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schreiben, um sie um Auskunft zu bitten, aber sie wagte es nicht. Aus Furcht, da­durch das letzte Hoffnungsfünkchen zu zer­stören, stand sie jedesmal wieder von ihrem Vorhaben ab.

Da wurde ihr ganz unerwartet eine Aufklärung zu Teil, welche ihre schlimmsten Befürchtungen noch weit übertraf. Der Sohn eines Beamten in F . . ., der als Einjäh­riger bei einem Regimentein der Garnison ein gestellt war, besuchte mit einigen Kameraden von Zeit zu Zeit das Lokal. Man wurde allmäbg näher bekannt, ein Wort gab das andere, die Landsmannschaft kam an den Tag und Amalie erfuhr unter andern Neuig­keiten aus dem Schwarzwalde, daß Gottlob Birkhold mit einer größer» Anzahl von Euro­pamüden nach Amerika ausgewandert sei. Das Mädchen mußte sich zMammennehmen, daß sie bei dieser Botschaft ihre furcht­bare Bestürzung nicht verriet. Es gelang ihr für den Augenblick, aber lange hielt sie es angesichts der fröhlichen Menschen nicht aus. Sie zog sich in ihre Kammer zurück und machte ihrem gepreßten Heizen in einem Heißen Thränenstrom Luft.

Wenn Amalie je noch an der Wahrheit des Vernommenen gezweifelt hätte schon am folgenden Tage wurde ihr durch den Onkel die vollste Bestätigung der Nachricht gebracht. Werner gab sich gar keine Mübe, gn verbergen, wie sehr diese Wendung seinen Wünschen entsprach. Er äußerte auch ganz unverhohlen seine Befriedigung darüber und das cynische Grinsen, mit welchem er den -Selbstvorwürfen der Nichte begegnete, ließ erraten, welche Erwartungen er mit der willkommenen Entfernung Gottlob's ver­band.

Seine Voraussetzung täuschte ihn nicht. Eine Zeitlang noch hielt die Zurückbaltnng

Amaliens an. Allmälig schenkte sie jedoch seinen Einflüsterungen Gehör und ehe der erste Schnee fiel, befanden die Armspangen, das Kreuzchen and die Uhr samt Kettchen sich wieder an ihrem früheren Platz. Sie nahm auch wieder an den durch den Ameri­kaner und ihren Onkel veranstalteten Aus­flügen teil. Diese Veränderung entsprang jedoch nicht so sehr der Freude an dem Gebotenen, als vielmehr dem peinlichen Ein­fluß einer zunehmenden Herzensöde, welche sie zur Beschwichtigung der quälenden Er­innerungen die betäubenden Vergnügungen aufsuchen ließ.

Die Faschingszeit kam. Schon seit Wochen bereitete man sich in allen S dichten der Bevölkerung auf diese genußversprechende Sai­son vor. Groß und Kicin sah den ange­kündigten Aufführungen mit Spannung ent­gegen. Darunter auch Graf. Dieser hoffte von den bevorstehenden Festen die endliche Erfüllung seiner Wünsche. Trotz allem hatte er sein eigentliches Ziel, ein ausgesprochenes Liebesverhältnis mit Amalie, bis zur Stunde noch nicht erreicht. Die eine größere Un­gebundenbeit gewährende Maskenfreiheit er­schien ihm als eine günstige Gelegenheit, die er zu benützen beschloß.

(Fonsetzung folgt.)

Vermischtes.

Für Briefmarken-Sammler wird es von Interesse sein, zu hören, daß die schönste und größte Sammlung sich in Paris im Be­sitz Ferrari's befindet. Der Wert derselben be­läuft sich wie eine englische Autorität sagt auf 250 OVO Pfund (5 000 000 Mk.) Das britische Museum besitzt ebenfalls eine sehr schöne Sammlung. Die obige Autorität sagt, daß falsche Briefmarken hauptsächlich in Deutsch­

land und den Vereinigten Staatm augefertigt werden.

(Deutsches Wirtshaus.) Menschen­ansammlungen in größerer und kleinerer Zah finden seit Mittwoch vor dem Hause 810 in der Friedrichsstraße, Ecke Kochstraße zu Berlin statt. Dort liegt, so lesen wir in derPost," eine sogenannteStehbierhalle," die seit gestern die BezeichnungDeutsches Wirtshaus" trägt Ein Blick auf die Schaufenster lehrt, was dieser Titel besagen soll. In der Mitte prangt, in grünem Schmucke, eine Photographie Ahlwardts und um sie herum die Bilder der bekanntesten Antisemitenführer: Liebermann, von Sonnen­berg, Werner, Zimmermann, ferner des Rechts­anwalts Hertwig, des Ingenieurs Paasch re., aufgehängt. Ein Sprüchlein soll wohl ver­künden, daß der Gast nur antisemitisch be­wirtet wird; es lautet:

In diesem deutschen Wirtshaus kann

Man Speisen ohne Knoblauch Han."

Ueber der Thür steht:Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt."

Bei dem letzten Musterungsgeschäft im Kreise Melle in Hannover hat sich ein Heeres­pflichtiger gestellt, der an jedem Fuß sechs Zehen und an jeder Hand sechs Finger hatte. Da ihm das zuviel an Gliedmaßen in keiner Weise geniert, so liegt auch kein Grund vor, ihn deshalb sür dienstuntauglich zu erklären; er wurde aus anderen Gründen ein Jahr zu- rückgestellt.

Ein Chinese in Queensland beging Selbstmord auf die kühlste Art, von der man bisher Kunde erhalten. Er breitete nämlich nachts eine Matratze über die Schienen einer Eisenbahnvrücke und legte sich dann schlafen. Ein früher Morgenzug zermalmte ihn.

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