4

-^0

Hvowk

Amts- und Anzeige-Dlatt für Vildbad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allnstrirte« SonutagsSkatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts 1 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

DM

Der Jnsertionspreis beträgt für die klemspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.

Uro. 49.

Württemberg.

Stuttgart, 26. April. (Landtag). In der heutigen Sitzung der Kammer der Abge­ordneten kam bei Beratung des Etats des Departements des Innern u. A. zur Verhand­lung unter Kap. 42, Flußbaufonds, Tit. 2: Unterhaltung der Floßstraßen und Floß gassen. Haffner: Die Eisenbahn Na- gold-Altensteig sei nun seit mehr als einem Jahr fertig; auch sei das Straßennetz bedeutend ausge­dehnt worden. Es möge von der Negierung eine Bestimmung getroffen werden, nach welcher der Staat die Beiträge zu den Floßwehren u. s. w. zurückziehe. DieGründe, weßhalb man früherden Floßbetrieb eingeführt habe, seien jetzt wegge­fallen. Den Sägewerken verdanke der Staat, die Gemeinden und die Privaten die seit Jahren sehr gestiegenen Holzpreise. Die Schädig­ung, welche die Sägwerke durch die Flößerei erleiden, sei eine außerordentliche. Der Nutzen der Flößerei sei nur in ganz besonderen Fällen nachweisbar. Jedenfalls verhalte sich der Nutzen zum Schaden im besten Fall wie 1 : 10. Die Arbeiten zur Aufhebung der Stammholz-Flößerei mögen beschleunigt werden. Commerell: Er schließe sich diesen Aus­führungen vollständig an. Die Flößerei sei überhaupt schon sehr zurückgegangen. Nur auf der Enz bestehe sie noch im größeren Umfang. So lange die Floßstraßen vom Staat unterhalten werden, entschließen sich die kleinen Gemeinden nur schwer zur Herstellung neuer Wege. Die Ausfuhr auf der Enz be­trage 6000 Festmeter, dagegen sei die Ein­fuhr von Holz an die Sägwerke des Enzthales auf 60 000 Festmeter gestiegen. Es habe also der Staat unter diesen Umständen kein Inte­resse mehr an der Erhaltung der Flößerei. Schosser: Er möchte den Herrn Staatsminister fragen, wie weit die Aufhebung der Flößerei auf dem obern Neckar vorgeschritten sei. Er bitte den Herrn Minister, der Herstellung von Zufahrtsstraßen zur Eisenbahn im Glattthal und Heimbachthal möglichst beizustehen. Staatsminister v. Schmid: Es seien alle Ein­leitungen getroffen, um die Flößerei auf dem obern Neckar ganz einzustellen. In anderen Thälern liege die Sache nicht so einfach, da handle es sich teilweise um Summen von 100 000 Mk. Was die Flößerei auf der Enz und Nagold anlange, so sei richtig, daß die Zahl der Flöße abgenommen habe. Die Vor­aussetzung der Aufhebung der Flößerei bleibe eben immer die, daß tue erforderlichen Wege vorhanden seien. Auch müsse immer, ehe diese Arbeit in Angriff genommen werde, genau festgestellt sein, wie sie vollzogen werden müsse. In dieser Hinsicht seien die einleitenden Ar,

Sarnstcrg, 29. ApriL 1893

beiten zusammen mit der badischen Regierung vollzogen.

Der bekannte Schriftsteller Dr. Edu­ard Schmidt-Weißenfels ist gestern in Bozen, wo er vergebens Heilung von seinem Leiden gesucht, gestorben.

Stuttgart, 25. April. Ein in nicht gerade glänzenden Verhältnissen lebender Bier­brauer aus dem Unterlande kam gestern hier an, um den 1. Preis der Pferdemarktlotterie (einen prachtvollen Vierspänner) in Empfang zu nehmen. Der glückliche Gewinner reiste, nachdem er seinen Gewinn einem hiesigen Leih­stallbesitzer um 8300^- überlassen hatte, we­nige Stunden nachher wieder in seine Heimat zurück.

Freuden st ad t, 26. April. Gestern Nach­mittag 4 Uhr traf mit dem fahrplanmäßigen Zug Se. Maj. der König, empfangen von seinem Gaste, dem Fürsten von Bentheim und von Oberjägermeister Frhrn. von Plato, zum Zweck der Auerhahnjagd hier ein. Als Se. Maj. dem Salonwagen entstieg, wurde er von der auf dem Bahnhofvorplatz angesammelten Menge mit Hochrufen begrüßt. Der König begab sich hierauf zu Fuß mit seinem Gefolge in das Schwarzwaldhotel, wo um 5 Uhr das Diner eingenommen wurde. Nach 7 Uhr fuhr der König nach Schönegründ, von wo er sich sofort zu Pferd nach dem Jagdplatz, der noch etwa 14/s Stunde entfernten Kleemiß, begab, wo für den König eine Waldhütte wohnlich eingerichtet worden ist. Heute kehrte der Kö­nig zurück. Das Waidmannsglück war Sr. Maj. dem König heute günstig: 2 prächtige Auerhähne schmückten den Jagdwagen.

Eb Hausen, 24. April. Gestern bot sich auf der hiesigen Station den Anwesenden ein überraschender Anblick dar. An Herrn Schullehrer Kümmel von Ebershardt war ein Eisenbahnwagen mit Bienenstöcken angefüllt, angelangt, die sämtlich von einem Handelsbie­nenzüchter aus Braunschweig bezogen wurden. Es sind etwa 150 Korbbienenvölker, die, so viel man vernimmt, alle gut angekommen sind. Die Mehrzahl derselben ist an verschiedene Bienenzüchter des Landes verstellt und wird sofort von hier versandt. Auch voriges Jahr bezog Hr. Kümmel vom Norden eine größere Zahl Normalstöcke der Heidebicne, mit denen die Abnehmer sehr zufrieden waren, sowohl in Hinsicht auf Schwarmlust als auch auf Honig­tracht.

Im Walde an der Renninger Straße bei Leonberg brannte sich am letzten Dienstag ein Handwerksbursche eine Cigarre an und warf vann das Zündhölzchen weg. Bald darauf stand Gras und Buschwerk in Flammen und schließlich wurden 710 Morgen Waldbestand

29. lalu'gang.

vernichtet. Der unvorsichtige Handwerksbursche sitzt jetzt hinter Schloß und Riegel.

Urach, 25. April. In der Bezirksge­meinde Mittelstadt wurden der Obermüller, so­wie der Pferdeknecht des dortigen Mühlenbe­sitzers Röhm verhaftet und an das Amtsge­richt Urach eingcliefert, weil dieselben schon längere Zeit sich größere Unterschleife sollen haben zu Schulden kommen lassen.

Ulm, 24. April. Heute vormittag wird von den Vertretern der Landarmen-Behörde des Donaukreises die neueingerichtete Beschäfti­gungs-Anstalt auf dem Riedhof besichtigt wer­den.

Rundschau.

Karlsruhe, 26. April. In der zwei­ten Wahlklasse der Stadtverordnetenwahlcn siegte die Kompromißliste mit rund 700 Stim­men gegen die Liste der Antisemiten. Deren Führer Schmidt erhielt rund 90 Stimmen.

Der Kaiser wird angeblich am 2. Mai in Rastatt aussteigen und sich von da nach Kaltenbronn zur Auerhahnjagd begeben.

Eine Feuersbrunst zerstörte fast die ganze Ortschaft Klingen im bad. Schwarz­wald. Aus allen Ortschaften von Donauesch- ingen bis Wllingen ist Hilfe gekommen.

Heidelberg, 25. April, Für die im kommenden Sommer hier im Anschluß an die Wanderversammlung deutsch-österreichischer Bie­nenzüchter stattfindende Ausstellung hat das Großh. hessische Ministerium des Innern 3 Prämien im Betrage von zusammen 200 Mk. bewilligt. Eine Prämie von 100 Mk. soll den besten lebenden Bienen zufallen. Eine so hohe Prämie für lebende Bienenvölker ist bis­her selten, vielleicht nie aufBienen-Ausstellungen dagewesen.

Ein Wirth in Freiburg i. Br., der einem Arbeiter einen ganzen Liter SchnapS auf einmal verabreichte, damit dieser, einer Wette gemäß, ihn auf einen Zug Hinunter­stürze, ist nebst dem Wettenden in Anklage- zustand versetzt worden, weil der unsinnige Säufer mittlerweile starb. Beide werden sich wegen fahrlässiger Körperverletzung zu verant­worten haben.

Aus Regensburg wird berichtet: Der verstorbene Privatier Lorenz Ni oder meier, Vorbesitzer der Jesuiten-Brauerei (jetzt Aktien- Gesellschaft) hat sein gesamtes Baar- und Grundvermögen im Betrage von über 700 000 Mark) dem kathol. Bruderhause, dem er Lei Lebzeiten schon 200 000 schenkte, testamen­tarisch vermacht.

Berlin, 25. April. DasBerliner Tageblatt" meldet aus Rom, es bestätige sich.