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Urs. 27.
Aienstcrg,
7. März 1893.
29. lalisgang.
Württemberg.
Gestorben: 2. März zu Biberist bei Solothurn Oskar Miller (Würtvmb.). Direktor der dortigen Papierfabrik, 66 I. alt.
Stuttgart, 2. März. Der König hat dem Dienstknecht Andreas Pfau von Dornhan, O.A. Sulz, ans dem allgem. Gratialienfonds eine Entschädigung von 1500 Mk. bewilligt. Pfau war wegen Diebstahls vom Landgericht Rottweil zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurteilt worden, die er auch verbüßte. Am 83. Dezkr. 1892 wurde er in Rottweil im Wiederaufnahmeverfahren als unschuldig freigesprochen.
Stuttgart, 2. März. Dem Vernehmen nach soll der Landtag auf Dienstag den 14. März emberufen werden.
Stuttgarts. März. Ueber die Georg R a pp'sche Niederlassung Economy bei Pitts- bura, wofür sich in Württemberg so viele Leute, Verwandte ehemaliger Ansiedler, interessiren, treffen nun von Pittsburg und Philadelphia englische und deutsch-amerikanische Blätter vom AO. v. M. ein, welche seitenlange Ausführungen darüber enthalten und das Reuter-Telegramm vom gleichen Tage ergänzen. Hienach wird über das Fortbestehen der ehemals Rapp'schen schwäbischen Scparatisten-Gemeinschaft in Bälde die Entscheidung fallen. Nicht weniger als 3 Prozesse sind gegen die jetzigen Insassen (etwa 50) anhängig gemacht. Eine Partei hat sich an den Generalstaatsanwalt des Staates Pennsylvanien gewandt, mit d>m Ersuchen, auf das Besitztum als herrenloses Gut namens des Staates Beschlag zu legen, weil das Gesetz des Staates Pennsylvanien den Besitz der toten Hand, ebenso auf ewige Zeit verbietet, Grundbesitz mit über 5000 Dollars jährlichen Reinertrags zu besitzen. Eine zweite Partei bildete sich aus unzufriedenen Mitgliedern der Gesellschaft selbst, welche deren Auflösung und Teilung durch Richterspruch verlangen und die gegenwärtigen Vorstände Duß und Sieber des Betrugs und der Veruntreuung von Gesellschaftsgeldern beschuldigen. Als dritte und hauptsächliche Prozeß - Partei steht diejenige der Rapp'schen Verwandten, teils in Württemberg, teils in den Vereinigten Staaten wohnhaft, vor Gericht und zwar ist auf die allernächste Zeit Bewcis- verhandlung in Beaver bei Pittsburg bestimmt. Diese Partei tritt Beweis dafür an, daß ihr Verwandter 8. Grads, Georg Rapp, Eigentümer des gesamten Besitztums war und blieb, daß dasselbe teilweise noch auf seinen Namen in den Grundbüchern läuft, daß nach seinem Tode die nur zur Nutznießung berechtigten überlebenden Gemeinschaftsgenossen auf dolose Weise das Eigentumsrecht sich anmaßten, daß
die jetzigen, von solchen Nutznießern als besitz- uud erbberechtigt eingesetzten neuen Mitglieder kein derartiges Recht haben, ebensowenig das Recht auf Auflösung und Teilung, endlich aber, daß der Generalstaatsanwalt des Staats Pennsylvanien nach dem Gesetze dieses Staates nur da, „wo keine Erben bekannt sind", nach Ablauf einer bestimmten Frist ein Besitztum für den Staat beschlagnahmen kann, jedoch vorbehältlich aller Rechte von Erben, in diesem Falle aber eine solche Voraussetzung nicht zutrifft, weil die Verwandten Rapp's schon seit Jahren ihre Namen beim Gericht zu Beaver registrieren ließen, mithin gerichtsbekannt sind.
Göppingen, 2. März. In der Nähe der Sauerbrunnenbrücke geriet heute abend das 6jährige Töchterchen der Witwe Schmid, Inhaberin der Filzhutfabrik, unter den von Stuttgart kommenden Schnellzug und wurde überfahren so daß es nach kurzer Zeit verschied. Die Familie, welche erst im vor. Jahr ihr im besten Mannesaller stehendes Haupt verloren hat, wird allgemein bedauert.
Neuenbürg, 2. März. Der heutige Jahrmarkt war von Läufern nicht besonders frequentiert. Die Verkaufslustigen waren zum größten Teil nicht erbaut über die Einnahme. Ein 14 Jahre alter Bursche von Conweiler wurde ertappt, als er an einem Schuhwarenstand ein Paar Halbstiefel entwendete. Er wurde von der Landjägermannschaft zur Anzeige gebracht.
Sulz a. N., 3. März. Ein trauriges Geschick hat den hiesigen O.A Tierarzt Mozer hier, einen 75jährigen, energischen, tüchtigen und berufstreuen Mann, erreicht. Letzten Donnerstag besuchte er den Nosenfelder Jahrmarkt, von wo aus er seiner Frau hierher telegraphierte, daß er sich krank fühle. Dieselbe besuchte ihn sofort und wollte ihn gestern abend im Gefährt hieher bringen. Unterwegs aber, etwa 3 Kilom. von hier entfernt, bekam er einen Schlaganfall, in Folge dessen alsbald der Tod eiutrat, so daß sie ihn nur noch als Leiche hieher bringen konnte. Die Witwe und 7 Kinder trauern um den treubesorgten liebevollen Gatten und Vater und die Bezirks- angehörigen um einen tüchtigen Berater.
Ulm, 2. März. Von dem Mörder des Fräulein Reuß hat man noch keine Spur. Der Mann, welcher Sonntag vormittag auf der Fahrt nach Stuttgart mit Blutspuren an Hemd und Rock gesehen wurde, ist in Cannstatt angehalten worden, konnte sich aber genügend ausweisen.
Rundschau.
Mann heim, 3. Mürz. Hier steht der Ausbruch eines Streiks der Bierbrauerei-Ge
hilfen bevor. Dieselben haben den hiesigen Bierbrauereien folgende Forderungen untcrbre- tet: 1) 24 Minvestlohn für gelernte Brauen; 2) anständige Behandlung von Seiten der Vorgesetzten; 3) lOstündige Arbeitszeit; 4) Bezahlung der Ueberstunden; 5) Beschränkung der Sonntagsarbeit auf 2 Stunden; 6) freies Koalitionsrecht. Ueber diejenigen Brauereien, welche diese Forderungen der Brauereigehilfen nicht annehmen, soll seitens der Sozial-Demo- kraten der Boykott verhängt werden. Die hiesigen Sozial-Demokraten scheinen somit aus dem Schicksal, welches in anderen Städten der jvon ihnen über Bierbrauereien und Wirtschaften verhängte Boykott hatte, keine Lehre gezogen zu haben.
Darmstadt, 1. März. Ein kaum 20 Jahre alter Bursche ist hier hingerichtet worden, weil er an der Ermordung und Beraubung eines von Frankfurt nach seinem heimatlichen Dorfe zurückkehrenden Bauern Theil genommen hatte.
Leipzig, 2. März. Das Schwurgericht verurteilte heute den Handlungsgehilfen v. Wys- sel-Dresden, der im Oktober einen Geldbriefträger viermal in verschiedene Wohnungen zu locken, zu ermorden und zu berauben suchte, wegen Urkundenfälschung, Raubversuchs und Mordversuchs zu 12 Jahren 3 Monaten Zuchthaus ugd 10 Jahren Ehrverlust.
Cassel, 1. März. In einer hiesigen Gastwirthschaft hat sich ein aus Erfurt zugereistes Liebespaar erschossen.
Berlin, 2. März. Der Centrumsantrag, betreffend die Aufhebung des Jesuitengesetzes gelangte der „Germania" zufolge am 15. März zur Verhandlung. — Die Komis- sion für das bürgerliche Gesetzbuch hat noch über 2000 Paragraphen zu erledigen, welche die schwierigsten Aufgaben umfassen. Es wird hiesür ein Zeitraum von mindestens 3 Jahren offiziell veranschlagt. — Ueber Emin Pascha schreibt der Komvagnieführer Hermann, daß die Waganda behaupten, Emin sei erschlagen^ worden.
Aus Luxemburg, 2. März, wird gemeldet: Der Erbgroßherzog Wilhelm hat sich mit der Herzogin Anna von Braganza verlobt. (Erbgroßherzog Wilhelm ist geboren 22. April 1852; Prinzessin Maria Anna von Braganza, geboren 1861, rst die Tochter des 1866 verstorbenen Herzogs Miquel von Braganza der von 1828 bis 1834 König von Portugal war.)
Landsberg a. d. W., 1. März. Der Frachtkutscher Dräger, der auf 1000 Schadenersatz für Pferde verklagt war, hat sein l^/chähriges Söhnchen durch Schwefelsäure getötet und sich selbst in der Warthe ertränkt.