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Nro. 3S.

ScrmsLcrg,

25. März 1893.

29. lakiMng.

Wochen-Rundschau.

Aus München kommend, wo er dem bayrischen Prinzregenten einen Besuch ab­gestattet hat, traf letzten Donnerstag Abend der jugendliche Großherzog von Hessen in Stuttgart ein, um auch dem württember- gischen Königspaar eine» Antrittsbesuch ab­zustarten. Nächsten Sonntag findet in Stutt­gart die Konfirmation der Zwtllingstöchternder Herzogin Wera statt. Zu dieser Feier ist der Großfürst Konstantin, Bruder der Herzogin, in Stuttgart bereits eingetroffen und die Mutter der Herzogin wird gleichfalls erwartet. Die Konfirmation der einzigen Tochter un­seres Königs, der Punzessin Pauline, soll gleichfalls in dieicm Frühjahr und zwar in Ludwigsburg stattfinden. In der K a m in e r der Standesherren legte Fürst Hohen­lohe-Langenburg kräftige Verwahrung gegen die gehässigen und sachlich nicht einmal be­wiesenen Angriffe ein, welche der Landge­richtsrat a. D. und nunmehrige Privatdozent i» Tübingen, Louis Gaupp, gegen die Kammer der Standesherren gerichtet hatte. Fürst Hohenlohe Langenburg führte aus, daß dem Vormals reichsunmittelbaren Adel nur des­wegen Sitz und Stimme in der erste» Kammer gegeben worden seien, weil dieser Adel seine Souveränität an Württemberg verlor. Auch in zahlreichen andern Staaten Deutschlands wie des Auslands sei dem hohe» Adel das Recht verliehen worden, in der ersten Kammer bezw. im Senat an der Gesetzgebung teilzunehmen. Die württem- bergische Kammer der Staiidesheeren sei noch niemals einem wirkliche» Fortschritt hindernd in den Weg getreten. Man darf begierig sein, wie Herr Gaupp auf diese Zu­rückweisung antworte» wird. Bekanntlich hat derselbe Herr Gaupp im Jahre 1876 den Ministerpräsidenten Dr. von Mittnacht nicht in einem öffentlichen Vortrag aber in mehreren Blättern heftig angegriffen. Da­mals zog er aber bedeutend den kürzeren. Und es kann sich wohl ereignen, daß es ihm ber seinen neuesten Angriffen nicht besser ergeht. Uebrigens hat Herr Gaupp schon wieder ein neues Augriffsfeld gefunden, in­dem er in einer neulich in Stuttgart gehal­tenen Rede die Restverwaltung in Würt­temberg und die Verwendung der diesem Fond zufiießenden Gelder als eine Ungeheuer­lichkeit bezeichnete. Gaupp behauptete, ganz irrtümlicher oder richtig fälschlicher Weise, der Staatsminister des Innern könne nach freiem Belieben über die angesammelten Rest­mittel verfügen, weshalb ein förmliches Wett­rennen unter den einzelnen Abgeordneten

stattfinde, damit doch jeder derselben für seinen eigene» Bezirk möglichst viel Heraus­schlage. Die Antwort auf diesen Angriff gegen die Regierung und die Abgeordneten wird umsoweniger ausbleiben, als durch Aeuße- rungen Gaupps leicht der Verdacht entstehen könnte, wie wenn der Minister des Innern, sei es der jetzige oder irgend ein früherer, mit angesammelten Steuergeldern eine Art Günstlingswirtschaft getrieben hätte. Davon ist aber von vornherein keine Rede, weit der Kammer der Abgeordneten bezw. deren Fi­nanzkommission über jeden Pfennig verwen­deter Staatsgelder genaue Rechenschaft ab­gelegt wird. Die Kammer der Abge­ordneten hat bisher den Etat der Kgl. Z>vill,ste der Gratialien, Pensionen, den Kul­tusetat erledigt und die Gesetzentwürfe be- treffenddie Steuerbefreiungneubestockter Wein­berge, sowie betreffend den Gemeindezuschlag zu den Liegenschaftsaccisen gutgeheißen.

Der deutsche Reichstag bot letzten Dienstag und Mittwoch ein Bild, das mit den Panamalärmszenen in der französischen Deputirtenkammer eine ganz verzweifelteAehn- lichkeit hat. Der Antisemit Ählwardt war Urheber dieses Skandals; er behauptete 2 Zentner Akten zu besitzen, durch welche zahl­reiche Reichstags- und Landtagsabgeordnete Regierungsmitglieder rc. aufs äußerste blos- gestellt würden. Letzten Mittwoch legte er einige wenige dieser angeblichen Aktenstücke auf den Tisch des Reichstags, welche der Scniorenkonfent sofort prüfte, aber durchaus nichts gravierendes finden konnte. Ueber die Militärvorlage werden die Würfel erst nach den Osterferien des Reichstags fallen. Mehr und mehr befestigt sich die Ansicht, daß die Vorlage auch in zweiter und dritter Lesung abgelehnt und dann der Reichstag aufgelöst werde. Der preußische Landtag hat seine Osterferien bereits ange­treten. Der Reichstag wird nächster Tage diesem Beispiel folgen.

Aus Oesterreich kommt die Meldung, daß außer dem deutschen Kaiser auch der russische Thronfolger den kommenden Herbst­manövern bei Oldenburg beiwohnen werde. Wenn diese Nachricht sich bestätigt, so wäre sie als ein Zeichen dafür zu begrüßen, daß wenigstens nicht in allernächster Zeit ein Krieg ausbrechsn wird.

Das Pariser Schwurgericht hat nun sein Urteil in dem Panamabestechungsprozeß gesprochen, der vormalige Handelsminister Baihaut erhielt 5 Jahre Gefängnis und eine enorme Geldstrafe, Blondin 2 Jahre Gefängnis und Lesseps Sohn 1 Jahr Ge­fängnis. Alle übrigen Angeklagten wurden

freigesprochen. Nun erklären Andrieux und der Depntirte Delahaye, daß mit diesem Urtetlsspruch der Panamaskandal nicht auS der Welt geschafft werde. Auch viele Blätter kündigen neue skandalöse Enthüllungen an, man glaubtdeshalb,daßdasMinisteriumRibot dem­nächst zusammenbrechen werde, um einem Mini­sterium Constans Platz zu machen. Frankreich soll also noch nicht so rasch zur Ruhe kommen.

In Spanien ist eine teilweise Mini­sterkrisis ausgebrochen, indem der dortige Marineminister zurücktrat. Auch der Mi­nister des Aeußeren wollte demissionieren, hat sich aber wieder zum Bleiben bewegen lassen. Die republikanischen Kundgebungen dauern in Spanien immer noch fort.

DieitaIienische Regierung ist in schwe­rer Sorge, wegen der in Rom letzter Zeit vorgekommenen mehrfachen Bombenexplosio­nen. Das Festprogramm während des Besuches des deutschen Kaiserpaares in Ita­lien, welcher vom 20. April bis zum 1. Mai dauern wird, ist bereits ausgegeben. Man hat an diesem Besuch zum Voraus einige thörichte Vermutungen geknüpft, z. B. die, es solle der Dreibundvertrag revidiert werden. Diesen Meldungen ist aber sowohl von Rom als von Berlin aus energisch wider- sprocken worden.

Aus Petersburg wird berichtet, daß die russische Regierung nach der bekannten schon vorige Woche an dieser Stelle er­wähnten Zirkularnote keinen weitere diplo­matischen Schritt bezüglich Bulgariens un­ternehmen wolle. Der russischen Regierung liegt, wie es scheint, das Zustandekommen eines Handelsvertrags mit Deutschland zu­nächst am meisten am Herzen. Der russische Finanzminister will den deutschen Forder­ungen soweit als irgend möglich entgegen- kommen. Bekanntlich wäre es den deut­schen Landwirten groß und klein am aller­liebsten, wenn dieser Handelsvertrag von vornherein scheitern würde. Darüber hat auch die am letzten Sonntag in Stuttgart abgehaltene Versammlung württembergischer Landwirte nicht den mindesten Zweifel ge­lassen.

Württemberg.

Stuttgart, 18. März. In der gest­rigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde das Gesetz, betreffend die Abstufung der Malzsteuer, durchberaten und schließlich mit 77 (allen abgegebenen) Stimmen ange­nommen. Durch dasselbe wird für die Braue­reien, welche einen Malzverbrauch bis zu 2000 Zentner haben, der Steuersatz für die ersten