Amts- und Anzeige-Dlatt für Vitdbad und Umgebung.

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2Iro. ZS,

Dienstag, 28. WävZ 1893.

29. laksgang.

Württemberg.

Gestorben, 22. März zu Stutt­gart Karl Fischer, Redakteur und Eigentümer der illustr. Ztg. für Blechindustrie, 49 I. a.; 23. März zu Blaubeuren Gerichtsnotar Gust. Rohm, 64 I. a.; zu Ravensburg Wilh. Alex. Weiß, 82 I. a.

Stuttgart, 23. Minz. Die Kammer der Abgeordneten genehmigte den Posten für die Gesandtschaft in Wien nur für das erste Jahr der Etatsperiode und beschloß mit 45 gegen 37 Stimmen, die Negierung zu ersuchen, den Posten vom Jahre 1894 ab aufzuheben.

Cannstatt, 23. März. In vergange­ner Nacht, vermutlich vor Mitternacht, wurde in der Wohnung eines Friseurs ein Diebstahl mittels Erbruchs der Zimmerthüre und einer Kommodeschublade verübt und 50 Mk. m Gold, 624 Mk. in Silber und Nickel, sowie 2 goldene Uhren, daruter eine mit kgl Wid­mung und eine Nickeluhrkette mit Quaste, end­lich 2 goldene Kravattennadeln in Hufeisen­form gestohlen. Der Wert des Gestohlene» beträgt nach weiteren Ermittlungen über 1000 Mark. Auch dem Eigentümer des betreffen­den Hauses wurde gleichzeitig gestern ein Kasten erbrochen.

Calmbach, 24. März. Letzten Mittwoch wurden dahier zwei ledige Frauenspersonen wegen Verbrechen gegen Z 218, bezw. Bei­hilfe verhaftet und ins Gefängniß nach Neuen­bürg eingeliefert. Die eine Verhaftete ist vom Dobel gebürtig und war hier im Dienst. Die andere ist von hier gebürtig.

Altensteig, 22. März. Für unsere Schmalspurbahn, die erste im Lande Württem­berg, interessiert sich auch das Ausland. Gestern waren unter Führung des Herrn Bezirksbe- rriebsinspcktors von Calw und dem Herrn Direktor der Maschinenfabrik Eßlingen fünf französische höhere Regierungstechniker hier, um unsere Bahn, deren Anlage und Bau, sowie ihre Transportmittel in Augenschein zu nehmen. Vor allem interessierten sich die Herren für die vorhandenen drei Transpor­teurs, auf welche unter Aufwand von wenig Zeit und Kraft große Wagen der Normalspurbahn möglichst rasch gestellt und dann auf dem Schmalspurgeleise weiter besördet werden können. Hoffentlich werden die Franzosen nicht beab­sichtigen, vermittelst nachgemachter Transporteur

uns ihr Militär zuzusenden. Gestern abend passierte auf unserer Bahn wieder einmal ein Unfall der böse Folgen hätte haben können, aber noch glücklich ablief. Dem letzten Zug, der nach 9 Uhr von hier nachts nach Nagold abqeht, kam in der Nähe der Oelmühle auf dem Bahnkörper ein zweispännrges Fuhrwerk entgegen. Maschine und Wagen prallten zu­

sammen, die Pferde waren rasch vom Bahn­geleise abgebogen oder von der Maschine bei Seite gedrückt worden. Der Wagen wurde total zertrümmert. Menschenleben waren nicht ge­fährdet, auch die beiden Pferde wurden nicht verletzt.

In Feucrbach wurde gestern ein Mann im Alter von ca. 30 Jahren, blondem Haar und Schnurrbart erschossen aufgefunden. Derselbe ist gut gekleidet. Die Persönlichkeit ist noch nicht festgestellt.

Biberach, 23. März. Der bereits in Kürze gemeldete Brand des Klosters Heggbach brach morgens 9 Uhr auf dem Dachboden des Mittelbaues, wo Holz und Spähne aufbewahrt wurden, aus und verbreitete sich so rasch über die Klosterkirche aus, daß dem sturmläuten­den Meßner die brennenden Glockenseile in der Hand blieben. Zweidrittel der von 160 Insassen bewohnten Anstalt, sowie Kirche und Turm sind ausgebrannt. Die 4 Glocken sind geschmolzen. Das Feuer ist möglicherweise von einem Blödsinnigen verursacht worden. Ein entsetzliches Bild bot der am Kloster be­findliche Garten. Dort lagen die Kranken, deren Jammergeschrei untermischt mit dem Toben der Irren weithin schallte. Die Letzteren mußten, um sie davon zurückzuhalten daß sie sich indieFlam- men stürzten/san den Bäumen angebunden wer­den. Man glaubte, ein Schlachtfeld vor sich zu haben. Schon nach Ankunft des ersten Feuer­reiters begaben sich außer den Bezirksbeamten Stadtschultheiß Müller und Obcramtsarzt Dr. Palmer nach dem brennenden Orte. Heute mit den Frühzügen kamen die Oberin der barmherzigen Schwestern von Reute und Med.- Rat Dr. Burckhardt von Stuttgart hier an, um sofort nach Heggbach weiter zu reisen.

Rundschau.

Heidelberg, 23. März. Cornelius Herz, der in den Panamaschwindel verwickelte Betrüger, hat, wie mitgeteilt wird, im Win­tersemester 1864/65 an der hiesigen Univer­sität medizinische Studien betrieben. Ein Mannheimer Arzt ist im Besitze einer Photo­graphie des Herz aus damaliger Zeit. Daß H. schon damals zu Extravaganzen geneigt war, dürfte schon daraus hervorgehen, daß er sich gleichzeitig mit einem vollständigen mensch­lichen Skelett photographieren ließ.

Schopfheim, 23. März. Eine Ueber- raschung ganz eigener Art ward gestern nach­mittag den Bewohnern eines Hauses in der Altstadt, gegenüber der Jutzler'schen Färberei zu Teil. Gegen 1 Uhr stürzte nämlich die ganze Hintere Hauswand ein, wahrscheinlich in Folge einer Bodensenkung, so daß die Haus­bewohner jetzt die ungehindertste Aussicht auf

den Entengast haben, die Passanten dagegen ähnlich wie iniHinkenden Teufel" einen in­diskreten Blick in die Wohnräume mehrerer Familien auf einmal thun können. Glücklicher­weise ist bei dem Mauereinsturz kein weiteres Unglück passiert. Dem Hausbesitzer erwächst jedoch ein ziemlich bedeutender materieller Schaden, da unter Umständen das ganze Haus eingerissen werden muß.

Ettlingen, 24. März. Wie von hier einem Karlsruher Blatt geschrieben wird, ist das Projekt einer Albthalban wieder in den Vordergrund getreten. Die Bahn würde von der Hauptbahn bis Karlsruhe als Straßen­bahn gebaut werden. Nähere Mittheilungen über das Projekt bleiben abzuwarten. Für den Betrieb soll Elektrizität in Aussicht ge­nommen sein.

Bühlerthal, 24. März. Wie man vrrnimmt, sind Verhandlungen im Gange, die elektrische Beleuchtung in unserem Thale ein­zuführen, nachdem schon vor Jahren der Be­sitzer des Gasthauses zumgrünen Baum" mit gutem Beispiel vorangegangen.

Mosbach, 22. März. Die von der Staatsanwaltschaft dahier ausgesetzte Belohn­ung von 300 Mk. für Ermittelung der Thäter des an Gerson Herz bei Billigheim am 11. Oktober v. I. verübten Raubmords ist dem hiesigen Gendarmerie-Wachtmeister zuerkannt worden.

Von Schernbach, 21. März. Oeko- nom Hummel hatte das Glück, in unserer Gegend die 1. Schnepfe dieses Frühjahr zu erlegen.

Von ver Elsenz, 23. März. Die Kartoffelpreise beginnen zu wachsen, nament­lich weil in zahlreichen Kellern die Winter­kälte Schaven angerichtet hat, und weil die übrigen Futtermittel, namentlich Heu, eine seltene Höhe im Preis erreicht haben.

Mannheim, 22. März. Schneidermeister Dowe ist infolge seiner Erfindung plötzlich ein berühmter Mann geworden, denn aus verschie­denen Gegenden Deutschlands und des Aus­landes gehen ihm fortwährend Telegramme und Schriftstücke zu, in denen über alles Mögliche und Unmögliche um Auskunft gebeten wird. Auch Jllustrirte Journale des Auslandes ver« langten telegraphisch die Einsendung von Photographiecn des Erfinders.

Mannheim, 24. März. Die Erfind­ung des Schneidermeisters Dowe ist nunmehr finanzirt und zwar durch das schon erwähnte Berliner Konsortium in Verbindung mit der hiesigen Firma Alfred Heinemann und Cie. Die Bedingungen sind sehr geheim gehalten, doch verlautet so viel mit Sicherheit, daß Dowe einen sehr hübschen Barbetrag erhalten hat