Amts- und Anzeige-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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Uro. 43.

Samstag.

15. April! 1893.

29. tatirgang.

Dur Konfirmation.

Kind, bleibe treu! Du willst's geloben Heut vor dem heiligen Altar:

Bleib' stark, damit sich kann erproben Ob echt dein Wort, dein Glaube wahr!

Doch ohne Kreuz ist keine Krone,

Und ohne Liebe nichts die Weit,

Rur ernstes Ringen führt zum Lohne! Wirk treu, wo Gott dich hingestellt!

Bedenk' es reckt zu allen Zeiten Bedenk' es, Kind, zu jeder Frist,

Daß reich an Mühen, KämpfeStreiten Das Leben jedes Christen ist!

Drum tritt mit festem Herz und Sinne An den Altar, mein teures Kind,

Ein neues Leben heut' beginne:

O bleibe fromm, bleib' brav gesinnt!

Württemberg.

Stuttgart, 13. April. Gestern abend kurz vor 8 Uhr qualmte am nördlichen Him­mel eine dichte schwarze Rauchsäule auf, die sich über die Feuerbach r Heide bis in die Mitte des Stuttgarter Thales hereinzog. Bald melvetr dos Tel-phon, daß die Theerfabrik von Wilhelm Burck bei Zuffenhausen in Hellen Flammen stehe. Der Brand war */s8 Uhr ausgebrochen und ergriff rasch die ganze Theer­fabrik, so daß diese in den Flammen aufging. Der große Vorrat an gefüllten Theerfäffern und Benzin machte den Brand zu einem ganz intensiven. Wahre Feuergarben gingen gen Himmel. Ein großer Teil des Theeres lief in den nahen Feuerbach und brannte auf dem Wasser fort, wodurch auch die am Bache lie­genden Bäume Feuer singen und verbrannten, so daß die nahe gelegene Mühle in große Gefahr kam. Die Entstchungsursache des Feuers konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.

Stuttgart, 13. April. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten regte Präsident v. Hohl an, die Beratung des Ge­setzentwurfs betreffend die Entlaßbarkeit von Körperschaftsbeamten zurückzustellen, bis der erwartete Entwurf eines Pensionsgesetzes für Körperschaftsbeamte ebenfalls vorliege. Das HauS wird in einigen Tagen darüber zu ent­scheiden haben. Man geht über zur Beratung des Etats des Finanzdepartements. Die Endabstimmung über das landwirtsch. Nachbar­rechtsgesetz soll am Schluß der heutigen Sitz­ung stattfinden.

Ludwigs bürg, 11. April Der Kö­nig ist mit der königl. Familie heute abend

Uhr hier eingetroffen und hat in Ma­rienwahl Wohnung genommen. Wie früher

gemeldet, findet nächsten Sonntag die Konfir­mation I. K. H. der Prinzessin Pauline in der hiesigen Garnisonskirche statt.

Cannstatt, 12. April. Heute vormit­tag wurde die Leiche einer etwa 30 Jahre alten weiblichen Person beim Wasserhaus aus dem Neckar gezogen. Die Persönlichkeit konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Die Leiche scheint schon längere Zeit im Wasser gelegen zu haben.

Altensteig, 11. April In den Gär­ten auf der Sommerseite stehen Aprikosen-, Pflaumen-, auch Birnbäume in schönster Blü­tenpracht. Alle Arten von Obstbäumen haben diesmal reichlichen Blütenansatz, der zu oen schönsten Hoffnungen auf ein gesegnetes Obst­jahr berechtigt, nur ist zu befürchten, daß ein Rückschlag in der Temperatur diese Hoff­nungen bedeutend reduzieren kann.

Rundschau.

Karlsruhe, 11. April. In Bietig­heim bei Rastalt erstach der Gemeinderat Gans den Bürger Essig wegen der Aeußerung, Gans komme das nächstemal nicht mehr auf's Rat- Haus.

Mannheim, 10. April. Gestern Abend verstarb dahier nach längerem Leiden Herr Redakteur Lorenz Frey, eine in hiesiger Stadt allerseits bekannte und geachtete Persönlichkeit. Derselbe genoß namentlich in den journali­stischen Kreisen unserer Stadt berechtigtes An­sehen und werden ihm seine Kollegen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Der Ver­storbene wird morgen nach Heidelberg überführt, wo seine Feuerbestattung stattfindet.

Frei bürg i. Br., 11 April. Um acht Pfennige erhielt vom hiesigen Schöffengericht ein 64jähriger Mann aus Breisach ein Jahr Gefängnis. Er halte aus dem Kleiderkasten eines Mitinsassen des Spitals in Breisach diese Geldsumme entwendet, nachdem er den Schrank vermittels eines Werkzeuges erbrochen hatte. Die ausgesprochene Gefängnisstrafe ist die ge­ringste, die auf schweren Diebstahl steht.

Hecht n gen, 11. April. Letzten Sams­tag Nachmittag entstand am südlichen Ab­hang des Hohenzollern in einer jungen Wald­kultur ein Brand, der um so gefährlicher wurde, als sich in der Nähe das Pulver­magazin befindet und bei dem herrschenden Winde das Feuer sich immer weiter aus­breitete. Die Gefahr wurde von der Burg bald bemerkt und das Militär war zeitig zur Stelle, um durch thatkräftiges Eingreifen das Feuer einzudämmen und zum Erlöschen zu bringen, was auch bald gelang. Der Schaden des kürzlich auf der Gemarkung

Salmendingen ausgebrochen Waldbrandes wird auf 5000 Mk. veranschlagt.

Wiesbaden, I I. April. Dem „Rhei­nischen Kurier" zufolge findet die Vermählung des Erbgroßherzogs von Luxemburg mit der Prinzessin Anna von Braganza Anfang Juni statt.

Berlin, 11. April. Der Turm des Domes, dessen erneute Sprengung heute Vor­mittag mißglückt war, ist infolge der schweren Erschütterung heute nachmittag 4 Uhr nach­träglich in sich zusammengestürzt. Zum Glück hatten die Mannschaften des Eisenbahn- Regiments, welche mit den Mimerungsar­beiten beschäftigt waren, durch im Innern des Turmes vernehmbares Knistern aufmerk­sam gemacht, drei Minuten vor dem Ein­sturze denselben verlassen.

Friedrichs ruh, 10. April. Fürst Bis­marck erläßt in den „Hamb Nachr." folgende Danksagung: „Aus Anlaß meines Geburts­tags habe ich aus alle» Teilen des Reichs und von Deutschen im Auslande eine große Zahl von Glückwünschen erhalten, in denen ein hohes Maß patriotischen Gefühls und persönlichen Wohlwollens für mich zum Aus­druck kommt. Es ist mir schmerzlich, auf die Einzelbeaniwortung verzichten zu müssen, weil das Mißverhältnis zwischen der so er­freulich großen Zahl und meinen Arbeits- kräften sich zu sehr geltend macht. Ich bitte alle meine Freunde, welche mich durch ihre Teilnahme an meiner Feier geehrt und durch, den erneuten Beweis ihres Wohlwollens hoch erfreut haben, meinen herzlichsten Dank durch diese Veröffentlichung entgezenzunehmen v. Bismarck.

Friedrichs ruh, 12. April. Unter zahl- reicher Beteiligung fand gestern Abend zu Ehren des Fürstenpaares Bismarck ein Fackel- zug statt, welcher unter herzlichen Kundgebungen für das Fürstenpaar verlief. Mittags hatten die Ratzeburger Jäger ein Ständchen gebracht.

London, 12. April. Aus Pontypridd wird gemeldet, 70 Bergarbeitern gelang eS, im Zustand äußerster Erschöpfung ans Tages­licht zu kommen. Wenigstens 70 sind noch verschüttet.

New york, .'2. April. Ein heftiger Cyklon trat sehr verheerend in Kansas, Iowa Nebraska und Missouri auf. Mehrere klei­nere Städte sind angeblich zerstört. Zahreicher Menschenverlust wird befürchtet.

— AuS Chicago wird gemeldet: In der Ausstellung streiken 7000 Handwerker, darunter 4000 Schreiner. Die Direktoren erklären, trotzdem die Arbeiten fortführen zu können; indessen steht fest, daß die Ausstellung bis zum 1. Mai nur halbfertig sein wird.