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Samstag, 22. Aprrt 1893.
29. takiMNg.
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Württemberg.
Stuttgart, 17. April. (Pferdemarkt.) Bis Vormittags 11 Uhr sind auf dem Markt zugeführt ca. 700 Pferde. In de» städtischen Stallungen stehen 136 Stück Luxuspferde (Reit- und Wagenpferde). Seitens der Lotterie wurden Wagen angekauft von nachstehenden Fabrikanten: Otto Nägele, Wimpff und Sohn, Wucherer-Reutlingen, Elsäße^, Käs-Osweil, Walser-Biberach, Diem-Heil- dronn, Di-tz,Fischer, Pfeiffer, Gebr. Wimpff.
Stuttgart, 19. April. Im Fahndungsbureau des Polizeiamts erstach ein wegen Einbruch Verhafteter erst seine Zuhälterin und bann sich. Beide waren sofort todt.
— Der Landtag ging über die Beschwerden Hegelmaiers mit 74 gegen 9 Stimmen zur Tagesordnung über.
— Die Königin und die Königin-Regentin der Niederlande begeben sich nach nunmehr. Dispositionen am 3. Mai zum Besuch des Königs und der Königin nach Ludwigsburg, tvo sie 5 Tage bleiben.
— Das diesjährige Bundesfest des Württem- bergischen Kriegerbundes findet bekanntlich in ben Pfingsttagen in Eßlingen statt. Die Anmeldungen dazu laufen schon jetzt so zahlreich «n, daß man eine sehr starke Beteiligung seitens der militärischen Vereine des Landes erwarten kann. Seitens der K. Eisenbahn- direktion ist auf weitgehendes Entgegenkommen zu rechnen. Was aber dem Fest seine besondere Weihe verleihen wird, ist, daß S. M. der König, als Protektor des Bundes, seinen Besuch bereits zugesagt hat, so daß die württtm- bergifchen Krieger ihren Bundestag im Verein mit ihren obersten Fürsten und Kriegsherren begehen werden, was auf die Teilnehmer am Feste gewiß von besonderem Einflüsse sein wird.
Alteburg bei Reutlingen, 19. April. Wie der Fuß der Alb überhaupt, so hat auch unsere Höhe ihr Frühlingsklcid angezogen: sie ist von einem prachtvollen Blütcnmeer umgeben; um den Hof herum blühen Kirsch-, Birn- und Aepfelbäume zumal in üppiger Fälle; die Fröste haben hier oben nicht geschadet (500 Meter über dem Meer), während leider in den, Niederungen rings umher das Steinobst er-> froren ist. !
Rundschau.
Pforzheim, 19. April, ,,'s ist nicht's so fein gesponnen, es kommt doch endlich an tie Sonnen," beweist wieder einmal ein besonderer Fall. Ei» bei dem hiesigen Kaufmann Heinrn angestrllter Hausbursche aus Mühlhausen an der Enz verwechselte schon
einige Zeit den Begriff zwischen Mein und Dem und so kam cs, daß verschiedene Quantitäten Kaffee, Cigairen u. s. w. sich theils nach Huchenfeld, wo der Tbäter eine verheiratete Schwester hat, theils nach der Heimat des zerstreuten Halisburschen verirrten. Doch die findige Gendarmie bekam Wind, und einige vorwitzige Kaffeebohnen verrieten derselben de» unbehaglichen Aufenthaltsort im Bette.
Wies (A. Schopfheiml, 18. April.
! Durch den kürzlich hierausgebrochenen großen Brand sind 11 Familien mit 50 Personen nicht nur obdachlos geworden, sondern haben auch ihre ganze Habe verloren. Pfarrer und Bürgermeister erlassen zu Gunsten der armen Leute einen Aufruf an die allgemeine Mild- rhatigkeit und erklären sich zur Annahme von Gaben in Geld und sonstigen Unterstützungen gerne bereit. Wer in der Lage ist, ein gutes Werk zu thun, möge. der Abgebrannten gedenken.
Hochburg (A. Emmendingen), 18. April. Ei» bienenwirtfchaftlicher Unterrichtskurs findet im Mai in der Ackerbauschule Hochburg statt. In derselben Anstalt soll später und, zwar voraussichtlich Ende Juli, im Anschluß an den Unterrichtskurs für Frauen und Mädchen, in Obstbau und Obstverwerthung für dies« ebenfalls ein bienenwirthschaftlicher Lehrkurs erfolgen.
Sigmaringen, 19. April. Der Fürst von Hohenzollern wird infolge des Brandunglückes im fürstlichen Schlöffe heut mittag aus Florenz hier eintreffen.
Berlin, 19. April. Ahlwardt brachte nach der „Staatsbürgerzeitung" einen dringlichen Antrag ein, worin das Ersuchen an den Reichskanzler gestellt wird, Erhebungen über die Seitens der Diskontogeseüschaft von der rumänischen Effenbahnaktiengesellschaft erhobenen 12 bis 35°/» Zinsen für Vorschüsse anzustellen. Ferner woher die 1874 an die, rumänische Gesellschaft von der Reichshaupt- kasie und der Seehandlung entliehenen neun! Millionen Thaler genommen wurven; sodann über die für die nämlichen Darlehen seitens Bleichröders und der Diskontogesellschaft genommene Provision und dem Reiche entzogenen Wechselstempel; weiter über den Erlaß des Aktienstempels von einer viertel Mill. Mark an die rumänische Gesellschaft, endlich über die zur Zeit der Anlage des Jnvaliden- fonds bereits bekannte Wertlosigkeit von 302 Millionen ungarantierter zur Anlage verwandter Eisenbahnobligationen Untersuchung anzustrengen. Dem Antrag fehlt noch die hinreichende Unterstützung.
— Die sozialdemokratische Parteileitung hat, in sicherer Erwartung der Auflösung des
Reichstags, bereits einen Wahlaufruf an ihre Vertrauensmänner versandt, in welchem die „Genoffen" in Stadt und Land zu kräftigster Wahlagitation aufgeforden werden.
— Nach einem Beschluß der unabhängigen Sozialisten feiern dieselben den 1. Mai als Arbeiter-Ruhetag unv halten Versammlungen ab, woran auch die Arbeitslosen theilnehmen können.
— In Nizza erschossen sich zwei junge Ausländerinnen, die binnen kurzer Frist an der Spielbank in Monte Carlo die Summe von 200000 Lire verloren hatten.
Bern, 19. April. Bundespräsident Schenk, Vizepräsident Frey (Chef des Mili, rärdepartements) und Bundesrat Lachernal (Chef des Auswärtigen) werden das deutsche Kaiscrpaar am 2. Mai in Luzern empfangen. Das Kaiserpaar wird bei gutem Wetter dm Vierwaldstättersee von Fluelen bis Luzern befahre», um vormittags 10 Uhr in Luzern einzutreffen.
Rom, 20. April. 11 U. 46 Min. Die ganze Stadt prangt im Fcstschmuck. Von den meisten Häuser wehen Fahnen in den deutschen oder italienischen Farben. — Großfürst Wladimir ist in vergangener Nacht hier eingetroffen.
— Das deutsche Kaiserpaar ist wohlbehalten hier eingetroffen. Es wurde auf dem Bahnhof von dem italienischen Königspaar und den Prinzen empfangen. Außerdem wohnten der Begrüßung bei die Minister Gioliti und Brin, sowie der Bürgermeister von Rom. Da« deutsche Kaiserpaar wurde von der Bevölkerung jubelnd begrüßt. Bei der Ankunft im Quirinal werden die Majestäten von Hofdamen, Rittern des Annunziaten- ordnens, den übrigen Ministern, sowie von den Präsidenten beider Kammern begrüßt.
Brüssel, 18. April. In 50 Buch- druckerricn legten 1500 Setzer die Arbeit nieder. Die Zeitungen erscheinen mit Ausnahme des Patriot, der „Jndependance belge" und des „Etoile" nicht. Seit 50 Jahren hat kein Ausstand sich so rasch und allgemein entwickelt, wie der jetzige.
Brüssel, 19. April. Die Arbeit ist fast überall wieder ausgenommen worden und die Bevölkerung beruhigt sich. Was haben jetzt die Hetzer und Krakehler von den skandalösen Auftritten? Die Arbeiter sind froh, zu den alten Bedingungen wieder arbeiten zu können; einigen Dutzend Genossen haben die Kugeln des Militärs und der Bürgergarde daS Lebenslicht ausgeblasen und ungleich mehr wurden zu Krüppeln geschossen oder mehr oder weniger schwer verwundet. Ja, Revolution ist gleich gemacht, — wenn auch nur mit dem Mundej