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Amts- md Anzeige-Patt für Witddad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u Gamstag.

Der AbonnementS-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Illnstrirten SonnlagsSkatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^, monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ; auswärts 1 ^ 45 ^. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

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Der Jnlertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, I bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä- i testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.

Dienstag,

25. ApriL 1893.

29. takngang.

Württemberg.

Stuttgart, 19. April. Eine blutige Ecene trug sich, wie schon kurz gemeldet, heute mittag auf dem Polizeiamt zu und versetzte dort alles in Aufregung. Ein Verbrecherpaar, welches gestern bei einem Einbruch im Lud- wigsspital verhaftet wurde, sollte zum Verhör vorgeführt werden. In einem unbewachten Augenblick stieß der etwa 30 Jahre alte Mann seiner Genossin ein Mtsser in die Brust, was den sofortigen Tod der Verwundeten zur Folge hatte. Ehe man ihm noch in die Arme fallen konnte, hatte sich der Mann selbst Stiche beigebracht, an welchen er auf dem Transport ins Spital verstarb. Die Identität der bei­den Persönlichkeiten konnte noch nicht festgestellt werden.

Die Einnahme Württembergs an Wech­selstempelsteuer beträgt für den Zeitraum vom 1. April 1892 bis Ende März 1893, 261 161 Mark gegen 273 472 Mk. in derselben Periode des Vorjahrs. Die Abnahme des Ertrags dieser Steuer läßt sich auch in den andern deutschen Staaten konstatieren.

Dr. Karl Peters, der Afrikaforscher, hat dem Hofrat Dr. Beyer hier die Mitteilung gemacht, daß er am 19. April, von Egypten abreisen und Ende d. Mts. in Stuttgart ein- treffen werde, wo er einige Tage Aufenthalt zu nehmen gedenkt. Von hier begiebt er sich nach Berlin, wo er einen Vortrag über den Erfolg seiner Kilimandscharo - Vermessungen halten wird.

Tübingen, 19. April. Wegen Ver­dachts des Kindsmords in Dettenhausen wurde eine Frauensperson, welche sich vor 14 Tagen hier verheiratet hatte, auf telegraphische Nach­richt hin verhaftet; sie gestand sofort, daß sie das Kind vor 6 Wochen geboren, gleich nach der Geburt erwürgt und in die am Hause vorbeifließende Schaich geworfen habe.

Schwann, 20. April. Am Sonntag den 7. Mai d. I. findet im Gasthaus zum Löwen dahier der Delegirtentag (Hauptver­sammlung) des Enz- und Nagoldgau-Sänger- bundes statt. Derselbe sollte schon im Laufe d. Mts. stattfinden, wurde aber eingetretencr Hindernisse wegen verschoben.

Freudenstadt, 20. April. Wie der Grenzer" aus zuverlässiger Quelle erfährt, wird der König in den nächsten Tagen hier eintreffen und sich zur Auerhahnjagd auf ven Kniebis" und aufKleemiß" begeben.

Freudenstadt, 20. April. Bei der heute mittag auf dem Marktplatz stattgefun­denen Versteigerung der vom landwirtschaft­lichen Bezirksverem in der Schweiz angekaus- ten 9 Stück Simmenthaler Farren und 3 Stück Rinder wurden Preise von 300810

Mark erzielt, wodurch sich diesmal für die Vereinskasse »ach Abzug sämtlicher Auslagen ein Reingewinn von 360 Mk. herausstellt.

Murrhardt, 21. April. Vor einigen Tagen wurve ein Pferd des Fuhrmanns Schw. bei einer Holzabfuhr durch den in Schuß ge­ratenen Wagen an eine Tanne geschleudert, so daß cs bald daraus verendete. Gestern verunglückte der Fuhrmann selbst dadurch, daß ihm das Rad seines mit Stumpen beladenen Wagens, an dem er unterwegs etwas ordnen wollte, über den Fuß wegging. Der Verun­glückte trug bedeutende Quetschungen davon, so daß er nach Hause geführt werden mußte.

Wiernsheim. Die Voruntersuchung gegen den ungetreuen, seit mehreren Monaten verhafteten früheren Gemeinderechuer Bührer ist immer noch nicht abgeschlossen. Es haben sich in letzter Zeit wieder neue Betrügereien ergeben. In der Armenpflege z. B. hat Bührer angeblich bezahlte Unterstützungsbe­träge an Arme in Ausgabe verrechnet und das Geld für sich behalten.

Spaichingen, 21. April. Begün­stigt von der seit einige» Wochen herrschenden Trockenheit hat die Influenza hier eine Aus­dehnung angenommen wie noch nie. Min­destens dis Hälfte aller Einwohner mußte die Krankheit durchmachen und leider hat sie manche Familie sogar in Trauer versetzt. Innerhalb eines Monats sind gegen zwanzig erwachsene Personen gestorben, während sonst durchschnittlich eine Beerdigung pro Woche die Regel ist. Die Influenza wird namentlich solchen Leuten gefährlich, welche schon vorher Herz- oder lungenleidend (schnaufig") sind. In vielen Fällen dauerte die Krankheit nur wenige Tage. Ein ausgiebiger warmer Re­gen wäre sehr erwünscht. Vorgestern wurde im Alter von 71 Jahren der in weiten Krei­sen bekannte Hagelversicherungsinspektor Adolf Häring beerdigt, welcher, wie viele andere, nach nur kurzem Krankenlager der Influenza erlag, nachdem er 2 Jahre an einer unheil­baren Augenkrankheit gelitten hatte.

Ulm, 20. April. Die hiesigen Sicher­heitszustände sind der Stadtbehörde bedenklich geworden. Veranlaßt durch den seinerzeit berichteten Lustmord an der Klavierlehrerin Reuß und die in letzter Zeit hier sich häu­fenden Brandfälle haben die bürgerlichen Kol­legien der Polizeikommission einen Extrakredit von 5000 Mark gewährt zu außerordentlichen sicherheitspolizeilichen Maßnahmen. Als solche wurden ins Auge gefaßt: Reorganisation und Vermehrung der Fahndungsmannschaft, Her­beiziehung der städtischen Steuer- und Feld­wächter zum Polizeiwachdienst und Einrichtung freiwilliger Nachtpatrouillen.

N e u e n st a d t a. K., 19. April. Vor­gestern starb das 7 Jahre alte Mädchen eines Oelmüllers an Vergiftung; dasselbe sammelte auf den Wiesen sogenannteStorchenschnäbel" und genoß mit solchen auch Blätter der Herbst­zeitlose. Acrztliche Hilfe kam zu spät, da das Unwohlsein des Kindes, über das es noch am gleichen Abend klagte, nicht zu erklären war. Dieser traurige Fall dürfte daran erinnern, dieser auch für das Vieh schädlichen Giftpflanze den Garaus zu machen.

Leutkirch, 18. April. Zwei Feuer­wehrmänner, Buchdruckereibesitzer Feier und Sailermeister Kühle im nahen Memmingen haben einen Apparat erfunden, welcher bei Feuersgefahr die Rettung von Personen und Gegenständen aus höheren Stockwerken sicher und gefahrlos ermöglicht.

N un - scha u.

Karlsruhe, 20. April. Der Bau der neuen Infanterie-Kaserne soll unverzüglich mit einer großen Arbeiterzahl begonnen werden.

Der ehemalige Parfümerie-Fabrikant Kreller in Nürnberg hat 1 Million Mark für Wohlthätigkeitszwecke vermacht.

Heidelberg, 19. April. Es verlau­tet, daß von Seiten des Portland-Cementwerkes beabsichtigt werde, die gesammte Wasserkraft des Neckars für elektrische Kraft (1600 Pferde­kräfte) zu verwerten. Gleichzeitig soll diese Kraft aber auch der Stadtgemeinde zugewendet werden. Die Kosten sollen auf 1600 000^ veranschlagt sein.

Mannheim, 20. April. Wegen ver­schiedener Unterschlagungen, welche sich ein Feld­webel des hiesigen Grenadier-Regiments in sei­ner früheren Stellung hatte zu Schulden kom­men lassen, wurde derselbe verhaftet. Die Anzeige war von seiner früheren Geliebten er­stattet worden aus Rache, weil er das ihr ge­gebene Eheversprechen nicht hielt.

Kork, 20. April. Der Jagdaufseher Michael Baas hier hat am 18. d. M. im Kor­ker Wald eine Wildkatze von seltener Größe geschossen. Die Länge derselben beträgt etwa einen Meter. Diesem raublustigen blutdürsti­gen Thiere ist jedenfalls bis zu seiner Erleg­ung mancher gefiederte Sänger und manches Häslein zum Opfer gefallen.

Lahr, 20. April. Es circulieren hier falsche Markstücke aus Bleizinnmasse mit der Jahreszahl 1875 und dem Münzzeichen (un­ter dem Adler)

Aus der Pfalz, 19. April. In Germersheim ereignete sich in der sich dort gegenwärtig aushaltenden Frank'jchen Mena­gerie ein aufregender Vorfall: Die Löwenbän­digerin, Frl. Falk, wurde beim Betreten des