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Uro. 42.
Donnerstag, 20. ApriL 1893.
29. takiMng.
W ü rl t e m b e r g.
Se. Maj. der König hat den Hilfsgerichts- fchreiber Dietrich bei dem Landgericht Ravensburg zum Amtsgerichtsschreiber in Neuenbürg ernannt.
Stuttgart, 17. April. Die tückische Dyphteritis hat in den letzten Tagen wieder einmal eine Familie in tiefe Trauer versetzt. In der Familie eines hiesigen Tylographen starben innerhalb vier Tagen drei Kinder an Dyphteritis, das älteste liegt noch krank darnieder und heute hat sich auch die Mutter lc- gm müssen.
— Das württembergische Königspaar hat sich für einige Wochen nach Villa Marienwahl bei Ludwigsburg begeben. Die Sommermonate werden Höchstd-eselben in Friedrichshofen verbringen. Neueren Anordnungen zufolge ist der Besuch des Kaisers von Oesterreich am Hofe in Stuttgart Mitte Mai zu erwarten.
Se. König!. Hoheit Herzog Albrecht von Württemberg, Rittmeister L la suits des Kürassier-Regiments Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (westpr.) Nr. 6, wurde unterm 13. April von Sr. Maj. dem Kaiser zum Major, mit einem Patent vom 24. Januar 1893, befördert.
— Die Ziehung der Brenzer Kirchenbaulotterie ist auf 28. April d. I. verschoben worden.
H e i l b r o n n, 16. April. Der Gemeinderat erledigte in seiner letzten Sitzung den Gas-' und Wasserleitungs-Etat. Der erster« beträgt in Einnahme 294,000, in Ausgabe 160 000 Mark, so daß nach den üblichen Abschreibungen 38 000 reiner Gewinn bleiben. Beim Wasserwerk steht den Einnahmen von 130 000 Mark eine Ausgabe von 109 000 gegenüber ; der Reingewinn beläuft sich auf 28 000 Mark.
Calw, 17. April. Am gestrigen abend um 8 Uhr ertönten wiederholt die Sturmglocken. Eine am Fußwege zwischen Calw und Hirsau stehende große Heuscheuer brannte auf den Grund nieder; am Löschgeschäft beteiligte sich die hiesige und die Hirsauer Feuerwehr. Der angrenzende Wald blieb glücklicherweise verschont. Der Schaden beträgt 800 Mark. Brandstiftung ist zweifellos.
F r e u d e n st a d t, 17. April. Heute abend 7 Uhr brach in dem Gasthaus zum „Falken" hier Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß der Dachslock alsbald in Hellen Flammen stand. Die rasch auf dem Platze erschienene Feuerwehr hatte vollauf zu thun, das Feuer zu löschen- Der Dachstock ist abgebrannt. Das Gebäude ist von mehreren Familien bewohnt. Der an Gebäude und
j Mobiliar entstandene Schaden ist ziemlich bedeutend.
— Se. Kgl. Hoheit Prinz Wilhelm von Baden schoß letzten Samstag in dem von ihm seit Jahren gepachteten Jagdgebiet in Besen seid einen prachtvollen Auerhahn.
Rundschau.
Pforzheim, 17. April. Zur Feier der Grundsteinlegung für den Rathaus-Neubau wird der 18. Mai in Aussicht genommen. Eine Kommission hat das Programm für eine einfache Feier aufzustellen.
Bade n-Baden, 17. April. Der Leichenzug v. Suckows verlief in stiller Weise. Der königliche württembergische Hof war durch Gen.- Lieut. Frhcn. v. Falkenstein, Generaladjutant des Königs, und der großh. bad. Hof durch Oberhofmarschall v. Andlaw, das 13. Armeekorps durch dessen Kommandeur General der Inf. v. Wölkern vertreten. Deputationen von Militär und Staatsbehörden waren zugegen. Zahlreiche Kränze von Fürstlichkeiten wurden am Grabe niedergelegt. Eine offizielle Leichenfeier fand nicht statt.
Mannheim, 18. April. Selbstmord aus Liebeskummer. Gestern Abend ließ sich ein etwa 22jähr. Mann bei der Pumpstation im Schloßgarten von einem vom Zentral- güterbahnhof nach dem Hauptpcrsonenbahnhof fahrenden Zug den Kopf abfahren. Die Identität des jugendlichen Selbstmörders ist noch nicht sestgestellt. Man fand bei ihm außer der Photographie eines jungen Mädchens ein Notizbuch, in welchem nur die Worte enthalten waren: „Götz. Liebeskummer hat mich soweit gebracht."
Sigmaringen, 17. April Das fürstliche Residenzschloß mit all seinen Kunstschätzen steht in Flammen. Von der fürstlichen Familie ist zur Zeit Niemand hier.
— 18. April. D>e Gefahr ist jetzt ganz vorüber. Der Fürstenbau ist vernichtet, von der Ausstattung ist viel gerettet. Der Kunstbau ist ganz unversehrt.
Kempten, 17. April. Von einem furchtbaren Brandunglück wurde der 18 Km in südöstlicher Richtung von hier am Fuße des Wertacher Horns und der Reuter Wanne gelegene Marktflecken Wertach heimgesucht. Gestern vormittag 11 Uhr brach in einem Stall (die Einen sprechen von Brandstiftung, die Anderen von Unvorsichtigkeit) Feuer aus, das sich in kurzer Zeit über die ganze Ortschaft verbreitete. Der Ort hatte 148, meist aus Holz gebaute Häuser mit Schindelbedachung. Dieser Umstand, die seit Wochen währende Trockenheit und der scharfe Wind machten das rasche
Umsichgreifen des Feuers erklärlich. Sogar die hochgelegene Kirche wurde von dem Feuer ergriffen und bis auf die Mauern eingeäschert. In kürzester Frist war der ganze Ort bis auf 26 Häuser ein Raub der Flammen. Auch ein Menschenleben gieng verloren. Eine Frau erstickte, als sie, um noch einiges zu retten, wiederholt in ihre Wohnung zurückkehrte. Aus weitem Umkreis waren die Feuerwehren erschienen; aber die Wut des Elements spottete jedem Rettungsversuch, und bald war die Hitze so groß, daß man es in der Nähe deS Flammenmeeres gar nicht mehr aushalten konnte. Sogar rin benachbartes Torfmoor begann zu brennen. Der Ort hat etwa 900 Einwohner, die jetzt sämtlich obdachlos sind. Das Vieh konnte gerettet werden. Es fehlt an Nahrung für die Menschen, an Futter für das Vieh. Die Nachbarschaft beeilt sich, Hilfe zu leisten. Der Stadtmagistrat Kempten hat 1000 Mk. aus städtischen Mitteln gespendet und eine Sammlung von Haus zu Haus veranstaltet. Aber nicht nur im Allgäu, sondern in ganz Bayern und Deutschland wird sich, wie zu hoffen steht, die Mildthätigkeit regen, um den braven fleißigen Gebirgsbewohnern, die durch eine so furchtbare Katastrophe um ihr Alles gekommen sind, Hilfe in ihrer großen Not zu bringen.
Hamburg, 18. April. Der Dampfer „Commodore", von Newyork kommend, stieß letzte Nacht mit dem auf der Cuxhavener Rhede liegenden deutschen Schoner „Ora" zusammen; der letztere sank, die Mannschaft wurde durch den „Commodore" gerettet.
Aus Prag wird der „N. F. Pr." berichtet : Heute um 1 Uhr Nachmittags wurde die Besitzen» des „Cafs Central," Frau Katharina Anger, eine 51 Jahre alte Witwe, ermordet. Die That verübte der 37 Jahre alte Weinagent Sandor Subotic, der gegen Frau Anger einen Revolverschutz abfeuerte und sich dann selbst entleibte. Als Ursache der Blutthat wird angegeben, daß Frau Anger den Liebcswerbungen des Mördeis nicht habe stattgeben wollen. Subotic hinterlicß einen Brief, worin er sich über mehrere Personen beklagt, weil dieselben der Frau Anger von einer Heirat mit ihm abrieten. „Ich habe," schreibt Subotic, „Frau Anger trotz des Unterschiedes der Jahre heiß geliebt. Diejenigen, die meinen Werbungen Hindernisse in den Weg legten, sind schuld daran, daß die Geschichte so unglücklich endet."
Wien, 18. April. Es verlautet, der hiesige Aufenthalt Stambulows bezwecke, bei den Diplomaten anzufragen, wie sich besonders die Mächte des Dreibundes dazu stellen wür-