Lokales.

Wildbad, 4. April. Gestern nachmittag fand vom schönsten Wetter begünstigt der Oster-Ausflug des Liederkranzes" statt. Um 1 Uhr fanden sich ca. 50 Teilnehmer auf dem Bahnhof ein um sich zunächst nach Neuenbürg zu begeben. Von da gings auf schattigem Waldweg bergan nach dem schön gelegenen Orte Grafen Hausen. Beim Ein­tritt in dasselbe hatte man schon Gelegenheit einzelne Kirschbäume in ihrer Blütenpracht zu be­wundern. Unter Absingen eines flotten Sänger­marsches gings nach dem Gasth. z.Waldhorn", woselbst nach Einnahme einer Erfrischung bald eine heitere ungezwungene Stimmung herrschte. Unter Gesang und Gläserklang, Solovorträgen und kleinem Tanzvergnügen verflog die Zeit rasch und mußte nur zu bald der Heimweg angetreten werden. Nach einer kurzen Rast in Neuenbürg kehrte die fröhliche Schaar wieder hisher zurück um alsdann noch einige Zeit bei gemütlicher Unterhaltung im Gasth. z.alten Linde" zu verweilen.

Wildbad, 4. April. Am Osterfest Nachmittag gab die hiesige Feuerwehrkapelle, unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Wörne r, ein Gartenconzert auf dem Windhof. Obwohl di« herrliche Witterung zu Ausflügen nach allen erdenklichen Richtungen benützt wurde, war der Garten dennoch bis auf den letzten Platz besetzt; die Vorträge der Kapelle waren aber auch vorzüglich und haben wohl manchen Gast bewogen, sein Verbleiben länger als ge­wöhnlich auszudehnen. Wir wünschen baldige Wiederkunft eines solch musikalischen Nach­mittags und der Kapelle eine reichliche Ein­nahme.

Die Kontrolversammlungen im Bezirk Neuenbürg finden statt: in Wildbad am 14. April, nachmittags 3 Uhr bei der Trink­halle; in Neuenbürg am 13. April, nachmit­tags 2 und 4 Uhr hinter der Kirche; in Her- renalb am 14. April, vormittags 9 Uhr beim Rathaus; in Schömberg am 13. April, vor­mittags lOftz Uhr beim Rathaus. Zu den Kontrolbezirken Wildbad, Neuenbürg, Schöm­berg und Herrenalb gehören die gleichen Ort­schaften wie bisher. *

Zur Frage der Übertragung des Eigentums an Immobilien oder Belastung derselben nach dem künftigen deutschen bür­gerlichen Gesetzbuch.

Eine für unsere süddeutschen, insbesondere auch unsere württembergischm Verhältnisse, sehr wichtige Resolution hat in genannter Frage neulich die zur zweiten Lesung des Entwurfs für das bürgerliche Gesetzbuch eingesetzte Kom­mission in Folgendem gefaßt:

Die zur Uebertragung des Eigentums an einem Grundstücke nach Z 828 erforderliche Einigung des Veräußerers und des Erwerbers über den Uebergang des Eigentums muß vor dem Grundbuchamte oder vor Gericht oder vor einem Notare erklärt werden." Diese Resolution ist hauptsächlich der Initiative der K. bayr. Staatsregierung und den Vorstell­ungen des Generalkomites des landwirtschaft­lichen Vereins in Bayern zu verdanken.

Der Art. 828 des Entwurfs hat als Er­fordernis der Uebertragung von Immobilien, Belastung derselben mit Hypotheken (Pfand­rechten) einem abzuschließenden schriftlichen Vertrag und Eintragung in das Grundbuch vorgesehen. Diese Rechtsakte wären nun vor dem Grundbuchsamt oder vor Gericht oder vor einem Notar vorzunehmen. Seither war

2 blos das Grundbuchsamt in das Auge gefaßt Das Gmnvbuchsamt soll aber nach den Mo­tiven zum Entwurf des bürgerl. Gesetzbuchs den Gerichten (zweifelsohne Amtsgerichten) übertragen werden, so daß diese abweichend von unserem seitherigen württ. Rechte, nach welchem die Partien auf dem Rathause ihre diesbe­züglichen Rechtsgeschäfte abwickeln können, gezwungen wären , dies bei Gericht zu thun, welche Einrichtung sich schwerlich als eine populäre bewähren würde. Wenn nun diese neue Fassung des Entwurfs s. Z. Ge­setzeskraft erlangen würd^, so wäre hiemit dem Publikum die wesentbche Erleichterung verschafft, daß derartige Verträge vor einem D. Notar abgeschlossen werden könnten. Es wäre dies aber nicht der einzige Vorteil dieser Einrich­tung, sondern der Schwerpunkt würde nament­lich auch darin liegen, daß den D. Notaren ein Geschäftskreis zugewiesen wäre, durch welchen das deutsche Notariat als ein selb­ständiges (von der Advokatur getrenntes) In­stitut erhalten würde, wie dies bis jetzt in Süddeutschland, (in Sachsen), in der Pfalz, in der preuß. Rhcinprovinz und in Elsaß-Lothringen (nicht, aber in Preußen r. d. Rh.) der Fall ist. Es müßten den Notaren in Württemberg naturgemäß kleinere Bezirke angewiesen werden und der Verkehr mit den Partien würde schon hiedurch ein viel leichterer und auch für die übrige Notariatspraxis ein weniger kostspieli­gerer werden.

Tntrrhalttndks.

Dorf und Stadt.

Eine einfache Erzählungaus demLebenv. M.B' (Fortsetzung.)

Gottlob bemerkte von alledem nichts. In tiefe Gedanken verloren, verfolgte er seinen Weg Auch daß es ihm bei dem raschen Bergsteigen allmälig warm wurde und der Schweiß über sein Angesicht rann, beachtete er kaum. Er empfand die Glut in seinem Innern viel mehr, als die Wirk­ungen der Sonne, welche ihre sengenden Strahlen von wolkenlosem Himmel ergoß.

Was Gottlob im Restaurant über Amalie erfahren, war für ihn gerade keine besondere Ueberraschung gewesen, ihre immer kühler und kürzer werdenden Briefe, die Thalsache, daß er oft monatelang keine Antwort er­hielt, hatten ihn doch seit einiger Zeit stutzig gemacht, und die Besorgnis, welche er beim Weggang der Verlobten unter der Obhut des Onkels empfunden, zu einem schlimmen Verdacht angefacht. Dennoch empfand er die Gewißheit nunmehr wie einen betäubenden Schlag. Die unverdorbene Natürlichkeit und die aufrichtige Liebe des Burschen hatten immer und immer Entschuldigungsgründe ge­funden und das beunruhigte Herz hat nur zu gerne auf die beschwichtigende Stimme ge­hört. Nun sah er auf einmal den Schleier zerrissen, und das wie etn Heiligtum ver­ehrte Bild der Geliebten in häßlicher Entstellung vor sich. Und dennoch tauchten aus dem Grunde feines reinen Gemütes auch jetzt noch Zweifel empor. Wer konnte wissen, ob nicht aus einer unlauter» Absicht von der Kellnerin der Kollegin absichtlich Böses nachgesagt worden war? Hatte sie nicht selbst eine unverkennbare Beunruhigung über ihre Mitteilungen bekundet und ihn um das Verschweigeu derselben ersucht? Gottlob dachte an die schönen Stunden,

, welche er mit dem Bäschen in dem kleinen Hause der Mutter verlebt hatte, a» die schuldlose Harmlosigkeit und Herzensgüte des Mädchens. Er rief sich jenen Augenblick des Scheidens von der Heimat ins Gedacht» nis, wo sie ihm unter heißen Thräuen Liebe und Treue bis in den Tod gelobt ha<?e. Konnte der kurze Aufenthalt in der Stadt alle jene Eindrücke verwischt und eine Ver­änderung in dem Charakter Amalie: s her­vorgebracht haben, wie er ihm soeben nur zu deutlich vor Augen gestellt worden war? Die aufwallende Liebe rief ein eutschi denes: Unmöglich I"

Aber der bittere Stachel wich nicht. Unwillkürlich fiel der Blick des Burschen auf den Strauß, der unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen ein immer trostloseres Ansehen bekam. Gottlob fühlte sich von einem peinlichen Gedanken durchzuckt. Das Glück seiner Liebe kam ihm wie dieser Blumenstrauß vor. Auch er fühlte die schönsten Blüten seiner Seele versengt. Sein Selbstgefühl bäumte sich auf. Er wollte nicht unglücklich sein. Fast zornig warf er die Blumen von

sich.

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Ingenieur Scarnejo, der dem Mann­heimer Schneidermeister Dome und seinem kugel­sicher» Panzer Konkurrenz macht, beschreibt seine Erfindung also:Versuche lehrten mich, daß Baumwolle und Hanf sich am meisten zu solchen Panzern eignen, und daß der hydraulische Drück, unter welchen sie zusammengepreßt werden, dasjenige Mittel ist, durch welches ihre Widerstandsfähigkeit bedeutend erhöht wird. Für sich allein würden sie jedoch nicht genug wirksam sich erweisen. Es mußte noch ein Mittel gefunden werden, um die Kugel zw zertrümmern, und das habe ich in einer Auf­lage von Stahlschienen, etwa zwei Millimeter breit, gefunden, die auf die elastische Unter­lage gelegt werden. Die Stahlschienen werden auf ihre scharfe Kante neben einander ge­stellt, eine von der andern etwa 2 Millimeter entfernt und miteinander bloß durch Bind­faden verbunden. Das neue Geschoß, das mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 475 den Lauf verläßt, gerät in enorme Hitze, schlägt auf den kalten Stahlschi nen auf, und hier springt der Stahlmautel der Kugel ab, das heiße Blei, die Füllung der Kugel, rinnt her­aus, und das Geschoß bleibt unschädlich im Panzer stecken. Die Versuche mit großer Blei­kugel zeigten, daß der Panzer diesen gegen über nicht so wirkungsvoll war, denn das Blei drängt sich durch, wenn es auch matt geworden ist. Allein als die Stahlmantelge- schosie probiert wurden, zeigte sich der Panzer wirkungsvoller. Herr Mannlicher hätte mir eigentlich keinen größeren Dienst erweisen können als das kleine Kaliber anzuwenden. Je kleiner das Kaliber, desto sicherer springt der Stahl­mantel ab, und das Blei bleibt im Hanf stecken.

Eine 3 4 Millionen Erbschaft ist an Verwandte eines Mannes aus Schwalbach der nach England auswanderte und dort ein großes Vermögen erwarb, nach Frankfurt und Umgegend gefallen. Es sind etwa 40 Familien daran betheiligt.

Der Gewinner des großen Loses der Weseler Lotterie (90,000 Mk.), der Arbeiter Breilkopf in Bodrck hatte am Donnerstag nachmittag einen recht seltsamen Besuch. Drei fremde Herren suchten ihn in seiner Wohnung