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daß der französische Botschafter am Sonntag Abend, nach dem Besuche des deutschen Kaiserpaares, über eine Stunde beim Papst verweilte.
— Der Kaiser schifft sich am 3. Juni in Kiel auf der Jacht Hohenzollern ein, um seine Nordlandsreise anzutreten.
Berlin, 25. April. Es verlautet, die Einführung des Dowe'schen kugelsicheren Stoffes für die deutsche Armee sei von der Regierung abgelehnt worden, weil die Kosten zu bedeutend und auch die Herstellung einer das Gewebe durchdringenden Kugel möglich sei.
— Bankier Hugo Löwy wurde wegen Unterschlagung in 7 Fällen zu 2^4 Jahren Gefängnis unter Abrechnung einer Omonalli- chen Untersuchungshaft verurteilt.
Thorn, 25. April. Zwischen streitenden Erdarbeitern und der Polizei fanden Zusammenstöße statt. Die Polizei mußte militärische Hilfe requirieren, mit deren Unterstützung die Rädelsführer verhaftet wurden.
Brüssel, 25. April. Die große Cho- koladefabrik von Guivy ist gänzlich abgebrannt; der Schaden ist enorm.
Paris, 25. April. Der „Temps" sagt: Ueber den Besuch des deutschen Kaisers im Vatikan verlautet nichts Bestimmtes. Der Empfang werde, obwohl er herzlich und freundlich gewesen sei, an der jetzigen Situation nichts ändern.
Rom, 26. April. Der König spendete für die Errichtung eines Kinder-Asyls eine halbe Million Lire.
— Das Reiterfest in Villa Borghese, das von mehr als 300 Offizieren in prachtvollen geschichtlichen Trachten glänzend geritten wurde, nahm bei herrlichem Wetter ohne Unfall einen ausgezeichneten Verlaus. Der Kaiser kam in der Uniform der Garde du Corps und verfolgte das Schauspiel aufmerksam; er gab wiederholt seinen Beifall zu erkennen. Die Fürstlichkeiten wurden bei Ankunft und Abfahrt mit der italienischen und deutschen Hymne begrüßt. Sie empfingen stürmische Huldigungen in der Villa, wie auf der Rückfahrt über den Corso, wobei sämtliche Theilnehmer des Reiterfestes in ihren geschichtlichen Trachten folgten. Der Festjubel der Bevölkerung ist kaum einer Steigerung mehr fähig.
Belgrad, 25. April. Die Exminister Avakumovic und Aristitschi nahmen ihre frühere Thätigkeit als Advokaten wieder auf.
Budapest, 24. April. Im Ministerium des Innern sind Akten verschwunden, mit denen ein ehemaliger Ministerialbeamter verschiedene Erpressungen an durch jene kom- promitierte hochstehende Persönlichkeiten verübte. Die eingeleitete Untersuchung ergab das Bestehen eines ganzen Erpresser-Konsortiums, welchem auch die Gattin eines höheren Mi- nisterialbeamten angehört.
Lokales.
Wildbad, 27. April. Vom 1. Mai «b verkehren die Züge auf hiesiger Station wie folgt:
Wildbad ab 5 Uhr 50 Min. morgens.
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nachts.
NnkchMMs.
Dorf und Stadt.
Eine einfache Erzählung ausdem Lebend. M. B.
(Fortsetzung.)
„Ich habe dem Herrn Onkel," schloß der Erzähler, „tüchtig den Text gelesen und ihn schließlich all' feiner angemaßten Rechte auf die Nichte für verlustig erklärt. Der Herr war über den schlimmen Ausgang jenes Ballabends in nicht geringe Sorge gerate» und deshalb sehr kleinlaut. Er billigte ohne Weiteres alle Schritte, die ick zur Sicherstellung der Zukunft des Mädchens für gut fand und machte auch später keinen Annäherungsversuch mehr. Er war offenbar froh, daß man ihn wegen seiner schamlosen Kuppelei nickt in schärferer Weise zur Verantwortung zog. Mit Zustimmung meiner Frau nahm ich Amalie nach ihrer vollständigen Genesung in unser Hans auf. Wir haben es noch keine Minute bereut. Sie rechtfertigte meine von ihr gehegten Erwartungen in einer Weise, daß man ihr nicht genug Lob spenden kann. Immer freundlich und zuvorkommend, immer heiter und fröhlich, geschäftig und anspruchslos, sckaltet sie wie ein guter Geist in unserem Hause. Die Kinder hängen mit rührender Liebe an ihr und meine Anna schätzt sich glücklich, daß sie das Mädchen zur Pflege unserer Kinder gewonnen hat."
In diesem Augenblick betrat eine einfache, aber elegant gekleidete Dame den Kiosk und unterbrach das Gespräch.
„Lieber Emil," wandte sie sich an Arnold, nachdem sie dessen Gefährten einen freundlichen Blick zugenickt hatte, „für den heutigen Nachmittag ist unser Plan jetzt gemacht. Wir gehen tn's Steigbaus, bleiben dort ein paar Stunden, kehren dann auf dem Fußpfad durch die Weinberge zurück. Ist es Dir recht?"
„Warum nicht, liebe Frau," erklärte Arnold, „wenn Dir der Weg für Dich und die Kinder nicht zu beschwerlich erscheint."
Die Frau lachte. „Dafür laß mich und Amalie sorgen," sagte sie, „wir werden schon fertig und fürchten nur, daß es den Herren ein wenig warm werden wird. Doch das chadet ja nichts. Sie sind doch auch von der Partie, Herr Neumann, nicht war?" wandte sie sich an den Gast, und fügte dann, als dieser zustimmend nickte, mit augenscheinlicher Genugthuung hinzu: „also abgemacht: Um 2 Uhr setzen wir uns in Marsch." Sie trippelte fort.
Adolf Neumann blieb noch einige Minuten, dann verabschiedete er sich von dem Freunde und kehrte mit dem Versprechen, sich zu dem geplanten Ausfluge rechtzeitig einfinden zu wollen, nach Hause zurück.
Er schritt langsam und bedächtig über das Trottoir, den Häusern entlang. In seinem Kopfe beschrieben die Gedanken so wunderliche Kreise, daß der sonst so freundliche Herr kaum die ihn Grüßenden sah.
Neumann war ein Mann, der wie man zu sagen pflegt, sein Schäflein ins Trockene gebracht hatte. Eine bedeutende, viel Jahre von ihm betriebene Brauerei hatte ihn zum reichen Manne gemacht. Damit war noch eine sehr besuchte Wirtschaft verbunden gewesen, deren Führung jedoch in der Hauptsache seiner Gattin oblag. Nach dem Tode seiner Frau gefiel ihm auf einmal daS Bier
brauen und Wirtschaften nicht mehr. Er hatte es auch nicht notwendig. Kinder waren nicht vorhanden, das Vermögen ohnebin schon so beträchtlich, daß die Rente davon für seinen Lebensabend mehr als genügenden Unterhalt gab. Für we > arbeitete er? Er verkaufte se>n ganzes Anwesen und lebte trotz der reichlich vorhandenen Mitteln ziemlich still und abgeschieden für sich.
Nur mit seinem Freunde Emil Arnold unterhielt er einen regeren Verkehr. Es verging kein Tag, an dem er nicht einige Stunden in dessen Familie zubrachte. Die herzerqui- kende Traulichkeit in diesem schönen Heim that dem vereinsamten Mann wohl. VonArnold war ihm wiederholt der Rat erteilt worden, nockeinmat zu heiraten und sich dadurch für bas herannahende Alter eine Pflegerin und Stütze zu sichern, aber Reumann hatte sich bis jetzt dazu nicht zu entschließen vermocht. Warum verfolgte ihn nun dieser Gedanke nun auf einmal mit solcher Hartnäckigkeit? Warum stellten sich die Bilder einer schönen Häuslichkeit, welche der Freund ihm schon io oft vergeblich vorgezeichnet, in so verführerischen Farben vor ihn? Amaliens natürliches Wesen hatte ihn immer sympatisch berührt. Die- fesGefühl war nach dem heute Vernommenen noch stärker geworden, und nicht ohne Besorgnis empfand er in seinem Innern eine Regung, die mit seiner seitherige» Ruhe und Behaglichkeit in bedrohlichem Widerspruch stand. Aber warum sich lange beunruhigen lassen? War er wirklich schon so alt, baß das nochmalige Heiraten als ein zu gefährliches Wagnis erschien? Wie oft hatte er das Gegenteil aus dem Munde des Freundes gehört! Und Amalie? Würde wohl das vater- und mutterlose Mädchen den reichen Freier verschmähen, der ihr nicht nur eine sorgenfreie, sondern sogar eine glänzende Zukunft versprach? Wie schön mußte es sein, wen» das liebliche Geschöpf mit ihrer gewinnenden Anmut und Freundlichkeit in einem Heimwesen schaltete und waltete, das er durch seine Mittel zu einem kleinen Paradies machen konnte, — wenn sie durch ihr heiteres Geplauder ihm die einsamen Stunden verkürzte, wenn sie. . .
(Fortsetzung folgt.)
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