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Tnktchalkndrs.

Dorf und Stadt.

Eine einfache Erzählung aus dem Lebend. M. B- (Fortsetzung.)

Gleichzeitig kamder Onkel mit einem Kellner, der eine neue Ladung Flaschen trug, auf dem Kiesweg heran. Auch er halte den Ruf gehört und zugleich gesehen, wie Jemand im Gebüsch zu Boden gestürzt war. Mit dem Doktor und Amalie, welche herbeigeeilt waren, ging er auf den Platz zu.

Abermals ertönte ein Angstgeschrei. Ueber- raschung und Schrecken halten ihn Amalie ausgepreßt, die leichenblaß neben dem bewußt­losen Gottlob stand und niedergesunken wäre, hätte sie nicht der Doktor gestützt. Der junge Bursche lag ohnmächtig zwischen den Bucdenstämmchen. Er gab kein Lebenszeichen von sich. Werner, der Gottlob erkannt hatte und den Zusammenhang sofort begriff, stieß einen Fluch aus. Er flüsterte dem Doktor einige Worte ins Ohr. Dieser erschrack eben­falls. Gleich darauf aber spielte wieder ein höhnisches Grinsen um seinen Mund. Er zog Amalie in die Laube zurück. Sie wider« stand nicht. Die unerwartete Begegnung hatte auf sie einen so überwältigenden Ein­druck gemacht, daß sie gar nicht wußte, was Mit ihr geschah. j

Mit Hilfe des Kellners hatte indessen, der Onkel den Burschen aus seiner Be-! täubuug geweckt. Gottlob stand auf und schaute um sich, als erwache er aus einem gräßlichen Traume. Er war nicht verletzt. Eine tüchtige Beule beachtete er im Angen­

blicke nicht. Da gewahrte er den Inspektor, und mit einem Schlag kehrte die Erinner­ung an die furchtbare Wirklichkeit wieder, durch deren niederschmetternde Wucht er in so ungeheure Aufregung versetzt worden war. Er raffte sich auf. Ein edler Zorn sprühte aus seinen Augen. Er stieß die dargebotene Hand des Inspektors mit Verachtung von sich und schickte sich an, den Platz zu ver­lassen.

Da stürmte Amalie aus der Laube heraus. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Gottlob, Gottlob," rtefsie,o verzeihe mir! Ich habe ja nichts Böses gethan II h war frei- lichleichtstnnig und eitel, ich ließ mich betören, aber die Treue habe ich Dir immer bewahrt. O, sei mir nicht böse, Gottlob, vergiebl Ich will all diesen Flitter von mir werfen, ich will nur Dir angehören, und thun was Du willst I"

Sie streifte ihre Armspangen ab und warf sie von sich, ebenso das Diamant- kreuzchen und die goldene Uhr. Sie hätte sich in ihrer halbwahnsinnigeu Aufregung das kostbare Kleid vom Leibe gerissen, doch Gottlob hinderte es. Er hielt ihre zitternden Hände fest und schaute ihr mit feuchten Blicken und schmerzentstellten Zügen in das erregte Gesicht.

»Ich zürne Dir nicht," sagte er weich, Ich vergebe Dir Alles. Ich denke mir auch, daß Dich die geringste Schuld an dem Geschehenen trifft, aber es ist eben geschehen und das Verlorene kommt nicht mehr zurück. Lebewohl! Vergiß, wie glücklich wir hätten werden können! Das Schicksal hat es anders gefügt!" Um seine tiefe Bewegung zu ver­bergen, wandte er sich rasch ab und schritt eilig davon.

l Amalie schaute ihm nach. Si« rührte sich nicht. Sie hielt beide Hände ans den wogenden Busen gepreßt. Sie weinte nicht mehr, aber der Ausdruck eines verzehrenden Schmerzens lag ans ihrem Gesicht.

Der Doktor hatte sich in die Laube ge­flüchtet. Werner ging auf Amalie zu. Sein Mienenspiel drückte halb Schadenfreude, halb Verlegenheit aus.Was stehst Du hier wie Loth's Weib?" knurrte er,sei froh, daß der Bengel fort ist, jetzt hast Du doch Ruhe vor ihm!"

Er hatte die Hand des Mädchens er­griffen, doch dieses zog sie heftig zurück.

Der Inspektor ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Er betrachtete die Nichte eine zeitlang, lauernd und hob dann auf's neue mit spöttischem Ton an:

Du scheinst es darauf angelegt zu haben, daß die Leute ausmerksam werden und ein Skandal wegen der einfältigen Geschichte entsteht. Der Kellner hält ohnedem, obgleich ich ihn zu schweige» bat schwerlich das Maul. Mach keine Dummheiten und komm!"

Einige Gruppen, die unter lautem Lachen vom Schlößleiu gegen den Platz herkamen, schienen eine Bestätigung der Besorgnis des Onkels zu sei». Auch Amalie fürchtete dies. Sie wandte sich rasch ab und schritt, ohne einen Blick nach der Laube zu werfen, in der entgegengesetzten Richtung davon. Werner hob rasch den weggeworfenen Schmuck auf. Er schob die Sachen in die Tasche und zog sich zu seinen Gefährten in die Laube zurück. Er hielt sich jedoch nicht lange auf. Nach einem kurzen Wortwechsel kam er wieder zum Vorschein und eilte Amalie nach.

(Fortsetzung folgt.)

Bekanntmachung.

betr. die Auflegung der Viehaufnahmen- und Umlage-Berzeichniffe.

Die auf Grund der Art. 3 und 4 des Ausführungsgesetzes zum Reichs-Viehseuchen­gesetz vom 20. März 1881 (Reg.-Bl. S. 189) für das Rechnungsjahr 1. April 1893/94 gefertigten Viehaufnahme- und Umlage-Verzeichnisse sind in Gemäßheit des Z 14 Abs. 5 und 6 der Vollz.-Verf. zu obigem Gesetz vom 23. März 1887 (Reg.-Bl. S. 196)

Vom 13. April bis 18. April -. I. je eittschl.

auf dem Rathause zu Wildbad zur Einsichtnahme durch die Tierbesitzer aufgelegt.

Innerhalb dieser Frist von 6 Tagen können gegen die Einträge in den Verzeichnissen von den beteiligten Tierbesitzern bei dem Octsvorsteher Einwendungen erhoben werden. Spätere Einwendungen finden keine Berücksichtigung.

Wildbad,den 10. April 1893. Stadtschultheißenamt.

Biitzner

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Wildbad.

'WirtsokÄtts-HrüLkv.'u.n.s vi.».Ä.

Einer geehrten Einwohnerschaft von hier und Umgebung mache W^ich die ergebene Anzeige, daß ich die von H rn. S tustav 8 vl»u»»«l dahier käuflich erworbene

am Samstag den 15. d. Mts.

eröffnen werde. ^

Ich werde bestrebt fein, meine werten Gäste mit guten Speise», reellen Weine» und vorzüglichem Bier auf's Beste zu bedienen und zeichne um geneigten Zuspruch Höst, bittend

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Hochachtungsvollst

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W i l d b a d.

Bekanntmachung.

Am Samstag den 15. d. Mts., nachmittags 3 Uhr

findet Publikation der neu erschienenen Gesetze, der Feuerpolizeigesetze und Verordnungen, so­wie der Waldfeuerlöschordnung statt, wozu die Einwohnerschaft hiennt eingelaven wird.

Den 13. April 1893.

Stadtschultheißenamt.

B ä tz n e r.

W i l d b a d.

Musterung >

Sämtliche zur Musterung Gestellungs­pflichtigen der Jahrgänge 1871, 1872 und 1873 und Restanten früherer Jahrgänge haben am

Samstag den 15. d. Mts , abends 6 Uhr

auf dem hiesigen Rathause zu erscheinen.

Nichterscheinende werden gegen ein Gang» gebühr von 20 Pfg. vorgeladen.

Den 10. April 1893.

Stadls chultheißcnamt. Bätzner.

Verein für Bienenzucht.

Ein Mitglied will sich einen Heides Bienen anschaf- fen. Etwaige wei­tere Liebhaber, die sich bei einem ge­meinsamen Bezug beteiligen wollen, werden gebeten, dies sofort dem Kassier anzuzeigen.

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