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1000 Zentner von 5 ^ auf 4 ^ 50 ermäßigt. In der Debatte, welche durch v. Luz als Berichterstatter der Finanzkommission ein- geleitet wurde, wurden verschiedene weitergehende Wünsche, u. a. nach Steuerfreiheit der Weiß­bierbrauer, ferner nach einer weiteren Abstuf­ung der Malzsteuer für die Brauereien bis zu 800 Zentner Malzverbrauch (auf 4 ^) u. s. w. vorgebracht, doch wurde denselben keine weitere Folge gegeben.

Stuttgart, 22. März. Bei der gest­rigen Reichstags-Ersatzwahl im 17. württem- bergischen Reichstags-Wahlkreis Ravensburg- Saulgau sind bisher für Rembold (Centrum) 8612, für Sauter (Volkspartei) 3949, Fabri­kant Müller (nationalliberal) 750, Tau­scher (Sozialist) 513 Stimmen gezählt. Aus dem Bezirk Riedlingen fehlen noch die Resul­tate aus sämtlichen Landbezirken, aus dem Bezirk Saulgau fehlen noch 31 Landorte.

Stuttgart, 22. März. Das Gesamt- ergebniß der gestrigen Reichstagsersatzwahl im 17. württembergischen Wahlkreis ist bis auf sieben fehlende Orte folgendes: Rembold (Cen­trum) erhielt 11,713, Sauter (Volkspartei) 8409, Müller (nationalliberal) 805, Tauscher (Sozialist) 540 Stimmen.

Vaihingen a. E., 21. März. Heute mittag tötete sich ein Bauer durch zwei Revolver­schüsse, die er sich in die Herzgegend beibrachte. Eine Viertelstunde vor Ausführung der That wollte er seine Frau, welche sich mit ihren Kindern seit voriger Woche bei einer Schwester , aufhielt, in eine Wirthschaft rufen lassen; sie kam aber nicht, wahrscheinlich, weil sie ihm nicht traute. Er hmterläßt sieben Kinder, von denen noch keines der Schule entwachsen ist.

Calw, 18. März. In einer Reihe von Städten Deutschlands und so auch in Würt­temberg wurde im letzten Jahrzehnt für Kna­ben ein Unterrichts-Kursus in Handfertigkeit eingeführt. Die Knaben werden in allerlei Handarbeiten (Schnitzarbeiten, Papparbeiten u. dergl.) unterrichtet, es wird dadurch das Auge geübt und eine praktische Handfertigkeit erwor­ben, die jedem jungen Menschen, welchem Be­ruf er sich auch zuwendet, im späteren Leben von Nutzen sein wird. Die Einführung eines solchen Handfertigkeits-Unterrichts in hiesiger Stadt hat Hr. Fabrikant Zöppritz in An­regung gebracht und sich erboten, die Kosten der vollständigen erstmaligen Einrichtung einer solchen Schule aus eigenen Mitteln zu bestrei­ten. Die bürgerlichen Collegien sind dankbar für diese Anregung und Opferwilligkeit auf diesen Vorschlag eingegangen und haben be­schlossen, den Unterricht in Handfertigkeit dem­nächst hier einzuführen. Hr. Schullehrer B a ch- teler, der sich in Nagold die notwendigen Vorkenntnisse erworben hat, wird die Erteilung des Unterrichts übernehmen.

Alten steig, 20. März. Der neuer­wählte Schultheiß Walz wurde am Samstag feierlich in sein Amt eingesetzt durch Herrn Oberamtmann Vogt. Die Feier gestaltete sich zu einer Doppelfcier, indem die hiesige Ge­meinde bei dieser Amtseinsetzung Veranlassung nahm, ihrem seitherigen Schultheißen Gänsle, der altershalber abdankte, das Amt aber bis jetzt weiter führte, ihre Dankbarkeit für die 44jährige pflichttreue Amtsführung (des nun­mehr 79 Jahre alten Schultheißen) wieder­holt zum Ausdruck zu bringen. Schon 1872 hatte ihm die Gemeinde einen silbernen Pokal verehrt und diesmal einen schönen Teppich und ein silbernes Besteck.

Biberach, 22. März. Heute Vormittag entstand im Dachboden der Klostergebäude zu Heggbach, welche zum Aufenthalt für schwach-

l sinnige Kranke eingerichtet worden sind, Feuer, welches sich rasch weiter verbreitete. Das Kloster bildete mit der Kirche ein vollständig geschlossenes Piereck, von welchem die nördlich steh endeKirchenkst Turm vollständig ausbrannte. Zerstört sind ferner der ganze östliche Flügel, in dem das Feuer ausbrach, sowie der größere Teil des Südbaues. In diesem hat eine feuerfeste Treppe nebst anschließender Feusr- wanv die Weiterverbreitüng des Feuers glücklich v rhindert, so daß der Westflugel vom Feuer verschont blieb. Die sämtlichen Jnsaßen konnten gerettet werden. Das K. Medizinal­kollegium in Stuttgart hat sofort nach Einlauf eines Telegramms über den in der Privatirren- und Siechenanstalt ausgebrochenen Brand einen

Rundschau.

Karlsruhe, 22. März. Der Raub­mörder Weyell aus Appenheim, der im Juli v. I. bei Malsch den Holzhändler Schneider ermordete und beraubte, ist heute früh hinge­richtet worden. Auf dem Wege zur Richt­stätte zeigte der Delinquent ebenso wenig eine Spur einer weicheren, reuigen Gemütsregung. Das Abendmahl hatte er zurückgewiesen. Mit dem Ausdrucke stumpfer Verrohung hörte er die Worte des Staatsanwalts, das Auge zu Boden gerichtet, nur hin und wieder richtete er den Blick auf den Richter. Kein Wort der Reue kam über seine Lippen. Ohne ei» Wort zu sagen, betrat er das Blutgerüst, auf dem er sich ruhig festschnallen ließ. In we­nigen Sekunden war die Exekution vorüber. Die Hinrichtung vollzog der Scharfrichter Müller aus Ladenburg mittels Guillotine. Eine große Menschenmenge umstand das Ge- richlsgebäude. Der Exekution wohnten jedoch nur eine kleine Zahl, Richter, Aerzte und die Vertreter der Presse rc. an.

Heidelberg, 21. Mürz. Dr. W. Blum hier stiftete für die Errichtung eines Freibades im Neckar 30 000 Mark.

Mannheim, 21. März. Spurlos ist verschwunden mit ihren drei Kindern im Alter von 3, 5 und 6 Jahren die Frau eines hie­sigen Versicherungsagenten, nachdem ihr Gatte seine Familie vor einigen Tagen treulos ver­lassen hatte. Der Ehemann lebte auf großem Fuße und spielte den Lebemann, während seine arme Familie in Not und Elend sich befand. In den letzten zwei Jahren verlobte sich derselbe, trotzdem er verheiratet war, nicht weniger als viermal, bis er schließlich vor einigen Tagen mit einer Kellnerin auf und davon ging. Man vermutet, daß die ver­lassene unglückliche Frau, welche die Tochter eines angesehenen Beamten in Trier ist und einst bessere Tage gesehen hat, den Tod ge­sucht hat.

Berlin, 20. März. ' Von den Matri- kularbeiträgen entfallen nach den Neichstags- beschlüsscn zweiter Lesung auf Württemberg 15 481 500 Mk. also 579 000 Mark mehr.

Fürst Bismarck wird neuerdings wieder von heftigen neuralgischen Schmerzen

geplagt. Seinen nächsten Geburtstag am I. April wird er ganz still begehen müssen.

Blankenburg, 17. März. Eine Dy­namitexplosion, die in der Elsengrube Volk­marskeller bei Hüttenrode stattfand, wurde durch den Vorarbeiter Nehme absichtlich ver­anlaßt. 8 Arbeiter, darunter Nehme selber, wurden getötet, 6 davon in Stücke gerissen.

Bohnsack, (Westprcußen) 22. März. Die Danziger Bucht wird, wie die Danz. Ztg. meldet, in diesem Jahre von einer unglaub­lichen Menge von Seehunden belagert. Allein am 14. d. M. haben die Fischer nur aus Oestlich Neufähr 200 Seehunde in den Stör­netzen erbeutet und sich behufs Erlangung der je 5 Mk. betragenden Prämie Fangbescheini-

der

Referenten, Medizinalrat vr. Burkart, an Ort gungen vom Vertrauensmanne ausstellen lassen, und Stelle abgesandt.

Friolzheim, 18. März. Dieser Tage ist ein hiesiger Metzger und Schweinehändler auf und davon mit Hinterlassung seiner Frau und 3 Kindern und beträchtlicher Zahlungs- verbindlichkeiten. Vor seiner Abdampfung ließ er sich von einem PforzheimerMetzger für 6 fette Schweine das Geld dafür auszahlen. Die Ver­käufer der Schweine haben mit Zahlung ihres Verkaufspreises auf die Wiederkunft des Be­treffenden zu warten.

Der kleinste der Hunde wog 180 Pfd. größte 370. Leider ist nur ein Stör von allen Fischern gefangen, die der Meinung sind, daß die Hunde den Störzug verhindern.

M e tz, 22. März. Am heutigen Geburts­tag weiland Kaisers Wilhelm I. wurden von hiesigen Regimentern und Vereinen prachtvolle Kränze an den Stufen des Kaiser Wilhelm- Denkmals niedergelegt.

Wien, 21. März. Bauern aus Galizien, welche nach Rußland auswandern wollten, wurden be! dem Uebergang über die Weichsel an der russischen Grenze aufgehalien und nach blutigem Kampfe zurückgeschlagen; mehrere Bauern sielen in die Weichsel und ertranken.

Paris, 21. März. Ein imFigaro" veröffentlichter Brief schildert die Lage in Dahomey als eine sehr gefährdete; die Sterb­lichkeit unter den Trupp.n sei überaus groß.

Paris, 22. März. DasJournal des Debais" schreibt mit Bezug auf den Wahr­spruch der Geschworenen im Panama-Bestech­ungsprozeß: ElN Problem bleibt offen nämlich, warum im Juli 1888 mehrere sehr einflußreiche politische Persönlichkeiten sich ver­wendeten, um den von Cornelius Herz an­gedrohten Prozeß gegen Reinach zu verhindern. DerFigaro" erwartet crnste Zwischen­fälle in der Kammer in Folge des Urteils; das Ende des Prozesses könne auch das Ende des Kabinets herbeiführen.

Beim Fabrikanten Charpentier wurde eine Haussuchung g halten und 2 Dossiers ge­funden, die Geschäfte Neinachs betreffen. Die Panama-Kommission vernahm Martin, einen Mitarbeiter derLibre Parole", der behaup­tet, Lesseps habe ihm 25 000 Fr. für Bestech­ung von Abgeordneten gegeben, und er habe um die Machenschaften Rsinachs und Barbes gewußt. Betreffs desX" in der Bestech­ungsliste erklärte er, die Kommission werde den Namen in P Tagen kennen; Viele seien ungerecht verdächtigt. Die Kommission beschloß mit 15 gegen 14 Stimmen, von der Kam­mer sich ausgedehntere Vollmachten geben zn lassen.

Rom, 20. März. In Neapel hat die Polizei eine vornehme Spielhölle aufgehoben und dabei 15 Mitglieder der hohen Aristokratie erwischt.

Madrid, 20. März In San Sebastian brach in der vergangenen Nacht in einem Spirituslagcr eine Feuecsbrunst aus, bei welcher 10 Personen umkamen. Drei Häuser wurden in Asche gelegt.

Kopenhagen, 20. März. Das im Jahre 1586 erbaute Schloß Vallö bei Kjöge aus Seeland, in welchem sich ein adeliges Fräuleinstift befindet, ist heute Morgen voll­ständig niedergebrannt. Die Rettung mehrerer Kloslerdamen gelang noch im letzten Augen­blick. Die kostbare Bibliothek, die Gemälde usid das Mobiliar sind verbrannt, die Krön-