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Amts- und Ayeige-Dtatt für Vildbad und Vmgebuug.

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24ro. 22.

Württemberg.

Stuttgart, 27. Febr. Die Nachrichten «on der beabsichtigte» Bildung eines großen Rheinischen Kohlensyndikats haben die württem- bergische Regierung veranlaßt, ihren Kohlen­bedarf für 1893/94 mit ca. 120000 Tonnen schon jetzt zu decke». Die Offerten sind bis zum 28. Febr. einzureichen. Diese Maßregel -er Regierung gründet sich offenbar auf die Besorgnis, das neugebildete Syndikat werde -ie Kohlenpreise nach oben regulieren.

Am Montag früh ist zwischen Groß­sachsenheim und Bietigheim der Orientexpreß­zug ParisWien aus bis jetzt nicht bekannter Ursache vollständig entgleist. Von den im Zug befindlichen Reisenden ist niemand, vom Zugpersonal nur der Lokomotivführer, und zwar unbedeutend, verletzt. Die Reisenden wurden mit einem Hilfszug mit 1^/rstündiger Verspätung weiterbefördert. Beide Geleise sind gesperrt. An der Entgleisungsstelle wird um­gestiegen.

Eßlingen, 27. Febr. In verflossener Nacht ist in der Mauz'schen Apotheke eingc- brochen worden. Die Ladenkasse wurde er­brochen und aus derselben etwa 70 Mk. ent­wendet.

Bietigheim, 22. Febr. Schon seit Jahren bemühen sich die in Württemberg lebenden Anverwandten des i. I. 1803 mit 600 Anhängern nach Amerika ausgewanderten Rapp aus Iptingen, der 1847 als 90jähriger Greis starb, das auf Millionen veranschlagte Erbe desselben zu erlangen. Ihre Hoffnung setzen sie vor allem auf den am 25. Dez. vorigen Jahres erfolgten Tod des Vaters Jakob Henrici, bisherigen Oberhauptes .der Rappisten. An eine Auflösung der Gemeinde ist jedoch dem lutherischen Kirchenblatt zu Philadelphia zufolge, nicht zu denken, da noch heute derselben beitreten kann, wer mit ihren Grundsätzen, durch die sich jedes Mitglied zu völliger Gütergemeinschaft und Ehelosigkeit ver­pflichtet, einverstanden ist, und Johann Duß welcher vor 6 Jahren der Gemeinde, die noch 500 Seelen zählt, beitrat, wahrscheinlich Nach­folger Vater Henricis wird. Gegenwärtig soll das Vermögen der Rappisten 10 Millionen Dollars betragen, zumal ihre Besitzung durch die in der Nähe entdeckten Erdölquellen wert­voll wird und Dörfer und Städte entstanden sind, wo früher Urwald gewesen.

Heilbronn, 24. Febr. Die in letzter Zeit in der KilianSkirche entdeckten alten Ge­mälde wurden kürzlich vom Landeskonservator Paulus aus Stuttgart einer Prüfung unter­zogen. Er bezeichnete die, welche sich im Kreuzgewölbe des südlichen Chorturms befinden, als sehr wertvoll; sie sollten dem 11. bis 13.

Donnerstag, 2. März 1893.

Jahrhundert angehören. Auch die Gemälde, welche in der Nische des rechten Seitenschiffs blosgelegt wurden, verdienen wiederhergestellt zu werden.

Künzelsau, 26. Febr. Gestern Nach­mittag entdeckte man in einem W.nkel zwischen einem Gast- und einem Privathause die Leiche eines neugeborenen Knäbleins. Das Gericht war sofort zur Stelle. Nach der unnatürlichen Mutter wird gefahndet.

Horb, 24. Febr. Der dreistöckige Gast­hof zur Krone, enthaltend 12 Fremdenzimmer, schönen Tanzsaal neu eingebauten Speise- und Restaurationssaal rc, kam heute früh zum letzten Mal im öffentlichen Aufstreich zur Versteigerung. Trotz des sehr nieder» Anschlagspreises von 25 000 Mk. wurden nur 20 000 Mk. bezahlt. Käufer ist Wirt und Metzger Thoma zur Rose hier.

Horb, 26. Febr. In einer aus den Bezirken Tübingen, Rottenburg, Herrenberg, Nagold, Freudenstadt, Sulz, Oberndorf und Horb stark besuchten Versammlung der Volks­partei in der hiesigen städtischen Turnhalle behandelte L.-Abg. Friede. Haußmann in l^/sstündiger Rede die Militärvorlage, die württ. Verfassungsrevision und die Lebensläng- lichkeit der Ortsvorsteher. Ein weiterer Redner meldete sich nicht, und so wurden die 2 vorgelegten Resolutionen ohne Widerspruch angenommen, dahingehend, daß aus der Militär­vorlage nur die 2jähr. Präsenzzeit angenommen, jede finanzielle Mehrbelastung aber abgelehnt wer­den, und daß zunächst die nicht vom allgemeinen Stimmrecht gewählten Mitglieder ver 2. Kammer aus dieser in die 1. versetzt, in weiterer Folge aber mit der Zeit diese ganz beseitigt werden solle.

Altensteig, 25. Febr. An das hiesige Kameralamt kam die Anweisung, 4 Holzhauern in den benachbarten Revieren, welche 50 Dienst­jahre hinter sich haben, je 50 Mk. zuzusenden. Zwei solcher alten Arbeiter find im Revier Enzklösterle 1 im Revier Hofstett und 1 im Revier Pfalzgrafenweiler. Die ausgest llten Dekrete für diese greisen Holzmacher wurden samt der namhaften Gabe an die genannten Re­vierämter gesandt und haben laut höherer Weisung die Herren Oberföster Dekret und Geschenk mit einer Ansprache zu überreichen. Gewiß haben sich die 4 also geehrten und be­schenkten, bei 50 Jahre langer harter Arbeit ergrauten Männer samt ihren Familien an diesem Geburtstage des Königs erfreut ge­fühlt.

Heidenheim, 28. Febr. Zum dritten Male in Zeit von drei Wochen überflutet das Wildwasser (Wedel genannt) die Straßen unserer Stadt und es ist seit Menschengedenken nicht vorgekommcn, daß wir hier so andauernd

29. latii'gang.

vom Hochwasser heimgesucht wurden. Zur Abwendung dieser Kalamität werden nun ver­schiedene Vorschläge gemacht. Sicher ist, daß etwas geschehen muß; unserer Stadtvertre­tung wird ein tiefer Griff in den städtischen Beutel nicht erspart bleiben.

Rundschau.

Karlsruhe, 26. Febr. Der Vorstand des VereinsFrauenbildungsreform" in Wei­mar hat dem Stadtrat mitgeteilt, daß dis Eröffnung des ersten deutschen Mädchengym­nasiums in hiesiger Stadt im Spätjahr des laufenden Jahres in Aussicht genommen sei.

Mengen, 26. Febr. In der vergange­nen Nacht wurde die Kasse der badischen Güter- expedition dahier bestohlen. Die Kasse (Kassette) befand sich in der Güterhallc; der gestohlene Betrag beläuft sich auf etwas über 600 Mk.

Aus d er Pfal z, 24. Febr. Eine erschütternde Familien-Tragödie wird aus Kai­serslautern berichtet: Die Ehefrau des Schreiners S. ließ ihrem 11jährigen Eöhnchen eine empfindliche Züchtigung zu Teil werden. Anstatt Nachmittags in die Schule zu gehen, begab sich der Knabe, mit einem Körbchen und Messer versehen, in den Wald, angeblich, um für den Lehrer Pflanzen zu suchen. Als sich das Kind aber weder in der Nacht noch am darauffolgenden Morgen in der elterlichen Woh­nung einfand, kam es zwischen den Eheleuten zu heftigen Erörterungen. Während der Mann sich auf die Suche nach dem Kind begab, er­hängte sich die Frau im dunkelsten Winkel des Speichers. Von dem Kinde hat man bis jetzt noch keine Spur.

Saarlouis, 27. Febr. Gestern früh um 4 Uhr entstand in Folge der Explosion eines Verkaufslagers von Feucrwerkskörpern eine Feuersbrunst. Mehrere Häuser wurden eingeäschert. Eine Person ist verbrannt.

Berlin, 27. Febr. Die brasiliairische Regierung hat nach langdauernden und sorg­fältigen, in Rio stattgehabten Prüfungen von Gewehren aller bedeutenden Waffenfabriken der hiesigen Firma Ludwig Löwe u. Komp, den Auftrag auf 70 000 Gewehre und 35 Millionen Patronen endgültig erteilt.

Ahlwardt ist am 24. nachm, aus dem Gefängnis in Piötzensee entlassen worden. Die Antisemiten gaben ihm ein Fest in Berlin, wobei sie ihn auf den Schultern zur Redner­bühne trugen. Ahlwardt ist nun, da die letzte Strafsache (Judenflinten") noch in Ne- vffionSinstanz schwebt, dieses Revisionsverfahren aber durch Beschluß des Reichstags unter­brochen ist, in der Lage, jeden Augenblick in den Reichstag eintreten zu können.