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Uro. 31.

Donnerstag, 16. WärZ 1893.

29. lakkMiig.

Württemberg

Stuttgart, 11. März. Vor einigen Tagen wurden vier Buben im Alter von 13 bis 15 Jahren wegen schweren Diebstahls hier festgenommen und dem Gericht übergeben. Dieselben haben an einem Hause der Kasernen­straße einen Automaten erbrochen und seines Inhalts beraubt. Dieselben Buben sind im letzten Wint r wegen mehrerer Einbruchsdieb­stähle, welche sie in Gemeinschaft mit andern verübt haben, hier eingeliefert worden.

Hessighei m, O.-Besigheim, 12. März. Bei der hiesigen Schultheißemvahl wurde an Stelle des inhastirten Schultheißen Lipp mit Stimmenmehrh it (120 St.) der Verwaltungs- Kandidat und Oekonom Käser von Ottmars­heim gewählt.

Mundelsheim, 12. März. Gegen­wärtig ist Kunstmaler Wennagel aus Stuttgart damit beschäftigt, die in unserer auf dem Friedhof stehenden St. Kilianskapelle aufge­deckten, sehr wertvollen Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert aufzufrischen. Diese Kapelle ehemals die Mutterkirche unserer Ge­meinde, ist in gotischem Stil mit spizbogigen Eingängen und Fenstern gehalten; gegen­wärtig wird das herausgebrochene Maßwerk in Pleidelsheim neu im ursprünglichen Stile angefertigt. In der dem h. Moriz geweihten Pfarrkirche zu Pleidelsheim ursprünglich in gotischem Stile gebaut, wurden ebenfalls Wand­gemälde, gemalte Architekturen und Fenster­verzierungen gefunden; diese gehören nach dem Fachurteil des gen. Kunstmalers Wennagel in das 16. Jahrhundert.

Oeschingen, 13. März. Unter fast allge­meiner Beteiligung der hiesigen Einwohner­schaft und vieler Bewohner der Umgegend wurde gestern die älteste Frau unserer Ge­meinde, die 86jährige Ehefrau des res. Stif- tungspflegers K. Rudolf, beerdigt. Eine hohe Freude wurde im vorigen Jahre der Hochbe­tagten dadurch zu Teil, daß zum Tage ihrer eisernen Hochzeit II. MM. unser König und die Königin herzliche Glück- und Segenswünsche sandten und zum Andenken an diesen seltenen Tag ihre Bildnisse in reichverzierter Gold­rahmung überschicken ließen.

Gmünd, 23. März. Von der Direktion derAllgemeinen Radfahrer-Union" (Sitz in Fürth) erhielt den Meisterschaftstitel nebst Meisterschaftsmedaille im Tourenbewerb für 1892: W. Kallmayer in Gmünd für 18125,5 Kilom. auf dem Nicderrad.

Biberach, 10. März. Wie sich vor einiger Zeit in der Seegegend eineAktienge­sellschaft der Elektrizitätswerke an der Argen" gebildet hat, um das bedeutende Gefäll dieses

Flusses auszunützen und zur Versorgung der Städte Ravensburg, Lindau, Wangen, Tettnang Friedrichshafen u. s. w. mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft zu verwenden, so geht man auch hier gegenwärtig mit dem Gedanken um, eine Anlage zu schaffen, um für die Stadt Biberach diese Errungenschaft der Neuzeit nutz­bringend zu machen. In den letzten Tagen haben Besprechungen in den am meisten be­teiligten Kreisen stattgefunden, und es hat den Anschein, daß der Plan früher oder später zur Ausführung gebracht werden könnte. Die Wasserkräfte in der Nähe unserer Stadt sind allerdings zu unbedeutend für die Herstellung einer größeren Anlage. Aber in einer Ent­fernung von etwa 18 Kilom. von Biberach be­findet sich an der Donau eine Wasserkraft, welche nach Ansicht eines Sachverständigen, der an dem zustandekommen der ersten elek­trischen Krastübertragungsanlage des Ober­landes einen regen Anteil nahm, für die Be­dürfnisse unserer Stadt sich vortrefflich eignen würde. Nach den Untersuchungen, welche der genannte Sachverständige angestellt hat, soll diese Wasserkraft mit verhältnismäßig geringen Kosten ausgebaut werden können und an­nähernd 400 Pferdekräfte liefern, diebeinahe vollständig zur Versorgung unserer Stadt mit Licht und Kraft hieher übertragen werden könnte. Der Ankauf der Wasserkraft und des nötigen Grund und Bodens für die Bauten, die Herstellung der Kanäle, Gebäulichkeiten, Turbinen, Dynamomaschinen und Leitungen nach den in Betracht kommenden Ortschaften, die Anlage der Transformatoren, der Ver­teilungsnetze u. s. w. würden nach einer vor­läufigen Berechnung ein Kapital von 400 000 Mk. erfordern. Es ließen sich somit sowohl Licht als motorische Kraft noch zu einem be­deutend billigeren Preis abgeben, als sie die Gewerbetreibenden jetzt zu stehen kommen, so daß das Unternehmen, abgesehen von der Bequemlichkeit, auch nach der finanziellen Seite hin nicht aussichtslos ist. Die Frage ist nur, ob auch das in unserer Stadt ziemlich stark vertretene Kleingewerbe sich für dieses neue Unternehmen erwärmen kann; ist dies der Fall, so würde der Durchführung desselben wohl wenig im Weg stehen, da das nötige Kapital sich sicherlich leicht finden wird.

Rundschau.

Karlsruhe, 13. März. In der gest­rigen Landesversammlung der badischen Natio­nalliberalen wurde das Programm für die näch­sten Landtagswahlen aufgestellt. Dasselbe be­tont den liberalen Charakter der Partei und ihre Unabhängigkeit von der Regierung. Es

verlangt Einführung des direkten Landtags­wahlrechts, Aenderung des GemeindeGesetzes, Aufrechterhaltung der gemischten Schule, Gleich­berechtigung aller Bekenntnisse, Erhöhung der Gehaltsbezüge der unteren Beamten, Besserung der Lage der Gemeindebeamten, Aenderung des Steuergesetzes, Ausbau des Eisenbahnnetzes durch Lokalbahnen, Unterstützung der Land- wirthschaft und des Gewerbes, Bekämpfung des Wuchers, Einschränkung des Hausirhandels und Fortbildung der sozialen Gesetzgebung.

Konstanz, 12. März. Der in der letzten Schwurgerichtssession hier zum Tode verurteilte Mörder Barth. Ratz er wurde ge­stern zum zweitenmal in die Irrenanstalt Jlle- nau verbracht, da eS nöthig erscheint, seinen Geisteszustand abermals zu beobachten.

München, 13. März. Ein Raubmord ist in Riem bei München begangen worden, eine Bauersfrau und drei Kinder wurden er­mordet, das Haus in Brand gesteckt.

Frankfurt a. M., 12. März. Das Frankfurter Journal", das in den letzten Jahren bedeutende Zuschüsse brauchte, soll mit dem 1. April sein Erscheinen einstellen.

Berlin, 11. März. DerReichsan­zeiger" macht darauf aufmerksam, daß mit dem 1. April in allen Bundesstaaten die gleichzei­tige und gleichmäßige Annahme der neuen Zeitbestimmung erfolgen wird. Der Reichs­kanzler habe die Bundesregierungen angewiesen, dahin zu wirken, daß alle öffentlichen Uhren am 1. April morgens die neue Zeit zeigen.

Vom 1. April d. I. tritt eine Ver­änderung hinsichtlich der Besteueruug des Wanderlagerbetriebes in Preußen dahin ein, daß die bisherige Einrichtung von vier Ge­werbesteuer-Abteilungen aufgehoben wird und an Stelle derselben eine Einteilung nach der Einwohnerzahl der betreffenden Orte Platz greift. Der ersten Klaffe gehören Städte mit mehr als 50 000 Einwohner an, der zweiten Städte mit mehr als 10 000 bis 50 000, der dritten, Städte mit mehr als 2000 bis 10 000 und der vierten alle übrigen Orte an. Die Einwohnerzahl bestimmt sich nach dem Ergebnisse der letzten Volkszählung. Die Steuer beträgt für jede Woche der Dauer eines Wanderlagerbetriebes oder für jeden Tag einer Wanderauktion in der ersten Klasse 50 Mk., in der zweiten und dritten 40 Mk., und in der vierten 30 Mk. Daß durch diese Sätze namentlich in den ganz kleinen Ort­schaften die Wanderlager und Wanderauktionen nahezu unmöglich gemacht sein werden, ist unzweifelhaft und wird im allgemeinen eine sehr willkommene Folge deS neuen preußischen Gewerbesteuergesetzes sein.