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Urs. 21.

Dienstag,

21. Aeöruar 1893.

29. latii-gang.

Württemberg.

Stuttgart, 18. Febr. Die 548 land­wirtschaftlichen Naiffeisen'schen Kreditgenossen­schaften Württembergs hatten Ende 1892 bei der Hofbank ein Guthaben von rund 1 Mill. Mark.

Höfen, 17. Febr. (Einbruchdiebst. hl.) Im Ladenmagazin des Herrn Kaufmann Bodamer dahier, wurde in der Nacht des 14- auf 15. d. Mts. ein Einbruchdiebstahl verübt. Mit­telst einer Leiter stieg der noch nicht ermittelte Einbrecher an der Außenseite des Magazins empor. Mit einer Axst erbrach er ein Fenster und stieg ein. Aus dem Magazin nahm er einen Zuckerhut und etwa 34 Pfo. Butter. Am Ort der That ließ er die Axt und einen Nock zurück, weshalb man annimmt, daß er im weiteren Verfolg seiner That gestört worden sein mag.

Horb, 18. Febr. Das ganze Etablis­sement der Buchdruckerei von Heinr. Christian dahier hat nun durchgängig elektrische Beleuch­tung. Die Beleuchtungsanlage ist mustergültig von der Firma C. und E. Fein in Stuttgart installiert. Eine Compounddynamo (elektrische)- Maschme versorgt circa 50 Glühlampen mit elek­trischem Licht und spendet dem Comptoir, den Arbeitsräumen und den Magazinen die ebenso vorzügliche als angenehme Beleuchtung. Die großen Nachteile, welche das Erdöllicht uud auch das Gaslicht mit sich bringt, und die sich ganz besonders in Buchdruckereien mit ihren großen Setzersälen fühlbar machen, sind durch das elektrische Beleuchtungssystem verdrängt. Das elektrische Licht verbraucht vor allem keinen Sauerstoff und giebt daher auch keine Verbrennungsprodukte ab, verschlechtert und verunreinigt also nicht die Luft, so daß diese genau in dem Zustande den Arbeitern verbleibt, in welchem sie von außen in den Arbeits­raum strömt. Auch das elektrische Licht ent­wickelt Wärme, aber im Vergleich zum Erdöl­oder Gaslicht so wenig, daß sie kaum in Be­tracht kommen kann. Endlich ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil die absolute Sicherheit gegen Feuersgefahr. Man ersieht auf d.n ersten Augenblick, daß durch die Glühlampe» eine Entzündung nicht herbeigeführt werden kann, da der glühende Kohlenfaden sich in einer hermetisch geschlossenen luftleeren Glasbirne befindet und momentan erlöscht, sobald durch irgend eine Ursache atmos­phärische Luft in die Glasbirne nndringen sollte. Daß durch elektrische Leitungen schon mehrfach Feuersgefahr entstanden ist, hat seinen Grund lediglich in mangelhafter Anlage und gänzlicher Unkenntnis der Sache, da eine rationell und sachgemäß ausgeführte Be­leuchtungsanlage solche Mängel gar nicht auf- kom men läßt. Für die Beleuchtung der Setzer­

pulte sind speziell für diesen Zweck konstruierte Blechschirme zur Verwendung gelangt, welche innen weiß lackiert, die ganze Lichtfülle nach unten reflektieren, ohne das Auge des Setzers im geringsten zu belästigen. Durch diese An­ordnung ist eine so gleichmäßige und milde Beleuchtung geschaffen, wie man sic nur wünschen kann. Die ganze Beleuchtungsanlage kommt auf circa 2000 Mk. zu stehen.

Ru « dscha u.

Pforzheim, 16. Febr. Gestern fand im engeren Kreise die für die Weltausstellung in Chicago bestimmte Kollektiv-Ausstellung hie­siger Gold- und Silbcrschmucksache» statt. Die Ausstellung wird von 28 Fabrikanten beschickt. Dieselbe bot ein schönes Bild von der Leist­ungsfähigkeit der bezüglichen Kunst-Industrie unserer Stadt.

XPforzheim, 19. Febr. Die Aktien- Gesellschaft desBayerischen Brauhauses" da­hier ließ vor e Niger Zeit Bohrversuche nach Quellwasser auf ihrem Anw.sen an der St. Geor­gensteige anstellen. Als man 76Vs Meter tief gegraben, also 51 Meter unter dem Was­serspiegel der Enz, stieß man vergangene Woche auf Quellwasser. Angestellte Versuche ei gaben, daß man in einer Sekunde etwa 4*/a Liter zu Tage fördern könnte, während der nötige Gebrauch für das Etablissement etwa 1,7 Liter pr. Sekunde ist. Für die Bohrarbeiten hat die Gesellschaft bis jetzt 7000 Mark ausgege­ben, weitere 3000 Mk. wären etwa noch bis zur Vollendung anzulegen. In Anbetracht, daß die Gesellschaft seither per Jahr ca. 6000 Mark Wasserzinse zu entrichten hatte (im ver­gangenen Jahre 6030 Mk. 17 Pf), welche nach Fertigstellung der eigenen Wasserversor­gung in Wegfall kommen würde, so hätte sich das neue Unternehmen also schon nach 2 Jahren vollständig bezahlt gemacht.

Karlsruhe, 17i Febr. Ein hiesiger Juwelier, L. E, wurde heule das Opfer einer großen Gaunerei. In sein Geschäft j trat ein anständig gekleideter Herr, verlangte goldene Damenuhrketten zu sehen, wählte vier doppelte kurze Ketten im Gesamtwerte von 220 Mk. und bat den Geschäftsinhaber ihm nach seiner Wohnung zu folgen, wo die zu beschenkende Dame ihre Wahl treffen werde. E. entsprach diesem Ansinnen, doch als sie die Wohnung, die vorläufig nur in einem Zimmer bestand, betreten, sagte der splendide Geber, E. solle die Ketten dem Preise nach legen, damit die im Nebenzimmer weilende Dame orientiert sei. Auch dies geschah und der Herr verlaß das Zimmer, worauf E. es aber für geraten hielt sofort zu folgen und zwar mit Recht, denn der Gauner hatte schon Reißaus ge­nommen. Auf der Treppe hörte man ihn

noch, aber auf der Straße war er nicht mehr zu finden. Er wird als mittelgroß, dunkel­blond mit Schnurrbart und dunkler Kleidung geschildert.

Mannheim, 16. Febr. An mehreren Orten des badischen Oberlandes, wie in Sulz­burg, Heitersheim und Eschberg, wurde gestern ein starkes Erdbeben wahrgenommen.

Berlin, 18. Febr. Die Militärkom­mis s i o n lehnte den Antrag des Abgeordneten Bebel ab, für alle Truppen die zweijährige Dienstzeit festzustcllen; sie lehnte ferner den Antrag des Abgeordneten Rickert ab, für die Fußtruppen die zweijährige Dienstzeit ge­setzlich festzustcllen, und lehnte endlich auch den Antrag des Abgeordneten v. Bennig­sen, die zweijährige Dienstzeit der Fußtrup­pen für die Dauer der jetzigen Fricdenspräsenz- stärke gesetzlich festzulegen ab. Ferner lehnte die Militärkommission in weiterer Abstimmung den von der zweijährigen Dienstzeit handeln­den Satz des Paragraphen 1 der Regie­rung^ Vorlage mit allen gegen die Stimmen der Konservativen und der Neichspartei ab.

In der gestern Abend in der Viktoria- Brauerei stattgehabten, von etwa 1000 Per­sonen verschiedener Parteirichtungen besuchten Versammlung sprachen Professor Hans Del­brück, Adolf Wagner und General Bo- guslawski für die Militär-Vorlage. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, welche die Durchführung der Militärvor­lage für eine politische Notwendigkeit erklärt und den Reichstag dringend ersucht, eine Ver­ständigung mit den verbündeten Regierungen Herbeizufuhren. Das deutsche Volk sei opfer­willig und leistungsfähig genug, die erhöhten Lasten zu tragen.

> DieGermania" kündigt offiziell das

Einbringen einer neuen Militär-Vorlage seitens des Centrums unter Zugrundlegung der zweijährigen Dienstzeit an.

Berlin, 16. Febr. Die deutschen Interessen auf der Hawai-Jnselgruppe sind nicht ss un­bedeutend, wie gewöhnlich angenommen wird. Von den 6000 Weißen, die dort leben, sind etwa 1800 Angehörige des Deutschen Reiches. Verschiedene Zweige der Industrie, des Handels, der Kunst und Wissenschaft, ja sogar der Ver­waltung befinden sich vorwiegend i» deutschen Händen. Es handelt sich demnach um ganz erhebliche Interesse», die unser auswärtiges Amt in Hawai zn vertreten hat, und es ist zu erwarten, daß sie auch unter dem Protektorat der Vereinigten Staaten von Nordamerika mit allem Nachdruck bewahrt bleiben werden. Wie verlautet, hat die Regierung in Waskington der diesseitigen bereits befriedigende Zusicher­ungen ertheiit.