DMaöev Bnoonili.

Amts- u«d Anzeige-Dlatt für WMad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u Damstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allvstrirten SonutagrSkatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ; auswärts 1 46 ^>. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

KM

Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr rufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebersinkunst. Anonyme Einsendungen werden nichtberücksichtigt.

Uro. SO.

Dienstag,

2. War 1893.

29. latingsng.

Württemberg.

Eßlinger Berge, 27. April. Ver­scheidende Monat hat uns mit seiner Trocken­heit und Sommerhitze nicht nur große Blüthen- pracht und reichen Blätterschmuck gebrachc, son­dern auch noch reffe Früchte. Vor nur liegt ein Strauß, gewunden aus Frühlingsblumen und frischen, vollständig ausgereisten, duftigen Erdbeeren. Die letzteren kommen aus einer Weinberglage bei Wäldenbronn. Gewiß eine Seltenheit! (M.)

Hohenheim, 28. April. Die Akade­mie Hohenheim begeht am 5. und 6. Juni d. I. die Feier ihres 75jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß wird eine Zusammenkunft früherer Studierender, Land- und Forstwirte in Hohenheim stattfinden.

(Aus unseren Weinbergen.) Was die Kenner für das Gedeihen des im letzten Win­ter hart betroffenen Weinstocks verlangten: ein triebiges" sonniges Frühjahr, ist einget.offen und hat gar viele Augen an den Reben, die man für verloren gab, gerettet. Es ist eine Freude und Pracht, jetzt durch unsere Wein­berge zu gehen. Nach dem prachtvollen Blühen und Wachsen im heurigen April, wie wir es jetzt in allen Gärten sehen, nur keine Kälte- rücksälle mehr.

Tübingen, 27. April. Das lönigl. Hoflager soll, wie in dem Hofe nahestehenden Kreisen verlautet, von Ludwigsburg zunächst auf einige Zeit nach Bebenhausen und erst im Juni nach Friedrichshafen verlegt werd.n. Es stimmt damit die Nachricht von der Besichtig­ung der württembergischen freiwilligen Sanitäts- lkolonnen in Ludwigsburg überein.

Höfen. Der Aufbau des Kirchturms an der neuen Kirche schreitet zusehends fort; derselbe erhebt sich gegenwärtig etwa 22 Meter hoch. Nächste Woche wird das Baugerüst des Turmes erhöht. Der Turm wird nach dem Plan 41 Meter hoch werden. (Enzth.)

Herrenalb, 26. April. Die Bauthä- tigkeit für dir heurige Badesaison hat im Ver­gleich mit den vorangegangenen Jahren einen noch nie dagewesenen Umfang angenommen. Im Laufe des letzten halben Jahres wurden mehr als 10 neue Gebäude für Kurgäste auf­geführt. Die ersten Kurgäste sind bereits an­gekommen.

Calw, 27. April. Heute Donnerstag Mittag 1 Uhr wurde Or. pbil. Hermann Gundert hier unter einer außerordentlich zahlreichen Beteiligung von Nah und Fern zu Grabe getragen. Mit dem Verstorbenen, den ein hochbegabter Geist, reiches Wissen und ächte Frömmigkeit zierten, hat ein arbeitsvolles Leben

seinen Abschluß gefunden. Jahrzehnte lang war er als Missionar in Ostindien thätig. Seit dem Jahre 1859 hat er sich gleichfalls in den Dienst der Mission gestellt, indem er als Mit­arbeiter und Nachfolger des sel. Or. Barth die Leitung des Calwer Verlags-Vereins über­nahm. Am Grab sprachen Dekan Braun hier, Ausschußmitglied Künzler im Namen der Bas­ler Mission und Dekan Berg von Heilbronn im Auftrag des Calwer Verlags-Vereins. Die erhebende Feier wurde erhöht durch Gesänge des Kirchen-Gesangvereins und der versammel­ten Gemeinde. Dem Vollendeten, der ein Alter von 80 Jahren erreichte, wird hier und in weiten Kreisen ein gesegnetes Andenken be­wahrt bleiben.

Rundschau.

Pforzheim, 29. April. Der vierte badische Sozialistentag wird in diesem Jahre zu Pfingsten in unserer Stadt abgehalten. Verschiedene Parlamentarier der sozialdemokra­tischen Partei sollen ihr Erscheinen in Aussicht gestellt haben.

Baden-Baden, 27. April. Soeben wird die Nachricht verbreitet, der Kaiser werde am Dienstag den 2. Mai hier eintreffen. Aus diesem Anlasse wird im Großh. Residenz­schlosse bereits Vorkehrung getroffen, für Se. Majestät Wohnung in Bereitschaft zu halten.

Am Mummelsee liegt der Schnee stellenweise noch einen Meter hoch.

Heidelberg, 26. April. Großfürst und Großfürstin Peter von Rußland mit Fa­milie und Gefolge sind hier angekommen und haben im Hotel Europe Wohnung genommen.

Paris, 27. April. Es hat gestern etwas geregnet und nach Mascart, dem Di­rektor des meteorologischen Zentral-Bureaus, dürfte die gegenwärtige Trockenheit bald auf­hören. Seit 50 Tagen ist in Frankreich kein Regen gefallen. Im Jahre 1887, wo es ebenfalls sehr trocken war, hat es vier Wochen lang, vom 21. Febr. bis zum 21. März, nicht geregnet. Die Berichte über den Stand der Saaten und Reben lauten sehr traurig, die Flußschiffahrt stockt und nur das Unge­ziefer gedeiht in der trockenen Wärme.

Paris, 27. April. Großes Aufsehen erregt eine von den Eisenbahnarbeitern heraus­gegebene Broschüre, worin dieselben zum Aus­stand aufgefordert werden. Sie zählen bereits 350,000 Mann, es fehle nur an der Organi­sation, um ihre Zwecke zu erreichen.

Paris, 29. April. Wieder ein Doppel­mord in der Pariser Bannmeile, und zwar in dem stillen Maison-Laffltte, unweit von Saint-

Germain, das bis vor Kurzem zu den sicher­sten Sommeraufenthalten in der Umgebung der Hauptstadt gerechnet wurde. In der Nähe desselben hatte das Ehepaar Dardelet, das bis dahin von einer kleinen Rente lebte, eine Wein­schenke eröffnet, die hauptsächlich von Stallknech­ten und Arbeitern besucht wurde. Gestern früh fand man den Mann und die Frau in ihrer Küche, in einer Blutlache liegend, beide mit zahlreichen Schuß- und Stirnwunden be­deckt. Die Schränke der Wohnung waren sämtlich ausgcbrochen und ausgeplündert wor­den; die Wertpapiere, welche die Ermordeten in ihrem Hause aufbewahrten (8090 000 Fr.) waren verschwunden. In der Nacht hatten mehrere Nachbarn Schüsse gehört, auf die sie nicht sonderlich achteten. Zwei Stallknechte, welche die Schenke gegen 114/z Uhr am Vor­abend verließen, sahen in der Nähe verdächti­ges Gesindel. Der Mord ist ohne Zweifel kaum nachher begangen worden. Die Leichen waren angekleidet. Frau Dardelet hatte noch einige Geldstücke in der Hand. Dardelet zählte 69, seine Frau 60 Jahre; sie hatten einen Sohn, der in einem Pariser Geschäftshause an­gestellt ist.

Aus Epinal, 27. April, wird gemel­det: In Thaon im Vogesen-Departement wurde in der vergangenen Nacht eine 1800 Arbeiter beschäftigende Färberei und Wäscherei durch eine Feuersbrunst vernichtet. Der Schaden wird auf 2 Millionen Fr. geschätzt.

Genua, 27. April. Es verlautet, das deutsche Kaiserpaar werde auf der Rück­reise hier einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen. Der Präfekt verhandelte mit den Seebehörden in Spezzia wegen der Empfangsfeier.

London, 27. April. Gestern Nacht wurde ein junger Mensch verhaftet, der dicht bei Gladstone's Amtswohnung Pistolenschüsse abfeucrte. Ein Buch wurde bei ihm vorge fanden, das viele Notizen über die Zeit, in der Gladstone ausgeht, enthielt. Der Ver­haftete wird heute vor den Polizeirichter kom­men.

Chicago, 26. April. Der von dem letzten Cyclon angerichtete Schaden wird auf 3 Mill. Pfund Sterling geschätzt.

- Der Waffensaal des ersten Milizregi­ments ist niedergebrannt; 8 Menschen sind da- bei umgekomnien.,

Lokales.

Wildbad, 28. April. Die von eine gen auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, der Kaiser werde unsere Badestadt diesen Sommer einige Tage besuchen und die kaiser­lichen Prinzen den Sommer hier zubringen, bestätigt sich nicht.