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Amts- und Anzeige-Platt für Vilddad und Umgebung.

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Nro. 41.

Württemberg.

Stutgart, 8. April. (Straf kämm er.) Gestern standen 8 Knaben im Alter von 12 bis 16 Jahren vor hier wegen gemeinschaft­licher einfacher und schwerer Diebstähle, Hehlerei, Privaturkundenfälschung, vollendeter und ver­suchter Betrügereien von der 2. Str. K.; 6 davon befinden sich noch in der Volksschule, 2 find Laufburschen in hiesigen Geschäften. Den Gerichtsvorsitz führte L. G. R. Herrmann, die Anklage vertrat St.A. Grathwohl. Da die Angekl. geständig waren, ist nur 1 Zeuge ge­laden worden. Die Anklage ging dahin, daß in 13 Fällen die Knaben während des Nov. v. I. mindestens jeweils in Gemeinschaft zu Zweien Diebstähle ausgeführt haben. Das Urteil lautet auf Gefängnisstrafen von 9 Monaten bis 9 Tagen Gef.; einer wurde freigesprochen.

Neuenbürg, 8. April. Der Anstreicher und Maler V, welcher kürzlich wegen Ver­dachts der Begehung eines Sittlichkeitsver­brechens in Calmbach verhaftet und nach Neuen­bürg abgeliefert wurde, hat sich im Amtsge­richtsgefängnis daselbst erhängt.

InArnbach wurde am Donnerstag Poli­zeidiener Höll zum Schultheißen gewählt.

Calw, 5. April. Am Osterfest feierte Stadtpfleger Hayd sein 25jähriges Amtsjubi­läum. Aus diesem Anlaß wurde dem pflicht­treuen, humanen Beamten von Stadtschultheiß Haffner im Namen der Gemeinde eine goldene Uhr überreicht.

Nagold, 3. April. Gestern nacht starb Konditor Gauß von hier an Blutvergiftung. Am Samstag vor dem Palmsonntag bemerkte er am Daumen der linken Hand eine kleine unbedeutende Verletzung, von der er nicht einmal wußte, wie er sie erhielt. Am andern Tag schmerzte die kleine Wunde und bekam auch eine bedenkliche Färbung. Der herbei- gerufene Arzt konstatierte Blutvergiftung. Diese schritt trotz aller angewandten Mittel rasch voran und teilte sich dem ganzen Arm mit. Man rief einen berühmten Stuttgarter Arzt aber auch der riet zu Amputation des Armes. Dieser wurde gestern Mittag abgenommen. Nachts starb Gauß. Er ist erst 44 Jahr, alt, war ein durchaus tüchtiger Geschäftsmann und durch seinen liebenswürdigen Charakter allgemein beliebt. Der Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Rundschau.

Karlsruhes. April. Recht ungünstige Wahrnehmungen werden über das Gebühren

Dienstag, II. April 1893.

der Detailreijenden gemacht, die zumeist die kleinen Geschäftsleute heimsuchen. Sowohl vom Lande wie aus den Städten gehen demVerein gegen wucherische Ausbeutung des Volkes" Klagen zu wegen Uebervorteilungen. Diese Art Reisende weiß durch Aufdringlichkeit und Ausnützung der Unerfahrenheit die Geschäfts­leute zu großen Bestellungen zu veranlassen, die mit dem Bedarf und Leistungsfähigkeit des Bestellers oft in gar keinem Verhältnis stehen. Wiederholt wurde von dem genannten Verein gegen derartige Manipulationen eingeschritten und erfolgte auf strafgerichtliche Verfolgung Verurteilung der Reisenden zu Gefängnisstrafen. Vielfach werden die Betrügereien ohne Wissen und Willen der Geschäftsleute verübt. Dieses Gebühren erklärt sich daraus, daß die Reisenden von dem Umsatz Provision beziehen. Einer dieser Spezies, ein gewisser Czarlinsky, der in Parfümerie für eine Berliner Handlung macht,"wird gegenwärtig steckbrieflich verfolgt. DerVerein gegen wucherische Ausbeutung des Volkes" warnt vor der bezeichneten Kate­gorie Geschäftsreisender. Im Interesse des reellen Geschäftes mußte gegen derartige Aus­wüchse mit aller Energie vorgegangen werden. Andererseits wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Leichtgläubigkeit und der Unverstand der­jenigen, welche durch Kunstgriffe der erwähnten Art sich überlisten lassen, oft unglaublich sei. Namentlich in kleinbäuerlichen und kleingewerb­lichen Kreisen lasse man es in geschäftlichen Dingen sehr häufig an der nötigen Vorsicht fehlen.

Oppen au, 6. April. Während der Osterfeiertage stürzte bei den Wasserfällen von Allerheiligen Lieutenant Schulz aus Straß­burg ab. Der Abgestürzte wurde in das Spital nach Straßburg verbracht, wo er, ohne wieder zum Bewußtsein zu kommen, verschieden

ist-

In Diebes heim wurden dem früheren Kronenwirth Schumann aus einer Kommode 2000 M. gestohlen. Von den Thätern hat man bisher keine Spur.

Bruch sal, 5. April. Gestern Nachmittag wurde ein Bürfchlein, welches einen von einer Dame verlorenen Geldbeutel gefunden hatte und im besten Zuge war, das unredlich er­worbene Geld möglichst rasch zu verjubeln, von der Polizei im Vergnügen des Carouffel- fahrens gestört und zur Wache gebracht. Die entsprechende gerichtliche Belehrung, wie ge­fundene Sachen zu behandeln sind, wird dem Jungen wohl beigebracht werden,

Konstanz, 6. April. Bei unserer städtischen Straßenbeleuchtung werden gegen­wärtig Versuche mit Auer'schem GaSglühlicht-

29. lakrgang.

Gasbrennern gemacht. Zu diesem Zwecke sind 5 solcher Lampen, von der Firma W. Ritter in Köln bezogen, auf der südlichen Seite der Marktstätte, auf den gewöhnlichen Kandelabern angebracht. Die Lichtseiten der neuen Beleuch­tung bestehen darin, daß man bei nur ^/s Gasverbrauch einen etwa dreimal stärkeren Lichteffekt als bei den einfachen Gasflammen erzielt, während als Schattenseiten die uner­läßlich subtile Behandlung der Lampen und die daher öfters nöthig werdende Erneuerung der Glas-Cylinder und Glühkörper zu erwäh­nen sind. Die Erfahrung soll lehren, ob das Licht den Schatten zu überwinden im Stande sei.

Müncken, 7. April. Herzog Karl Theodor vollzog heute d>e 2000ste Staar- Operation in seiner Augenheilanstalt Schwa­bing.

Berlin, 6. April. General-Feldmarschall Graf Blumenthal ist von feiner Krankheit- wieder genesen und empfängt täglich die üblichen Meldungen.

Berlin, 7. April. Zu der Gewerbe­ordnungs-Novelle, welche neue Bestimmungen über das Hausiergewerbe bringen soll, sind Verhandlungen im Reichstag in dieser Ses­sion nicht mehr zu erwarten.

Berlin, 8. April. Gegen den Metro­politen Clement wird, wie die Kceuzzeitungl aus Sofia erfährt, die Anklage auf Hochverra erhoben werden.

Potsdam, 7. April. Die Prinzessin Friedrich Leopold wurde heute Nacht 19/r Uhr von einem Prinzen entbunden. Mutter und Kind sind den Umständen nach wohl.

Bromberg,7. April. DerOstdeut­schen Presse" zufolge ist unter 400 Flößern der Bromberger Schleppschifffahrt, welche von der neunten Schleuse des Bromberger Kanals an Holz flößen, ein Streik ausge- broche». In der vergangenen Nacht kam es zu Ausschreitungen. Ein Expeditionshaus wurde von den Ausständigen erbrochen, Skrip­turen und Formulare wurden in den Kanal geworfen und andere Gegenstände entwendet.

Nom, 7. April. Gestern Abend brach unter den mit Ernährung und Behandlung unzufriedenen 500 Gefangenen des San Michel- Gefängnisses eine Meuterei aus. Sie zer­schlugen alle Geräte, durchbrachen die Mauern, welche die einzelnen Zellen von einander trennen, schlugen die Thüren ein, hoben die Eisengittcr, welche die Corridore absperren, ans den Angeln und strömten in den Hof, wo sie die Wach­mannschaft mit Steinen angriffen und die Bettsäcke anzündeten. Es wurde Miliiär re­quiriert, das jedoch nicht in Aktion trat, da