalthermometer der hiesigen meteorol. Beobachtungsstation war in der Nacht auf — 0,3° C. zurückgegangen.
Rundschau.
Pforzheim, 10. Mai. In der gestrigen Versammlung des freisinnig-demokratischen Vereins wurde Hr. Professor Dr. Heimburger