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Nro. 3S.

Sarnstcrg,

t. April 1893.

29. iatirgang.

Zum Osterfeste.

M

Mun bricht die Osterzeit herein.

Die gnadenreiche, Herz, sei stille! O thu dich auf, daß dicb der Schein Der Ostersonne ganz erfülle!

Wie tief du auch die Bitterkeit Und Qual des Lebens Haft empfunden, Sei still, es kommt die Osterzeit,

Da wirst auch du, auch du gesunden!

Zum auferstand'nen Gottessohn Heb' deinen Blick empor, den frommen; O sieh, wie litt er Qual und Hohn, Daß Dir Erlösung sollte kommen!

Mit seinem Tod die Himmelsruh' Erwarb er allen hier auf Erden!

O hoffe, armes Herz, auch du!

Auch du sollst nicht vergessen werden!

Und draußen, sieh, das All durchzieht Der Lenzeshauch, der milde, süße. Hörst du der Lerche Jubellied?

Der Frühling schickt dir seine Grüße! Wirst du, o Herz, nicht froh und weit? Kann solche Freude dich nicht rühren? O Osterzeit, o Frühlingszeit,

Laß uns den Gottesodem spüren!

Wochen-Rundschau.

Wie verlautet, beabsichtigt das würt- tembergische Königspaar im Monat Mai auf die Dauer von vier Wochen in das Schloß zu Friedrichshafen zu übersiedelu. Die württemberzische Lüändeversammlung hat sich letzten Freitag der Vorwoche bis zum 5. April vertagt. Die Kammer der Abgeordneten hat zuvor noch den Wiener Gesandtschaftsposten nur noch auf ein Jahr bewilligt, so daß dieser Posten im Jahr 1895 eingezogen wird. Ministerpräsident Freih. v. Mittnacht bot vergebens seine ganze Be­redsamkeit auf, um den Gesandtschaftsposten im Hinblick auf die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen unseres Königshauses mit dem österreichischen Kaiserhause dauernd bewilligt zu erhalten. Doch mußte der Minister­präsident selbst zugebe», daß dieser Posten nicht gerade einer absolutem Notwendigkeit entspreche und man kann es der aus allen Parteien zusammengesetzten Kammermehrheit angesichts des Defizits in unserem Staats­haushalt nicht verargen, wenn sie alle nicht absolut notwendigen Ausgaben aus dem Budget streicht. Die Kammer erledigte vor ihrer Vertagung auch noch den Justizetat,

wobei mehrere Redner beklagten, daß unver­hältnismäßig viele Hilfsrichter und viele HilfsgerichtsschreiberzurVerweudungkommen. Bezüglich der Entschädigung unschuldig Ver­urteilter sagte der Justizminister eine baldige reichsgesetzliche Regelung zu. Diese Frage wird umsoweniger von der Tagesordnung verschwinden, als von Zeit zu Zeit immer wieder Fälle bekannt werden, in welchen Un­schuldige zu schweren Freiheitsstrafen ver­urteilt worden sind und diese ganz oder teil­weise abgebüßt haben, bis ihre Unschuld end­lich an den Tag kam. Die volkspartei­liche Presse scheint nun doch zur Erkenntnis gekommen zu sein, daß die Lage unserer Landwirte eine nichts weniger als günstige ist. Nun wird aber wieder als Grund des Nebels nur die Steuerlast bezeichnet, in erster Linie die Wirkung des Krankenkaffen- und Altersversorguttgsgesetzes. Es soll keineswegs bestritten werden, daß die Wirkung dieser Gesetze den meisten Landwirten unangenehm ist, obgleich durch eben diese Gesetze die bis­herige Armenlast für Gemeinden erheblich gemildert wird. Aber wenn man auch diese Ge­setze aufheben würde.'und die Steueren alle­samt abschaffen könnte, so ist den Bauer» noch immer nicht geholfen. Die Gemeinde­steuern würden doch bleiben und die Staats­steuern haben noch keinen fleißigen Menschen wessen Berufs er auch sei, um seine Existenz gebracht. Das Gundübel für unsere bäuer­liche Bevölkerung liegt in der bedeutenden Wertherabminderung ihrer Erzeugnisse und in der Unmöglichkeit, sich auf andere Weise etwas erklekiiches zu verdienen. Hier muß der Hebel zur Besserung angesetzt werden.

Das deutsche Kaiserpaar begibt sich wie bekannt in der zweiten Hälfte des Monats April nach Rom. Die Kaiserin studiert be­reits eifrig die Werke über die Altertums­schätze, welche sie zu sehen bekommt. Ans dem Besuche des deutschen Kaiserpaares beim Papste scheint es aber nichts werden zu wollen, weil der Papst geäußert haben soll, er werde die fürstlichen Besucher des italie­nischen Köuigspaares aus Anlaß von dessen silbernen Hochzeit nicht empfangen. Noch immer weiß man nicht, was aus der Mili­tärvorlage im Reichstag werden soll, wenn die Reichstagsabgeordneten aus den Oster­ferien nach Berlin zurückkehren. In der Presse sind zwar neuerdings Kompromißvor­schläge aufgetaucht und zwar in dem Sinne, daß die Herresverstärkuug nur allmählich in einer Reihe von Jahren vorgenommen werden soll. Ob aber irgend eine Partei einen

solchen Kompromißvorschlag einbriugen wird, ist ebenso zweifelhaft, wie die Frage, ob die Regierung einen solchen Vorschlag annimmt. Eine Auflösung des Reichstags wird deshalb immer wahrscheinlicher, obgleich sich kaum jemand einem Zweifel darüber hingibt, daß der neue Reichstag noch weniger als der bisherige die Miliiärvorlage annehmen wird. Der famose Ahlwardt beschäftigt die Presse noch immer in hohem Grade. Mit seinem angeblichen Beweismaterial, welches er nach Ostern dem Reichstag vorzulegen versprochen hat, scheint es recht windig bestellt zu sein. Wenigstens hat Ahlwardt es vorgezoge», in einer Versammlung der Berliner Antisemiten, welche letzten Sonntag abgehalten wurde, gar nicht zu erscheinen und noch weniger daselbst seine Beweisstücke auszukrame». Nachhaltiges Aufsehen macht die Erfindung eines Mannheimer Schneiders, welche in einem 6 Pfund schweren, den Soldaten vom Hals bis zu dem Oberschenkel bedeckenden Panzer besteht, der nach der Aussage her­vorragender militärischer Sachverständiger von keiner Gewehrkugel durchschlagen wird. Der Erfinder dieses Panzers, namens Dome, welcher übrigens seine Erfindung bereits an eine Berliner Gesellschaft verkauft haben soll, wurde zum deutschen Kaiser beschieden. Wenn sich seine Erfindung erprobt, so ist vielleicht damit auch die Militärvorlage unnötig ge­worden, weil dann die deutsche Armee in ihrer wirklichen Stärke groß genug wäre, um einen Krieg nach zwei Fronten wenig­stens solange aufnehmen zu können, als Ruß­land uud Frankreich diese Panzer noch nicht haben. Da aber ein solcher Panzer 20 Mk. kosten soll, so wird der Reichstag für die Ausrüstung der ganzen deutschen Armee und auch aller Armcepferde eine beträchtliche Summe bewilligen müssen. Dazu kommt, daß auch die Schiffe und die Festungen mit dem neuen Material gepanzert werden müßten.

Als Vertreter des Kaisers von Oester­reich wird Erzherzog Rainer, ein Oheim des Königs Humbert, zur silbernen Hochzeit des italienischen Köuigspaares nach Rom sich begeben. Wie verlautet, soll die päpstliche Kurie gegen diese Mission des Erzherzogs ebenso heftig als erfolglos protestiert haben.

An die Franzosen hat der Graf von von Paris ein Manifest gerichtet, des In­halts, daß angesichts der gegenwärtigen Lage alle Männer von ehrenhafter Gesinnung die höchste Kraftanstrengung entfalten müßten, um in Frankreich die Monarchie wieder her- zustellen, durch welche das Land allein eine

ABU" Weger der Osterfeiertage erscheint nächsten Dienstag kein Blatt