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TnikrhMndts.

Dorf und Stadt.

Eine einfache Erzählung ausdem Lebend. M. B.

(Fortsetzung.)

Halt, alter Knabe, rief Neumann un­willkürlich, und fuhr mit der Hand über die Stirne, als wolle er die verlockenden Bilder ver­scheuchen, worüber ertappe ich Dich l Du bist bald fünfzig, das Mädchen neunzehn! Du könntest, wie Freund Arnold ganz richtig be­merkte, ihr Vater sei»! Frühling und Herbst! Allerdings giebr es derartige Ehen in Menge, aber noch selten haben sie zu einem guten Ende geführt!

Trotz der abkühlenden Schlußbetrachtung wurde Neumann seine aufregenden Gedanken nicht los. Unter ihrem Einfluß verwendete er, säst ohne daß er es wußte, nach dem Miltags­mahle viel mehr Aufmerksamkeil auf seinen äußern Menschen, als gewöhnlich, und er­schien schon eine halbe Stunde vor der fest­gesetzten Abgangszeit in einer so strammen und kavaliermäßigen Ha'tung bei Arnold, daß es diesem augenblicklich auffiel. Er sagte jedoch nichts, sondern lächelte nur still in sich hinein.

Arnold war nicht blind gewesen. Er hatte das wachsende Interesse des Freundes für die schöne Wirtschafterin schon lange bemerkt und hätte eine Verbindung der Beiden mit Freuden begrüßt. Bei Lenbewährten Charakter­eigenschaften Reumanns und Amaliens be­fürchtete er trotz des bedeutenden Alters­unterschiedes keine Gefahr. Er bewahrte jedoch dieses Geheimnis strenge für sich und verriet auch jetzt durch keine Silbe, daß er recht gut wußte, warum der Freund sich so herausgeputzt hatte.

Man machte sich auf den Weg. Die Buben sprangen ungeachtet der bedeutenden Steigung fröhlich voraus. Amalie führte das Töchterchen Arnolds an der Hand. Dieser selbst, seine Gattin und Neumann stiegen langsam gegen die waldgekrönte Höhe hinan. Bald war dasSteighaus" erreicht, wie ein niedliches Schmuckkästchen war es mit seinen zierlichen Erkern und Balkonen a» den Abhang geklebt.

Wie Frau Anna voraus gesagt hatte, siel bei den zwei Herren, insbesondere bei dem ziemlich beleibten Neumann, mancher Tropfen Schweiß, um so besser aber schmeckte dann auch ein frisches Glas Bier auf der hübschen Veranda, welche sich auf der ganzen Thal'eite des Hauses hinzog.

Die Kinder hatten sich mit Amalie an die Brüstung gestellt. Jauchzend und hände­klatschend schauten sie mit leuchtenden Augen auf die zwischen dem Riesenkranze von üppigen Rebgeländen liegende Stadt. Sie zählten die Kuppeln und Thürme, suchten die her­vorragenden Gebäulichkeiten aus dem Häuser­meer heraus, und jedesmal, wenn das eine oder das andere ein besonderes Bauwerk oder ein bekanntes Plätzchen gefunden hatte, brach aufs Neue begeistertes Entzücken her­vor.

Allmälig begann das Lokal sich zu füllen. Der prächtige Punkt mit der wundervollen Aussicht wurde gerne von den luftbcdürftigen Städtern besucht. Eine Anzahl junger Leute blieb im Salon, wo ein Piano aufgestellt war.

Bald erschallten unter dem fröhlichen Dölklein Musik und Gesang. Das war

, etwas für die Kinder. Sie mußten natür­lich auch dabei sein.

Eine Leidenschaft war von Amalie in den neuen Lebensabschnrtt herübergebracht worden die Schwärmerei für Musik. Obgleich müde uud abgespannt, hatte sie schon oft stundenlang zugehört, wenn Frau Arnold Abends zum Klavierspiel einige Lieder vortrug.

Die Kinder fanden für ihr Drängen bei dem Mädchen begreiflicher Weise ein williges Ohr. Sie wurden in den Kreis der musi­kalischen Gesellschaft geführt.

Die Spieler und Sängerinnen leisteten in der That Gutes. Auch von Nenmann, der sich gemeldet hatte, der sich gewöhnlich nicht allzuviel um musikalische Leistungen be­kümmerte, schien diese Entdeckung gemacht worden zu sein. Er-Hvlgte Amalie und eroberte in ihrer Nähe einen freigebliebenen Stuhl.

Die Augen des Rentners hingen fast unverwandt an dem strahlenden Antlitz des Mädchens, das ihm heute ganz besonders lieblich erschien. Die verführerischen Gedanken regten sich wieder und trotz seines vormittägigen Entsagungsbeschlusfes wehrte er ihrem immer mächtiger werdenden Einflüsse nicht.

Wieder präludierte der Klavierspieler. Es war ein weiches Adagio, das allmälig in eine einfach zarte Melodie überging.

Da nahm Neumann an Amalie eine Verän­derung plötzlich wahr. Sie erbleichte für einige Sekunden, dann aber schoß ihr eine Blut­welle in das Gesicht und obgleich sie sich mit Gewalt zu bezwingen suchte, rannen Thränen über ihre Wangen herab. Nur Neumann sah es. Alle andern lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit dem durch einige junge Damen in wirklich seelenvoller Weise vorgetragenen Volksliede.

Amalie preßte ein Tuch vor die Augen. Sie verbarg dadurch zwar ihre Thränen, aber das Zucken des Körpers bekundete nur zu deutlich die Aufregung, in welcher sie sich befand. Neumann fühlte tiefes Mitleid mit ihr. Er kannte den Grund. Er wußte von Arnold, welch bedeutungsvolle Rolle das einfache Liedchen in ihrer Vergangenheit gespielt hatte.

Er glaubte an ihre Seite zu treten und sie trösten zu müssen, doch, um keine Stör­ung zu verursachen, wagte er es nicht. Der letzte Vers kam:

Hab' geliebet ohne Ende,

Hab' Drr nie was Leids gethan.

Und Du drückst mir stumm die Hände

Und Du fängst zu weinen an

Ein halb erstickter Schrei tönte plötzlich unter dem schönen Gesang. Amalie erhob sich hastig und eilte davon.

Neumann hatte es kommen sehen. Es war ibm nicht entgangen, wie die Aufregung des Mädchen von Vers zu Vers wuchs, wie ihr Busen sich immer stürmischer senkte und hob, wie sie das thränenfeuchte Gesicht immer tiefer in die Falten ihres Tuches vergrub. Er ging rasch auf die erschreckten Kinder zu, und verhütete durch deren Be­schwichtigung, daß weiteres Aufsehen ent­stand.

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Ein fast unglaubliches Buben­stück beging ein Kutscher in Elberfeld. Der Mensch hatte sich mit seinem Dienstherr» er­zürnt und rannte lediglich aus Rache den bei­den Pferden desselben einen Besenstiel in den Leib. Der nichtswürdige Bursche hat eine der­

artige Tracht Prügel bekommen, daß er jetzt im Krankenhause liegt.

! Sokratische Ruhe, wie sie sich für einen

Gelehrten ziemt, zeigte der französische Dichter D. gegenüber seiner zu heftigen Ausbrüchen geneigten Haushälterin, deren Wut sich stets durch den unerschütterlichen Gleichmut ihres Herrn steigerte. Eures Tages bei Gelegenheit des Reinigens geriet sie in solche Gereiztheit, daß sie sich nicht anders zu helfen wußte, als den mit ungebeugter Hartnäckigkeit auf seiner Meinung beharrender Dichter mit Büchern zu bewerfen. Er bemerkte, daß sie immer die größten Bünde nahm. Ruhig sagte der Dichter.- Aber, können Sie Ihre Einwendungen nicht in kleinerem Formate geben?"

(Der Kaatz.) Bei einer Prüfung stellte der Visitator den Schülern die Ausarbeitung eines Aufsatzes überdie Katze" als Aufgabe. Unter den abgelieferten Arbeiten befand sich die folgende, welche ihres originellen Inhaltes halber der Vergessenheit entrissen zu werden verdient. Sie lautet wort- und fehlergetreu wie folgt:Der Kaatz. Es giebt viele Kaatzen. Eine Katz is grau. Eine Katz is weis. Mancher Kaatz is schwarts. Manch Katz is auch schwarts un weis. Mal so, mal so, wie sichs trefft. Skrotzkis Kaatz is e schwartses Kaatz. Mancher Kaatz hat einen weisen Fleck, manncher Kaatz hat auch e schwartsen. Mal so, mal so, wie sichs trefft. Skrotzkis Kaatz hat e weisen Fleck. Manncher Kaatz hat auch e Zaagel und manncher Kaatz hat auch keinen Zaagel Mal so, mal so, wie sichs trefft. Skrotzkis Kaatz hat e Zagel. Aber mannch einer Kaatz is auch e wirkliche Kaatz, aber auch viele von sind Kaaters. Mal so, mal so, wie sichs trefft. Mannche Kaatz is kein Kaatz. Aber Skrotzkis Katz is e Kaater. Manncher Kaatzen haben kleine Kaatzen, mannche Kaatzen haben keine kleine Katzen, Skrotzkis Kaatz hat kein kleine Katzen. Mal so, mal so, wie sichs trefft."

Oelfarbe entfernt man aus Kleid­ungsstücken durch Befeuchten mit reinem Beu- zin oder Terpentinöl. Das Aufweichen der bisweilen erhärteten Farbe nimmt einige Zeit in Anspruch.

Die große Brücke über den Eastriver, welche Newyork mit Brooklyn verbindet, genügt der Verkehrsflut nicht mehr. Eine mit 25 Millionen Dollars ausgestattete Gesellschaft beabsichtigt, zwei weitere Riesenbrücken über den Strom zu schlagen. Der dazu nötige Freibrief ist, wie amerikanische Blätter melden, bereits erteilt worden. Zum Bau wird man 7 Jahre nötig haben.

Gemeinnütziges.

(Mittel gegen das Ungeziefer der Hunde.) Ein einfaches Mittel besteht darin, daß man wöchentlich zweimal die Hunde mit der Bürste und dem Putzzeug putzt, mit welchem man kurz vorher ein Pferd gereinigt hat. Ein anderes Mittel bereitet man sich auf folgende Weise: Man gießt 30 x Benzin in 160 A Waffer, fügt noch 10 ^ Schmierseife hinzu und reibt alsdann den Hund mit einem Tuche ab, welches man zuvor mit dieser Flüssigkeit getränkt hat.

Modernste uud solideste Ueber- zieherstoffe.

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